Loite, Loite, Loite,
es ist schon Interessant, dass über das Thema Papier und Farbe
so eine handfeste Auseinandersetzung entsteht und das leider sehr viele
falsche Aussagen im Raume stehen, die – meiner Meinung nach – mal so
langsam eingetütet gehören.
Wen es wirklich interessiert, der sollte hier „aufmerksam“ lesen!
Ich schreibe das hier, um ein wenig Sachlichkeit in die Diskussion zu bringen
und finde es schon „beschämend“, wenn jemand (event.) seit Jahrzehnten
regelmäßig Comics liest und bei der Diskussion um die Farbqualität noch
nicht einmal die Grundlagen zu Farbe und Papier richtig einbringt. Deswegen
die angesprochene Sachlichkeit ... diese ist in dem „anderen Thread“ total
abhanden gekommen.
Hier also ganz unabhängig davon, wer „nervt“ oder wer „Recht haben will“.
Bei Farbbewertungen handelt sich hier um leicht definierbare, problemlos
nachmessbare und somit belegbare „Fakten“ (also auch keine Deutungen oder
Ansichten). Denn genauso, wie man z. B. bei einem Automobil „sehr exakt“
messen kann, wie schnell es unterwegs ist (in km/h) - genauso kann man
Farbwerte (über Dmin/Dmax) exakt nachmessen … dies sogar besser, als
es das menschliche Auge kann, denn messtechnisch fällt jegliche subjektive
Deutung weg!
„Farbe messen“ bedeutet das messen und werten der „Parameter Farbton,
Farbsättigung und Dichte“ (Helligkeit/Kontrast). Aus diesen drei Parametern
besteht jedes (Druck-)Farbmodell! Davon gibt es verschiedene konkurrierende
Darstellungsfomen – allen gemeinsam ist aber, dass sie mehr Farben
definieren, als überhaupt druckbar sind.
Und somit ist der Offsetdruck (von dem wir hier reden) problemlos
komplett innerhalb eines solchen Models messbar - also auch thematisch
abbildbar - und natürlich genauso lückenlos erklärbar.
Die Kontroll-Messinstrumente selbst sind Farbspektrometer, die auch
„garantieren“, das ein Ingenieur in Frankfurt sowie der Buschläufer im
australischen Outback von einundderselben Farbe reden.
Weißpunkt, Schwarzpunkt, Schwarzpunkt farbmetrisch, Gamut/Gamut
SWOP - all das ist die Basis für die verschiedensten Arten von Profilen
(die wiederum nur Sinn manchen, wenn sie per Messwerte stimmen, … gelle )
und über all dem steht der Begriff CMS, den ich ab jetzt hier stellvertretend
verwende.
Kommen wir zu den Papieren:
Für den Anwender spricht man übergreifend von:
matt gestrichenen Papieren,
halbmatt gestrichenen Papieren,
glänzenden Papieren und
gussgestrichenen Papieren
oder eben bei den „Naturpapieren“
holzfrei matt
holzfrei matt pigmentiert
holzfrei matt gebleicht (und hochgebleicht)
holzfrei hadernhaltig
Der Profi unterscheidet jede Sorte noch deutlicher und viel feiner
Schon nur matt gestrichene unterscheidet sich so in mindestens:
matt gestrichen
matt vollgestrichen*
halbmatt gestrichen
halbmatt vollgestrichen
seidenmatt vollgestrichen
seidenmatt gestrichen
(im Glanzbereich gibt es dann auch noch zusätzlich
das oben erwähnte gussgestrichen)
Genug davon.
Wenn man sich auf den Umstand geeinigt hat, das verschiedene
Papiersorten „konstruktionsbedingt“ auch unterschiedliche
Farbqualitäten besitzen, „dann“ kann man auch in Betracht ziehen
dies detailliert zu benennen. „Hauptsächlich“ sind es zwei Dinge:
zum einen der Dichteumfang und zum anderen die Farbtreue.
Wie wird nun die "machbare" Farbtreue in der Praxis bestimmt?
Ganz einfach mit besagtem CMS und mit Proofs. Dies sind anerkannte
und genormte Werte die auf Basis von "ganz exakten" Messwerten
beruhen.
Soll heißen: sie beruhen auf Messergebnissen, die "objektiv" und
besser, als das "menschliche"Auge sind. Sie legen also fest, was „richtige“
und was „falsche“ Farbe ist. Und zwar „in Bezug zur „Proofqualität“ …
und „nicht automatisch zur Originalfarbe“ … (denn es gibt Farben die
sind mit CMYK-Farben einfach nicht druckbar – egal, auf welchem Papier).
Hierbei betrachtet man praktischerweise Dichteumfang und Farbtreue
(die sich immer gegenseitig beeinflussen) gleichzeitig.
Wo stehen nun die oben genannten Papiere?
Nun, während die verschiedenen Proofverfahren sich bei 95 bis
99,x%. Genauigkeit einpendeln, folgen diesen Proofverfahren die
verschiedenen (oben genannten) Papiergrundsorten in folgender
Gewichtung.
a)
Hochglanzpapiere (oft fälschlicherweise zu eng eingegrenzt mit dem
Begriff Kunstdruckpapiere) und Gusspapiere bewegen sich im Bereich
von 90 bis 99% in Bezug zum Proof. Das heißt: ohne Fehler gedruckt
erreicht man „Proofqualität!
Eine Qualität, die mit dem Auge nicht zu trennen ist.
b)
Mattbeschichtete Papiere liegen gleichauf oder "können" dahinter liegen und
haben eigentlich nur das Problem, dass der Dichteumfang zurückfällt.
So ist also eine Vorlage mit wenig Dichteumfang auch bis 99% darstellbar -
bei hohem Dichteumfang liegt man gegenüber Hochglanz "leicht abgeschlagen.
Die Summe aus Dichte und Farbtreue liegt - je nach Motiv - bei 85 bis 99%.
c)
Die beiden genannten Grundpapierarten haben eine "großen" Unterschied
zu naturbelassenen Papieren. Ihre (Kreide-)Schicht ist "künstlich druckoptimiert"
Dieser Umstand fehlt bei Naturpapieren völlig – hier ist eine Optimierung nur
innerhalb der vorhanden Papiereigenschaften möglich. Beispielhaft genannt hier
das Pressen der Oberfläche und das Bleichen der Farbe. Beide Techniken
verhindern aber nicht die grundsätzlich anders reagierende Oberfläche
dieser Papiere und trennen auch nicht die Oberfläche vom Untergrund. Bei
naturbelassene Papieren schlägt die Farbe "deswegen unkontrolliert" nach
unten und zur Seite weg!
In der Dichte sind diese Papiere noch fähig über 70% hinauszugehend – aber
schon in der Farbtreue (wegen der kumulierenden Dichte des jeweiligen
Farbkanals) nimmt die Exaktheit rapide ab!
Wenn man die heute üblichen Testsuiten der ECI-Normierungen (Stichwort
z. B. Altona-Test-Suite) nimmt, dann kommen solche Papier selten über 50%
hinaus - nie über 70%. Das heißt: unbeschichtete Papier können in Norm-
Umgebungen gar nicht die Farbqualität der beschichteten Papiere erreichen.
In direkter Folge sind auch nur noch Aquarell-, Bütten- und Löschpapiere
schlechter.
Wer also sagt: das naturbelassene Papiere in Reproduktion „hinter den
beschichteten liegen“, der sagt etwas grundsätzlich richtiges.
Ja, man kann auch problemlos anders herum sagen: Naturpapiere sind
gar nicht fähig eine reproduktive Druckqualität zu erreichen, die bei
gestrichenen Papieren als normaler Standard definiert werden kann!
Ich weiß, das dies manchem vielleicht in seiner Ideologie wehtun mag!
Aber das ist nun einmal „Fakt“! (sorry, das Wort brennt mir komischweise
dauernd auf der Zunge)
Schlussstatement:
Wer nun rumphilosophieren möchte, dass er bestimmte Farben selbst
subjektiv schön oder weniger schön findet, der darf das gerne tun.
Farbwiedergabe jedoch ist - im Sinne eine „originalgetreuen Reproduktion
des künstlerischen Originals“ keine Philosophie sondern messbare
und alltäglich angewandte Technik. …
„Farbqualität ist also nicht subjektiv“.
By the way:
Splitter druckt seit Jahren ausschliesslich* „matt vollgestrichen“ ...
… und bitte beurteilt nicht Farben anhand von Digiknipsen!
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