Wenn sich alle zurückziehen, OK, dann nimm dies großer Dicherfürst!
Die Mähr vom Flickenteppich und den einzeln sehr schönen aber völlig unzusammenhängenden Szenen bei BvS höre und lese ich seit der ersten Reviews zu BvS und hab mich schon zusammen mit einem Freund im Kino gewundert wo der denn sein soll. Wie schon oft gesagt habe ich wirklich KEINERLEI Comic-Background und habe der Story mit einigen Holperern (Bruce' Visionen) sehr gut folgen können, vom Ultimate Cut will ich hier dann gar nicht erst reden (ja, er hat den mMn ohnehin schon sehr guten Film noch besser gemacht). Man bemüht oft und zugegeben auch meist als recht armselige Argumentationskeule die Theorie jemand habe den Film nicht verstanden, aber gerade bei BvS habe ich wirklich oft den Eindruck, dass Teile der Flickenteppich-Fraktion mit Snyders Bildsprache nicht zurechtgekommen sind. BvS ist für mich einer der wenigen Filme, die vieles durch Bilder darstellt und erklärt, ohne dass es nochmal irgendwie sprachlich thematisiert wird. Manches durchaus prominent ins Bild gesetzt, manches aber dagegen auch recht dezent (mag man bei Snyder kaum glauben, ich weiß). Und ehrlich gesagt hat mich BvS erst von Snyders Qualität als Regisseur überzeugt, da ich seine vorherigen Werke jetzt nicht soooooo toll fand (Ja, auch Watchmen nicht).
Reden wir mal allgemein über Snyder vs Rest des DCEU. Skwad und JL lasse ich mal völlig raus, da beide Filme zwar ein mMn gutes Ensemble und entsprechend gute Chemie untereinander hatten, aber ansosnten eher eine filmische Katastrophe sind. Was aber ist sonst der große Unterschied zwischen Aquaman/WW und MoS/BvS? Ja, der Erzählton ist leichter, die Story einfacher und linearer und alles ist irgendwie abgeschotteter. Ansonsten nehmen alle diese DCEU-Filme sich selbst und ihre Protagonisten ernst. Sie driften nicht in eine Art Feel-Good-Fun-Universe ab, wie es das MCU in großen Teilen ist. Das sieht man deutlich an den Protagonisten, ihrer Vita und der entsprechenden Darstellung. Das bringt natürlich mit sich, dass die Filme tonal und optisch mehr variieren als die Filme des MCU (die sich in letzter Zeit jedoch bemühen vielfältiger zu werden um der aufkeimenden Langeweile vorzubeugen).
Wo Snyder versucht über einen längeren Erzählbogen gewisse Entwicklungen zu zeigen, vereinfacht WW und Aquaman eben, sowohl was Charakterentwicklung angeht, als auch was die Story angeht. Wo MoS und vor allem BvS Metaebenen aufmacht und verfolgt, gibt es in WW und Aquaman nur kleine und kaum verfolgte Ansätze von tiefgreifenderen Subthemen (WW: Gut/Böse und Krieg, Aquaman: Anderartigkeit und Ökologie). Man wollte die Filme wohl zum einen nicht überfrachten und zum anderen den Zuschauer nicht überfordern (ein gebranntes Kind...).
BvS dagegen und auch MoS sind da ein ganz anderes Kaliber. Snyder hat versucht die Entwicklung von Superman von realistischen und daher düsteren Ansätzen hin zum strahlenden Held über mehrere Filme zu spannen und wurde leider ausgebremst bzw. die Entwicklung wurde in JL plötzlich und unvermittelt und daher künstlich übergestülpt. Die tragische Entwicklung von JL hatte leider auch zur Folge, dass BvS leider mit einigen losen Enden und Kontinuitätsproblemen stehen bleibt, was man mMn aber nicht dem Film ankreiden darf, sondern eher Warner und JL. Ja, BvS hatte mit 2 recht kurzen Szenen der "Zukunftsvision" Fremdkörper im Film die nicht so recht passen wollten, aber genauso wie die Hauptkritikpunkte an MoS quasi der Aufhänger für BvS waren, sollten wohl diese "Fremdkörper" die Entwicklung von JL vorbereiten, was von Warner dann ja leider radikal und kontraproduktiv vereitelt wurde. Die Frage ist jetzt halt, inwieweit man diese mMn positiven Ambitionen BvS als Film vorwerfen darf.
Was ist mit dem Rest von BvS? Für mich war die restliche Story des Films logisch, stringent und trotz der Verschachtelungen und Umwege nachvollziehbar. Außerdem fand ich die im Film verarbetieten Subthemen und Metaebenen äußerst interessant und sie waren für mich eine Quelle für spannende Diskussionen im Nachgang des Films. Bevor jetzt jemand die Unlogik und Unsinnigkeit von Lex Luthers Plan darlegen möchte: Ja, er ist an manchen Stellen nicht durchdacht und stützt sich auch oftmals auf den wie immer zu viel bemühten Zufall. Aber wenn man ehrlich ist, sieht man auch, dass dies ein Problem fast aller Schrukenpläne in Filmen ist. Die vielbejubelte "logische Motivation" für Thanos' Fingerschnippen suche ich z.B. noch immer.
Clark Kent befindet sich in der Findungsphase dessen was er sein möchte und was er innerhalb des großen und oftmals ambivalenten sozialen Kontextes seines Wirkungsbereiches überhaupt sein kann. Es werden z.B. ähnliche Themen angesprochen und sehr viel vielschichtiger und realistischer behandelt wie es das MCU mit IM3 und CW ziemlich kläglich mit Tony Stark versucht hat. Superman ist quasi dabei seine Ethik und Moral, ja seinen Ehrenkodex zu finden. Etwas was Bruce Wayne bzw. Batman über die Jahre gerade verloren hat. Gerade diese Gegensätze und die Tatsache, dass beide in ihrem Umgang und Hadern miteinander die jeweilige Lösung für sich finden, war für mich sehr spannend und genial gelöst. ich habe hier zu Zeiten von BvS mal recht ausführlich über Batman/Bruce Wayne und seine für mich sehr logische und stringente Entwicklung geschreiben, daher brauche ich das nicht widerholen. Aber gerade die viel-verspottete Martha-Szene ist für mich eine sehr logische und klare Auflösung von Bruce Waynes psychisch/logischer Sackgasse. Ohne den Joker, oder andere Kultschurken, zu zeigen, wird Batman als Produkt ihrer Einflussnahme gezeigt. Die logische Konsequenz eines ambitionierten, ideologisch immer einseitiger verfolgten sich im laufe der Jahre fanatisierten Weges, voll mit Scheuklappen, sodass nicht mal Alfreds gut gemeinte Ratschläge als relevant erkannt werden. Superman hat ihm dann die Scheuklappen von den Augen gerissen und zwar nicht weil er "Martha" gesagt hat, sondern weil er als Alien und daher als Symbol seines jetzt anscheinend ad absurdung geführten eigenen Symbols eine andere Perspektive gezeigt hat. "Martha" war nur der Schlüsselmoment ab dem die "Vernunft" wieder zu Bruce Wayne durchgedrungen ist, die ihm half wieder der "Alte" zu werden und seine aus Frustration und Verbitterung weggeworfenen Ideale wieder als realistisch zu erkennen. Eigentlich war BvS weniger ein Action-Clash von Superman und Batman, sondern eher ein optisch opulent in Szene gesetztes Psychogramm beider Helden in der Findungsphase und außerdem eine sehr konsequente und logische Fortführung von Kal'Els Entwicklung.
LG
Arieve
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