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Thema: Entstehung eines dani-books-Titels

  1. #1
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    Entstehung eines dani-books-Titels

    Hallo Jano,

    kein Programm- sondern eher ein Postvorschlag von mir! Du erwähnst ja häufiger Lizenz- und Druckkosten, sowie Absatzzahlen und allgemein die Wirtschaftlichkeit, die zumindest grundsätzlich stimmen sollte. Daher meine Frage: Wäre es möglich mal einen grundlegenden Übersichtsbeitrag zu diesem Thema zu verfassen? Ich kenne mich mit dem Verlagswesen da nicht so aus und würde mich freuen, mehr darüber zu erfahren.

    Was sind denn beispielsweise die Kostentreiber bei einem Comic? Die Lizenzkosten? Die Druckkosten? Wie hoch ist in der Regel eine Händlermarge? Welchen Deckungsbeitrag für Softwarelizenzen, Büromiete und Lohn sollte eine Ausgabe i.d.R. erwirtschaften? Und welche Rendite erwirtschaftet sie dann noch für den Verlag?

    Wie kalkulierst du die Höhe einer Auflage und ihren Preis? Hast du da von Seiten der Druckkosten aus klare Grenzen (ab Auflage kleiner X steigen die Kosten rapide etc.)? Gibt es einen angestrebten Break-Even, aus dem sich dann auch ggf. der Preis herleitet? Wie findet man überhaupt die beste Druckerei und wie läuft die Zusammenarbeit ab?

    Wie viel Zeit von dir steckt am Ende in einer Auflage? Was sind die aufwendigsten Schritte? Skaliert das eindeutig mit der Seitenanzahl oder kommt es auch entscheidend auf das Rohmaterial an?

    Planst du mit einem eigenen Marketingbudget? Welche Marketingmaßnahmen (großes Wort, ich weiß) führst du i.d.R. durch? Wie kommst du in Kontakt mit Händlern? Wie wichtig sind die unterschiedliche Vertriebswege im Vergleich?

    Ich hoffe es ist klar geworden, was ich meine. Man kann das auch gerne an einem (fiktiven) Beispiel zeigen. Wenn es dir aber zu viel Mühe macht oder du nicht so viele Interna preisgeben willst, dann kann ich das auch verstehen. Ich würde mich da auf jeden Fall über einen Blick hinter die Kulissen freuen .

    Vielen Dank schon mal im Voraus und ein frohes Osterfest!

  2. #2
    dani-books-SysOp mit Monsterallergie Avatar von Jano
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    Ich hab das mal verschoben, weil das im Programmvorschlagthread nicht wirklich passt, aber ich beantworte dir deine Frage gern ... Bevor ich das tue, muss ich allerdings darauf hinweisen, dass sich ein Großteil der wirtschaftlichen Aspekte bislang erübrigt, weil der Verlag derzeit nicht mein Hauptberuf ist (auch wenn er so viel Zeit einnimmt ), denn ich bin ja u. a. noch für diverse andere Verlage als Übersetzer, Redakteur und Lektor tätig und fange zum anderen nach meinem Magister-Amerikanistik/Deutsch-Studium jetzt in zwei Wochen noch ein Bachelorstudium Buchwissenschaft an, wo es unter anderem um Verlagswirtschaft, Medienrecht, Buchmarktanalyse etc. gehen wird, was zum einen für mich sehr interessant ist und zum anderen für meinen eigenen Verlag sicherlich nichts schaden kann.

    Daher kann ich vorab schon mal sagen, dass dieser Punkt:

    Welchen Deckungsbeitrag für Softwarelizenzen, Büromiete und Lohn sollte eine Ausgabe i.d.R. erwirtschaften? Und welche Rendite erwirtschaftet sie dann noch für den Verlag?
    aktuell nicht relevant ist, auch wenn er es hoffentlich mal wird. Separate Miete fällt daher nicht an, weil ich alles von mir daheim erledige, wo ich eh wohne, oder eben von wo immer ich gerade bin aus - ich hab auch schon aus dem Zug oder vom Hotel in New York aus gearbeitet. Der Punkt "Lohn" fällt ebenfalls komplett weg, weil ich an meinen Bänden bislang nichts verdiene, sondern sie - wenn ich Glück habe - vielleicht kostendeckend sind oder bei gut laufenden Titeln minimalen Gewinn abwerfen, der aber nicht zum Querfinanzieren von weniger gut laufenden Sachen reicht. Für richtigen Gewinn müsste ich auch erst mal aus den 1000er- bis 1500er-Startauflagen rauskommen. Zwischen 2000 und 3000 Exemplare sind bei einem Ein-Mann-Verlag - sofern sie sich auch größtenteils verkaufen - eine solide Grundlage dafür, dass man sich auch selbst mal was zahlen bzw. vom Gewinn abzwacken kann. 1000 oder 1200 Exemplare sind da eher Fanservice und aus wirtschaftlicher Sicht weniger relevant. Nehmen wir mal einen 18,99-EUR-Band mit 128 Seiten und 1200er-Auflage als Beispiel. Da habe ich - je nach Titel - bei KOMPLETT verkaufter Auflage einen Gewinn von 2000 bis 3000 Euro. Wenn man sich dann vor Augen führt, dass meistens vielleicht im Bestfall zeitnah 600 Exemplare ausgeliefert werden, ist das Ganze offensichtlich lebensunterhalttechnisch nicht wirklich nennenswert relevant. Und selbst bei komplett verkaufter Auflage ist der Gewinn nur ein scheinbarer, denn dann muss - gerade wenn's eine Reihe mit mehreren Bänden ist - nachgedruckt werden, wodurch die zwei- bis dreitausende Euro Gewinn direkt wieder futsch sind. Von daher wären Startauflagen von zwei- bis dreitausende Exemplaren am besten ... aber natürlich nur, wenn man auch die entsprechende Stückzahl am Ende loskriegt, was bei mir bislang aufgrund meiner eingeschränkten Vertriebs- und Werbemöglichkeiten nicht der Fall ist.

    Wichtig ist außerdem: die folgenden Ausführungen beziehen sich ausschließlich auf dani books. Bei jedem anderen Verlag wird das zu größeren oder kleineren Teilen anders aussehen. Bei größeren Verlagen gibt es z. B. für jeden Arbeitsschritt einen eigenen Mitarbeiter (z. B. den Posten des "Herstellers", der ausschließlich dafür zuständig ist, am Ende die PDF-Dateien auszugeben bzw. zu kontrollieren und die Abwicklung mit den Druckereien zu erledigen). Ich beziehe mich außerdem bei allen Zahlen ausschließlich auf Handelsverkäufe, bei denen ich immer genau 45 % vom umsatzsteuerfreien Coverpreis als Einnahme habe, unabhängig davon, ob das in einer Comichandlung, Buchhandlung oder bei Amazon ist. Bei Direktverkäufen sehen die Zahlen etwas anders aus, weil mir da vom Coverpreis nur Umsatzsteuer und ein bisschen Porto und ggf. PayPal-Gebühren abgehen. Ein Direktverkaufsexemplar entspricht für mich daher von den Einnahmen etwa zwei Handelsexemplaren. Wenn ich also z. B. 700 Handelsexemplare verkaufen muss, um kostendeckend zu sein, ist es für mich entsprechend natürlich schon sehr relevant und hilfreich, wenn ich, wie bei Akte X, zum Beispiel, 40 bis 50 Direktvorbestellungen habe, weil das dann schon 80 bis 100 Exemplaren dieser 700er-Kostendeckungsschwelle entspricht.

    Wie dem auch sei: Wie entsteht ein dani-books-Titel? Aus technischer Hinsicht ist das Ganze eher unspektakulär. Alle meine Bücher bearbeite ich mit den Programmen der Adobe Creative Cloud (InDesign, Photoshop, Illustrator etc.; 24,99 EUR im Monat) auf einem Quadcore-Notebook von HP mit 16 GB Arbeitsspeicher und einer ein-Terrabyte-SSD als Speichermedium.

    Habe ich einen interessanten Titel gesehen, den ich veröffentlichen möchte, nehme ich Mailkontakt mit dem Originalverlag oder deren Agenten auf. Manche Verlage, z. B. BOOM!, Soleil oder Dark Horse, haben In-House-Mitarbeiter, die sich um Auslandsrechte kümmern. Andere, wie z. B. IDW, Image, Dargaud oder Dupuis haben Agenturen, die sich um diese Aufgabe kümmern.

    Man gibt dann ein Angebot für die Lizenz ab, bei dem man die geplante Auflage und den voraussichtlichen Verkaufspreis. Die Lizenzgebühren bestehen dann in der Regel auf einem Prozentsatz dieses Verkaufspreises (minus Umsatzsteuer) und einer Vorauszahlung, die darauf angerechnet wird. Fiktives Beispiel: Ich biete einen Band in 1200er-Erstauflage für 16 Euro an zu einer Lizenzgebühr von 8 % bei 1000 Dollar/Euro Vorauszahlung. Dann muss ich erst wieder etwas bezahlen, wenn bei späteren Verkäufen diese 1000 Dollar/Euro überschritten werden. Bei dem genannten fiktiven Beispiel wäre die Lizenzgebühr pro Exemplar 1,20 EUR. Nehmen wir der Einfachheit halber mal an, die Vorauszahlung wurde in Euro getätigt, dann muss ich erst wieder was zahlen, wenn mehr als 833 Exemplare verkauft wurden. Verkaufe ich weniger, ist das mein Pech und wirkt sich nicht auf den Lizenzgeber aus, daher wird diese Lizenzvorauszahlung manchmal auch "Mindestgarantie" genannt.

    Zu den eigentlichen Lizenzkosten kommt dann teilweise noch eine Dateigebühr hinzu. Die liegt, sofern sie erhoben wird, - je nach Lizenzgeber - entweder bei einem pauschalen Betrag pro Band oder bei einem Seitenpreis von meistens irgendwas zwischen 8 bis 12 Dollar/Euro, was bei 130+-Seiten-Bänden natürlich ordentlich ins Geld geht. Ich bin kein Fan davon und möchte daher auch keine weiteren Kommentare dazu abgeben. Es ist aber natürlich jedem Klar, dass diese Gebühren allein dazu dienen, dem Lizenzgeber ein paar zusätzliche sichere Einnahmen zu verschaffen, denn im Gegensatz zu früher, wo Druckvorlagen noch umständlich auf Film rausgesucht und verschickt werden mussten, ist das Raussuchen/Verschicken von Layoutdateien heute in einer Minute erledigt, weswegen es schlichtweg lächerlich ist, dafür oftmals mehr zu kassieren als für die eigentliche Lizenz ... zumal meines Wissens nach die Autoren/Zeichner von dieser "Gebühr" auch - im Gegensatz zu den tatsächlichen Lizenzeinnahmen - keinen Cent sehen.

    Solche Dateigebühren sind daher jedenfalls - völlig unabhängig von Verständnis meinerseits oder nicht - immer ein Kostenfaktor, den man bei der Erwägung, ob sich ein Titel lohnt, mit einbeziehen muss. Hätte ich bei einem Titel allein von den Lizenz- und Druckkosten her einen potenziellen Maximalgewinn von 2000 Euro, müsste aber um die 1400 Euro Dateigebühren zahlen, bringt mir das natürlich nichts. Bei Lizenzgebern mit hohen Dateigebühren nehme ich also nur Titel, bei denen ich einigermaßen sicher bin, dass ich die Kosten wieder reinkriege ... oder zumindest nur dünnere Bände, denn bei einem 48-Seiten-Album sind zehn Euro Dateigebühr pro Seite natürlich weniger tragisch als bei einem 160-Seiten-Paperback, das vielleicht nur einen eins, zwei Euro darüber liegenden Ladenpreis hat.

    Habe ich dann die Dateien vorliegen, kommt die eigentliche Bearbeitung dran, die unterschiedlich umfangreich ist, je nachdem, was ich als Vorlagen bekomme. Manchmal bekomme ich fertige Layoutdateien, in die ich nur noch das Lettering setzen muss und der Rest ist schon fertig (allerdings eher selten, weil meine Buchformate nur hin und wieder mit den Originalformaten exakt übereinstimmen), manchmal bekomme ich auch - wie im Fall von Monster Allergy nur die reinen Bilddateien, die auch noch in nicht einheitlichen Größen vorliegen, und muss den kompletten Rest selbst zusammenbasteln.

    Die Übersetzung mache ich entweder selbst - wobei das aufgrund des großen restlichen Aufwands mit den Büchern derzeit leider eher selten vorkommt - oder ich gebe sie an befreundete Übersetzer ab. Meistens sind das Arne bei den US-Titeln und Gerd bei den eher in den Animated- oder generell europäischen Bereich gehenden Sachen. Hin und wieder gibt's aber auch andere Gastübersetzer, wenn Arne und Gerd gerade schon ausgelastet sind oder spezielles Fachwissen gut ist. So macht z. B. Thomas, der Akte-X-Fan ist, die Akte-X-Bände samt Nebenreihen, und kürzlich hat Julia, die mit mir zusammen an der Uni war und französisch studiert hat, den Kalimbo für mich übersetzt.

    Eine Besonderheit, die es vermutlich nicht bei allen Verlagen so gibt, ist, dass sämtliche Übersetzungen von mir persönlich noch mal Panel für Panel mit dem Original abgeglichen werden. Das ist kein Misstrauen gegenüber den Übersetzern, sondern einfach eine Sicherheit, dass nicht aus Versehen Sätze überlesen wurden oder man vielleicht mal eine Redewendung oder eine nur in diesem speziellen Fall anwendbare spezielle Bedeutung eines Wortes nicht gekannt hat. Da es schon genug mittelmäßige Übersetzungen in Deutschland gibt, ist einer meiner dani-books-Ansprüche, dass die Texte zu den besten Übersetzungen gehören, die man hierzulande bekommen kann, weshalb es in meinem Portfolio auch niemals auch nur ein einziges Buch geben wird, dessen Text ich nicht persönlich überprüft und nachbearbeitet habe. Es kommt also nie vor, dass ich eine Übersetzung bekomme, die ungesehen ins Lettering klatsche und das Ganze dann nur noch mal auf Rechtschreibung und Zeichensetzung kontrolliert wird oder so.

    Ist die Buchdatei dann fertig, wird sie als unkomprimiertes PDF ausgegeben und zur Druckerei hochgeladen. Die Auswahl der Druckerei erfolgt nach unterschiedlichen Aspekten und ist primär qualitäts- und sekundär preisbedingt. Meine Standarddruckerei ist in Litauen, in Einzelfällen drucke ich aber auch mal woanders, wenn dies durch das Buchformat bedingt ist, z. B. wenn sich ein Titel bei gleicher Qualität sehr deutlich günstiger drucken lässt. Meistens findet sich aber preislich auch bei meiner Standarddruckerei eine Lösung, wenn ich weiß, was ich bedingt durch Ladenpreis und Auflage maximal pro Stück bezahlen kann und möchte. Das ist mir auch immer ganz recht, denn wenn man zwischendurch die Druckerei wechselt, muss man immer extrem darauf aufpassen, dass später das Buchformat samt Rückenbeschriftung noch exakt zu den anderen Bänden passt. Ich schau mir immer mal im Handel die Comics anderer Verlage an und bin dann etwas erstaunt, wie wenig zum Teil auf so was geachtet wird. Eine Reihe, die ich kürzlich erst gesehen habe, hatte bei allen drei Bänden ein jeweils leicht unterschiedliches Format ... was sicherlich nicht so beabsichtigt war, sondern einfach daran liegt, dass unterschiedliche Druckereien auch unterschiedlich verarbeiten und manchmal mehr, manchmal weniger Rand zwischen Einbandpappe und Buchblock ist. Wenn ich also in Einzelfällen mal woanders drucke, ist natürlich das wichtigste, dass sich das Buch weder verarbeitungstechnisch noch vom Format her von den anderen Bänden unterscheidet. Zudem schaue ich mir natürlich immer erst mal Musterbücher an, damit ich einschätzen kann, ob das Ergebnis nicht zu schlabberig oder unsauber verarbeitet sein wird. Es gibt bestimmte Eigenschaften eines Buchs, auf die ich zwingend Wert lege, und diese müssen natürlich erfüllt sein, damit eine Druckerei infrage kommt. (Ein solcher Punkt ist z. B. dass der mit Pappe verstärkte Buchrücken nicht ein ganzes Stück breiter als der eigentliche Buchblock ist, sondern bündig damit abschließt ... damit haben oftmals die Alben französischer Verlage Probleme. Ist zwar nichts super Schlimmes, lässt sich aber schlechter ins Regal pfriemeln, weil dann Buchrücken an Buckrücken steht statt Buch an Buch, und sieht auch etwas schlampig verarbeitet bzw. konzipiert aus.)

    Wie hoch die reinen Herstellungskosten sein dürfen, hängt natürlich immer vom Verkaufspreis ab. Ein 14-Euro-Album, an dem ich bei Handelsverkäufen 5,89 EUR einnehme, wovon noch über ein Euro an Lizenz abgeht, sollte mich dann natürlich nicht unbedingt vier Euro pro Exemplar kosten. Ein Standardalbum mit 48 Seiten sollte daher im Idealfall unter zwei Euro bleiben, wobei es dann natürlich immer noch einen großen Unterschied hisichtlich meines letztlichen Verkaufsrisikos macht, ob ich jetzt z. B. 1,99 EUR oder 1,89 EUR bezahle.

    Eine konkrete "Auflagenkalkulation" im Sinne von "da nehm ich jetzt mal genau 1673 Exemplare" oder so was gibt es nicht. Es ist natürlich klar, dass die Kosten pro Exemplar deutlich geringer werden, je mehr man drucken lässt. Bringt mir aber selbstredend nichts, wenn ich dann trotzdem nur ein paar Exemplare loskriege. Nehmen wir mal an, ein Buch würde bei 2000 Exemplaren 1,50 pro Stück kosten und bei 1000 Exemplaren 1,99. Dann wäre zwar der *potenzielle* Gewinn deutlich höher ... wovon ich nur nichts habe, wenn ich dann nur 500 Exemplare loskriege - zumal ich dann auch erst mal einen deutlich höheren Preis für die Druckkosten vorschießen muss (3000 statt 1990 Euro).

    Generell kann man sagen, dass sich alles unter 1000 Stück kosten- und aufwandsmäßig für den regulären Verkauf über den Handel nicht lohnt, wenn's in einem üblichen Preisbereich unter 20 Euro liegen soll). Meine Auflagen sind daher bislang immer so gegliedert:

    Standardauflage ist 1200 Stück. Bei Sachen, bei denen ich denke: Kann seine Fans finden, aber wird kein Megaseller, gehe ich auf 1000 runter (das war z. B. bei Astrum Noctis, Daffodil und Richard Löwenherz der Fall). Wenn davon auszugehen ist, dass ein Titel etwas mehr absetzen kann - oder die Kosten nur geringfügig höher als für 1200 Stück sind -, geh ich auf 1500 hoch (z. B. bei den meisten Standardalben). Das ist auch der Fall, wenn sich bei einer Reihe zeigt, dass diese gut läuft, so werden z. B. die künftigen Bände von Monster Allergy und Akte X immer direkt mit 1500 statt 1200 Exemplaren starten. Mit so einer Einschätzung kann ich natürlich auch daneben liegen und denken, dass sich ein Band sicher toll verkaufen wird, der dann am Ende stattdessen gar nicht läuft. Lässt sich vorher nicht immer voraussagen, damit muss man leben.

    Die Ladenpreise sind in der Regel von mir so gewählt, dass ich ab einer ausgelieferten Zahl von etwa 700 Handelsexemplaren komplett kostendeckend bin. Ab ca. 550 hab ich in der Regel zumindest schon mal wieder die Druckkosten wieder drin, sodass das die Zahl ist, die ich anstrebe, zeitnah abzusetzen (und daher nervt's mich auch immer so sehr, wenn dann wieder nur 200 Stück ausgeliefert wurden). Aufgrund der bisherigen Erfahrungen bin ich aber inzwischen dazu übergegangen, die riskanteren oder schwerer einschätzbaren Sachen etwas teurer zu machen, damit ich dort schon ab weniger Exemplaren kostendeckend bin. Bei "Richard Löwenherz", zum Beispiel, muss ich jetzt aktuell nur 523 Handelsexemplare ausliefern, um kostendeckend zu sein. Das ist dann schon mal deutlich weniger riskant als bei 700, selbst wenn dann am Ende vielleicht doch nur 200 rausgehen, denn dann ist zumindest der potenzielle Verlust deutlich kleiner.

    Wenn ein Buch gedruckt ist, geht's jedenfalls an meinen Vertrieb und von dort dann an die Comicläden sowie an die Barsortimente (worüber es dann auch bei Onlineshops und Buchhandlungen verfügbar ist).

    Die Comicläden werden von mir dann in einer Neuerscheinungsrundmail darauf hingewiesen, dass ein neuer Titel zur Auslieferung ansteht. Parallel dazu schicke ich auch noch eine Presserundmail an Medienvertreter, falls diese über den Band berichten oder ihn besprechen möchten.

    Das Marketingbudget habe ich mittlerweile stark runtergefahren und mache nur noch sehr abhängig von Band und Zielgruppe Werbung. Beispielsweise habe ich gemerkt, dass mir verhältnismäßig teure Anzeigen in Comic-Fachzeitschriften rein gar nichts bringen, weil deren Käufer/Leser in der Regel eh nicht zur Zielgruppe meiner Comics gehören. Und wenn ich dann dafür 400, 500 Euro ausgebe, erhöht sich gleich die nötige Absatzmenge des jeweiligen Titels. Daher muss ich mir immer die Frage stellen, ob mir eine Werbeanzeige so viele Käufer bringt, dass die Sache kostendeckend ist. In der Regel lautet die Antwort darauf "nein", weswegen ich größtenteils auf Anzeigen verzichte und eher kleinere, zielgerichtetere Werbung mache. Zum Beispiel hab ich bei "Katzen!" regelmäßig Kleinanzeigen mit Bild im Kleinanzeigenbereich von "Geliebte Katze" und dem Fressnapf-Journal. Die kosten nicht die Welt und können sicher nichts schaden. Ansonsten werbe ich eigentlich nur noch durch das Gratis-Comic-Tag-Heft bzw. die Gratis-Comic-Tag-Hefte. Das ist durch die weite Verbreitung DIE ideale Plattform, um seine Titel bekannter zu machen, wie bei mir vor allem das Monster-Allergy-Gratisheft gezeigt hat (von denen habe ich später dann sogar noch mal eine kleinere Variante in A5 zum Beilegen bei Direktbestellungen anderer Titel drucken lassen). Ansonsten mache ich hin und wieder ein bisschen Facebook-Werbung, das sind aber immer nur ein paar Euro.

    Die Arbeitszeit, die in einem Band steckt, hängt immer vom Ausgangsmaterial ab. Genau kann ich das auch nicht abschätzen, weil ich immer zu unterschiedlichen Zeiten arbeite und auch mal 20 Stunden am Stück, wenn was dringend fertig werden muss ... aber ein Standardalbum, bei dem ich nur wenig nachzubearbeiten und halbwegs verwendbare Layoutvorlagen habe, liegt wohl von der reinen Arbeitszeit her bei so etwa zwei bis drei Wochen plus Übersetzung. So was ist der Idealfall, dann gibt's aber natürlich auch die Sachen, bei denen die Bearbeitung aufgrund des Ausgangsmaterials extreeem viel umfangreicher ist, weil sowohl Comicseiten als auch Texte umfangreichst überarbeitet werden müssen und vielleicht sogar noch das komplette Buchlayout selbst erstellt werden muss. Bei den Monster-Allergy-Bänden ist der Zeitaufwand pro enthaltener Episode etwa drei bis vier Wochen Vollzeit: Eine Woche umfangreiches Retuschieren/Remastern der Comicseiten samt Einsetzen ins Buchlayout. Eine Woche umfangreiche Überarbeitung der Texte (oder eine Woche Übersetzen bei den noch nicht zuvor auf Deutsch erschienenen Episoden). Eine Woche Lettering plus mehrfaches Korrekturlesen plus späteres Korrekturlesen des Druckereiproofs. Das dann jeweils plus/minus ein paar Tage mehr oder weniger. Daher kommt jeder MA-Band mit vier enthaltenen Episoden auf eine reine Arbeitszeit von etwa drei bis vier Monaten. Vom reinen Aufwand her müsste so ein Band also eigentlich in Relation zur Auflage 30 bis 40 Euro statt 14 Euro kosten, aber dann würde das natürlich keiner mehr kaufen. Es dürfte aber verständlich machen, warum ich nach so einem Band (wie neulich schon mal im anderen Thread erwähnt), immer erst mal ein paar Monate Pause mit Ablenkung durch was anderes brauche, um nicht die Freude an meiner eigenen Lieblingsserie zu verlieren. Allgemein ist es jedenfalls so, dass sich ein 48-Seiten-Album natürlich schneller bearbeiten lässt als ein 128- oder 192-Seiten-Band.

    Vertriebsweg sind Comicläden, Amazon sowie Direktbestellungen bei mir. Alles andere ist faktisch nicht vorhanden. Vereinzelt bestellen zwar auch mal Buchhandlungen einen Titel, wenn ein Kunde den bei ihnen bestellt, kommt aber auch gern mal vor, dass dann dem Interessenten einfach erzählt wird, dass es den Band nicht gibt oder er nicht bestellbar sei (obwohl meine Titel sowohl über alle Barsortimente als auch direkt beim Vertrieb oder notfalls gar direkt bei mir für die Handlung zu beziehen wäre). Wegen des erwähnten Unterschieds bei den Einnahmen bin ich natürlich immer über jede Direktbestellung froh, die ich bekomme. Haupteinnahmequelle sind aber natürlich die Comicladen- und Amazon-Auslieferungen, weil ich durch meine fehlenden Werbemöglichkeiten und die fehlende Präsenz im Buchhandel fast immer darauf angewiesen bin, dass potenzielle Interessenten meine Titel zufällig im Comicladen stehen sehen. Geht aber natürlich schlecht, wenn sie dort gar nicht erst ausgestellt werden oder vielleicht von einer Neuerscheinung nur ein Exemplar genommen wird, das dann auch nach Verkauf nicht wieder nachgeordert, sondern nur noch auf gezielte Kundenbestellung angefordert wird. Lässt sich aber halt nicht ändern. Wie die konkrete Verteilung aussieht, kann ich nicht genau sagen, da bei mir im Direktvertrieb vor allem viel über Vorbestellungen geht, während die parallelen Comicladen- und Amazonverkäufe sich ausschließlich auf gerade erschienene Neuerscheinungen und Backlist beziehen. In guten Monaten habe ich aber etwa 2000 bis 5000 Euro Umsatz an Handelsverkäufen und 800 bis 1000 Euro Umsatz an Direktbestellungen. Gibt aber auch Monate, wo es nur 350 Euro an Direktbestellungen sind. Der Durschnitt der letzten zwölf Monate lag jedenfalls bei 553,46 EUR monatlichem Direktbestellumsatz. Die Direktbestellungen sind also in Anbetracht der Tatsache, dass von den meisten meiner Titel an den Handel immer nur so 200 bis 400 Stück abgesetzt werden, für mich eine wertvolle und wichtige Einnahmequelle.

    So, ich glaube, das waren jetzt so ziemlich alle von dir angesprochenen Punkte, wenn ich nichts übersehen habe.

    Aber, wie gesagt, das ist nur der Ablauf der Entstehung eines *meiner* Titel und wird bei so ziemlich jedem anderen Verlag komplett anders aussehen. Gerade in Bezug auf Gewinn für den Verlag und Wirtschaftlichkeit sollte man sich sicherlich kein Beispiel an mir nehmen.

  3. #3
    Mitglied Avatar von satyricon
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    @Jano: DANKE
    @Toph: Einfach Mitglied/Investor bei Finix werden

  4. #4
    Papiertiger Avatar von OK Boomer
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    Danke für die Frage und v.a. für die ausführliche und hochinteressante Antwort.

    Ich kaufe Janos Comics jetzt erst recht nur noch direkt beim Verlag (wie bereits bei Löwenherz und meiner Vorbestellung von Isnogud und Tiffany 1 geschehen).

  5. #5
    dani-books-SysOp mit Monsterallergie Avatar von Jano
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    Na ja, also es gibt ja auch genug Comicläden, die meine Titel auf Lager haben (zumindest solange sie noch halbwegs neu sind). Hat man dann so einen in der Nähe und geht eh regelmäßig dorthin, sollte man schon ruhig dort kaufen, zumal dann dort auch gesehen wird, dass Interesse an meinen Comics besteht ... was vielleicht irgendwann dazu führt, dass dann auch ein paar mehr Exemplare auf Lager genommen werden.

    Bevor man das Geld aber Amazon in den Rachen wirft oder irgendeiner x-beliebigen Buchhandlung, die mit Comics nichts am Hut hat und dann sechs Euro oder mehr nur dafür kriegt, dass sie völlig ohne jedes Risiko ein Buch ausschließlich auf Kundenanfrage als Einzelexemplar für diesen speziellen Kunden bestellt, kann man das lieber mir in den Rachen werfen (zumal ich ja eh versandkostenfrei verschicke).

  6. #6
    Papiertiger Avatar von OK Boomer
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    Comicladen? Habe ich zuletzt ca. anno 1999 aufgesucht.

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