Der Manga zum Onlinegame Sweet Amoris verdeutlicht schon auf dem Cover schön, welchen Inhalts er ist. Bei dem Datinggame hat man die Wahl zwischen verschiedenen Jungs und kann in ihrer Gunst steigen oder fallen, je nachdem wie man Ihnen gegenüber auftritt. Zur Belohnung gibt's am Ende einer Spielepisode (manchmal) ein Bild mit dem Jungen, bei dem man sich beliebt gemacht hat. Obwohl ich der eigentlichen Zielgruppe längst entwachsen bin, macht mir das Spaß, deshalb hab ich mir als Mangafan auch den Band zugelegt.
Auffallend finde ich die originelle Umsetzung, die den Charakter des Spiels einfangen will – bei mir, die ich das Spiel kenne, funktioniert das sogar! Am Ende einiger Kapitel hat man im Manga eine Seite mit drei länglichen Panels, auf dem jeweils eine Wahlmöglichkeit für den weiteren Storyverlauf präsentiert wird. Je nachdem, für welche man sich entscheidet, geht es auf einer anderen Seite des Mangas weiter – aber keine Angst, es ist jeweils nur eine Seite, die variiert. Insgesamt sind es also drei Seiten, die der Wahlseite folgen, wobei zwei Seiten Kopf stehen, damit man (bei der Wahl) nicht einfach einen vorwitzigen Blick rüber werfen kann. (Natürlich habe ich die alternativen Fortführungen nach der ersten Lektüre dann hinterher noch nachgelesen. *g*) Dann beginnt ein neues Kapitel. Dabei sind die insgesamt sechs Entscheidungskapitel, die wie beschrieben aufgemacht sind, den drei Hauptcharakteren gewidmet: Für Lysander, Nathaniel und Castiel gibt es je zwei Kapitel. Am Ende erhält man dann, je nach Entscheidungsweg, eine Farbillustration mit dem Jungen, zu dem einen die eigene Wahl geführt hat. Hierfür gibt es im hinteren Teil des Mangas eine Tabelle, wo man seine Entscheidungen vermerken soll. Ich persönlich schreibe nichts in meine Mangas, weshalb ich davon keinen Gebrauch gemacht habe. Einen Einleger mit der Tabelle hätte ich praktischer gefunden, dann würde auch das obligatorische Blättern zum Kapitelende entfallen, das ist allerdings auch nur Makulatur und stört mich nicht wirklich.
Abgesehen von den Farbillustrationen am Ende gefällt mir der Bonusteil auch sehr, da er mit Infos rund um das Spiel, zur Entwicklung des Mangas und zu den einzelnen Autoren usw. aufwartet. Bei der Aufmachung sehe ich ausschließlich das Cover als kritisch. Es ist von ChiNoMiko, der Erfinderin und künstlerischen Leiterin des Onlinegames, gezeichnet, deren Artwork man als Spieler bereits gewohnt ist. Der Manga selbst ist jedoch wie auch die Farbseiten von dem Künstlerduo Xian-Nu gezeichnet worden, deren Stil sich von dem ChiNoMikos natürlich unterscheidet. Ansonsten wird man als Kenner des Spiels immer mal grinsen müssen, weil einem Parallelen auffallen. Sogar das Minispiel mit dem Blütenblätter zupfen wurde eingebaut! Es gibt allerdings einen Bezug zum Spiel, der mich störte, dazu in einem Spoiler am Ende mehr. :3
Zum Artwork generell: Es ist durchaus schön anzusehen, manchmal wirken Gesichter oder Körper allerdings perspektiv verzogen. Auffällig sind die Waden der Unterschenkel, die in der Frontsicht immer nach außen gebogen sind und zumindest bei mir den Gedanken weckten, dass was nicht stimmt, die Charaktere vielleicht O-Beine haben… Bei den männlichen Akteuren fiel das nicht auf, da sie zumeist nicht so knapp oder hauteng gekleidet dargestellt werden wie die Mädchen. Die Nasen sind schattiert und abgerundet gezeichnet, was sie knubbelig wirken lässt, was nicht schlecht ist. Mir gefällt die Darstellung durchaus. Es kommen auch relativ oft Chibis zum Einsatz, die Humor erzeugen und beim Lesen amüsieren können. Die Hintergründe sind im Gegensatz zu den teils sehr detailliert dargestellten Kleidern weniger ausgearbeitet, zeigen den Ort, an dem sich die Akteure befinden, Raster oder Muster (bspw. finden sich viele florale Muster oder Glitzereffeke) oder sind ganz leer. Freude macht hier die Tatsache, dass Leser mit Spielerwissen die Jungs in der Schule an den Orten finden, wo sie auch im Spiel oft sind: Cas im Schulhof, Nath im Büro des Schülersprechers, Lys im Treppengang/ Keller.
Die Geschichte selbst ist vermutlich das, was man als Schwachpunkt des Bandes bezeichnen kann, denn mir war spätestens nach dem zweiten Kapitel klar, worauf der Plot hinausläuft. Zudem musste natürlich eine Protagonistin gefunden werden, Lynn. Mit ihr bin ich nicht ganz warm geworden, finde sie allerdings auch nicht abstoßend. Im Manga versucht sie, ihre Geburtsparty zu organisieren, was nicht so leicht zu werden scheint… Schön ist, dass es hier und da mal Bezugspunkte zum Game gibt, aber kein direkter Aufguss von Episoden aus dem Spiel erfolgt. Dass sich die Handlung auf die ersten (und begehrtesten?) Jungs konzentriert, verwundert auch nicht, wobei ich mir persönlich unbedingt wünschen würde, dass auch Alexj, Armin und Kentin in den Folgebände vertreten sein werden. (Zumindest erwähnt wurde Armin schon einmal…) Jedoch wurde mit Viktor ein weiterer Charakter eingeführt, den Lynn von früher kennt und der noch eine Rolle im weiteren Verlauf der insgesamt 5-bändigen Reihe spielen soll. Viel hat man im ersten Band von ihm nicht erfahren und so bleibt er vorerst eine recht lose Randgestalt, wie die meisten Freundinnen von Lynn (wenn man sie nicht aus dem Spiel kennt).
Mein Fazit: Sweet Amoris 1 ist vom Plot her nicht weltbewegend, weist ein nettes Artwork auf, hat jedoch eine originelle Umsetzung und einen schönen Bonusteil. Deshalb gebe ich statt drei Sternen mal vier und warte auf Band 2. Wenn man nicht zu viel erwartet und vielleicht noch das Spiel kennt, wird man nämlich doch sehr kurzweilig unterhalten.
Achtung Spoiler!
Die erwähnte Parallele zum Spiel, die mich störte, war die Kuss-Szene zwischen Amber und dem 'geheimnisvollen' Jungen. Im Spiel war das Kentin, im Manga ist es Viktor. Ken scheint hier also nur die ungeliebte Brillenschlage zu bleiben…
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