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Thema: Charly 9

  1. #1
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    Charly 9

    Ein kleines Meisterwerk.
    Der französische König, der für eine der gewalttätigsten Nächte der Weltgeschichte verantwortlich gezeichnet hat, war mit Sicherheit nicht ganz normal im Kopf. Seine Macken zeigt diese Graphic Novel auch ziemlich gut auf. Charly 9 ist nichts für zartbesaitete Gemüter oder Tierliebhaber, die Geschichte ist ziemlich blutig und deftig, dennoch gewürzt mit viel schwarzem Humor. Was da gezeichnet wurde, das muss man erstmal alles verdauen. Aber bitte bis zum Ende durchhalten, der Schlussgag ist für einen herzhaften Schmunzler gut.
    Und was z.B. Lucky Luke und Johann und Pfiffikus mit diesem Ausflug in die französische Geschichte zu tun haben, das findet ihr bitte selbst raus. Anhänger der Glaubensrichtung des heiligen Regals brauchen das Teil sowieso unbedingt in ihrer Sammlung. Ist leider so.

  2. #2
    Mitglied Avatar von Schreibfaul
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    Zitat Zitat von Huxley Beitrag anzeigen
    Ein kleines Meisterwerk.
    Absolute Zustimmung. Ein "Geheimtipp".

  3. #3
    Mitglied Avatar von Anasor
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    Kann ich jeden nur empfehlen - ist mit sicherheit auf meiner Top 3 des Jahres!

  4. #4
    Mitglied Avatar von Comic_Republic
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    Eigentlich mag ich keine französische Geschichte. Trauma aus Schulzeiten. Erste mal, dass ich meine Lehrerin angeschnauzt habe... Danach dürfte ich in einem Referat meinen Mitschülern erklären, warum man das nicht machen darf/soll...

    Aber ihr macht mich neugierig...

    C_R
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  5. #5
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    Ist ein absoluter Hammer. Hab mich gestern Abend nach dem durchblättern draufgestürzt. Die ersten Seiten sind schon ein eiskaltes Vergnügen . War im Prinzip ein Aha Erlebnis wie damals bei Zombies. Da kommt man erstmal nicht davon weg.
    Eine der besten GN / Books überhaupt!!!
    Geändert von jellyman71 (31.01.2015 um 20:44 Uhr)

  6. #6
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    Zitat Zitat von Comic_Republic Beitrag anzeigen
    Eigentlich mag ich keine französische Geschichte. Trauma aus Schulzeiten.
    Charly 9 ist auch viel mehr psychologische Charakterstudie als Geschichtsunterricht zur Bartholomäusnacht. Es geht nicht nur um den vollkommen beknackten Charly, sondern auch um seine vollkommen beknackte Entourage. Wie politische Macht korrumpiert, wie Religion vorgeschoben wird, wenn es um finanzielle Aspekte geht. Ziemlich zeitgeistig also.
    Nebenbei findet der geneigte Comicfan unzählige Reminiszenzen an frankobelgische Klassiker. Zombiefan bin ich ja nicht, aber der Epilog mit Charlys traurigem Ende ist sicher auch eine Verbeugung vor irgendjemandem. Vielleicht hat das ja jemand erkannt, bin noch zu müde zum Nachlesen.

  7. #7
    Sambir
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    Na, soooo toll isses nun auch wieder nicht, aber mit Sicherheit ein interessantes Album.

    Die Rezi auf Comickunst:
    https://comickunst.wordpress.com/2015/01/25/charly-9/

  8. #8
    Mitglied Avatar von the_rooster
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    Auf Seite 52 ist dem Übersetzer aber ein kleiner Ausrutscher passiert. Mit der genannten Provinz ist wohl kaum Wien gemeint, sondern eher das französische Vienne. Könnte man bei einer eventuellen Neuauflage vielleicht ausbessern.

  9. #9
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    Hmmm, bei Wien und Provinz klingeln bei mir als langjährigem Wiener sowieso nie Alarmglocken. Muss ich mir den Band noch einmal holen gehen und das nachlesen. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass Charly 9 die Erzherzogin Elisabeth von Österreich ehelichen durfte. Wäre also kein Wunder, wenn er dann unsere Bundeshauptstadt zur Provinz verdammt hätte.

    PS: Hat mir keine Ruhe gelassen, ich war am Dachboden. Ja, nachdem hier auf Seite 52 eindeutig über die Königliche Verordnung „Édit de Roussillon“ gesprochen wird, unterstütze ich den Antrag von the_rooster. Hier handelt es sich um das heutige französische Département Vienne und einstige Erzbistum Vienne und nicht um die österreichische Provinzhauptstadt Wien.
    Geändert von Orwell (27.04.2015 um 12:10 Uhr)

  10. #10
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    Kurz ein paar Anmerkungen zu den historischen Hintergründen in sambirs Rezi.

    So ganz unbegründet war die Sorge von Katharina, Karls Mutter, bezüglich des Kompletts nicht.
    Schließlich gab es eine nicht unbeträchtliche Anzahl einflussreicher franz. Adliger die zum Protestantentum übergetreten waren und das nicht unbedingt aus tief religiösen Gefühlen, sondern eben vor allem auch aus machtpolitischen Gründen.
    Im übrigen hatte Katharina in den Jahren zuvor mehrmals versucht beide Konfessionen an einen Art "Runden Tisch" zu bringen, was aber nicht von Erfolg gekrönt war.
    Schon in den Jahren zuvor kam es zu einigen kriegerischen Auseinandersetzungen, heute würde man sagen, es herrschte Bürgerkrieg.
    Auch gab es zu diesem Zeitpukt noch einen enormen außenpolitischen Druck seitens des katholischen Spaniens auf Frankreich, und damit den Herrschaftsanspruch der regierenden Dynastie.

    Der Religionskrieg ging trotz der Bartolomäus-Nacht ungerührt weiter und so schrecklich dieses Ereignis auch war, führte es letztlich zum gegenteiligen Effekt, den die Katholiken beabsichtigt hatten.

    Einflussreiche katholische Kreise in F spalteten sich aufgrund dieser grausigen Geschehnisse in mehrere Lager auf.
    Einem jener Lager entsprang ein gewisser Jean Bodin, der ein wegweisendes Werk zum modernen Staat verfassen sollte, das neben anderen wie Smith wegweisend werden sollte, u. a. bei der Trennung von Staat und Kirche.

    Ferner führte F noch im gleichen Jahrhundert ein Toleranzedikt (Nantes) ein, dass den Protestantismus, wenn auch nicht mit den gleichen Privilegien ausgestattet, wie der Katholizismus, zu einer quasi zweiten offiziellen Staatsreligion im Land machte, ein formaler Akt, den es so im Deutschen Reich oder anderen europäischen Staaten dieser Zeit nie geben sollte.

    Nicht zuletzt wegen dieser Ereignisse gibt es heute kaum ein anderes Land in Europa, in dessen Verfassung die Trennung von Kirche und Staat derart nachhaltig verankert ist wie in Frankreich (im Vergleich z. B. zu Deutschland).

  11. #11
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    Ich klugscheiße ja nur ungern, aber der letzte Absatz ist etwas problematisch (Stichwort: Laizismus):

    Frankreich ist laizistisch wegen antiparlamentarischer Kräfte, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts die "Dritte Republik" in einen konsvervativen, autoritären Staat umwandeln wollten (Wiedereinführung der Monarchie). Diese Action française war katholisch geprägt, und als die politische Linke 1902 die Parlamentswahlen gewann, wurden Nägel mit Köpfen gemacht: 1905 wurde die Trennung zwischen Kirche und Staat vollzogen.

    Außerdem gab es seit der Aufklärung europaweit einen starken Antiklerikalismus, der in Frankreich seit der Revolution noch stärker ausgeprägt war.
    Dieses sind die wichtigsten Gründe für die strenge Trennung zwischen Kirche und Staat in Frankreich - wobei die Religions/Hugenottenkriege und das Edikt von Nantes allgemein gesehen natürlich auch Auswirkungen hatten.
    Man muss dabei aber bedenken, dass das Edikt von Nantes in letzter Konsequenz eben den Katholizismus als Staatsreligion bestätigte und die dort verankerte Toleranz gegenüber Protestanten später eh wieder von Ludwig dem "Sonnenkönig" eingesackt wurde, was unter anderem zu der bekannten Niederlassung der Hugenotten u.a. in Preußen/Brandenburg führte.
    Ab Ende des 17. Jahrhunderts hatten Protestanten in Frankreich keinerlei religiöse und bürgerliche Rechte mehr.

    Ich meine das alles aber gar nicht so streng/schulmeisterlich, wie's jetzt vielleicht klingen mag
    Du hast dich ja auch rückversichert: Die Einleitung "Nicht zuletzt" lässt ja wichtigere Gründe zu. Also alles gut.

  12. #12
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    Wie gesagt, das Edikt von Nantes muss, wie jedes andere Gesetz, in seinem zeitgenössischen Kontext gesehen werden, ohne Anspruch auf eine dauerhafte "Haltbarkeit". Für den Zeitpunkt 1598 war es eben das fortschrittlichste Dokument seiner Zeit, egal wie es im Einzelfall angewendet bzw. wie lange es dann tatsächlich umgesetzt wurde.
    Insofern gebe ich Dir recht, dass meine Ausführungen zu Missverständnissen führen können

    Dass die strikte Trennung von Kirche und Staat im heutigen Frankreich auf vielen gesellschaftspolitischen Strömungen beruht, die sich im Laufe der Jahrhunderte herausbildeten, in der das Edikt von Nantes nur ein Mosaikstein darstellt, ist natürlich klar. Genauso wie es sich um einen fortwährenden Entwicklungsprozess handelt, in dem die Gesetzgebung von heute auch nur wieder den status quo der Jetztzeit abbildet. Letztlich war das Edikt von Nantes aber eine direkte Folge der Geschehnisse um die Bartholomäusnacht und damit eine wesentliche Ursache für dieses erste Mosaiksteinchen
    Geändert von Ollih (28.04.2015 um 08:21 Uhr)

  13. #13
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    Jawoll. Ich sag's ja: Alles gut.
    Charly 9 übrigens auch, um mal wieder etwas mehr ONtopic zu sein

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