Die Ausgangslage von „Suicide Squad“ schließt an das Ende von „BvS“ an. Superman ist tot und die Menschheit weiß von der Existenz der Metawesen. Amanda Waller eine Top US Goverment Agentin stellt sich die Frage: Was passiert, wenn der nächste Superman nicht so freundlich ist und als Feind der Menschheit gesehen werden muss. Sie beschließt daher, das ein geheimes Team aus Superschurken zusammenzustellen, die mehr oder weniger dazu gezwungen werden „Gutes“ zu tun.
Es kommt wie es kommen muss, ein vermeintlich kontrollierbares Metawesen, „Enchantress“ eine seit mehreren tausend Jahren auf der Erde lebende Hexe, kann sich befreien und beschließt, nachdem sie ihren Bruder „Incubus“ wieder zum Leben erweckt hat, die Menschheit zu vernichten. Amanda Wallers große Stunde schlägt und die „Suicide Squad“ bestehend aus: Deadshot, Harley Quinn, Captain Boomerang , Killer Croc, El Diavolo, Slipknot und Katana unter der Führung von Wallers Assistenten Rick Flag, machen sich auf den Weg um nichts geringeres zu tun als die Welt zu retten……..
Die Story von „Suicide Squad“ ist dünn, um genau zu sein, sogar sehr dünn, aber die Storys der großen Vorbilder lassen sich auch in zwei Sätzen erzählen und die Filme sind trotzdem großartig. Es braucht also gar keine trickreiche Story sondern nur interessante Figuren mit denen man mitfiebern kann.
Und hier beginnen dann auch schon die Probleme des Films, die sich wie ein roter Faden durch die ganze Laufzeit fortsetzen. Warner und David Ayer vertrauen ihren Charakteren nicht. Die erste halbe Stunde des Films besteht aus einer Reihe von kurzen Charaktereinführungen, damit die für Nichtcomickenner eher unbekannten Figuren einem nahe gebracht werden sollen, diese sind für sich gesehen optisch großartig inszeniert, die Harley Quinn Eröffnung gehört mit zum besten was der Film zu bieten hat, aber sie bremsen den Film bereits aus bevor er eigentlich begonnen hat. Hinzu kommt noch, dass für Comic-Fans gerade die Figur Deadshot sehr zahm dargestellt wird, ein Zugeständnis an Will Smith, der ja keine echten Killer in seinen Filmen darstellen will. Will Smith meistert seine Rolle mit Bravour und es wäre ein leichtes gewesen Deadshot zum Anführer der Gruppe und damit auch zum eigentlichen Handlungsträger des Films zu machen. Diese Art von Ensemble-Film braucht diese eine Figur, die als Anführer fungiert, die die Handlung vorantreibt und an der sich die anderen Figuren reiben können, damit Konflikte auf dem Weg zum Ziel entstehen und auch gelöst werden können.
Aber David Ayer hat ja Rick Flag als Anführer der Gruppe eingeführt, Ex-Soldat, seiner Vorgesetzen Amanda Waller ergeben (wenn auch nicht freiwillig). Auch das hätte wunderbar funktionieren können, aber Ayer kann sich nicht entscheiden, welche der beiden Figuren nun den Film tragen sollen und so kommt es zu einer merkwürdigen Figurenkonstellation bei der mal Flag im Vordergrund steht dann wieder Deadshot aber eine wirkliche Dynamik zwischen den beiden Figuren entsteht nicht, vielmehr bestehen ihre Unterschiede aus teilweise recht dümmlichen One-Linern.
Margo Robbie als Harley Quinn ist eine Augenweide und sie ist über weite Strecken die interessanteste Figur des Films, sie ist unberechenbar, ihre Handlungen sind nicht vorhersehbar und sie hat auch mit die besten Dialoge im Film. In ihrer Einführung in der sie mit Jared Leto als Joker interagiert ist wirklich beeindruckend. Tatsächlich nimmt man ihrer Figur als einzig wirklich die Vergangenheit als psychopathische Killerin ab, auch weil diese immer wieder thematisiert wird. In den Harley Quinn Szenen bemerkt man Ayers Talent für Drehbuchschreiben noch am ehesten.
Und jetzt kommen wir zum größten Fehler des Films, er hat keinen vernünftigen Bösewicht oder anders gesagt, er hätte einen gehabt wenn man eine andere Handlung geschrieben hätte. Denn David Ayer hat einen Subplot mit dem Joker eingeflochten, als dieser erfährt das seine Geliebte Harley Quinn an der Mission teilnimmt, versucht er alles, sie zu befreien. Jared Letos Joker ist gottseidank komplett anders als die seiner berühmten Vorgänger. Letos Joker ist ein Psychopath der aber wie ein richtiger Gangster agiert, er hat Clubs, scheint mit Drogen zu handeln etc. etc. . Leto spielt seine Szenen mit beängstigender Intensität und es wäre für den Film besser gewesen, wenn der Joker als Antagonist fungiert hätte. Dafür haben wir nun Enchantress und die funktioniert in keiner Weise, die Figur bleibt bis zum Finale des Films einfach blass und uninteressant. Ihre Motivation: Fehlanzeige, die lässt sich nicht einmal erahnen, wenn Filmliebhaber die Motivation von Lex Luthor in „BvS“ kritisieren, dann müssten sie bei Suicide Squad schreiend aus dem Kino laufen…….
Die restliche Crew? Ja die ist vorhanden aber außer One-Linern kommt da nicht viel. Es ist einfach unverständlich, dass David Ayer den restlichen Figuren kaum vernünftigen Dialog spendiert. Keiner der Figuren kann sich wirklich entwickeln, sie sind nur Staffage. Und das ist die wirkliche Tragik dahinter, was hätte dieser Film sein können wenn man die Charaktere feiner gezeichnet hätte, wenn man ihnen mehr zu tun gegeben hätte. Ja natürlich sind einige der One-Liner wirklich komisch, aber Suicide Squad ist kein Klamaukfilm, die grundsätzlichen Fragen die der Film in Bezug auf Gut und Böse, die Existenz von Meta-Wesen stellt sind ja da, aber er liefert keine Antwort darauf. In dieser Beziehung sind sowohl „MoS“ als auch „BvS“ ehrlicher.
Erst kurz vor dem Finale, bei der schon aus den Trailern bekannten Bar-Szene, da dürfen die Figuren dann endlich miteinander reden, plötzlich bekommt eine Figur, El Diavolo, Tiefgang. Es wird einem die Tragik bewusst, die entstehen kann wenn Menschen Fähigkeiten bekommen, mit denen sie nicht umgehen können. Diese knapp fünfminütige Szene rettet den Film vor dem totalen Absturz, sie ist großartig geschrieben und inszeniert. David Ayer hätte viel mehr solche Szenen schreiben müssen und auf seine Charaktereinführungen verzichten sollen, es hätte dem Film nur gut getan.
Wenn man schon seine Figuren nicht richtig präsentieren kann oder will, dann sollte man ihnen großartige Action-Szenen spendieren, aber auch die wollen nicht wirklich gelingen, sie sind teilweise wirr zusammengeschnitten, unübersichtlich und uninspiriert. Sehr oft hat man sogar den Eindruck, das Anschlüsse nicht stimmen, dies kann den recuts geschuldet sein, aber professionell sieht anders aus. Im Finale wird dann der ganz große CGI-Hammer geschwungen, aber oft hat man den Eindruck, dass die 175 Millionen Dollar Budget schon aufgebraucht waren. Die Effekte wirken oft einfach billig.
Gegen Ende versucht Ayer noch jedem seiner Figuren einen Hero Moment zu spendieren, aber diese wirken ungewollt komisch, Killer Croc, der den ganzen Film nichts zu tun hatte außer böse in die Kamera zu grinsen darf nun also zur finalen Rettung der Welt beitragen. Leider ist einem das aber inzwischen völlig egal, der Moment wird verschenkt weil man sich nicht mit dem Charakter identifizieren kann.
Von der technischen Seite aus gesehen, wirkt Suicide Squad wie ein Sammelbecken für verschiedene Kurzfilme, die für sich alleine stehend durchaus funktionieren, im Zusammenspiel aber können sie keinerlei Wirkung erzielen. Auffällig ist das fehlende optische Gesamtkonzept des Films, er findet auch in seiner Bidsprache nie zu einer Einheit. Es werden alle möglichen visuellen Stile angewendet und präsentiert aber sie wirken seltsam aneinander gestückelt, so als ob niemand wüsste, wie das ganze eigentlich zusammen gehört.
Kommen wir noch zu den Cameos. Ja Batman war zu sehen, wobei sich die Präsenz von Ben Affleck auf 2 kurze Szenen beschränkte, die restlichen wurden, teilweise sogar gut sichtbar, von seinem Stuntdouble ausgeführt. Man versprach uns einen furchteinflößenden Batman aus der Sicht der Kriminellen. Nachdem man also Batman in „BvS“ als Bad Ass Charakter eingeführt hatte, sollte dies kein Problem darstellen. Aber wir bekommen das genaue Gegenteil zu sehen, Batman wirkt geradezu mitfühlend in seinen Szenen. Das ist im Grunde genommen ja auch nicht schlecht, aber die erste Variante wäre die bessere gewesen, denn sie hätte noch einmal verdeutlichen können, dass die Mitglieder der Suicide Sqad wirklich böse sind. Über den Gastauftritt von Flash möchte ich am liebsten den Mantel des Schweigens hüllen, diese Szene war so unnötig wie sie nur sein konnte, hier wird am deutlichsten, das hier auf Druck des Studios noch eine Figur eingeführt wurde die zum späteren JL Film beitragen wird. Die Mid-Credit Szene ist dann wohl die Einleitung zu Justice League. Immerhin darf Ben Affleck hier ein paar Worte mehr sagen.
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