Ein Klumpen Scheisse mit Augen für Göttingens Marktplatz ...

[Jot]

... der eigentlich einen wichsenden Bären darstellen soll.
warum?
darum:

"Es geht um die Ich-Bezogenheit und dass sich die Leute nur noch mit sich selbst beschäftigen", erklärt Böttcher.

ach so... na dann.

Full Story
http://www.spiegel.de/panorama/leute...-a-985774.html

[Vy`gar]

Puh... tja, was soll man dazu sagen? Aus Scheiße gute Butter machen?

[Jenny]

Ich liebe den Kragenbär-Spruch. Der fällt bei uns zu Hause mehrfach in der Woche. (Meist reicht ein "der Kragenbär...") Von daher: Super!

[jo b.]

Naja, gibt ja noch andere (räumliche) Ansichten davon, die nicht wie'n Hundehaufen aussehen. Gernhardt zu ehren ist in meinen Augen ne feine und angemessene Sache.

[Mick Baxter]

Für die Göttinger Bürgervertreter von CDU und den Grünen scheint der Blickwinkel von vorne (wo sich der Scheiße-Vergleich wohl weniger aufdrängt) wichtiger zu sein.

[Fumetto]

Göttingen, der Bär soll kommen!

[jo b.]

Göttingen, der Bär soll kommen!

Hahaha, ja, mehrfach.

[Jot]

Wenn Satiere, dann bitte richtig und kein verstecken hinter bildhauerischen/handwerklichen unvermögen. So könnte man naturalistisch viel provokativer und satirischer sogar zwei Sprüche von dem Herrn visualisieren (nämlich auch den feststecken-spuch). Und dazu noch weiter persiflieren. Ein Bär hat ja nichts mit göttingen zu tun, sondern passt viel mehr zu Bärlin.
"Es geht um die Ich-Bezogenheit und dass sich die Leute nur noch mit sich selbst beschäftigen, in ihrem Egoismus feststecken und grundsätzlich zur völligen selbstüberschätzung zeigen. Durch die naturalistische darstellung wird satirisch kommentiert, dass sich Satire ja eigentlich mit realen Themen befasst", erklärt Jot.

[jo b.]

Wenn Satiere, dann bitte richtig und kein verstecken hinter bildhauerischen/handwerklichen unvermögen.

[Jot]

sag ich doch. Persiflierendes handwerkliches Unvermögen muss durch Naturalismus persifliert werden

Eigentlich müsste auf dem Kopf des naturalistischen nakten Bärlin-kappen mädchen als vollendete persiflasierung ein Nazi-Reichsadler sitzen, aber der dann wiederrum persiflierend nicht naturalistisch, sondern handwerklich schlecht gemacht und eher aussehen wie ein Gerupftes Huhn - also praktisch eine Hommage an das gerupfte Bundesadler-Huhn. Das wäre die vollendung mit satirischem Steitenhieb und einer Spur von Gesellschaftskritik, weil der wichsende Bär zu Adolfs Zeiten als entartete Kunst gegolten hätte.

[Geier]

Da freute sich der Kragenbär
denn rubbeln viel ihm gar nicht schwer

[Rudi]

Und ist er fertig unser Held, er hoffentlich auch jot gefällt...

[einbilder]

Ich finde den Grundgedanken gerade diesen Bären darzustellen, eigentlich gar nicht mal so übel. Und das sage ich der mit diesem Herrn Gernhardt weder besonders vertraut noch groß von dem angetan ist, was ich so aus seinen Werken höre. Aber warum muss das handwerklich so verdammt häßlich aussehen? Wenn schon das Modell bei so einer simplen Vorlage schon so aussieht, kippt der "Meister" wohl wirklich nur einen Klumpen Lehm auf den Marktplatz und geht dreimal mit der Kelle drüber..
Wahrscheinlich hat sich der Künstler gedacht, wenn ich das jetzt total häßlich mache, dann hat das einen satirisch-künstlerischen Anspruch.

[jo b.]

sag ich doch. Persiflierendes handwerkliches Unvermögen muss durch Naturalismus persifliert werden

Du siehst bei Gernhardt handwerkliches Unvermögen?

[tigermuse]

Ich glaube, jot glaubt, Gernhardt hätte das ihm gewidmete Kunstwerk persifliert.

[Knarz]

Zumindest kann man erkennen was es ist. Gemessen daran was sonst so alles an undefinierbaren Schrott im öffentlichen Raum ausgeschieden wird (siehe Lüpertz & Co) ist der Bär ein Meisterwerk. Also liebe
Göttinger beschwert euch nicht sonst ruf ich mal paar Kunststudenten FH Dortmund an! Die habens richtig drauf! Zumindest ist deren "Installation einer Gasmerkpfahl-Gruppe" die sie hier in meiner
Kleinstadt stehen gelassen haben (und nicht nur dort sondern am Ruhrtalradweg entlang) ganz grosses Kino. Das Werk soll uns immer daran erinnern das RWE ein ganz toller Gasstrom Lieferant ist. Die Kunststudenten graben ganz tief unter der Erde und nur wer selber tief gräbt hört sie. Unser Bürgermeister verspricht sich zumindest von diesem Meisterwerk ernormen touristischen Zulauf!

[jo b.]

Unser Bürgermeister verspricht sich zumindest von diesem Meisterwerk ernormen touristischen Zulauf!

Die Realität ist und bleibt unschlagbar. Is aber auch eine schöne Ecke.

[Knarz]

@Jo b Versteh schon, du hast Blut geleckt.:-)

Wer übrigens noch nicht weiss was er diesen Sommer mit Kind und Kegel Unternehmen soll haben wir als weiteres kulturelles Hihghlight noch diese "Lichtskulptur" des Licht Künstlers Peter Brdenk. Es soll uns daran gemahnen dass ein paar Meter weiter ein Geldautomat der Sparkasse Arnsberg-Sundern steht. Denn schließlich wollen wir...

„...Als heimatverbundenes Geldinstitut (...) einen Beitrag zur Steigerung der Lebens- und Aufenthaltsqualität im heimischen Raum leisten. Hierzu gehört auch die Förderung von Kunst und Kultur.”

Michael Sittig SPK



Ganz schön Clever!- deswegen die Zahlen! Das Bild ist kurz nach Fertigstellung (2009) gemacht worden. Lief direkt an. Mittlerweile läuft die ganze Rostsuppe die Steine runter. Eigentlich hätten es ja auch ein paar Pflanzen getan...aber NEIN!- Rost auf Stein, das schickt sich ungemein. Zum Preis des Lichtobjekts wollte Sittig auf WP-Nachfrage keine Angaben machen...

(verstehe gar nicht warum meine Fotos nicht eingebunden werden...will eigentlich gar nicht extern verlinken.)

[Mayaca]

So etwas passiert wenn Politiker ihre Stadt aufwerten wollen. Das ganze Ruhrgebiet ist voll mit seltsamen Installationen. Dagegen ist ein wichsender Bär der als ein Haufen Scheiße daher kommt ein Highlight der öffentlichen Präsentationskunst.

[Knarz]

@ Myaca Ja, Ruhrpott ist ganz schlimm. Da reicht schon ein Blick in das Blog: weg-mit-dem-muell

Ich hätte noch gern ein positives Beispiel entgegengesetzt. Da war neulich ein Comiczeichner (ich glaub aus dem Norden)der mit einer Graffiti Sequenz einer Klinik über eine seltene Krankheit informierte. Das war sehr interressant. Aber leider finde ich den Link nicht mehr.

[Mayaca]

Danke für den Link. Kein Wunder das der Hausmeister letztens in der Kunstakademie die ganzen Bilder entsorgen ließ.

[Knarz]

Der Witz ist ja eigentlich: In dem Titelgeben Pamphlet aus Gernhardts Buch: Der letzte Zeichner geht es ja eben genau darum.

"Der Tempel erstürmt, die Bildsäulen gestürzt, die Opferstätten verwüstet, die Kelche entweiht das Tabernakel geschändet."

Die Eroberung des Kunstmarkts durch dem ewigen Dilettanten. In Gernhardts Augen fing das gegen Ende des 19.Jahrhunderts an, als die schreibende (Journalisten) Zunft den Ton aus der Kehle in die Hand nahm und anfing ihr eigenes intellektualisiertes Ding zu kneten. Den Rest besorgten dann die Nazis. Nach der Vereehrung des helinistischen Schöhnheitsideals seid den 50-iger Jahren war nun die Gegenständlichkeit verpönt. Bis heute.

Und jetzt stehen wir vor einem riesen großen Haufen Müll, den niemand wegräumen darf. Es ist ja Kunst. Und kritisiert man die kriegt man höchstens ein auf die Fresse. Im letzten Zeichner steht auch: wage zu lachen. In diesem Sinne ein Best Of Markus Lüpertz: https://www.youtube.com/watch?v=uXugkc7UIBc

[Jenny]

Ich finde, die Welt braucht mehr Hellenismus. Ich arbeite dran.

[Knarz]

@Jenny Mein Weg wird ein anderer sein. Schluss mit der ewigen Witze Krakelei! Ich will in den Kultur Bereich! Was die Verantwortlichen in meiner Region dort leisten kann ein 2. Klässler besser! Ich bewege mich also auf sicheren Terrain. Als erstes hole ich den goldenen Bären nach Neheim. Im Gegensatz zu allen anderen Mitbewerbern haben wir bereits ein passendes Podest.Seine Verbundenheit zu unserer Kleinstadt bewies Gernhardt als er um 2002 eine Lesung mit Texten von Morgenstern hielt.



Lüperts kann auch kommen. Seine Mozart Skulptur mag überall auf der Welt deplaziert wirken, aber hier in Neheim fügt er sich nahtlos in die Landschaft (Gasmerkpfahl-Gruppe) ein. Unter meiner Führung (- Heil! Meese lässt grüßen) wird Neheim zum Weltkulturerbe, sowohl Wiederaufbereitungsanlage als auch Endlager der modernen Kunst.

[Riana]

Dieses Missverständnis, dass die Kunst an sich nicht mehr an das Publikum selbst adressiert wird, liegt sicher auch daran, dass der Vermittlungsweg nicht durch den Künstler direkt an den Adressaten verläuft, sondern daran, dass dieses Relais von weiteren, gerne auch im Kunstegment gescheitereten Existenzen besetzt wird. Wir haben es also nicht mehr mit der profeanen peer to peer Verbindung zu tun, wie im finsterern Mittelalter bei dem sich der Auftraggeber ein schnödes Bild beim Künstler bestellte und in die Bude hing, nein der, wie Knarz in seinem gesterigen Beitrag schon so schön sagt, Dilettantismus ist auch in die Kulturvermittlung eingedrungen, die nun auch von Bankern und niederen Schreiberlingen druchgeführt wird. Nun wage ich mal den fiesen Vergleich mit Kunst im öffentlichen Raum im mittelpreisigen Segment mit der Einwerbung von Drittmitteln im universitären Bereich: auch hier gilt es nicht, den Geldgeber mit prägnanten Argumenten zu überzeugen, nein, der echte, intellektuelle Wert beweist sich erst, wenn der Entscheider nicht mehr nachvollziehen kann, um was es eigentlich geht - ergo, den eh schon hochhürdigen intellektuellen Horizont des Entscheiders übersteigt.