Hi,
ich denke mal, dass du die Geschichte hier für Feedback veröffentlicht hast. Das würde ich dir hier gerne geben.
Wenn ich das richtig sehe willst du eine Gespenstergeschichte schreiben.
Zuerstmal deine Naturbeschreibungen sind schön atmosphärisch und ich finde sie sehr gelungen.
Das Hauptproblem sind der Erzähler und die Erzählstruktur.
Die Handlung selbst ist theoretisch schön chronologisch, aber das passt in diesem Fall der Geschichte nicht.
Nimmt man das Ende und das was dort passiert, ergibt es keinen Sinn das der vorhergegangene Text mit so poetischen Worten beschrieben wird. Jemandem dem die Augen mit einem Kartoffelschäler entfernt und die Beine zerhackt wurden der wird wohl in seinen letzten Minuten weder die Kraft nich die Ruhe haben seine Erlebnisse und eine Legende aufzuschreiben. Vermutlich würde er schreiend und sich windend auf dem Boden liegen.
„Wanderer hatten immer wieder von einer umhergeisternden Karin berichtet.“
Die Hauptfrage die sich hier dem Leser stellt ist: wer oder was ist eine Karin und was ist so besonders daran sie im Wald zu treffen? Das sie ein Gespenst ist wird später klar, aber erstmal wirkt es nur verwirrend.
Wie schon gesagt ist die Erzähstruktur eher unpassend für deine Geschichte. Um Schauer und Grauen bei deinen Lesern zu erzeugen würde ich dazu raten die Geschichte anders aufzuziehen. Vielleicht schreibt der Erzähler die Geschichte von Karin auf nur um dann bei einem Waldspaziergang auf sie zu treffen oder er glaubt sie zu sehen und macht sich Mut, dass es doch nur eine Geschichte ist und es keine Karin gibt. Auf dem Heimweg bemerkt er dann die Anzeichen das Karin ihm folgt und die Geschichte endet wenn er die Tür aufmacht und Karin in seinem Haus sieht. Oder aber er weiß bereits das Karin darin auf ihn wartet und welches Schicksal ihn erwartet, wenn er das Haus betritt. Machst du das auf diese Weise wird der Leser mit seiner Fantasie zurückgelassen und die kann dann arbeiten.
Die Geschichte von Karin.
Das Karins Tochter wurde von einem unbekannten Täter umgebracht. Da der Täter nie gefunden wurde wurde Karin wahnsinnig und ihr Geist wandert durch den Wald um Wanderer zu überfallen. Richtig?
Warum gerade in diesem Wald? Und was haben Rotkäppchen und der Wolf damit zu tun? Ist Karin der Wolf? Die Angst davor Karin zu begegnen? Wenn Rotkäpchen und der Wolf einfach nur aufgeführt wurde um einen tiefsinnigen Schluss zu schaffen würde ich es rausstreichen, weil es wieder nur verwirrend und die Geschichte künstlich aufbläst. Wenn das Märchen tatsächlich eine Bedeutung hat dann müssen schon vorher in der Geschichte Bezugspunkte dazu geknüpft werden. An dieser Stelle musst du vor allem ehrlich zu dir selbst sein und dir die Frage jedes Mal, wenn du einen Stoff oder Motiv benutzt stellen. Eine schöne Frauenleiche im Wasser würde von kundigen Lesern als eine Ophelia gelesen werden, was sie einen Harken zu unglücklicher Liebe, Selbstmord, Shaekspear und dem ganzen Rattenschwanz an möglichen Deutungen die da dran hängen schlagen lässt.
Ich habe mal gelesen, dass Rotkäpchen eben nicht so gelesen wird, wie man es vermutet, nämlich das der böse Wolf für eine Angst steht die das arme kleine Mädchen jagt, sondern das der Wolf für die Sexualität steht die in einer heranwachsenden Frau heranreift. Diese Deutung könnte man ganz wunderbar in die Geschichte um Karin und ihre Tochter einbringen und damit den Eindruck verhindern, dass Rotkäpchen und der Wolf lediglich einen dekorativen Zweck erfüllen.
Ich hoffe das hat dir etwas geholfen.
Grüße
Vy'gar
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