Comicbuchpreis der Berthold Leibinger Stiftung

[tigermuse]

So reden und denken Obdachlose in der Phantasie von Studenten, die im SPIEGEL ein paar Interviews und Berichte gelesen haben. Und der erzählerische Trick am Anfang mit dem anderen Obdachlosen, der Demenz hat und deswegen natürlich immer vergisst, warum Walter eigentlich auf der Straße ist - was es gleich am Anfang möglich macht, die Klischeebiographie Walters abzuspulen (Job weg, Frau weg, Kind weg, Saufen) - dieser Trick ist so unbeholfen und verkauft den Leser so sehr für dumm, dass mir gleich die Lust am Lesen vergangen ist. Schade. Denn thematisch fände ich so einen Comic auch interessant - nur eben nicht mit diesem ganzen als Realismus verkauften Sozialkitsch dabei.

Danke Fumetto! Gleich der erste Kommentar formuliert zimlich exakt, das was ich bei der Lektüre der Leseprobe auch dachte. Und damit meine ich gewiss nicht die Genre-Wahl - in diesem Fall wohl eine reportagenhafte Fiktion, die aber schon bei der Namenswahl jegliche Authentizität verspielt (inzwischen sind wohl eher Kevins obdachlos und die Walters rar). Wie bereits gesagt: ich kann mir einen total guten Comic mit der gleichen Thematik vorstellen. Doch will ich auch dem Autor keinen Vorwurf machen, die hier präsentierte Fiktion ist nicht wesentlich schlampiger konstruiert als das meiste, was der deutsche Film und das deutsche Fernsehen (wahrscheinlich auch die deutsche Literatur) die letzten 20 Jahre ablief. Viel schockierender finde ich es, dass eine der Koryphäen der deutschen Comickritik darüber hinwegjubelt.
Neben dem Thema GN zieht sich auch das Thema Comickritik, bzw. deren nicht Vorhandensein u.a. Zurückweisung der Schaffenden durch viele aktuelle Threads.
Auch bezüglich anderer Medien fällt mir häufig das Fehlen der gerringsten Anflüge von kritischem Bewußtsein auf. Oft sieht man jemanden in Talkshows sitzen und sagen: "Wir wollten weg von diesen schnellen Schnitten, Kreiskamerafahrten, Reissschwenks und Zooms, auch von den stereotypen Charakteren und hirnlosem Action-Geballer." Und dann zeigen sie einen Ausschnitt der all das gelaugnete erfüllt. Ein bisschen, und deswegen habe ich das hier auch gepostet, kommt mir das vor, wie die Aussage, man sei gegenüber allen Literaturen offen.

@Mick Baxter: ich bin gewiss nicht so blöd zu glauben, dass ganze Musikrichtungen scheiße seien. Volksmusik ist im Gegenteil eins meiner Lieblingsgenres, wenn's geht, aber ohne Housebeat, aber schön mal als "Meinungsführer" bezeichnet zu werden

[Manaking]

Ich äußere ungern eine so harsche Kritik nur auf Basis einer Leserprobe. Das fehlen von Authenzität kann am Anfang gewollt sein und sich im Verlauf der Geschichte ändern.

An sich find ich kritisch sein ganz gut, aber man sollte dann auch das Geswmtwerk kennen.
Gerade in letzter Zeit hab ich oft dumme Kritiken gesehen wo Inhalte von Comics aus dem Zusammenhang gerissen wurden ohne die betreffenden Geschichten tatsächlich gelesen zu haben...

[Mick Baxter]

Ja, das halte ich. Es geht auch nicht um Meinungen zu führen oder was andere denken. Es geht darum, dass Leute zB. Musik hören, die sie selbst nicht mögen, mit Verweis auf die guten Texte.

Es gibt nur sehr wenige Leute (eher gar keine), die freiwillig Musik hören, die sie selber absolut schrecklich finden, egal aus welchen Gründen. Das Label "schrecklich" wird immer von den anderen draudfgeklebt. Und das kann dann alles sein. In Bezug auf Musik mit "guten Texten" dann z.B. Reinhard Mey oder Rap. Keine Ahnung, ob das irgendwer hört, den die Texte nicht interessieren.

[tigermuse]

Ich äußere ungern eine so harsche Kritik nur auf Basis einer Leserprobe. Das fehlen von Authenzität kann am Anfang gewollt sein und sich im Verlauf der Geschichte ändern.

An sich find ich kritisch sein ganz gut, aber man sollte dann auch das Geswmtwerk kennen.
Gerade in letzter Zeit hab ich oft dumme Kritiken gesehen wo Inhalte von Comics aus dem Zusammenhang gerissen wurden ohne die betreffenden Geschichten tatsächlich gelesen zu haben...

Finde ich nicht. Dazu ist ja eine Leseprobe da, dass man für sich entscheiden kann, ob man das Material dann auch wirklich lesen will. Klar mag das ein genialistischer Trick sein uns Einfallslosigkeit und Oberflächlich vorzugaukeln (halte es aber eher für unwahrscheinlich), doch müsste dann doch vielleicht der Schachzug durch den das ganze doch wieder eine andere Wendung erhält wenigstens angedeutet werden (in der Leseprobe). Doch galt meine Kritik, weniger dem Comic als der Kritik des Comics die es versäumt uns auf die Oberflächlichkeit der Narration oder deren tiefgründige Antäuschung von Oberflächlichkeit hinzuweisen.

[Fr4nk]

Weißte Mick, Dein Smartass-Stil hier im Forum, in Verbindung mit der schlechten Angewohnheit immer ein Wort oder Satz aus dem Gesamtposting zu picken, und dann darauf in Nebenschauplätzen wochenlang Rodeo zu reiten, ist einer der Hauptgründe hier kaum noch zu lesen geschweige denn zu schreiben. Bringt einfach garnichts.

[Mick Baxter]

Weißte Mick, Dein Smartass-Stil hier im Forum, in Verbindung mit der schlechten Angewohnheit immer ein Wort oder Satz aus dem Gesamtposting zu picken, und dann darauf in Nebenschauplätzen wochenlang Rodeo zu reiten, ist einer der Hauptgründe hier kaum noch zu lesen geschweige denn zu schreiben. Bringt einfach garnichts.

Dir war der Satz von Tigermuse doch anscheinend wichtig. Und ich halte ihn für an den Haaren herbeigezogen.

Es gibt auch im Comicbereich viele Sachen, die nicht wegen der Zeichnungen gelesen werden, "From Hell" z. B.

[tigermuse]

Zieimlich zielsicher das einzige Comic von Moore rausgepickt, bei dem das nicht so ist.

[tigermuse]

@Fr4nk: was bevorzugst du eigentlich für ein Papier bei GAs?

[Manaking]

Finde ich nicht. Dazu ist ja eine Leseprobe da, dass man für sich entscheiden kann, ob man das Material dann auch wirklich lesen will. Klar mag das ein genialistischer Trick sein uns Einfallslosigkeit und Oberflächlich vorzugaukeln (halte es aber eher für unwahrscheinlich), doch müsste dann doch vielleicht der Schachzug durch den das ganze doch wieder eine andere Wendung erhält wenigstens angedeutet werden (in der Leseprobe). Doch galt meine Kritik, weniger dem Comic als der Kritik des Comics die es versäumt uns auf die Oberflächlichkeit der Narration oder deren tiefgründige Antäuschung von Oberflächlichkeit hinzuweisen.

An dieser Stelle muss ich zugeben, dass Leseproben bei mir keinen Einfluß darauf haben wofür ich Geld ausgebe. An erster Stelle stehen bei mir die Beteiligten Künstler (Autor oder Zeichner). Mit Saga hab ich damals angefangen weil da Vaughn stand, von dem lese ich alles seit Deus ex Machina was mir zwischen die Finger kommt. Andere Comics lese ich weil mir die Prämisse gefällt. Oder mit Steam Noir hab ich angefangen weil ich auf Steam Punk stehe. Aber was ich immer mache, ich kaufe die Katze im Sack. Ich gehe das Risiko ein, dass da vielleicht was schlechtes drin steckt. Passiert. Aber Leseproben helfen da gar nicht. Viele Geschichten brauchen etwas um in Fahrt zu kommen.
aber oft lohnt es sich. Universal War One ist in den ersten Seiten richtig schrecklich für mich gewesen, aber die späteren Seiten hab ich geliebt und es ist bis heute eines der besten SciFi Comics für mich überhaupt. Vor allem weil ich so auf Zeitreisen stehe und dort ist es ein wichtiger Twist im Verlauf der Handlung. Zeitreisen in Comics find ich oft scheiße, aber dort hat es wirklich geklappt, und hätte ich mich auf ein paar Leseprobenseiten verlassen wäre mir da echt was entgangen.

Ich bin ein Liebhaber von Comicreihen geworden die ganze Ausgaben kostenlos zur Verfügung stellen, so bin ich auf Sex Criminals gestoßen (die erste Ausgabe kann man sich bei Image umsonst runterladen).

Also unterm Strich: Leseproben sind nichts für mich.

[Mayaca]

Nichts für ungut, aber es ist nicht ok auf jemanden rumzuhacken nur weil er eine gute rezension bekommen hat. Ich mein scheiß drauf.
Die Lorbeeren bekommen andere und dem rest holen die vögel. Na und.
Viele tage sind lang , manche frustrierend und an einigen tagen geht gar nichts mehr.
Na und-Machen wir nicht trotzdem weiter nur weil wir es wollen?
Ja, es geht um dominanz, um meinungshoheit und um stolz, ja auch ums geld. Es kann mir aber egal sein wer was schreibt oder zeichnet
. Ich hab die freie wahl zu entscheiden. Ja, im moment ist alles so wie es ist, was lange nicht bedeutet das es so bleiben muss.
Ja zum Comic
Nein zur Gehässigkeit

[frank1960]

Jeder weiß, welche Themen man bemühen muss, und vor allen Dingen, wie der Zeichenstil auszusehen hat, um hier in Deutschland preis- und anerkennungswürdig zu sein. Also Richtung dilettantisch, das kommt immer gut. Nur, das kauft kein Schwein, und das aus gutem Grund. Deshalb sind solche Preisverleihungen, die eigentlich das Medium Comic vorantreiben sollten, meistens kontraproduktiv.

[peter schaaff]

Das Interessante an diesem Preis ist doch, daß dem Preisträger/ der Preisträgerin die Möglichkeit gegeben wird, ihr Projekt - finanziell abgesichert - zu Ende führen zu können. Die Stiftung ist zudem in keinster Weise an der möglichen Veröffentlichung und eventuellen Einnahmen beteiligt.
Auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, selber jemals einen Jury- affinen Beitrag (betroffenheitsschwanger und mit der Faust gezeichnet) zu Stande zu bringen, finde ich die Idee hinter diesem Preis - einem 'echten' Stipendium - sehr lobens- und nachahmenswert.

Und verkaufen tun sich in Deutschland auch Filme & Literatur, die scheints nach den selben Kriterien und mit ähnlichen Stilmitteln kreiert sind. Immer schon.
Um mit unterhaltsamen Bildgeschichten bzw. klassischen Comics Geld generieren zu können muss man als ambitionierter Autor und/ oder Zeichner früh ins Ausland gehen. Oder eben kontinuierlich die wechselnden aktuellen Strömungen (Manga, Graphic Novel, Webcomic) vortrefflich bedienen ...

[Gena]

Seit dem 04.05. können sich wieder Interessenten für den Comicpreis bewerben. Der Einsendeschluss ist der 01.07.2015.
http://www.leibinger-stiftung.de/de/...bewerbung.html

[Maidith]

Ich würde gern mitmachen, aber ob ich bis dahin mein Konzept fertig kriege ...? Zwei Monate dafür sind sogar für eine flotte Feder wie mich zu knapp, wenn ich momentan "richtige" Arbeit machen muss (ja, DAS wo man diese komischen Eurodinger für bekommt, um die Miete zu zahlen, ihr wisst schon), und die Herzblutprojekte erstmal hinten anstehen müssen.

Bei ganzen zehn Monaten (!!!) zwischen Abgabeschluss und Preisverleihung sollte doch noch ein bisschen Raum sein ...

Ich habe mal an die Stiftung geschrieben mit dem Vorschlag, den Abgabetermin auf den 1.8. zu verlegen. Vielleicht mag noch jemand dasselbe tun? Zusammen schafft man mehr.

[tigermuse]

Sind die Bewerbungsmodalitäten upgedated worden? Kommen mir jetzt jedenfalls extrem konkret formuliert vor. Ich finde m.E. die dort jetzt noch deutlicher werdende Projektorientierung des Wettberwerbs eigentlich ziemlich gut und wahrscheinlich steckt hinter diesen 10 Monaten auch einfach der Wunsch der Förderer bei der Preisverleihung / Austellung möglichst viel vom geförderten Projekt vorstellen zu können?
Btw für die Bewerbung 2017 bleiben ein bisschen mehr als 12 Monate. Da ist dann ja auch der Flughafen fertig

[peter schaaff]

Holla - unter die Finalisten Comicbuchpreis 2015 hatte es Scharwel mit seinem 'Seelenfresser' geschafft - in meinen Augen der einzige klassische Comic in der Auswahl. Und dabei immer noch eine Graphic Novel.

Sie sollten endlich den Wettbewerb von 'Comicbuchpreis' zu 'Graphic Novel- Preis' umbenennen. Das trifft es, schaue ich mir die Arbeitsproben der Finalisten und der Siegerin an, doch ziemlich genau. Und hält Autoren & Zeichner eher 'klassischer' Comics davon ab, sich unnötig Arbeit & Hoffnungen zu machen ...

[Jähling]

Ich freu' mich trotzdem über jeden, der es nicht so nennt.

Die Logik hinter all dem ist, glaub' ich, dass sie schon offen sind, welche Form das hat, dann aber beim Auswählen auf Kategorien achten, die eher zum GN-Bereich passen.Halt die, auf die man sich dann auch einigen kann, mit Argumenten, die alle einsehen. ("Der hier könnte Spaß machen" wäre kein solches.) Und die man dann später einer Öffentlichkeit präsentieren kann, die noch Zweifel wegen der gesellschaftlichen Relevanz des Ganzen hat. (Wiederum, "guckt! Mach Spaß" funktioniert da nicht so gut.)

Ich sehe die nächsten drei Wochen jedenfall s mal als Gelegenheit, das angefangene Skript, das hier rumliegt, weiterzuschreiben. Wenn ich nicht fertig werde, habe ich immerhin ein fast fertiges Skript. Und wenn doch, habe ich sogar ein fertiges, das ich dann nur noch von 44 Albenseiten auf 100+GN-Seiten umstellen muss. Und wenn ich ganz übermütig bin, erwähne ich noch irgendwo die DDR, dann passt das schon

[peter schaaff]

Ich wünsche gutes Gelingen, lieber Jähling.

Wie die bei der Stiftung ihren Preis nennen ist natürlich allein denen überlassen. Und das eine Literaturstiftung eher 'literarische Bildgeschichten'* auswählt und honoriert liegt auch auf der Hand. Nur sollten sie das - aus Sicht der Teilnehmer - deutlicher kommunizieren.
Den Begriff 'Comics' verbinde ich einfach mit anderen Sachen und nur unter anderem auch mit Graphic Novels.

* was immer das genau sein könnte

[Jähling]

Schon wahr. Aber wie ich die Diskussionen, äh, Lästereien letztes Jahr in Erinnerung habe (und im Vergleich damit, dass dann tatsächlich genau so ein Comic, wie wir ihn herbeigelästert haben, gewonnen hat), ist das zumindest in dem Teil der Szene, den ich überblicke, durchaus klar gewesen.

Ich kann jedenfalls allen, die nicht eh schon immer was in Richtung Aufarbeitung deutscher Geschichte (usw.) machen wollten, empfehlen, das locker zu nehmen. Je weiter von der feuilleton-kompatiblen Vorstellung eines literarischen Comics man sich entfernt, desto unwahrscheinlicher ist es, dass sich die Arbeit, die man sich für den Preis macht, bezahlt macht. Ich werde jedenfalls nicht zwei Monate (bzw. noch drei Wochen) Arbeitszeit für etwas opfern, das dann mt 90% Wahrscheinlichkeit eh verpufft. Was immer ich so nebenbei hinkriege aus Projekten, die ich so oder so verwirklichen will, muss reichen.

[Maidith]

Die Preisträgerin 2017 und die Finalisten 2017 sind online!

[peter schaaff]

Thanks for sharing.
Bleibt zu hoffen, daß wenigstens einige der Künstler durch die Teilnahme am Wettbewerb eine halbwegs prominente Veröffentlichung ihrer Werke bekommen. Die Siegerin Tina Brenneisen hat ja auch schon einen eigenen Verlag gegründet/ gründen müssen (?), um ihre Arbeiten unter das Volk zu bekommen ...

Ich habe meinen Frieden mit den 'literarischen Kunst- Comics' geschlossen. Es ist schade, daß es keine EUR 15.000- Stipendien für Krawall- Comics mit Monstern, Rittern und Supermenschen gibt - aber da können die Kollegen von der 'geistigen Tusche' nichts dafür. ;-) Schon das Gezerre mit den Mangakas aus vergangenen Tagen hat der Comiczeichner- Szene und ihrer Wirkung nach innen & außen nur geschadet. Get that money - burn it well!

[navigator]

Thanks for sharing.
Bleibt zu hoffen, daß wenigstens einige der Künstler durch die Teilnahme am Wettbewerb eine halbwegs prominente Veröffentlichung ihrer Werke bekommen. Die Siegerin Tina Brenneisen hat ja auch schon einen eigenen Verlag gegründet/ gründen müssen (?), um ihre Arbeiten unter das Volk zu bekommen ...

Ich habe meinen Frieden mit den 'literarischen Kunst- Comics' geschlossen. Es ist schade, daß es keine EUR 15.000- Stipendien für Krawall- Comics mit Monstern, Rittern und Supermenschen gibt - aber da können die Kollegen von der 'geistigen Tusche' nichts dafür. ;-) Schon das Gezerre mit den Mangakas aus vergangenen Tagen hat der Comiczeichner- Szene und ihrer Wirkung nach innen & außen nur geschadet. Get that money - burn it well!

du hast mich auf eine Idee gebracht
http://www.comicforum.de/showthread....79#post5206679

[Bendrix]

Die Preisträgerin 2017 und die Finalisten 2017 sind online!

Glückwunsch!