Comicvermarktung

[Tornado Hurricane]

Hallo liebe Comicfans, liebe zeichner,

wer eine Idee hat, eigene comics marktbezogen attraktiver oder interessanter
für leser oder potentielle leser zu machen, darf hier sehr gerne
sich darüber äussern.
Auch was die Vermarktung von eigenen gezeichneten comics betrifft:
funktioniert das alles alleine oder ist man doch eher auf
verlage angewiesen ?
Welche mittel sind dazu nötig ?
Sind e-comics (e-books) besser oder doch eher die klassische variante ?

Alles zu dieser thematik würde mich sehr freuen, wenn ihr da mit mir
darüber diskutieren könntet oder auch schon direkt dazu antworten habt.

Bis bald
Freundliche Grüße von Tony

[Jenny]

Dazu wäre hilfreich zu wissen, warum du diese Frage stellst? Suchst du Tipps für ein eigenes Projekt, oder willst du nur allgemein wissen, wie sowas laufen kann?

[ric_the_rat]

Comic ist hoch komplex, in jedem seiner Themen, deswegen muss man ziemlich präzise sein mit seinen Fragen und Diskussionen. Meine Seminaristen fragen mich das auch wieder: "und wie vermarkte ich den Kram jetzt?" -- und meine Antwort drauf ist immer "es gibt keinen Königsweg. Folgende ganz grobe Richtungen gibt es, aber wichtig ist dass ihr GUT seid, dass ihr wisst was IHR wollt, was euch motiviert, und dass ihr vor allem eins tut: Zeichnen bis ihr heult, brennt und schlafend auf dem Tisch liegt, und die Beste aller Storys hinbekommt."
(gibt nix schöneres als einen bequemen Tisch)


Denn Fakt ist nunmal: der deutsche Markt ist keine Goldgrube, und wird es auch in Zukunft nicht wirklich sein. Warum, ist eine ganz andere Frage, die in die Kultur-Ecke gehört. Was die Tendenz zu Verbesserungen nicht ausschließt.
Bedeutet: es nicht nur ein ganz gravierender Unterschied zwischen der Sichtweise von Fans und Zeichnern, sondern auch noch: bei einem so kleinen Markt wie dem Deutschen ist es eigentlich egal was man tut, es ist immer mit enormem Aufwand verbunden. Es gibt kein Besser oder Schlechter, es gibt nur einen Haufen Arbeit.


Abgesehen davon: hier wird eine Menge zu diesen Themen unter anderen Threads diskutiert (z.B. die Kiste mit dem "Comicmanifest").
Von welcher Warte aus also wolltest du das Thema angehen?


Eine Idee hatte ich neulich aber doch:
"Comicläden für Frauen". Der Lesermarkt der Mädels ist kaum erschlossen, und auch wenn die Läden heute weniger an die Se#shops von früher erinnern, mir persönlich läuft es immer eiskalt den Buckel runter, wenn ich bei meinem Dealer stehe und von anderen Kunden (Kerlen) angeguckt werde wie ein begehrenswertes Alien (trotz meines Alters von 45), und ich nie weiss, ob mich der Verkäufer anbaggert oder nicht.
Konzept für einen solchen Laden wäre: keine Superhelden, keine Merchandising-Kisten, aber dafür jede Menge Klassiker, jede Menge Blut, Erotik, Psycho (ich denke mit wonnigem seufzen an "L´etat morbide" von Hulet oder Seripieris "Morbus Gravis" zurück...) oder auch mal was furchtbar Episches. Literatur für Erwachsene halt. Und kombiniert nicht mit Rollenspielen, sondern Whiskey, Schokolade und Flip-Flops sowie Büchern von Hannah Arendt und Konsorten.
Ein Laden, raus aus der Fan-Artikel-Ecke, der mit Storys und den restlichen Sinnen zu tun hat.
Aber vielleicht gibts den schon, und ich weiss es nur noch nicht, weil er nicht funktioniert hat.

[Maidith]

Konzept für einen solchen Laden wäre: keine Superhelden,

Aber Tintin muss erlaubt sein

[Ölpferd]

Für einen Comic Kunden zu finden denen der Autor/Zeichner bisher unbekannt ist dürfte höchstens den Großen Verlagen gelingen.
Allen anderen bleibt imho nur der weg sein Zeug kostenlos rauszuhauen und sich eine Fanbase aufzubauen.
Das gilt besonders die Leute aus dem Funny-Bereich.


Selten, aber doch gefühlt immer öfter tauchen Comics in den Feuilletons auf.
Man muss sich dafür den Hut "deutsches Nachwuchstalent im Nischenbereich Comic" aufsetzen und irgendein "ernstes" Thema wie Mauer, Krieg, Vertreibung etc. bearbeiten um da reinzukommen.
Mit Fantasy, Sci-Fi, Superhelden wird man von der Presselandschaft ignoriert.

[Spong]

Manche Verlage machen schon einiges an PROMOUSCHN, das Aussenden von Belegexemplaren wird für dich übernommen, der Vertrieb ist geklärt und evtl kriegt man Erwähnungen auf Plattformen wie graphicnovel.info. Aber der Markt ist einfach echt, echt klein. Warrum du fragge?

[Remory]

Auch was die Vermarktung von eigenen gezeichneten comics betrifft:
funktioniert das alles alleine oder ist man doch eher auf
verlage angewiesen ?

Verlage haben sicher eine größere Reichweite und mehr Möglichkeiten Promotion zu machen. Aber man muss sich als Zeichner dann auch irgendwie unterordnen, bzw. ins Verlagprogramm einfügen. Das verläuft nach meinen Erfahrungen nicht immer glücklich. Dank dem Internet kann man heutzutage vieles selber machen und kann durchaus seine Comics ohne einen Verlag vermarkten.

Welche mittel sind dazu nötig ?

Vor allem viel Geduld und Fleiß. Dann kann eine finanzielle Grundlage auch nichts schaden, denn Arbeitsmittel, Druck und Werbung sind nicht umsonst.

Wie ric the cat schon sagte es gibt keinen Königsweg. Jeder Zeichner muss selbst probieren, wie er am besten fährt. Ich persönlich halte es so: Ich habe einen Job, der mich finanziell absichert und nebenbei widme ich mich meiner Comicleidenschaft. Kein so schlechter Weg.
Ich bin auf keinen Verlag angewiesen, kann sehr flexibel veröffentlichen und kriege meist die Druckkosten relativ schnell wieder rein, in dem ich auf Comicmessen meinen Kram verkaufe. Das Internet eignet sich für den Verkauf weniger, ist aber ein gutes Mittel um Promotion zu machen.

Sind e-comics (e-books) besser oder doch eher die klassische variante ?

Probiere beides.

[Manaking]

Eine Idee hatte ich neulich aber doch:
"Comicläden für Frauen". Der Lesermarkt der Mädels ist kaum erschlossen, und auch wenn die Läden heute weniger an die Se#shops von früher erinnern, mir persönlich läuft es immer eiskalt den Buckel runter, wenn ich bei meinem Dealer stehe und von anderen Kunden (Kerlen) angeguckt werde wie ein begehrenswertes Alien (trotz meines Alters von 45), und ich nie weiss, ob mich der Verkäufer anbaggert oder nicht.
Konzept für einen solchen Laden wäre: keine Superhelden, keine Merchandising-Kisten, aber dafür jede Menge Klassiker, jede Menge Blut, Erotik, Psycho (ich denke mit wonnigem seufzen an "L´etat morbide" von Hulet oder Seripieris "Morbus Gravis" zurück...) oder auch mal was furchtbar Episches. Literatur für Erwachsene halt. Und kombiniert nicht mit Rollenspielen, sondern Whiskey, Schokolade und Flip-Flops sowie Büchern von Hannah Arendt und Konsorten.
Ein Laden, raus aus der Fan-Artikel-Ecke, der mit Storys und den restlichen Sinnen zu tun hat.
Aber vielleicht gibts den schon, und ich weiss es nur noch nicht, weil er nicht funktioniert hat.

Das Problem hierbei: Superhelden verkaufen sich aber am besten. Viele reduzieren den Comicmarkt genau auf diese Comics, und letztendlich nehmen sich auch einen großteil der Publikationen ein. Schätze wie Fables, Blankets oder Locke and Key findet man in den hintersten Kartons in den dunkelsten Ecken der meisten Läden.
Aber gerade Comics wie Fables könnten mehr weibliche Leser erreichen. In Deutschland hätten Comics wie Fables eine gute Chance diesen Markt zu erschließen. Bei Büchern ist es zumindest so, dass Frauen wesentlich mehr lesen.

Hier ein Artikel, der versucht sich mit diesem Thema auseinander zu setzten:http://www.pm-magazin.de/r/gute-frag...ngegen-zeitung

Das Problem ist die Stellung von Comics in Deutschland. Das sind eher Nerdprodukte hier, was ziemlich traurig ist. Das weibliche Publikum richtet sich hier auch sehr stark an Mangas. Ich habe nichts gegen Mangas, ich lese selbst ein paar. Aber gerade was Mangas angeht, gibt es dort eher Mädchenmangas als Frauenmangas. So, dass Mangas, und letztendlich auch Comics mehr als Jugendliteratur abgestempelt wird.

Wie gesagt es gibt wirklich viele gute Comics aus Allerwelt, die eine Frau Abends mit einem "Glas Wein" verschlingen könnte, und viel berauschender wären als der "eheliche Vollzug", nur kommt das hier nicht allzu oft vor, weil das Medium Comic leider noch nicht die nötige Stellung in Deutschland hat.

Letztendlich könnte dieser Laden, den du dir Wünschst nicht genug einnehmen um die eigene Miete zu zahlen.

Zuerst muss man das Image von Comics aufpolieren, und das erfordert viel Arbeit, Zeit und Mühe.

[Tornado Hurricane]

Hallo,

vielen, vielen lieben Dank noch nachträglich für Eure gutgemeinten hilfreichen Antworten
Meine Frage stellte ich aufgrund meiner noch damaligen Unerfahrenheit im Comicmarkt (irgendwann fängt jeder mal an^^).
Ja, es ist sehr schwierig, aber man gibt sich nicht auf. Ich werde Eure Ratschläge zu Herzen nehmen und
vielleicht liesst man sich wieder.

[Remory]

Nachträglich ist gut. Brauchst du immer an die drei Jahre um zu reagieren. So wird das aber nichts mit der Vermarktung von Comics.

[Tornado Hurricane]

Sorry, ich hatte nur zufälligerweise bemerkt, dass ich diesen thread einmal gestartet hatte^^

Aber wenn ich schon einmal hier bin: weiss vielleicht jemand, wie viele comics sich mindestens auf einer messe verkaufen lassen ?
Ich werde dieses jahr auf der comic con stuttgart sein (mein allererster auftritt sozusagen) und möchte einige meiner eigenen brandneuen exemplare ausstellen...

Danke sehr für weiteren gesprächsaustausch (melde mich diesmal bestimmt auch viel eher) )

[Mick Baxter]

Die Mindestmenge ist Null. Was die Höchstmenge betrifft, haben wohl alle hier unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Und wieviele Exemplare du zur Messe mitbringen willst, hängt auch von deinen Transportmöglichkeiten ab.

[Remory]

Wenn es dein allererster Auftritt ist, erwarte nicht zu viel. Ich glaube es reicht, wenn du jeweils 10 Exemplare mitnimmst.
Allerdings kenne ich die Comic Con in Stuttgart nicht. Meine Erfahrung mit den Abverkauf sind von Messe zu Messe verschieden.
Wenn es gut läuft habe ich schon mal an die 50 Exemplare verkauft, aber es ist auch schon vorgekommen, dass ich nicht ein einziges Exemplar verkaufen konnte. Vielleicht nutzt du die Messe auch, um Kontakte zu knüpfen und ein wenig Werbung zu verteilen.

Übrigens würde mich mal interessieren, wie du deine E-Books bei Amazon gefertigt hast? So etwas würde ich auch gern mal in Angriff nehmen. Wie geht man da vor?

[Tornado Hurricane]

Und wenn ich eine ganze Ladung LKW mitnehmen müsste, würde es schon gehen
Ja, nee... an die 10 exemplare hatte ich mir auch so gedacht... okay, ich danke

Rookie, zu Deiner Frage: e-books zu amazon zu bringen, dürfte kein grosses problem sein. Zuerst registriert man sich dort auf amazon KDP (kindle direct publishing - veröffentlichung von ebooks) und geht deren anweisungen und vorschriften schritt für schritt durch. Dann benötigst Du noch einen kindle comic creator (den kann man sich auch irgendwo runterladen^^). Und dann wählst Du optional aus, ob sie direkt zum verkauf stehen sollen und/oder als ausleihe/probeware. (Ja, das gibts dort auch für ebooks). Ist dort aber alles nochmal genauer beschrieben.

[Remory]

o.K., das es da jetzt einen Creator gibt, ist mir neu. Damit dürfte Vieles einfacher sein. Danke für den Tipp.

[Tornado Hurricane]

Ich müsste nur noch hinzufügen, dass die funktion dieses creators recht einfach und gut ist (die erstellung dauert zwar etwas), aber Du müsstest aufpassen wegen der erstellung etwaiger einzelner paneele. Prüfe am besten nach der erstellung nochmal alles nach. Es kann vorkommen, dass die paneele nicht richtig funktionieren.

[Bufallo]

Tony Hild, hast du deine eigene FB-Seite?

[Tornado Hurricane]

Ja, seit allerneuestem kann man mich auch auf einer Facebookseite betrachten (ich habe mal ein Herz gefasst). Oder eben auf mycomics oder meiner homepage www.tonhild.jimdo.com.