Als ich mit meinen Eltern dort war (ich war damals 14), liefen in diesem Park auch Ranger durch die Gegend. Einer von denen ist etwas... ausgetickt. Hat mich, meine Mutter (mein Vater war woanders unterwegs) und eine andere Touristin aus heiteren Himmel aufs Übelste angebrüllt und mit seinem Gewehr rumgefuchtelt. Ich weiß bis heute nicht was er wollte. Die Sprachbarriere war sehr hoch. Ich habe versucht zu vermitteln, weil ich die einzige war, die etwas Englisch konnte, aber nicht besonders gut, um den Typen komplett zu verstehen. Das Notwendigste verstand ich aber.
Ich hatte eine Heidenangst vor und Wut auf den Typen. Der hatte mich total auf dem Kieker. Nach dem er nach und nach die eine Touristin und meine Mutter entlies, brüllte er mich weiter an. Bis er irgendwann fertig war und mich gehen lies. Hefte mir aber noch seinen Kumpanen an meine Fersen, der mich, mit Waffe in Bereitschaft, weiter durch den Park verfolgte. Bis ich mich zu ihm umdrehte, zwei Schritte auf ihn zuging und ihn einfach nur ansah. Dann ging er. Und ich, ich wollte nur noch so weit weg wie es geht.
Ich wollte es noch der Polizei melden. Meine Eltern, vor allem meine Mutter, waren dagegen. Es würde doch eh nix bringen, sagte sie. Ich fügte mich. Meine Mutter verleugnet den Vorfall bis heute. Hat nie mehr mit mir darüber geredet. Das ist... bitter. Wohl aber ihr Weg, es zu verarbeiten.
Anfangs dachte ich, ich hätte den Vorfall auch gut verarbeitet. Vor fünf Jahren bekam ich jedoch plötzlich Flashbacks. Ein Nachrichtenbeitrag hat mich getriggert. Am Ende landete ich beim Psychotherapeuten. Diagnose PTBS. Super... Auch meine chronischen Schmerzen scheinen damit zusammenzuhängen. Die Schmerzen habe ich immernoch, das Trauma habe ich aber gut verarbeitet. Die Zeichnung hat mir aber wieder einen ziemlichen Stich versetzt. Vor wenigen Jahren hätte mich das wahrscheinlich total aus der Bahn geworfen. Doch ich kann heute besser damit umgehen. Es fällt aber schwer.
Sorry, wollte eigentlich nicht soviel schreiben. Es hilft mir aber. Es klingt Paradox, doch umso mehr man das Szenario gedanklich durchgeht, umso mehr gewöhnt sich die Psyche daran und umso mehr hat man das Gefühl, man würde eine Geschichte erzählen. Aber man hat immer weniger das Gefühl, dass man die Geschichte so erlebt, als wäre sie gerade erst passiert.
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