Zitat von
wollmonster
Aber eben das Nachwort, wo TogaQ meinte, dass sie Jesse zB quasi langweilig finden würde und er nicht grad ihr Liebling ist etc... da hatte ich irgendwie das Gefühl, dass das schon viel über sie aussagt. XD
Oh ja. Als ich diesen Kommentar gelesen habe, ist mir im ersten Moment auch absolut nichts dazu eingefallen.^^"
Irgendwie fühlt man sich ja auch etwas dumm, wenn man sich als Leser viel mehr Gedanken um die Protagonisten macht und mit ihnen viel intensiver mitleidet, als der Schöpfer selbst. :/
Ich meine, um es mal zusammen zu fassen... wenn man auf der letzten Seite angekommen ist, erkennt man, dass Jesse eigentlich weder Wert noch Bedeutung hat. Nur "Kanonenfutter" ist, genau. Und dann hofft man im Nachwort auf tröstende Worte... und liest stattdessen sowas.
Nachdem man nicht vermutet hätte, dass dieses furchtbare Gefühl nach dem Lesen noch übertroffen werden könnte.
Ich bin im Moment noch nicht bereit des Sequel zu lesen, werde das aber auf jeden Fall noch nachholen, sobald ich Jesses Schicksal einigermaßen verwunden habe.
Ich fühle mich so seltsam dabei, mir so viele Gedanken zu machen um ihn, obwohl ja feststeht, dass weder Background vorhanden noch beabsichtigt ist. Und trotzdem kann ich nicht aufhören mir Hintergründe zusammen zu spinnen und zwischen den Zeilen zu lesen, um ihm einfach eine Bedeutung zu geben. Weil ich diesen Charakter geliebt hab.
Und weil ich das Ausmaß seines Schicksals kaum aushalten kann, mir zu gut vorstellen kann, wie es einem in dieser Situation geht. Man durchlebt einfach gemeinsam mit ihm diese Hölle und fühlt sich selbst nach dem Lesen im Nichts verschwinden. Ich glaube, die Thematik spiegelt auch ne Art Urangst wieder, die die meisten Menschen haben dürften. (Sinnlosigkeit, die unfassbare Verletzlichkeit und Zerstörbarkeit menschlichen Lebens.)
Ich muss mich immer wieder fragen, wer zu Hause auf ihn wartet, wer ihn vermisst, wer ihn gern hat. Wem er was bedeutet. (Wenn schon nicht G|P)
. Das klingt seltsam, aber ich sehe eben den wirklichen Menschen hinter der Figur, dem das gleiche hätte passieren können oder irgendwo auf der Welt passiert ist. Das macht das alles so greifbar und schrecklich. Ich frage mich, ob er vielleicht homosexuell gewesen ist, einen Freund gehabt hat. Der ihn vermisst.
Abgesehen davon, was er an Angst (das kann man förmlich fühlen von der ersten bis zur letzten Seite) und Schmerzen durchmachen muss in der Zeit, konnte ich beim Lesen auch so gut nachvollziehen, was es möglicherweise im Endeffekt ist, was ihn endgültig zerbricht. (Auch wenn ichs auch hier schon wieder irgendwie peinlich find, dass ich so tief rein geh und mich das so mitnimmt, weil ja G|P sich nicht groß was zu ihm gedacht haben und das nur in meinem Kopf stattfindet.) Der Gedanke, er könnte tatsächlich gläubig sein (was sehr gut zu seinem Verhalten und seinen naiven, liebenswürdigen Äußerungen passt), macht mich irgendwie fertig.
Ich glaube nämlich nicht der Missbrauch zerbricht ihn, sondern die Erkenntnis, dass Gott eben nicht kommen wird, um ihm zu helfen. Die Erkenntnis, dass die Welt, an die er bislang geglaubt und in der er möglicherweise aufgewachsen ist, nicht existiert. Dass alles eine Lüge war. Dass er keine Antwort darauf bekommen wird, warum ihm das passiert. Ach ich sag mal nichts weiter an der Stelle. Ich kann, schätze ich, nichts schreiben das man rational nachvollziehen kann. Und behalte sämtliche (seine möglichen bis wahrscheinlichen) Gedanken und Gefühle deswegen mal lieber für mich.
Jedenfalls hat The Bride auch sehr viele Fragen aufgeworfen, die mich noch lang beschäftigen werden. Aber da ja Jesse bekanntlich unwichtig
ist, werden wir sicher niemals Antworten bekommen.
Ich finde an diesem Werk auch so faszinierend, dass so viele Details alles und gleichzeitig nichts bedeuten können. So wie ich mich eben auch frage, ob Jesse vielleicht auch der erste war, dem die Option mit dem Suizid gewährt worden ist. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass überlicherweise Allen seine anderen Bräute in der Hochzeitsnacht getötet hat. Als Robert schließlich tags drauf zu ihm ins Zimmer geht, wirkt er zwar nicht überrascht, dass er noch lebt, aber es scheint mir nicht selbstverständlich zu sein, eher so, als hätte er... "schlimmeres" erwartet. Auch seine Gedanken und Worte darüber wie glücklich Allen ist... man weiß nicht, ob das Teil ihres kranken Rituals ist, oder ob Jesse (weil er eben ein Mann
ist war) etwas bewirkt hat.
Ich hab das Sequel ja wie gesagt nicht gelesen... deswegen lasse ich an der Stelle auch vorerst noch meine hoffnungsvollen absurden Gedanken darüber, dass Robert vielleicht ein Herz hat, in meinem Kopf. Keine Ahnung, wie er im Sequel wirkt, aber in The Bride empfand ich ihn auch zwischen den Zeilen, als sehr traurig, müde und leer. Abgestumpft. Überdrüssig. Unfrei. Er tat mir ein wenig leid. :/
Den Missbrauchsgedanken Pop/Brüder finde ich allerdings auch sehr interessant. Wäre es an dem, könnte ich Robert sogar irgendwie verstehen.
(Soeben wurde der Entschluss getroffen, dass ich mir nachher das Sequel bestelle. XD Aber ich werde es noch nicht lesen... alles was ich bisher darüber weiß... nein, das würde mich zum jetzigen Zeitpunkt zu sehr anwidern.)
Jedenfalls könnte ich mir auch gut vorstellen, dass Allens damalige Frau nicht der einzige Grund ist für das, was Robert so an ihn und sein zu Hause bindet. Die Schuldgefühle ihm gegenüber gehen meinem Empfinden nach sehr viel tiefer und die Frau damals ist nur der Aufhänger dafür. Eine Missbrauchsthematik wäre da sogar sehr sinnig. Vielleicht hat ja Pop Allen tatsächlich missbraucht, Robert selbst wollte ihn immer schon haben, hat sich dafür gehasst, und noch mehr dafür, dass er ihn nicht schützen konnte. Dass er sein zu Hause verlassen hat, dürfte er sich somit auch schwer übel nehmen. So ne Geschichte würde auch erklären, warum Allen so komplett empathiebefreit und grausam handelt. :/ Beweis dafür wäre auch die Szene, als er am Ende zu Robert sagt, er hätte Jesse gut behandelt. Einerseits war ich total angeekelt, dass er das ernsthaft sagt... aber andererseits, wahrscheinlich kennt er das nicht anders. Vielleicht ist sogar das seine Vorstellung von Liebe und Ehe. Wer weiß, was Pop mit der Mutter der Jungen angestellt hat.
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