User Tag List

Seite 2 von 2 ErsteErste 12
Ergebnis 26 bis 50 von 50

Thema: Comic-Stammtisch: Gringos Locos

  1. #26
    Mitglied Avatar von Markus_1969
    Registriert seit
    02.2001
    Ort
    nähe Regensburg
    Beiträge
    947
    Mentioned
    15 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Zitat von felix da cat
    Sowohl Jijé als auch Tillieux haben am Anfang ihrer Karriere deutlich von dem meistkopierten aller Comiczeichner abgekupfert, Milton Caniff. Der wiederum ohne Noel Sickles nicht gezeichnet hätte, wie er zeichnete usw.
    Es gibt nichts wirklich Neues unter der Sonne. Sie alle stehen auf den Schultern von Giganten.
    Wo sich jemand seine Inspiration sucht, ist in meinen Augen eigentlich schnuppe, wichtig ist, dass man Inspiration schöpft
    .
    Da gebe ich dir natürlich recht, aber es sollte halt auch ein gewisser Eigenanteil mit dabei sein, sonst ist die Kopie ja langweilig. Caniff sieht ja nicht (nur) nach Sickles aus und Tillieux nicht (immer) nach Caniff. Und bei Schwartz erkenne ich da (zeichnerisch) fast nur Chaland - in einer mittelmäßigen Ausführung. Wobei ich damit sogar leben kann, solange er den Meister nicht auch noch inhaltlich kopiert.

    Zitat von felix da cat
    Die Operation Fledermaus fand ich großartig und wenn das Abkupfern bei Chaland zu solchen Ergebnissen führt, soll's mir recht sein. Die meisten Anspielungen habe ich nicht als plump empfunden, sondern oft ziemlich witzig. Harry und Platte als Vorher-Nachher-Werbegesichter für Haarwuchsmittel ... ist doch drollig ... Ein Boxer namens Murdock? Nicht jeder wird die Anspielung verstanden haben, also kann sie nicht so offensichtlich gewesen sein.
    Den Harry&Platte-Gag fand ich auch köstlich – für mich das schönste an dem ganzen Album.
    Der Boxer Murdock passt mir da weniger in den Kram. Ich meine, da nehme ich eine dunkelhaarige Person mit Brille und nenn sie Clark Kent – das kommt ungefähr aufs Gleiche raus *gähn*, nur das Clark bekannter ist als Mat.
    Okay, plump ist vielleicht übertrieben, aber mir ist es irgendwie zu einfach. Außerdem passt das thematisch nicht: eine amerikanische Comicbookfigur aus den 1960ern im besetzten Belgien… ich finds unpassend.
    Bei Chaland gibt es etliche Kurzgeschichten und Strips, oft in Zusammenarbeit mit Luc Cornillon, die amerikanische Comics parodieren. Aber dieser Teil seines Werkes ist streng von seiner „belgischen Seite“ getrennt. Er hätte so was nie in einen Freddy Lombard reingewurschtelt. Trotz seiner oft komplizierten und schwer zu lesenden Comics gab es dennoch gewisse Regeln – das ist der Unterschied.
    Die Fledermaus wirkt da eher wie ein Kessel Buntes – für jeden Geschmack etwas. Mir ist das einfach zu viel… man wird mit dem Entdecken gar nicht mehr fertig… zu viele Wimmelbilder.


    Zitat von felix da cat
    Und die Gringos lassen sich nicht wirklich mit den Chaland-Shorts vergleichen. Nicht nur, weil eine albumlange Geschichte andere Anforderungen erfüllen muss als eine Kurzgeschichte, sondern auch weil Chaland einen anderen Ansatz hatte als Yann, die Motivation hinter den jeweiligen Geschichte ganz offensichtlich eine andere ist (obwohl sich beide mit Jijés Leben/einer Episode daraus beschäftigen).
    Man hätte vielleicht besser anstelle einer zusammenhängenden Geschichte, Kurzgeschichten, im Stile von Stanislas´ Abenteuer von Hergé gemacht. Mit Einzelepisoden hätte man auch verschiedene Stimmungen einfangen können anstelle einer Gesamtstimmung für das ganze Album. Es wurde den Autoren ja auch schon vorgeworfen, dass die zeitliche Abfolge der einzelnen Erlebnisse nicht korrekt ist. Mit Einzelepisoden könnte man die Chronologie bei einer späteren Auflage korrigieren oder auch Kapitel einschieben.
    Wenn Yann schlau ist, nutzt er die Proteste und setzt sich mit den Erben an einen Tisch und bekommt so vielleicht Infos und Stoff, für das nächste Album, aus erster Hand.


    Zitat von felix da cat
    ... und ganz wichtig: die Geschichte sollte wohl auch einem größeren Publikum zugänglich sein.
    Ja, das magst du recht haben. Umso mehr wundere ich mich über die Szene mit Gastonito beim entstacheln seines (noch) errektiertem besten Stückes, wo zu allem Überfluss auch noch die beiden mexikanischen Kinder zusehen dürfen. Das ist schon etwas starker Tobak für das Spirou Magazin, wo die Seiten abgedruckt wurden.

    I]Zitat von felix da cat
    Chaland - und das mag man als Zeichen seiner Unabhängigkeit bewundern - scherte sich einen Dreck um die Vorkenntnisse der Leser. Die Geschichten sind für Comicspezialisten interessant, weil sie die Anspielungen auf Jijés Sein und Wirken verstehen (und vielleicht auch deswegen als subtiler empfunden werden können), aber Chaland reiht Schnappschüsse aus dem Leben Jijés aneinander, die zugeordnet werden wollen. Natürlich lesen wir so etwas mit Vergnügen, aber für die Nichteingeweihten ist dies nur eine sprunghafte Erzählung, angereichert mit einigen für sie nicht aufschlüsselbaren Codes. Nimm nur mal die Anspielung auf das von Jijé "ständig getragene Beret". Wer außerhalb eines Eingeweihtenkreises sollte das witzig finden. Ganz anderes Publikum. [/I]
    Ja schon, aber wir waren doch auch nicht von Geburt an Eingeweihte. Als ich (Jahrgang 1969) Anfang der 1980er Jahre erstmals Chalands Comics las, war Belgien – es gab ja noch kein Internet – so weit weg wie Australien, zumindest von Bayern aus gesehen. So habe ich vieles in seinen Comics gar nicht richtig zuordnen können, aber ich war dennoch begeistert.

    Zitat von felix da cat
    Ich ... hatte Dir doch mal ne Seite von Dimberton aus GOMME! gescannt.
    DU warst (natürlich) nicht gemeint!
    ;O)
    Und es war Rock Derby aus Super Tintin – wofür ich dir immer noch dankbar bin.
    Die Seite aus Gomme hast du mir vorenthalten…

  2. #27
    Mitglied Avatar von Markus_1969
    Registriert seit
    02.2001
    Ort
    nähe Regensburg
    Beiträge
    947
    Mentioned
    15 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    So, zunächst erst einmal eine weitere Quizfrage:

    Wer meint, Chaland und Schwartz seien die ersten, die sich mit Jijés Amerikareise in Comicform beschäftigt haben, ist auf dem Holzweg.
    Frage: In welchem Comic wurde zum ersten mal deutlich auf diesen Trip angespielt?
    vielleicht Giraud, als Jijés Schüler und ebenfalls Wüsten-Experte?

  3. #28
    Mitglied
    Registriert seit
    05.2004
    Beiträge
    6.470
    Mentioned
    15 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Zitat von Schock:
    DU warst (natürlich) nicht gemeint!
    ;O)
    Und es war Rock Derby aus Super Tintin – wofür ich dir immer noch dankbar bin.
    Die Seite aus Gomme hast du mir vorenthalten…
    Den auch. Der Dimberton, so hast Du mir mal geschrieben, sei Dir abhanden gekommen ...
    Das war dieser Onepager mit dem Laster voller Fische (bei Gelegenheit suche ich Dir den noch mal raus )

    Ich denke, wir sind uns ja einig, dass Chaland im Vergleich zu Schwartz der "größere", bedeutendere Zeichner ist.
    Uns unterscheidet halt nur, dass ich den Abstand zwischen den beiden nicht ganz so groß sehe wie Du.

    Und ja, hatte ich auf den Johan-Link von Schock auch schon mal bekannt: Natürlich würde ich Schwartz gern an einer guten Mainstream-Serie werkeln sehen, bevorzugt sogar Johan!

    Zitat von Schock: i
    velleicht Giraud, als Jijés Schüler und ebenfalls Wüsten-Experte?
    Naheliegend ... aber falsch !

    Und jetzt wie versprochen:

    Was ich nach ein bisschen wühlen über die Amerikareise gefunden habe:

    Ich fang mal mit einer Info an, die wir den Gringos (noch) nicht entnehmen konnten. Jijé hat als er sich eine Weile in Connecticut aufhielt, Frank Godwin kennengelernt (er wohnte in der Nachbarschaft)
    http://en.wikipedia.org/wiki/Frank_Godwin
    Ob das Zufall ist? Keine Ahnung, aber in Anbetracht der Tatsache, dass Godwin einer der amerikanischen Zeichner ist, die bereits 1948 in Spirou veröffentlicht wurden, hatte man vielleicht vor der Abfahrt Kontakt.
    http://www.bdoubliees.com/journalspi...rs2/godwin.htm
    Jijé meinte, sein Baden-Powell sei stark von Godwins Stil beeinflusst (auch wenn er nicht mochte, wie Letzterer Pferde zeichnete).

    Was auf jeden Fall wie Zufall klingt, wenn Jijé es sagt, ist, dass die beiden um ein paar wenige Ecken miteinander verwandt wurden: "Amüsant ist, dass Godwin im Übrigen der Großonkel des Amerikaners ist, der meine Tochter geheiratet hat, was mir damals gar nicht bewusst war."

    Interessante Aussage zur Finanzfrage, die im Album ja auch angesprochen wird.
    Annie Gillain, Ehefrau Jijés: "Um die Reise zahlen zu können, versprach mein Mann (dem Verleger) Dupuis 30 Titelbilder für die Zeitschrift Le Moustique zu schicken. Er hat nicht alle gemacht. Glücklicherweise hat der Verleger diese nie nachgefordert."
    Nun ja, vielleicht weil er zur gleichen Zeit die Baden-Powell-Seiten bekommen haben müsste.

    Wie viele Titelbilder Jijé schuldig geblieben ist, lässt sich leicht nachrechnen. Von 1948 bis 1951 erschienen 19 Jijé-Le Moustique-Titelbilder. Da Jijé der Star des Verlags war, wird wohl keine der versandten Zeichnungen unbenutzt in einer Schublade gelandet sein. Bliebe noch der damals möglicherweise nicht so zuverlässige Postweg ...


    Nun zu den Ereignissen des Albums, die ich auf die Schnelle der ein oder anderen Quelle habe entnehmen können.

    Die "Basisdaten" stimmen natürlich: Gereist sind Jijé, dessen Frau Annie, deren vier Kinder, Franquin und Morris.
    Das jüngste Viertel der sogenannten "Viererbande", Will, blieb zu Hause. Ihm fehlten die finanziellen Mittel. Er hatte noch keine "gut laufende" Serie, mit der er seinen Übersee-Aufenthalt hätte zahlen können. Spirou- und Lucky Luke-Seiten wurden von Amerika nach Europa gesandt.

    Die Reisenden mussten wohl oft "am Hungertuch nagen" wie es im Vorwort zu Tout Jijé 1948-1950 heißt, bis die Geldanweisungen aus Europa ankamen. Keine Ahnung wie das damals mit den Übersee-Überweisungen funktionierte, aber gut möglich, dass der ständige Ortswechsel diese erschwerte.
    (Nicht im Album, aber würdig, verwertet zu werden ist folgende Geschichte Um Porto zu sparen, bezeichnete Morris Vor- und Rückseite seines Kartons. Darauf waren die Drucker bei Dupuis offensichtlich nicht vorbereitet. So kommt es, dass die Lucky Luke-Seite 105 (die frühen LL-Seiten wurden von 1 bis ... in einen sehr hohen Bereich durchnummeriert, ohne bei neu beginnenden Geschichten wieder bei der 1 zu beginnen) weder in Spirou noch im Album zu finden war (die Story: Buffalo Creek aus dem Rodeo-Album).

    Zu Jijés Motiven für die Reise:
    "Ich war bestürzt davon wie sehr es politisch mit Euopa bergab ging. Ich sah alles düster, besonders den wachsenden Konflikt zwischen Russen und Amerikanern. Zu diesem Zeitpunkt war Westeuropa bedeutungslos und ich sagte mir, der Krieg wird erneut aufflammen, mit uns in der Mitte. Also wollte ich abhauen ... und tatsächlich mit meiner Familie auswandern, wie die Pioniere. Es sollte eine epische Reise werden!"

    Wie im Album schifft man sich in Rotterdam ein. Die Vorbereitungen auf die Reise waren wohl suboptimal, da sich niemand um den bürokratischen Kram scherte. Da es bei der Ankunft folgerichtig Probleme mit den Papieren gab, waren sie zunächst als Touristen unterwegs. Die Reise nach Mexiko wurde nur durchgeführt, um die Wartezeit zu überbrücken, die das Ausstellen der Dokumente benötigte, die Jijé und Familie brauchten, um ihren festen Wohnsitz in den Staaten zu begründen.
    Sie waren tatsächlich mit einem großen, klapprigen Hudson unterwegs.

    Nicht im Album: Jijé erwarb wohl erst einen amerikanischen Führerschein, was ihm bei seinen mangelnden Sprachkenntnissen schwer fiel. Er musste die mündliche Prüfung wiederholen. Hat wohl ein paar Wochen gedauert.
    Dies muss wohl in New York passiert sein, denn Franquin erinnert sich wie folgt: "Wir warteten wohl eineinhalb Monate in New York. Dann sind wir runter nach Mexiko, mit vorheriger Station Kalifornien, wo Morris Disney treffen wollte. Seine alte Liebe für den Zeichentrickfilm ließ ihn einiges auf sich nehmen. Und wir dachten Los Angeles sei das Mekka des amerikanischen Comics, wie es das des Films ist."

    Die Übersee-Koffer wurden tatsächlich nach San Diege versandt, wo sie ein paar Tage auf ihre Besitzer warteten.

    Jijés Tochter Annette erinnert sich: "Ich habe die ganze Reise auf den Knien von André Franquin verbracht und damals war er sehr mager. Das war nicht sehr bequem. Meine kleine Schwester Dominique schlief in einer Hängematte, die zwischen den beiden Autotüren angebracht wurde. Wir hatten mitten in der Wüste eine Panne und mussten an der Straße schlafen wegen der Klapperschlangen und Skorpione. Eine Gruppe Indianer hat uns geholfen."

    An der Grenze trennte sich die Reisegruppe. Die Zollbeamten hätten die Gillains problemlos durchgelassen, während Morris und Franquin zurückgewiesen worden wären.
    Jijé: "Die mexikanischen Zöllner waren ganz vernarrt in meine kleine zweijährige Tochter. Sie fanden sie "muy bonita" und reichten sie scherzend von Arm zu Arm weiter. Das ist Mexiko, aber man muss Beamte dort auch manchmal schmieren. Morris und Franquin wollten das nicht. Sie blieben zwei Monate in den Staaten."

    Die Gillains quartierten sich ein in Tijuana, im mexikanischen Teil Kaliforniens, wo sich Morris und Franquin im Oktober einfanden.

    Annie Gillain: "Franquin und Morris wohnten in einer Garage, die an das kleine von uns gemietete Haus angrenzte. Wie die Clochards schliefen sie unter Zeitungen. Sie haben beide in diesem "Zimmer" gezeichnet. Mein Mann hat den Kindern Unterricht in Geschichte und Geografie gegeben. André mischte sich unter die Schüler. Er hat viel Unsinn mit ihnen gemacht. Zu Nikolas hat er einen Übergang für die elektrische Eisenbahn für den 10-jährigen Benoit gebastelt. Abends hat Joseph (= Jijé) bis tief in die Nacht mit ihnen gescherzt. Zu Weihnachten 1948 haben wir Tijuana verlassen ... Wegen der Kinder haben wir einen Pullman genommen, während Franquin und Morris mit der Bahn gefahren sind. Sie wollten die mexikanische Bevölerung kennenlernen."

    Es geht noch weiter, aber das wäre dann Stoff für das zweite Album.
    Geändert von felix da cat (11.04.2013 um 21:23 Uhr)

  4. #29
    Mitglied
    Registriert seit
    03.2003
    Beiträge
    3.023
    Mentioned
    8 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    So, zunächst erst einmal eine weitere Quizfrage:

    Wer meint, Chaland und Schwartz seien die ersten, die sich mit Jijés Amerikareise in Comicform beschäftigt haben, ist auf dem Holzweg.
    Frage: In welchem Comic wurde zum ersten mal deutlich auf diesen Trip angespielt?

    Keine Angst, hier handelt es sich nicht um irgendeine obskure Comicstory einer noch obskureren Serie. Ich denke, alle Beteiligten, aber auch die Mehrheit der hier Lesenden werden das Album, in dem die gesuchte Geschichte zu finden ist, ihr eigen nennen, zumindest aber das Teil schon mal gelesen haben ...
    Ich kann auch nur tippen: war es einer von den Beteiligten (also Morris, Franquin oder Jijé) oder doch der nicht mitgereiste Will(y) Maltaite? Den Schauplatz Nordamerika haben sie allesamt in ihren Werken genutzt.

    Gefunden habe ich bislang aber nichts.

  5. #30
    Mitglied
    Registriert seit
    03.2003
    Beiträge
    3.023
    Mentioned
    8 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Vielen Dank für die Fleißarbeit und die Infos, felix!

    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    ... André mischte sich unter die Schüler. Er hat viel Unsinn mit ihnen gemacht. Zu Nikolas hat er einen Übergang für die elektrische Eisenbahn für den 10-jährigen Benoit gebastelt.
    Beim Lesen dachte ich, der Spielzeug-Bahnübergang ist auch eine Anspielung auf irgendeine Stelle in Franquins Comics, weil das Modell so groß ins Bild gerückt worden ist.

    Meine Zweifel an der Authentizität beziehen sich in erster Linie auf die dargestellten Charakterzüge der drei Zeichner. Das klingt bei den Nachfahren doch völlig anders.

  6. #31
    Mitglied
    Registriert seit
    05.2004
    Beiträge
    6.470
    Mentioned
    15 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Jetzt wieder einer meiner klassischen superlangen Beiträge (sorry!):

    Zitat von kaschi:
    Ich kann auch nur tippen: war es einer von den Beteiligten (also Morris, Franquin oder Jijé) oder doch der nicht mitgereiste Will(y) Maltaite? Den Schauplatz Nordamerika haben sie allesamt in ihren Werken genutzt.
    Es war einer der Beteiligten ... und ich meine nicht das Jerry Spring-Album El Zopilote, dass nach dem Königsgeier (den wir z.B. auf Seite 8, oberster Streifen der Gringos, sehen) benannt wurde.
    Und da es seehr schwierig ist: es ist nur eine Anspielung ... aber in einer der wichtigsten frankobelgischen Funnyserien ...


    Zitat von kaschi:
    Meine Zweifel an der Authentizität beziehen sich in erster Linie auf die dargestellten Charakterzüge der drei Zeichner. Das klingt bei den Nachfahren doch völlig anders.
    Kann man Handeln und Denken immer trennen? Der Charakter bestimmt ja, wie man mit einer Situation umgeht. Ich fand z.B. sehr sympathisch, dass Franquin und Morris an der mexikanischen Grenze kein Schmiergeld gezahlt haben. Das sagt ja auch schon etwas über den Charakter der beiden aus ... und daher ist es auch nicht ganz unwichtig, diese Geschichte als authentisch bestätigt zu bekommen.

    Benoit Gillain hat zudem nicht nur Zweifel an der korrekten Darstellung seines Vaters sondern auch an der Darstellung einiger der Reiseepisoden geäußert. Was sagt er noch einmal zu den in einer Garage unter Zeitungen schlafenden Franquin und Morris (Seiten 31 + 33)?
    "Allerdings haben sie nicht in einer heruntergekommenen Hütte auf Zeitungen übernachtet, das entspricht nicht dem Stil der Familie. Eher hätten ihnen Annie und Joseph ihr Zimmer überlassen." (Seite 62)
    Und hier noch einmal das von mir übersetzte Zitat von Annie Gillain (s.o.):
    "Franquin und Morris wohnten in einer Garage, die an das kleine von uns gemietete Haus angrenzte. Wie die Clochards schliefen sie unter Zeitungen."
    Wem glauben wir? Dem damals 10-jährigen oder der erwachsenen Frau? Das soll Benoit nicht zum Lügner machen, doch ein 10-jähriger achtet auf ganz andere Dinge als ein Erwachsener, filtert anders nach wichtigen und unwichtigen Informationen (die dann vergessen oder verändert werden).
    Z.B. halte ich für normal, dass er von Geldproblemen nichts mitbekommen hat. D.h. aber nicht, dass es sie nicht gegeben hätte. Halbwegs vernünftige Erwachsene erzählen ihren Kindern nicht von ihren Problemen. Wieso auch? Sollten diese deren Probleme lösen? Davon ab, hat man auch nicht den Eindruck, dass die Helden der "Gringos Locos" in Gefahr gerieten, hungers zu sterben.

    Dann ist zu bedenken, dass Benoit immer noch der Sohn eines Vaters ist, der wohl tatsächlich ein "guter Vater" war. Insofern sollten wir seine Aussagen auch ein bisschen kritisch danach abklopfen, was wahrscheinlich ist und was ... das Wort klingt vielleicht ein bisschen hart ... Schönfärberei. Ist aber normal, wenn man den Vater idealisiert.
    Wenn Benoit von dem stets gut gelaunten Vater spricht - angebliche Ausnahme: wenn der Papa arbeitete, konnte er kiebig werden - steht das ein bisschen in Widerspruch zu seiner in mancher Hinsicht strengen Erziehungsweise.

    Zwei Beispiele gefällig?
    1.
    Es hat so manche Tracht Prügel gesetzt, wenn die Kinder die Tischmanieren vernachlässigten (seite 58, rechte Spalte).
    2.
    Sohn Laurent sagt zu einer Szene aus dem Comic: "So sieht man zum Beispiel meinen Bruder Benoit unseren Vater fragen: 'Wie viele von den verdammten Deutschen hast Du im Krieg getötet?' Normalerweise hätte er dafür im folgenden Bild den Hintern versohlt bekommen."

    Ich frage Euch, hat Jijé, wenn er seine Söhne hin und wieder mal "sanktionierte" das gut gelaunt getan (müsste er, wenn's in das von diesen aufgezeigte Bild passen soll).

    Nicht, dass wir uns missverstehen: ich finde das normal, dass man einen Vater, den man geliebt hat, gegen jede negative Darstellung zu schützen sucht, doch sollte man gerade deshalb nicht nur Yanns Story, sondern auch die Gegendarstellung nicht so einfach als absolute Wahrheit akzeptieren. Das wäre das gleiche, wie wenn man nur "offizielle", "genehmigte" Biografien als wahr ansehen würde.
    Von Verwandten ist kaum ein objektives Bild zu erwarten. Wie heißt's so schön: "Eine Mutter erzählt Dir selbst dann noch über Ihren Sohn, er sei ein guter Junge, wenn er schon wegen Drogenhandels und Vergewaltigung im Knast sitzt."




    Ich habe mal nach den Stellen gesucht, die die Familie Gillain nicht so prickelnd gefunden hat/haben könnten. Kritikpunkte, die geäußert wurden/möglich wären:

    Kritikpunkt 1:
    Da wäre natürlich die Sprache, der Umgangston des Vaters. So wie im Comic habe er nicht geredet. Das glaube ich gerne. Dass er flucht wie ein Kesselflicker, u.a. das für einen gläubigen Katholik ziemlich harte "Godverdomme!" Das ist natürlich möglich, aber bei einem alles in allem doch offensichtlich sehr ausgeglichenen Charakter wenig wahrscheinlich (o.k., andererseits ist eine Autopanne in der Wüste natürlich schon ein guter Grund ein lädiertes Nervenkostüm zu offenbaren, in so einer Situation kann man auch mal sauer auf das Mundharmonika-Spiel des Reisebegleiters Morris sein).

    Kritikpunkt 2:
    Der von Benoit Gillain zur Zerstörung der Wohnung in Waterloo upgegradete üble Streich von Jijé und Co. War ja gar keine Zerstörung. Dennoch hat die Vermieterin, wenn es so gewesen ist, sicher ne Menge Arbeit mit der Beseitigung der Schmierereien gehabt. Denke auch, dass diese Geschichte ins Märchenreich zu verbannen ist, wenngleich mir aus der Lektüre einiger Jugendanekdoten frankobelgischer Zeichner bekannt ist, dass viele von diesen selbst vor ziemlich infantilen Streichen nicht zurückschreckten. Möglicherweise hat das Yann dazu "inspiriert", hier so zu überdrehen.

    Kritikpunkt 3:
    Die etwas hysterischen Ängste Jijés vor dem dritten Weltkrieg (Seiten 9 und 32). Scheint mir tatsächlich übertrieben, wenngleich ihn diese Angst auch nach eigenem Bekunden nach Amerika getrieben hat. Eine typisch Yann'sche Überzeichnung wie bei Kritikpunkt 2. Nicht ganz zu vergessen: Der Rahmen der Story ist halt ein Funny. Was ich eingangs schrieb: da wird der Autor verführt, ein Ereignis herauszuputzen, damit es (nach seiner Auffassung) lustiger ist.

    Kritikpunkt 4:
    Scherze auf Kosten der Reisebegleiter ("Nichtsnutze", Seite 13). Nun ja. Muss nicht passiert sein, könnte aber. Männerhumor ist nicht immer feinfühlig. Was der Sender als witzig empfindet, kann der Empfänger als verletztend ansehen. Hört wohl jeder mal, selbst vom Kumpel; sagt wohl jeder mal, selbst dem Kumpel.

    Kritikpunkt 5:
    Jijé wird sauer, weil er während der Arbeit gestört wird (Seite 36). Nun, dass er das bei der Arbeit relativ zuverlässig wurde, ist ja durch seinen Sohn bestätigt worden.

    Kritikpunkt 6:
    Benoit weist den Eindruck zurück, bei seinem Vater handele es sich um einen von Gebeten und Kruzifixen Besessenen (Seite 57, rechte Spalte ganz oben). Ich frage mich, ob diese Kritik nicht maßlos überzogen ist. Auf was könnte er sich beziehen? Auf Seite 32 betet Jijé vor einem Kruzifix. Na und? Er ist gläubiger Katholik. Was hat das mit Besessenheit zu tun? Ich denke, 1948 konnte man in beinahe jedem mexikanischen Haushalt ein Kruzifix finden (wahrscheinlich ist das heute ebenso). Dass ein gläubiger Mensch mal betet, halte ich für normal. Und wenn er das Bedürfnis schon mal hat, halte ich für geradezu naheliegend, dass er dies vor einem im Haus bereits angebrachten Kruzifix tut. Yann hat ja nicht behauptet, dass er das Teil in seinem Koffer mit sich herumführt.
    Zudem sagt Ehefrau Annie als sie Joseph in dieser Szene beobachtet: "Du betest? Du?" Wer daraus nicht schließt, dass Jijé eigentlich nie betet, hat den Text nicht verstanden.
    Was also sollte mich als Leser auf "Besessenheit" und - auch ein Wort von Benoit - "frömmlerisches" Handeln schließen lassen?

    Ansonsten wird Jijé als liebender Vater (er tollt mit den Kindern herum) und Partner in einer intakten Ehe (Annie sagt in diesem Comic auch "ich liebe Dich, Joseph" und man nimmt es ihr ab) dargestellt. Sicher kein Grund zur Kritik.

    Mein Fazit zur Darstellung Jijés: Sicher, einiges ist übertrieben. Sicher, den Kindern gefällt das nicht. Ganz normal. Aber nachdem ich das Teil gelesen hatte, habe ich mir auch gedacht: "Viel Lärm um Nichts". Hier ist niemand verschaukelt oder in die Pfanne gehauen worden. Der Durchschnittsleser wird erkennen können, dass er nicht jede Szene für bare Münzen nehmen muss. Der Comicartikel-Schreiber wird sich hüten, diesen Comic als Quelle zu nutzen und sich in Fußnoten auf ihn zu berufen.


    Ein paar Worte noch zu Franquin und Morris.
    Franquins Tochter hat ähnliche Kritik geübt wie die Gillain-Kinder. Leider findet sich im Anhang kein konkreter Vorwurf. Wir wissen also nicht, woran sie sich genau stößt. Worin die falsche Darstellung ihres Vaters bestehen soll.

    Yann hat sichtbar sein Wissen um die beiden Zeichner eingebracht. Dass Franquin zwei heftige Depressionen hatte, relativiert Benoit Gillain im Anhang. Nach dem Motto, von so etwas habe er nicht mal im Ansatz etwas bemerkt (als 10-jähriger!), also kann es nicht gewesen sein. Kann natürlich sein, dass Franquins erste richtige Krise noch bis Anfang der 1960er auf sich warten ließ. Dass diese in Gringos Locos schon ein bisschen spürbar ist, finde ich dennoch nicht abwegig.

    Zur Darstellung von Morris hat sich offenbar niemand "offiziell" geäußert. Auch hier habe ich bemerkt, dass Yann sein Wissen um die ein oder andere Einstellung Morris' in die Geschichte eingewoben hat. Z.B. hat Goscinny immer betont, dass Morris in Lucky Luke im Gegensatz zu Uderzo in Asterix keine Wortspiele duldet. Ob das schon 1948 so war und ob diese Abneigung prinzipiell oder nur für seine Comics galt, weiß ich nicht. Auf jeden Fall ist diese in die Gringos eingearbeitet worden (Seite 15, Bild 5).
    Geändert von felix da cat (13.04.2013 um 12:52 Uhr)

  7. #32
    Mitglied
    Registriert seit
    03.2003
    Beiträge
    3.023
    Mentioned
    8 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    Es war einer der Beteiligten ... und ich meine nicht das Jerry Spring-Album El Zopilote, dass nach dem Königsgeier (den wir z.B. auf Seite 8, oberster Streifen der Gringos, sehen) benannt wurde.
    Und da es seehr schwierig ist: es ist nur eine Anspielung ... aber in einer der wichtigsten frankobelgischen Funnyserien ...
    Ist denn die Vermutung "Schauplatz Nordamerika" für die betreffende Story zutreffend? Als Serien kommen da wohl nur Lucky Luke, Spirou oder Gaston in Frage. Wobei bei ersterer dieser Schauplatz auch nicht wirklich weiter hilft ...

    Zu den Charakterzügen der drei Zeichner in der Story kontra der Rückschau der Angehörigen: natürlich ist auch bei den Aussagen der Familien Vorsicht geboten, aus Gründen der persönlichen Beziehungsgeflechte wie auch der lange zurückliegenden Ereignisse dieser Story. Ich gehe keineswegs so weit zu sagen, die Sicht der Angehörigen ist die einzig Wahre, alles andere stimmt nicht. Ich sage nur, angesichts der doch sehr unterschiedlichen Darstellungen kann ich "Gringos Locos" in keiner Weise als Informationsquelle sehen bezüglich jener Reise. Da bringen Deine Infos deutlich mehr. Wohl aber ist es eine amüsante Comic-Story.

    Zur Darstellung von Morris hat sich offenbar niemand "offiziell" geäußert.
    Auf Seite 62 schildert ihn Benoit Gillain als verträumt, oft in sich versunken. Das widerspricht m. E. deutlich dem Bild des agilen, unternehmungsfreudigen Morris in "Gringos Locos".

  8. #33
    Mitglied Avatar von Markus_1969
    Registriert seit
    02.2001
    Ort
    nähe Regensburg
    Beiträge
    947
    Mentioned
    15 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Zitat von felix da cat:
    Was ich nach ein bisschen wühlen über die Amerikareise gefunden habe: …
    Vielen Dank für die interessanten Infos… immer her damit, wenn du noch was in petto hast!


    Zitat von felix da cat:
    Kann man Handeln und Denken immer trennen? Der Charakter bestimmt ja, wie man mit einer Situation umgeht. Ich fand z.B. sehr sympathisch, dass Franquin und Morris an der mexikanischen Grenze kein Schmiergeld gezahlt haben. Das sagt ja auch schon etwas über den Charakter der beiden aus ... und daher ist es auch nicht ganz unwichtig, diese Geschichte als authentisch bestätigt zu bekommen.
    Kaum vorstellbar, dass die beiden (in der damaligen Zeit) zu nobel waren, um das Schmiergeld zu zahlen, ich denke, das hatte andere (finanzielle) Gründe.


    Zitat von felix da cat:
    "Allerdings haben sie nicht in einer heruntergekommenen Hütte auf Zeitungen übernachtet, das entspricht nicht dem Stil der Familie. Eher hätten ihnen Annie und Joseph ihr Zimmer überlassen." (Seite 62)
    Und hier noch einmal das von mir übersetzte Zitat von Annie Gillain (s.o.):
    "Franquin und Morris wohnten in einer Garage, die an das kleine von uns gemietete Haus angrenzte. Wie die Clochards schliefen sie unter Zeitungen."
    Das mit den Zeitungen ist doch sicher nur eine Metapher oder eine süffisante Übertreibung.
    Niemand, der nicht um Essen betteln muss, würde unter Zeitungen schlafen (wie soll das überhaupt gehen?). Er würde eine alte Wolldecke aufreiben oder eine Tischdecke, Kleidungstücke etc. nehmen.


    Zitat von felix da cat:
    Kritikpunkt 1:
    Da wäre natürlich die Sprache, der Umgangston des Vaters. So wie im Comic habe er nicht geredet. Das glaube ich gerne. Dass er flucht wie ein Kesselflicker, u.a. das für einen gläubigen Katholik ziemlich harte "Godverdomme!" Das ist natürlich möglich, aber bei einem alles in allem doch offensichtlich sehr ausgeglichenen Charakter wenig wahrscheinlich (o.k., andererseits ist eine Autopanne in der Wüste natürlich schon ein guter Grund ein lädiertes Nervenkostüm zu offenbaren, in so einer Situation kann man auch mal sauer auf das Mundharmonika-Spiel des Reisebegleiters Morris sein).
    Übertreibung gehört doch zu den Mustern von Funny- oder Semifunny-Comics – auch wenn es sich um biografische Stoffe handelt. Wenn also jemand sauer ist, flucht er im parodierenden Comic heftiger, als er es in der Realität getan hätte. Und kriegt auch mal einen dampfenden feuerroten Kopf, was natürlich auch übertrieben ist.
    Aber das hast du in Kritikpunkt 3 ja auch schon so erkannt, wie ich gerade sehe…



    Zitat von felix da cat:
    Kritikpunkt 2:
    Der von Benoit Gillain zur Zerstörung der Wohnung in Waterloo upgegradete üble Streich von Jijé und Co. War ja gar keine Zerstörung. Dennoch hat die Vermieterin, wenn es so gewesen ist, sicher ne Menge Arbeit mit der Beseitigung der Schmierereien gehabt. Denke auch, dass diese Geschichte ins Märchenreich zu verbannen ist, wenngleich mir aus der Lektüre einiger Jugendanekdoten frankobelgischer Zeichner bekannt ist, dass viele von diesen selbst vor ziemlich infantilen Streichen nicht zurückschreckten. Möglicherweise hat das Yann dazu "inspiriert", hier so zu überdrehen.
    Den Badewannenstreich mag ich auch bezweifeln, wenn man einen viertel Kubikmeter Wasser ins Treppehaus schüttet, sollte man eine gute Versicherung haben.

    Zitat von felix da cat:
    Kritikpunkt 6:
    Benoit weist den Eindruck zurück, bei seinem Vater handele es sich um einen von Gebeten und Kruzifixen Besessenen (Seite 57, rechte Spalte ganz oben). Ich frage mich, ob diese Kritik nicht maßlos überzogen ist. Auf was könnte er sich beziehen? Auf Seite 32 betet Jijé vor einem Kruzifix. Na und? Er ist gläubiger Katholik. Was hat das mit Besessenheit zu tun? Ich denke, 1948 konnte man in beinahe jedem mexikanischen Haushalt ein Kruzifix finden (wahrscheinlich ist das heute ebenso). Dass ein gläubiger Mensch mal betet, halte ich für normal. Und wenn er das Bedürfnis schon mal hat, halte ich für geradezu naheliegend, dass er dies vor einem im Haus bereits angebrachten Kruzifix tut. Yann hat ja nicht behauptet, dass er das Teil in seinem Koffer mit sich herumführt.
    Zudem sagt Ehefrau Annie als sie Joseph in dieser Szene beobachtet: "Du betest? Du?" Wer daraus nicht schließt, dass Jijé eigentlich nie betet, hat den Text nicht verstanden.
    Was also sollte mich als Leser auf "Besessenheit" und - auch ein Wort von Benoit - "frömmlerisches" Handeln schließen lassen?
    Ich denke diese übertriebene Frömmigkeit in Bezug auf das Haus Dupuis und auch auf seine (frühen) Zeichner, ist nur ein Klischee, das nicht zuletzt Chaland in der Jijé-Kurzgeschichte und anderen Arbeiten so stark forciert hat, dass es zu einer Art fiktiver Wirklichkeit geworden ist.


    PS: bitte noch einen Hinweis zur Quizfrage!

  9. #34
    Mitglied
    Registriert seit
    05.2004
    Beiträge
    6.470
    Mentioned
    15 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Zitat von kaschi:
    Ist denn die Vermutung "Schauplatz Nordamerika" für die betreffende Story zutreffend?
    Rrrichtig!
    O.k., weil's so schwer ist, reduziere ich mal auf eine Serie: Spirou!

    Zitat von Schock:
    Vielen Dank für die interessanten Infos… immer her damit, wenn du noch was in petto hast!
    Hätte sicher noch etwas, aber mehr Quellenstudium würde in Arbeit ausarten.

    Zitat von Schock:
    Das mit den Zeitungen ist doch sicher nur eine Metapher oder eine süffisante Übertreibung.
    Niemand, der nicht um Essen betteln muss, würde unter Zeitungen schlafen (wie soll das überhaupt gehen?). Er würde eine alte Wolldecke aufreiben oder eine Tischdecke, Kleidungstücke etc. nehmen.
    Ich fürchte, hier habe ich mich verschrieben. Es muss "auf Zeitungen geschlafen" heißen (wahrscheinlich war ich geblendet von Schwartz' authentisch wirkende Darstellung auf Seite 37 oben ).
    Als Metapher würde ich das nicht sehen. Hast Du einen staubigen Fußboden, legst Du Dir halt was unter und wenn nichts anderes zur Hand ist .... Tatsächlich habe ich in jungen Jahren auch mal auf Steinboden gepennt (als die Knochen das noch aushielten).

    Zitat von Schock:
    Den Badewannenstreich mag ich auch bezweifeln, wenn man einen viertel Kubikmeter Wasser ins Treppehaus schüttet, sollte man eine gute Versicherung haben.
    Weißt Du, was ich glaube?
    Yann hat sich eine Menge von Franquin und Morris erzählen lassen. Es heißt, Franquin habe Anekdoten vermischt, die nicht zusammengehörten, Morris habe sie wieder aufgedröselt. Daran sieht man schon, wie das mit Erinnerungen so ist. Und wir kennen alle das Phänomen, dass man im Nachhinein viel mutiger mit dem Chef geredet und die Gehaltserhöhung gefordert hat als dies tatsächlich der Fall war oder wir uns in einer brenzligen Situation heldenhafter verhalten haben wollen als das unseren Bekannten in Erinnerung ist. Ist ja nicht nur möglich, dass Yann übertreibt. Möglich ist auch, dass einer der Zeichner einen feinen Haarriss in den wertvollen Spiegel zeichnete, um der unsympathischen Vermieterin einen Streich zu spielen und dass diese Geschichte mit jedem Erzählen größere Ausmaße angenommen hat ...
    Wer weiß das schon ...

    Zitat von Schock:
    Ich denke diese übertriebene Frömmigkeit in Bezug auf das Haus Dupuis und auch auf seine (frühen) Zeichner, ist nur ein Klischee, das nicht zuletzt Chaland in der Jijé-Kurzgeschichte und anderen Arbeiten so stark forciert hat, dass es zu einer Art fiktiver Wirklichkeit geworden ist.
    Das kann schon sein. Wobei ich Jijé in der Geschichte gar nicht als übertrieben fromm wahrnehme. Wenn ich nix überlesen habe, geht er nur einmal - und das auf Initiative seiner Frau - in die Kirche (Seite 9, letztes Bild) und wird nur einmal beim Beten gezeigt - und dann ist dem Text zu entnehmen, dass das Beten für ihn eine Ausnahme ist.

    Ich erinnere mich an eine Aussage Jijés zu seiner Bernadette Soubirous-Biografie (das ist diese Lourdes-Geschichte). Er wollte den Auftrag zunächst gar nicht annehmen, weil er befürchtete, dass das ganze eben gerade zu frömmlerisch werden würde. Nach seiner Aussage habe ihn dann aber doch die Lebensgeschichte des Mädchens so interessiert, dass er zusagte, das Teil zu zeichnen.

    Zitat von Schock:
    PS: bitte noch einen Hinweis zur Quizfrage!
    s.o.

  10. #35
    Mitglied Avatar von Markus_1969
    Registriert seit
    02.2001
    Ort
    nähe Regensburg
    Beiträge
    947
    Mentioned
    15 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    Rrrichtig!
    O.., weil's so schwer ist, reduziere ich mal auf eine Serie: Spirou!
    Du meinst aber nicht "Spirou im Wilden Westen"?

  11. #36
    Mitglied
    Registriert seit
    03.2003
    Beiträge
    3.023
    Mentioned
    8 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Wenn ich nicht Tomaten auf den Augen habe, muss es tatsächlich "Spirou im Wilden Westen" sein. Eine andere Nordamerikastory habe ich bei Spirou à la Franquin nicht entdecken können. Tja.

    Hat Franquin sich etwa auf Seite 4 selbst dargestellt, als radiohörender Cowboy?

    Angeblich soll auf Seite 17 der Hudson zu sehen sein, leicht modifiziert. Ich finde aber, er sieht erheblich anders aus (nicht nur wegen des fehlenden Daches) als auf den Fotos der Zusatzseiten des Albums:
    http://bdzoom.com/wp-content/uploads.../24_Hudson.jpg

  12. #37
    Mitglied
    Registriert seit
    05.2010
    Beiträge
    573
    Mentioned
    1 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Hey, hier gibt es mal wieder einen aktiven Comcistammtisch? Sehr schön!
    Nur schade, dass ich es erst jetzt mitbekommen, wo die Diskussion u.U. schon seinem Ende entgegengeht. :-(
    Dieses Album hatte ich schon mehrfach in der Hand, aber bislang noch nicht erworben. Das hatte ich für den GCT auf der Liste, wenn ich durch Hamburgs Comicläden ziehe und dort auch etwas Geld für all die Gratis Comics zurücklassen will.
    Naja, vielleicht sollte ich doch nicht so lange warten. :-)

  13. #38
    Mitglied
    Registriert seit
    03.2003
    Beiträge
    3.023
    Mentioned
    8 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Zitat Zitat von Stingo Beitrag anzeigen
    Hey, hier gibt es mal wieder einen aktiven Comcistammtisch? Sehr schön!
    Ja, wäre schön, wenn damit wieder etwas Leben in den Stammtisch käme. Über Inhalte von Comics wird leider wesentlich weniger diskutiert als über Erscheinungstermine, Hardcover vs. Softcover und passende/unpassende Schuber.

  14. #39
    Mitglied
    Registriert seit
    05.2004
    Beiträge
    6.470
    Mentioned
    15 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Zitat von kaschi:
    Angeblich soll auf Seite 17 der Hudson zu sehen sein, leicht modifiziert. Ich finde aber, er sieht erheblich anders aus (nicht nur wegen des fehlenden Daches) als auf den Fotos der Zusatzseiten des Albums:
    http://bdzoom.com/wp-content/uploads.../24_Hudson.jpg
    Nun zerschieß mir doch nicht meine schöne Frage ... und das, wo Du auch noch richtig liegst.
    Der Hudson ist korrekt ... da dieses Modell nach meiner Kenntnis Ende der 1940er schon als veraltet galt, wird's kaum ein Zufall sein, dass der Wagen einen Gastauftritt in dieser - zeitlich ja auch prima passenden - Spirou-Folge hat. Wenn man "irgendein Auto" nehmen wollte, wäre die Entscheidung sicher auf ein naheliegenderes Fahrzeug gefallen.

    ... und ich meine der auf dem Rücksitz platzierte Knabe mit dem marsupilamifarbenen Sombrero könnte sogar Franquin himself sein.

    Zitat von stingo:
    Nur schade, dass ich es erst jetzt mitbekommen, wo die Diskussion u.U. schon seinem Ende entgegengeht. :-(
    Macht nichts. Auch wenn hier der letzte von uns dreien das Licht ausgemacht hat, bleibt der Raum unverschlossen.


    O.k., jetzt zur Qualität der Geschichte.
    Ich fand es sehr wichtig, das wir die Frage nach der Authentizität gestellt haben. Natürlich kann man die Geschichte völlig losgelöst von der Frage "Fiktion oder Wahrheit?" lesen. Aber das würde ihrem Anspruch nicht gerecht. Gringos Locos ist zwar keine Biografie, aber soll eine wahre Episode aus dem Leben der Dargestellten zumindest halbwegs authentisch wiedergeben. Würden wir diesen Anspruch gänzlich aus den Augen verlieren, könnten wir z.B. auch eine Biografie über irgendeine Person XY, die von vorn bis hinten erstunken und erlogen ist, aufs Trefflichste loben, nur weil uns der Schreibstil gefällt oder einige spannende Erdichtungen darin zu finden sind. In so einem Fall müsste man aber sicher unterteilen: Als Biografie grandios gescheitert, aber als Roman spitzenmäßiger Lesestoff.

    Am Authentizitäts-Anspruch gemessen empfinde ich die Gringos keineswegs als grandios gescheitert. Wenn man sich bewusst ist, dass hier an der ein oder anderen Stelle übertrieben, dramaturgisch gestrafft (z.B. soll sich der Zwischenfall in der Schwarzen-Kirche tatsächlich ereignet haben, allerdings nicht in dem dargestellten zeitlichen Kontext) und das Informationslöcher mit künstlerischer Freiheit gestopft wurden, vermitteln die Gringos zumindest ein ganz gutes Gefühl dafür wie sich die Reise ungefähr abgespielt haben könnte.

    Von der Story bin ich allerdings nicht sonderlich angetan. Das macht für mich den Jijé-Morris-Franquin-Aspekt so wichtig. Wären diese drei nicht die Haupt"figuren" der Geschichte, wäre sie für mein Befinden nicht übermäßig interessant. Ähnlich wie wenn uns ein Freund über seine Reiseerlebnisse erzählt und diese meist allein dadurch unterhaltsam sind, weil sie unserem Freund widerfuhren. Hätte ein Unbekannter gleiches erlebt würde wir uns nur halb so viel dafür interessieren.

    So plätschert die Geschichte von Ereignie zu Ereignis und leider sind nicht alle Geschehnisse fürchterlich interessant. Gags zünden bei mir meist nur, wenn sie in Zusammenhang zur zeichnerischen Tätigkeit der drei stehen, also dann, wenn der "biografische Aspekt" dominiert, so z.B., wenn Franquin einen Gaston-ähnlichen Mexikaner in der Menschenmenge erblickt.

    Vielleicht hatte ich meine Erwartungen auch zu hoch geschraubt. Nicht nur, dass das Album ja schon allein durch Proteste und Gegendarstellungen außergewöhnlich viel Publicity erhielt, die Story selbst wurde in nahezu allen Rezensionen über den grünen Klee gelobt.
    Das beste an dem Album sind für mich zweifellos die Zeichnungen. Die haben mir allerdings besonders gut gefallen. Schwartz mag ja - und da stimme ich mit Schock überein - Chaland sehr ählich sein, aber das mindert nicht mein Vergnügen beim Betrachten seiner Zeichnungen. Ich sehe das eher pragmatisch. Chaland hat uns zu früh verlassen und dadurch leider nur ein sehr überschaubares Werk hinterlassen. Ich hätte schon immer gern mehr davon gehabt. Schwartz ist derjenige, der mir das zur Zeit am ehesten bietet.

  15. #40
    Mitglied
    Registriert seit
    05.2010
    Beiträge
    573
    Mentioned
    1 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Zitat Zitat von Kaschi Beitrag anzeigen
    Ja, wäre schön, wenn damit wieder etwas Leben in den Stammtisch käme. Über Inhalte von Comics wird leider wesentlich weniger diskutiert als über Erscheinungstermine, Hardcover vs. Softcover und passende/unpassende Schuber.
    Absolute Zustimmung!
    Also vorausblickend: Soll (und womit soll) diese Runde fortgesetzt werden?
    Spontane Vorschläge von mir, weil ich sie liebe, gerade entdeckt habe oder sie m.E. eine Besprechung wert sein könnten, auch wenn sie zum Teil schon etwas älter sind:
    - Billy Bat, Teil 1 (Aktuell, Mysterischer Manga, der im ersten Teil sich schön mit dem amerikanischen Krimi-Comic kreuzt)
    - Fables (Aktuell, amerikanische Serie, Märchenwesen in der modernen Welt)
    - Leben ist kein Ponyhof, Sarah Burrini (aktuell, geniale deutsche Zeichnerin, die ihre Strips als Webcomics führt, aber auch gesammelt veröffentlicht hat.)
    - Bab el Mandeb, Micheluzzi (alt, aber gut, Micheluzzi ist Italiener, seine Werke erinnern mich an Hugo Pratt)
    - Dieter Lumpen (alt, Argentinischer Schwarz-Weiß-Comic)

    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    Macht nichts. Auch wenn hier der letzte von uns dreien das Licht ausgemacht hat, bleibt der Raum unverschlossen.
    Dann werde ich anschließend notfalls in den leeren Raum schreien. Habe ich ja auch schon in anderen Fällen gemacht. ;-)
    Geändert von Stingo (16.04.2013 um 19:06 Uhr)

  16. #41
    Mitglied
    Registriert seit
    09.2007
    Ort
    Wien
    Beiträge
    6.489
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Nachdem ich nun endlich das Album gelesen habe muss ich sagen, dass es mir ähnlich wie Felix ging.
    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    Wären diese drei nicht die Haupt"figuren" der Geschichte, wäre sie für mein Befinden nicht übermäßig interessant. Ähnlich wie wenn uns ein Freund über seine Reiseerlebnisse erzählt und diese meist allein dadurch unterhaltsam sind, weil sie unserem Freund widerfuhren. Hätte ein Unbekannter gleiches erlebt würde wir uns nur halb so viel dafür interessieren.

    So plätschert die Geschichte von Ereignie zu Ereignis und leider sind nicht alle Geschehnisse fürchterlich interessant.
    ... trifft es finde ich sehr gut. Über so Sachen wie die ins Autodach gebohrten Löcher, die Seelöwen, die rutschige Brücke, ect. konnte ich nicht wirklich lachen. Zudem wirken die Personen für mich in ihren Handlungen auch irgendwie nicht echt, selbst wenn vordergründig die Episoden irgendwie authentisch sein sollen. Wobei dieser "Anspruch" wohl auch gar nicht erst richtig erhoben werden will, wenn man das vorangestellte Liberty-Valance-Zitat betrachtet.

    Auf jeden Fall haben auch mir die Gaston-Bezüge am besten gefallen, einschließlich Trudel-Auftritt und diesem kleinen zotigen Gag. Dass Jije das Marsupilami "erfunden" und gleich wieder vergessen haben soll, fand ich dagegen schon wieder aufgesetzt und beliebig. Mir wäre es egal gewesen, wenn die Story noch freier mit der Wahrheit umgegangen wäre (Liberty Valance eben) solange mehr Gags gezündet hätten.

    Was Stingos Vorschläge betrifft, wäre ich bei Billy Bat, Ponyhof, Lumpen (ist allerdings in Farbe erschienen) definitiv dabei. Ginge bei Micheluzzi auch Air Mail? Den hätte ich nämlich kürzlich gekauft. (Noch nicht gelesen.) Fables müsste ich mir so wie so erst zulegen. Ich fände aber gut, wenn der Stammtisch wieder vorab etwas angekündigt wird. Ich hatte Gringos Locos zwar bereits vor Beginn gekauft, den Stammtisch dann aber etwas spät entdeckt und dann noch später Zeit, das Album zu lesen. Vor Mai wäre es bei mir aber ohnehin schwer.
    Geändert von Susumu (16.04.2013 um 20:45 Uhr)

  17. #42
    Mitglied
    Registriert seit
    05.2010
    Beiträge
    573
    Mentioned
    1 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Ich bin jetzt mal komplett OT, bei Interesse ziehe ich mit diesem Beitrag auch später in eine andere Diskussion um.


    Zitat Zitat von Susumu Beitrag anzeigen

    Was Stingos Vorschläge betrifft, wäre ich bei Billy Bat, Ponyhof, Lumpen (ist allerdings in Farbe erschienen) definitiv dabei. Ginge bei Micheluzzi auch Air Mail? Den hätte ich nämlich kürzlich gekauft. (Noch nicht gelesen.) Fables müsste ich mir so wie so erst zulegen. Ich fände aber gut, wenn der Stammtisch wieder vorab etwas angekündigt wird. Ich hatte Gringos Locos zwar bereits vor Beginn gekauft, den Stammtisch dann aber etwas spät entdeckt und dann noch später Zeit, das Album zu lesen. Vor Mai wäre es bei mir aber ohnehin schwer.
    Natürlich geht auch Air Mail, ich persönlich fand Bab el Mandab aber deutlich stärker. Für Air Mail spricht aber, dass
    - USA populärer ist als Ägypten/Äthiopien
    - Fliegercomics eine spezielle Fangruppe haben.
    Und es kann auch sein, dass Air Mail leichter/günstiger antiquarisch zu bekommen ist.

    Ich bin auch für eine Ankündigungszeit - siehe mein Verpassen dieser Diskussion.
    Falls hier also ein Thema für den nächsten Stammtisch gefunden wird, sollten wir uns dann m.E. mindestens zwei Wochen Zeit bis zum Start geben. Bei antiquarisch zu erwerbenden Comics wie Air Mail/Bab el Mandeb oder Dieter Lumpen besser noch mehr Zeit, weil man diese erst einmal antiquarisch finden muss.
    Außerdem sollten wir im jeweiligen Verlagsforum noch Werbung machen, um vielleicht von dort Leser hierher zu ziehen.
    Vielleicht ließen sich z.B. bei Billy Bat ein paar Leser aus dem neu dazugestoßenen Carlsen-Mangaforum gewinnen?
    Und beim Ponyhof können wir sogar versuchen, die Künstlerin höchstpersönlich einzuladen und/oder in ihrem Webcomic Werbung für den Stammtisch zu machen. ;-)

    Hier die bisherige Stimmzahl:

    - Billy Bat: 2 Stimmen
    - Ponyhof: 2 Stimmen
    - Dieter Lumpen (antiquarisch): 2 Stimmen
    - Air Mail (Micheluzzi, antiquarisch): 2 Stimmen
    - Bab el Mandeb (Micheluzzi, antiquarisch): 1 Stimme
    - Fables: 1 Stimme
    - ......

  18. #43
    Mitglied
    Registriert seit
    03.2003
    Beiträge
    3.023
    Mentioned
    8 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Hab' heute nicht viel Zeit, aber ein kurzes Statement zur Qualität denn doch:
    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    Ich fand es sehr wichtig, das wir die Frage nach der Authentizität gestellt haben. Natürlich kann man die Geschichte völlig losgelöst von der Frage "Fiktion oder Wahrheit?" lesen. Aber das würde ihrem Anspruch nicht gerecht. Gringos Locos ist zwar keine Biografie, aber soll eine wahre Episode aus dem Leben der Dargestellten zumindest halbwegs authentisch wiedergeben.
    Die Frage nach der Authentizität zu stellen ist in der Tat für diesen Comic richtig und wichtig. Wobei meine Antwort dazu klar ist: erhebliches Mißtrauen ist angebracht - und zwar aus meiner Sicht gar nicht mal so sehr bezüglich der Ereignisse, da kann ich leichte erzählerische Freiheiten und Winkelzüge gut verkraften, sondern viel mehr bezüglich der dargestellten Charakterzüge. Im Comic kommt Jijé als hemdsärmeliger rustikaler Typ rüber, Morris als Draufgänger und Franquin als Depressiver. Alle diese Charakterisierungen werden von den heute noch Lebenden zurückgewiesen. Sie schildern die drei völlig anders. Fazit für mich: über die Menschen Jijé, Morris und Franquin erfahre ich in "Gringos Locos" nichts, was ich so ohne Weiteres übernehmen kann.

    Von der Story bin ich allerdings nicht sonderlich angetan. Das macht für mich den Jijé-Morris-Franquin-Aspekt so wichtig. Wären diese drei nicht die Haupt"figuren" der Geschichte, wäre sie für mein Befinden nicht übermäßig interessant. Ähnlich wie wenn uns ein Freund über seine Reiseerlebnisse erzählt und diese meist allein dadurch unterhaltsam sind, weil sie unserem Freund widerfuhren. Hätte ein Unbekannter gleiches erlebt würde wir uns nur halb so viel dafür interessieren.

    So plätschert die Geschichte von Ereignie zu Ereignis und leider sind nicht alle Geschehnisse fürchterlich interessant. Gags zünden bei mir meist nur, wenn sie in Zusammenhang zur zeichnerischen Tätigkeit der drei stehen, also dann, wenn der "biografische Aspekt" dominiert, so z.B., wenn Franquin einen Gaston-ähnlichen Mexikaner in der Menschenmenge erblickt.
    ...
    Das beste an dem Album sind für mich zweifellos die Zeichnungen. Die haben mir allerdings besonders gut gefallen.
    Richtig! Es gibt zahlreiche Panels, auf denen das Auge auf die Suche gehen kann nach Details und/oder Anspielungen oder in Panoramabildern wie etwa dem Eingangspanel schwelgen kann. Ein Reiz von Road Movies besteht oft darin, dass dem Zuschauer das Gefühl gegeben wird mitzureisen. Dieses stellt sich bei mir auch in diesem Comic ein.

    Ein die Story umgreifender Spannungsbogen ist dagegen häufig bei Road Movies nicht vorhanden. Es geht eher darum, ob und wie sich die Akteure angesichts der Ereignisse unterwegs, die oft Episodencharakter haben, verhalten oder verändern. Und da ist m. E. hier Vorsicht geboten (s. o.).

  19. #44
    Mitglied Avatar von Mick Baxter
    Registriert seit
    07.2000
    Ort
    Kreiswehrersatzamt
    Beiträge
    17.460
    Mentioned
    37 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Blog-Einträge
    1
    Zitat Zitat von Schock Beitrag anzeigen
    Auf die Schnelle eingangs ein Fauxpas von Carlsen:

    Im Interviewteil wurde auf Seite 51 (rechte Spalte, zweiter Absatz von oben) aus Jijé´s Siebdruck-Atelier, ein von einem Serigrafen (vermutl. ein span/mexikanischer Adelstitel) gemietetes Atelier.

    Und was ist nun der Faux-pas? "Jijé´s" meinst du ja nicht.
    Das ICOM-Heft zum Gratis Comic Tag 2012 jetzt herunterladen (7,3 MB)!

  20. #45
    Mitglied
    Registriert seit
    05.2004
    Beiträge
    6.470
    Mentioned
    15 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Stingo und Susumu:
    Freut mich, dass wieder jemand mit dem Stammtisch-Virus infiziert wurde. Leider war das für mich nur ein kurzes Gastspiel. Aus zeitlichen Gründen ist mir ein regelmäßiger Stammtisch nicht mehr möglich. Ging diesmal auch nur, weil ich die meisten der letzten Tage frei gehabt habe. Hoffe dennoch, dass ausreichend Leute mitmachen.

  21. #46
    Mitglied
    Registriert seit
    03.2003
    Beiträge
    3.023
    Mentioned
    8 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)

  22. #47
    Mitglied
    Registriert seit
    05.2004
    Beiträge
    6.470
    Mentioned
    15 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Noch ein kurzes P.S. von mir.

    Der ein oder andere hat vielleicht die Jerry Spring-GA Nr. 5 in seiner Sammlung. Dort wird eine von Jij´´e (was ist denn das? wieso kann ich plötzlich keinen accent aigu setzen??). Also: ... eine von Jije für DC gezeichnete Comicseite abgedruckt. Wenn ich mich recht erinnere, kommentarlos.
    Das ist schade, da eine interessante Geschichte dahinter steht. Jije hatte in einem Interview (s.u.) erwähnt, auch für den amerikanischen Comicmarkt gezeichnet zu haben. Entweder wurde nicht nachgefragt oder Jije konnte sich nicht mehr erinnern, jedenfalls war lange Zeit völlig unbekannt, um welchen Comic oder welche Comics es sich dabei gehandelt haben könnte. Bei seinen Recherchen zu einem anderen Zeichner entdeckte Francois San Millan eine Ausgabe des Comicheftes Romance Trail Nr. 6 (Coverdatum Juni 1950) mit einer Geschichte, die unverkennbar Jijes Strich aufwies. Die Comicfachzeitschrift HOP! widmete diese Nachricht eine Extreseite in ihrer Dezember 2010-Ausgabe (ist also ein neuer Fund).

    Zu sehen ein Held, der als Jerry Spring-Prototyp durchgehen kann, erschienen 4 Jahre vor dem Debüt-Auftritt des ersten großen frankobelgischen Westernhelden:
    http://bdzoom.com/7653/patrimoine/un...onnue-de-jije/

    Texanische Rustikalität vs. Pariser Frivolität

    Jije dazu in einem Interview in den Cahiers de la B.D. Nr. 39: "In den Staaten habe ich mich an einer Geschichte probiert, die man mir (zur Umsetzung) überreicht hatte. Ich habe versucht, etwas typisch amerikanisches zu machen. Die Amerikaner sahen das, prusteten vor Lachen und sagten: 'So sehen uns die Europäer also!' Es waren kleine Dinge, vielleicht lag es an der Aufgeregtheit der Figuren ... meine Mädchen sahen für sie aus wie Pariser ******. Darauf bat ich einen amerikanischen Zeichner ein Mädchen zu zeichnen. Er zeichnete ein Rind mit prallen Brüsten. Echten Eutern, dafür bestimmt ganze Generationen von Amerikanern mit Milch zu versorgen."

    Beauty is halt immer noch in the eyes of the beholder ...

  23. #48
    Mitglied Avatar von Markus_1969
    Registriert seit
    02.2001
    Ort
    nähe Regensburg
    Beiträge
    947
    Mentioned
    15 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Zitat Zitat von Mick Baxter Beitrag anzeigen
    Und was ist nun der Faux-pas?
    Ich meinte den Übersetzungsfehler.
    Sie haben „atelier de sérigraphie“ mit „ein von einem Serigrafen gemietetes Atelier“ übersetzt.
    Das ist doch etwas krass, findest du nicht?

  24. #49
    Mitglied Avatar von frank1960
    Registriert seit
    09.2011
    Ort
    Gummizelle
    Beiträge
    13.014
    Mentioned
    43 Post(s)
    Tagged
    1 Thread(s)
    Zitat Zitat von Kaschi Beitrag anzeigen
    Bei "Psycho" war ich auch gelandet, hatte aber die bebrillte Frau im Autokino auf Seite 20 im Blick. Ich kenne den Film nicht komplett, aber trägt Janet Leigh nicht irgendwann auch sowas?
    Nein! Das einzige bemerkenswerte Glas trägt Mort Mills in seiner wohl bekanntesten Rolle als
    Highwaypolizist, dem Janet Leigh verdächtig vorkommt, und der ihr mit seiner verspiegelten
    Sonnenbrille die Flucht in ein scheinbar besseres Leben schwermacht.
    Ach wär Ich doch ein Junge noch wie einst
    Mit Bastei-Gruß,
    Euer Frank

    Ganz neu: Jetzt auch mit Lehning-Gruß!


    Und alles mit Maschinenschrift und in Bunt!




    Dieser Beitrag wird sich in wenigen Sekunden selbst löschen.

  25. #50
    Mitglied
    Registriert seit
    03.2003
    Beiträge
    3.023
    Mentioned
    8 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Okay. Vielen Dank!

Seite 2 von 2 ErsteErste 12

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •  

Das Splash-Netzwerk: Splashp@ges - Splashbooks - Splashcomics - Splashgames
Unsere Kooperationspartner: Sammlerecke - Chinabooks - Salleck Publications - Splitter - Cross Cult - Paninicomics - Die Neunte
Comicsalon Erlangen
Lustige Taschenbücher