Shop
Startseite Forum Presse Impressum

User Tag List

Ergebnis 1 bis 5 von 5

Thema: "Interview mit Fred Duval" (Travis)

  1. #1
    Mitglied Avatar von Comic_Republic
    Registriert seit
    01.2011
    Beiträge
    15.298
    Mentioned
    79 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)

    "Interview mit Fred Duval" (Travis)

    Ich hoffe, dass die BD-Redaktion nichts dagegen hat, dass es mal hier rein kopiere... Ansonsten bitte löschen und mir kurz bescheit geben...!

    Vorausschauender Autor
    Isa: Mit Carmen Mc Callum und dann Travis hast du ein regelrechtes SF-Universum geschaffen, das dennoch in einer wahrscheinlichen Zukunft verankert bleibt (Ariane, gentechnisch veränderte Pflanzen, Drohnen). Wenn man davon ausgeht, dass der Texter immer auch ein bisschen von sich selbst preisgibt in dem was er schreibt, stimmen diese Universen mit deiner Vorstellung von der Zukunft überein?
    Fred Duval: Diese Serien stimmen mit meiner Vorstellung von der Gegenwart überein. Außer einigen echten SF-Kunstgriffen wie dem Einfrieren von Menschen, die dazu dienen, den Geschichten etwas Würze zu geben, tue ich nicht mehr, als den gegenwärtigen Stand der Dinge weiterzuentwickeln. Das ist eine Art Karikatur unseres beginnenden 21. Jahrhunderts. Was die wahre Zukunft angeht, so behalte ich mir vor, deren Erfolge und Niederlagen ernsthaft vorauszusagen. Travis und Carmen sind Unterhaltungsserien, sie zu schreiben ist ein Spiel. Ich denke, wenn sie manchmal pessimistisch scheinen, so ist der Humor doch nie weit weg. Zusammen mit Gess und Christophe Quet versuche ich, den Lesern eine mögliche Welt zu bieten, nicht um in zehn Jahren sagen zu können, dass wir recht hatten, sondern damit die Leser sich dort einrichten und daran glauben. Wenn diese Welt einmal angenommen wurde können wir beginnen, dort menschliche Geschichten zu entwickeln. Carmen und Travis sind Charaktere im stetigen Wandel und werden es immer sein. Es kommt nicht in Frage, sie an eine Rolle zu binden. Es gab schon Überraschungen und es wird weitere geben ;-)

    Isa: In der Tat kann ich als Leserin bestätigen, dass einer der großen Vorzüge dieser Serien die Glaubwürdigkeit ihres Szenarios ist. Bei Travis wird uns der Held zusätzlich als ein einfacher Mann ohne schwere Vergangenheit dargestellt, anders als bei Carmen. Nicht einmal seine Funktion lässt ihn als geeignet erscheinen, diese Abenteuer zu erleben. Auch wenn die Geschichte weit davon entfernt ist, banal zu sein, so vermittelt sie doch einen realistischen Eindruck, der ihren Charme ausmacht. Wie eine Abfolge von Ursachen und Konsequenzen.
    Fred Duval: Ja, Travis ist eine andere Art und Weise, an die Welt von 2050 heranzugehen, als diejenige, die bei Carmen gewählt wurde. Trotz der sich komplett wandelnden Situationen ist und bleibt Travis ein einfacher Typ, mir gefällt besonders der Ausdruck „aktiver Zeuge“. Das ist zumindest der Zustand, in dem wir ihn zu Beginn von Band 6 vorfinden…Travis ist ein Individuum, das Situationen ausgeliefert ist, man bemerkt allenfalls, dass er sich aus der Affäre zu ziehen weiß…Im ersten Zyklus, genauer gesagt im Band 3, beschreibt ihn der Avatar der Cyberneurs als einen Agenten des Chaos, die Figur X, deren Schicksal niemanden interessiert, aber der trotzdem eine sehr wichtige Rolle im Ablauf der Geschichte spielt. Carmen ist das genaue Gegenteil, sie ist direkt beteiligt, sie nimmt an der Katastrophe teil ;-) sei es, dass sie die Flucht von Naoko oder die Ergreifung von Samuel Earp plant. Im dritten Zyklus, wird sie das erste Mal den Ereignissen ausgeliefert sein. Ich glaube, sie wird menschlicher werden, zumindest vorübergehend…


    Steve Tavis gegen Vlad Nyrki. Travis #2, Seite 21

    Isa: Eine Frage brennt mir auf den Lippen: Als du Travis das erste Mal im Band 1 von Carmen Mc Callum erscheinen ließt, wusstest du da schon, dass er mal der Held einer eigenen Serie werden würde?
    Fred Duval: Ich mag den Namen Travis tatsächlich. Ich habe diesen Vornamen in der ersten „Carmen“ verwendet; so heißt einer der Techniker auf der Brücke des Hochsee-Gefängnisses, aus dem Carmen Naoko Sonoda befreit. Dann kam Travis, die Serie. Aber das war überhaupt keine Absicht ;-) Obwohl, ich habe die Möglichkeit noch nicht ausgeschlossen, dass es tatsächlich „unser“ Travis war, der bei der Entführung Naokos im Mai 2053 anwesend war…Im Rahmen der Kurzgeschichten die wir für „Pavillon Rouge“ entwickeln ist das eine Spur, der ich noch nie nachgegangen bin, was aber vielleicht eines Tages passieren wird…


    Flucht von Vlad Nyrki. Travis #3, Seite 18

    2 – Eine Geschichte mit Charakteren Verfolgungsjagd
    Isa: Zeichnungen sind ein dominantes Element eines Comics und Travis und Carmen Mc Callum sind, was das angeht, unbestreitbar aus derselben Familie, selbst wenn der Zeichner nicht derselbe ist. Wie kam es zu dem Zusammentreffen mit Quet und wie habt ihr euch zur Zusammenarbeit entschieden?
    Fred Duval: Gess und Quet haben sozusagen gemeinsame Einflüsse gehabt, sei es durch franko-belgische Comics oder Mangas. Die Tatsache, dass beide Serien zur selben Zeit spielen, verstärkt die Gemeinsamkeiten. Für mich haben Gess und Quet aber sehr unterschiedliche Stile, und so schreibe ich für die beiden auch nicht auf dieselbe Art und Weise. Wenn wir zum Spaß dieselbe Sequenz aus Carmen oder Travis bearbeiten würden, dann glaube ich, dass die Seiten völlig unterschiedlich wären, und das ist gut so. Ich habe übrigens ein Beispiel dafür in meinen Kartons, aber das ist ein streng geheimes Dokument :-) Ich komme darauf zurück! Das Zusammentreffen mit Christophe Quet fand 1994 statt, einige Monate vor dem Erscheinen der ersten Carmen. Fred Blanchard stieß auf sein Profil und hat ihn Olivier Vatine vorgestellt. Das waren die Anfänge der Serie B, und wir hatten ein Projekt, das noch Hurricane hieß. Es war ein One Shot, ein Die Hard im Weltraum…Dann trafen wir Christophe, der noch nie wirklich an Comics mitgearbeitet hatte…Er verließ uns mit dem Text der Seiten 24 und 25 des ersten Carmen-Bandes (es war das einzige, was wir schriftlich hatten), die Gess vollendet hatte, die aber noch nicht veröffentlicht waren. Wir baten ihn, ein Storyboard dazu zu erstellen. Das Ergebnis hatte nichts mit der Version von Gess zu tun (ich habe Beweise dafür, wie wenig ;-)), es war aber mindestens ebenso überzeugend. Also habe ich das Projekt Hurricane weiterentwickelt, das im Verlauf zu Travis wurde und später Huracan hieß, und nach fast drei Jahren harter Arbeit :-) ist das Album im August 1997 herausgekommen. Es war kein riesiger Erfolg, hat sich aber gut verkauft, und so habe ich mir die Zeit genommen, mehrere Fortsetzungs-Bände zu entwickeln. So war das :-)

    Isa: Beim Lesen des ersten Travis habe ich tatsächlich gedacht, dass es ein One Shot sein könnte. Aber das Ende war offen genug um eine Fortsetzung zu ermöglichen. Du hast dir aber mit den Versicherungsproblemen von Travis eher eine „Antiheld“-Spur zur Verwirklichung ausgesucht. Haben die Comichelden etwa auch alltägliche materielle Sorgen?

    Yakuza Hightech. CarmenMcCallum #1-3, Seite 60

    Fred Duval: Ja. Wie bereits gesagt, Travis ist eine Darstellung der Welt von 2053 aus einem anderen Blickwinkel als dem von Carmen Mc Callum. Carmen provoziert Situationen, Travis gerät in sie hinein. In der nächsten Folge werde ich auf diesen Aspekt der Figur zurückkommen. Am Ende des ersten Zyklus hat er kein Raumschiff mehr und muss sich ein anderes kaufen. So versteht man auch, warum es wichtig ist, dass die Organisation, mit der Travis zusammenarbeitet, ihm keinen Cent Aufwandsentschädigung, Gehalt oder Unterstützung zahlt.

    Isa: Die Art und Weise wie sich die Figur des Vlad entwickelt, ist, glaube ich, das Element, das mir in der Serie am meisten gefällt und mich am meisten erstaunt. Zu sehen, dass dieser blutrünstige Mensch (Band 1 ist ein echtes Gemetzel!) zu einer sympathischen Figur wird, war sehr überraschend.
    Fred Duval: Dieser grundlegende Wandel Vlads wurde schnell zum beherrschenden Thema der ersten Zyklus. Es kam nicht darauf an, seine Taten aus dem ersten Band zu entschuldigen, sondern nur darauf, ihn menschlich und interessant werden zu lassen… Dieses Thema wird am Ende des ersten Zyklus völlig offenbar, wo man sich bewusst wird, dass Travis nicht nur ein Opfer ist, sondern sich in die Geschehnisse der Welt einmischt, auf seine Weise, mit seinen Mitteln… Wenn der Zyklus damit aufgehört hätte, dass Travis und Peggy in einem neuen Raumschiff in einen orbitalen Sonnenaufgang fliegen, dann wäre die Bedeutung dieser ersten Geschichte eine andere gewesen. Es war mir einfach wichtig, dass der Leser sich bis zum Ende sagt, dass man nie dem Offensichtlichen trauen sollte, und dass man die Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten sollte, bevor man ein Urteil fällt. Was ich nach diesem Ende hoffe ist, dass mutige Leser die 5 Alben erneut lesen, nur eben aus einem anderen Blickwinkel.

    3 - Ein Autor mit vielfältigen Betätigungsfeldern
    Isa: Ich fühle eine filmische Inspiration hinter dieser Serie. Welche Filme waren dabei entscheidend?
    Fred Duval: Die Beziehung Comic / Kino ist kompliziert…Ich persönlich bin Kino- und Comicfan seit ich lesen und Geschichten verstehen kann. Travis und Carmen sind Milieu-Serien. Das Milieu im Kino sind die amerikanischen B-Serien von den 40er Jahren bis heute. Man hat also vielleicht den Eindruck von filmischer Inspiration in Travis, weil sich diese Serie auf die Tradition der Milieu-Erzählungen stützt…Der erste Travis ist ganz offensichtlich eine Übertragung von Die Hard in den Weltraum, eine Art Stilübung, ein Einstieg in die Materie.Trotzdem ist es ein Comic, mit Dialogen, die zum Lesen geschrieben wurden, und nicht, um von Schauspielern dargestellt zu werden. Der Rhythmus wird von den Ellipsen vorgegeben, nicht vom Schneiden oder so. Andererseits stimmt es, dass wir uns für die Erzählstruktur in Travis und Carmen sehr oft bei Kinotechniken bedienen. Wir versuchen zum Beispiel, Achsen einzuhalten. In einer Action- oder Dialogszene versuchen wir die Regel des Schuss-Gegenschuss einzuhalten. Bei Comic ist das kein Zwang, sondern eine Entscheidung, die nach meinem Dafürhalten den Lesefluss erhöht. Und es stimmt, dass wir mehr Wert auf diesen Lesefluss legen, als auf die visuelle Eleganz einer einzelnen Fahne…Ich glaube, dass uns das Manga-Lesen in den vergangenen 15 Jahren zu diesem Entschluss geführt hat. Wenn ich Filme nennen soll, dann wären das natürlich Alien, 2001 und alle großen Western von John Ford, Howard Hawks…


    Carmen. Carmen McCallum #1-3, Seite 104

    Isa: Die Hard im Weltall, ich muss sagen, dass die erste Filmfigur, an die ich beim Lesen von Travis dachte, Bruce Willis war, eben wegen dieses Films. Was die Milieu-Comics angeht, so bist du schon mehreren und verschiedenartigen Spuren gefolgt: Western, Humor, SF…Das muss doch manchmal recht „akrobatisch“ sein, diese Projekte gleichzeitig durchzuführen?
    Fred Duval: Für mich ist das lebenswichtig. Es stimmt, dass ich sehr gerne an Carmen und Travis arbeite, welches meine zwei Serien mit einer recht umfangreichen Leserschaft sind, aber ich will mich nicht nur darauf beschränken. Wenn ich zusammen mit Sébastien Vastra an Mâchefer arbeite, dann ist das die Gelegenheit, etwas abgehobenere Dialoge zu schreiben, etwas weniger „realistische“. Es ist auch die Möglichkeit, Charaktere wie Jean-Mi zu erfinden, die in meinen anderen Serien keinen Platz hätten. Beim Western "Galgenvögel (dt. Bunte Dimensionen) ist das anders, der Ton ist näher an Carmen und Travis dran, aber es ist eine Gemeinschaftsarbeit am Text, was die Sache dann durchaus etwas anspruchsvoller macht! Es ist interessant, die Verantwortung mit einem anderen Texter zu teilen. Bei Mac Fly, dessen nächstes Album eine vollständige 46seitige Geschichte sein wird, versuche ich, in eine absurdere Richtung zu gehen, hin zu Geschichten, die keinerlei Rechtfertigung brauchen. Später kommt dann Hauteville House (dt. Finix) mit Thierry Gioux, dem Zeichner von Vent des Dieux, und Christophe Quet, der das Storyboard anfertigt. Was die kleine Welt von Carmen und Travis angeht, auch sie wird umfangreicher werden, aber nicht durch Parallel-Serien, sondern nur durch One Shots und Kurzgeschichten.

    Isa: Gioux ist ein Zeichner, dessen grafisches Universum sehr verschieden von deinen früheren Zusammenarbeiten ist. Ist diese neue Serie der Einstieg in ein anderes Genre, das Geschichtsepos?

    Fred Duval: Nicht ganz…Die Serie heißt Hauteville House, sie spielt in den 1860er Jahren, als Victor Hugo gerade im Exil auf Guernsey ist…Aber, hoppla: Unter seinem Haus ist eine Geheimbasis, die den republikanischen Widerstand beherbergt, und in dieser Basis gibt es U-Boote und experimentelle Waffen…Was Napoleon III. angeht, der möchte Herrscher der Welt werden, und so müssen unsere Helden natürlich alle seine Versuche durchkreuzen…Kurz, es ist eine Steampunk-Serie.

    Isa: Steampunk, ist das ein Genre, das Fantasy und Horror vermischt?

    Fred Duval: Der Steampunk ist eine Strömung der SF, die in der Nachfolge des Cyberpunk das Virtuelle durch die Dampfmaschine (steam engine) ersetzt hat. Daraus ergeben sich Alternativweltgeschichten, die üblicherweise im 19. Jahrhundert spielen. Im Allgemeinen hat man es dort mit einer technologischen Entwicklung zu tun, die von der historischen Realität abweicht. Ein bisschen so, als ob die Erfindungen von Jules Verne zu der Zeit als er sie in seinen Romanen beschrieb tatsächlich umgesetzt worden wären.


    Überfall auf Geldtransport. Galgenvögel #1, Seite 24

    4 – Der Western, Einstieg in ein Genre mit großer Tradition
    Isa: Vor einigen Wochen ist der 2. Band von Galgenvögel erschienen, ein Western, den du gemeinsam mit François Capuron schreibst. Gerade dieser zweite Band eröffnet zahlreiche Entwicklungsmöglichkeiten und lässt den Leser in einem Zustand der Spannung zurück, der seinen Appetit anregt. Liegt es an diesem Szenario aus zwei Köpfen, dass man den Eindruck hat, die Geschichte könnte in vielerlei Richtungen weitergehen?
    Fred Duval: Nun, François Capuron, Fabrice Jarzaguet und ich haben uns tatsächlich auf ein einfaches Prinzip geeinigt : Wir stellen in einem ersten Zyklus aus zwei Bänden eine Vielzahl von Charakteren vor, von denen wir mal die einen, mal die anderen wieder auftauchen lassen, abhängig vom Teil der Geschichte, den wir gerade erzählen wollen. Die Grundidee ist unsere eigene Nacherzählung der Eroberung der Westens, die Charaktere sind alle in Tennessee (im Osten) aufgebrochen und bewegen sich allmählich Richtung Westen…Im nächsten zweibändigen Zyklus werden die meisten Personen nochmal auftauchen, aber die Hauptfigur wird natürlich nicht unbedingt derjenige (oder diejenige) sein, den man am Ende von Band zwei vermutet…Das ermöglicht es uns eben, verschiedene Blickwinkel auf die Eroberung des Westens zu zeigen. Dieser Wechsel von Sichtweisen gefällt mir in besonderem Maße an meiner Arbeit.

    Isa: Du hattest bereits 1995 ein Album dieses Genres fertig gestellt: 500 Gewehre (dt. Ehapa). Es war der erste Band der Serie Wayne Redlake. Warum gab es nie eine Fortsetzung davon?
    Fred Duval: Aus dem einfachen Grund, dass der Zeichner Fabrice Lamy die Serie nicht fortführen wollte. Und Thierry Cailleteau und ich haben dann niemanden gefunden um ihn zu ersetzen. Wir haben damals viele Versuche mit talentierten Zeichnern unternommen, aber der Zeichenstil von Fabrice ist so eigen, dass nichts ihn ersetzen konnte. Nach mehrmonatiger Suche haben wir beschlossen, dass es besser ist, es dabei zu belassen. Die Geschichte war auch so zu Ende.


    Lagerfeuer der Schatzsucher. Galgenvögel #2, Seite 9

    Isa: Diesen beiden Geschichten ist ihre dramatische Seite gemeinsam, ein Aspekt, der sich mehr an Sergio Leone als an John Ford orientiert.
    Fred Duval: Da bin ich mir nicht so sicher…Im ersten Band wurden die Südstaatler eher wie Spaghettis gesehen, wohingegen die Nordstaatler den Filmen Fords nachempfunden wurden, vor allem der Kavallerie-Trilogie (Bis zum letzten Mann, Der Teufelshauptmann, Rio Grande). Es gibt zahlreiche Anspielungen auf diese Filme, vor allem bei den Namen von Charakteren und sogar Orten: das Straflager heißt Fort McLaglen, nach dem Namen des Schauspielers Victor McLaglen, der den berühmten Sergeant an der Seite von John Wayne in allen drei Filmen spielte. Andererseits ist es wahr, dass die Familie Granger in ihrer Art näherer an den Western der 70er Jahre ist, wir spielen da mit der Zeitverschiebung.

    5 – Carmen Mc Callum, Actionheldin
    Isa: Ich bin keine wirkliche Emanze, aber es gefällt mir zu glauben, dass Frauen in der Gegenwart als echte Weltakteure gesehen werden, auch wenn sie faktisch unterrepräsentiert sind. Comics sind da keine Ausnahme. Vor diesem Hintergrund sind Heldinnen umso auffälliger. Wie kam dir die Idee zu den Abenteuern von Carmen Mc Callum?
    Fred Duval: Anfangs wollte ich mit Olivier Vatine eine Art weiblichen James Bond machen. Mir gefiel die Idee die Abenteuer einer Actionheldin zu schreiben, aber die Vorstellung, dass diese Frau nicht unbedingt eine nette, sympathische Figur ist, die „ihre Rolle ausfüllt“ (ja nicht die Anführungszeichen vergessen) interessierte mich noch mehr.

    Isa: Es stimmt, dass Carmen auf den ersten Blick eine Frau ist, mit der man es sich keinesfalls verscherzen will! Aber je weiter man in den Bänden vorankommt und je klarer ihr Umfeld wird (ihre Freunde, ihre Vergangenheit), umso mehr wird sie zu einer fesselnden Figur trotz ihres fiesen Charakters. So als ob sie tatsächlich aus der Erfahrung gelernt hat, dass letztendlich „Arbeit Arbeit ist“ und „der Rest nur sie etwas angeht“. Denn man kann diese Figur nicht nur auf ihr Söldnerdasein reduzieren, oder?
    Fred Duval: Genau das wird den Charme der Bände 6, 7 und 8 ausmachen… In den ersten fünf Büchern hat sich Carmen als makellose Action-Ikone etabliert. Ich versuche nicht unbedingt, sie sympathischer wirken zu lassen, aber ich finde es in der Tat interessant, in das Privatleben dieser Figur einzutauchen. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber das ist das zentrale Thema dieses Zyklus… Hinter angeheuerten Superagenten vom Schlage Carmens oder Russels findet sich manchmal eine Familie, eine Geschichte, Menschen, die man so sehr beschützt, dass man sogar ihre Existenz verleugnet.


    Abchied von Bug. Carmen McCallum #1-3, Seite 145

    Isa: Für den 6. Band hast du eine persönlichere Erzählperspektive gewählt. Es ist – zumindest dem Anschein nach- kein einfaches Actionalbum mehr, da Carmen ja dieses Mal selbst im Zentrum des Sturms steht.
    Fred Duval: Ja. Das stimmt für den ersten Teil der Erzählung, danach wird sie wirklich wütend…Und meiner Gewohnheit nach ändert sich die Erzählperspektive in dem Moment, als Carmen reflexartig wieder zur Actionmaschine wird. Aber dieses Mal kann sich der Leser tatsächlich mal in die Lage des gehetzten Wildes versetzen… Es ist schwer, mehr darüber zu sagen, denn es ist erst der erste Akt eines neuen Erzählstrangs in drei Akten… Was stimmt ist, dass Gess und ich Lust hatten, Carmen weiterzuentwickeln. Wie ich es schon bei Travis gesagt habe, die Charaktere dieser beiden Serien werden, so hoffe ich, niemals in einer Definition oder einem Schraubstock gefangen bleiben.

    Interview durchgeführt von Isa,
    Februar bis Juni 2003.

    Übersetzung: Bertram Hartig
    Lektorat: Udo Graf


    C_R
    VERKAUFE COMICS
    (US, Superhelden, Frankobelgisch, Graphic Novel, ganze Serien)


  2. #2
    Mitglied
    Registriert seit
    09.2007
    Ort
    Wien
    Beiträge
    6.489
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Von mir gibt's dafür jedenfalls schon mal ein .

    Der "Travis" in Carmen ist mir freilich auch aufgefallen. Da er weder rote Haare hatte, noch sonst irgendwie ähnlich aussieht habe ich mir aber nicht weiter gedacht, dass das die gleiche Person sein soll.

  3. #3
    Mitglied Avatar von Kohlenwolle
    Registriert seit
    04.2010
    Ort
    Emscherinsel
    Beiträge
    2.598
    Mentioned
    65 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Von mir auch vielen Dank, C_R.
    Schöne Grüsse aus dem Kohlenpott


  4. #4
    Mitglied Avatar von Comic_Republic
    Registriert seit
    01.2011
    Beiträge
    15.298
    Mentioned
    79 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Gern geschehen. Ich verstehe ja dieses FB-Problem, dass man sich nicht anmelden will. Wenn ich es nicht getan hätte, würde ich es heute auch nicht mehr machen. Und da der Griechische-Buchstaben-Verlag (Namen will ich nicht nennen) auch schonmal so eine Kontroverse losgetreten hat, mit einem Gewinnspiel, habe ich das Interview mal hier reinkopiert. Ich hoffe, der Verlag verzeiht mir...

    C_R
    VERKAUFE COMICS
    (US, Superhelden, Frankobelgisch, Graphic Novel, ganze Serien)


  5. #5
    Moderator Bunte Dimensionen Avatar von Debrah Faith
    Registriert seit
    06.2010
    Beiträge
    99
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Hallo Comic_Rebulic,
    Danke für die Veröffentlichung.
    Ihr solltet diese Infos in Zukunft auch regelmäßig bei Facebook finden.

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •