Die Realität eines Comicszeichners, Illustrators, Cartoonisten oder Mangaka 2012

[Viktor Bogdanovic]

Es kommt aber noch erschwerend hinzu, dass man als angehender Comiczeichner die wirklich grossen Fortschritte erst macht, wenn man an konkreten Projekten arbeitet. Ein ganzes Comicscript umsetzen zu müssen (unter Deadline), ist nämlich etwas völlig Anderes, als Pinups auf Facebook zu posten. Die Chance muss man aber auch erst einmal kriegen.

[Jähling]

Ganz ehrlich, wenn jemand den Traum hat, irgendwas für Geld zu zeichnen, kann er auch Werbegrafik machen.

Die meisten Zeichner, die ich kenne, haben schon eine konkretere Vorstellung.

Ich für mein Teil sehe da keinen Widerspruch. Wenn ich durch Auftragsarbeiten genug verdiene und genug Zeit behalte, um meine eigenen Comics zu machen, ist mir eigentlich ziemlich schnuppe, ob das jemand als Hobby vernaserümpft. Für mich ist das dann alles zusammen meine Arbeit als Zeichner. Ich könnt's auch gar nicht trennen, selbst wenn ich's wollte - die verschiedenen Bereiche, in denen ich arbeite, wirken ständig aufeinander ein. Gerade sitze ich an einer Auftragsarbeit für einen Kunden der Agentur, für die ich vor einem Jahr noch Onlinekampagnen gepflegt habe. Der hatte damals eine Idee für eine Kampagne im Comicstil, uind wir hatten zufällig einen Zeichner da. Und das ist nur eins der direktesten Beispiele. Oft läuft das noch viel verschlungener.

[Der Erik]

@ Jenny: Richtig, aber nicht nur die Ziele, auch die Ansprüche an die neuen Autoren. Mick hat das Thema schon angeschnitten.
Mit den Qualitäten, die ein debütierender Morris vor langer Zeit bei Lucky Luke zeigte, kriegst du heute nicht mal einen Studienplatz. Es ist eben viel Qualität entstanden über viele Jahrzehnte und sie ist noch immer überall zu sehen und zu kaufen.
Heute musst du handwerklich und inhaltlich auf einem viel höheren Niveau einsteigen. Ich hab aber auch noch nie so viele 20jährige gesehen, die handwerklich so gut waren. In meinem Studium gabs so Leute nicht, wie wir sie hier und auch anderswo als fast normal empfinden.
Gleichzeitig wird es aber immer schwieriger, sich in all der Flut von Comictiteln durchzusetzen. Das ist dann wohl ein Geduldsspiel und man muss an seine Arbeiten glauben. Von den kleinen Auflagen sollte man sich aber nicht ins Boxhorn jagen lassen. Harry Potter und der Stein der Weisen startete bekanntlich in UK mit sagenhaften 500 Stück, ein Jahr später auf deutsch mit 8000. Irgendwann wurds dann aber besser.