Rezension von: Marcus Koppers

Garth Ennis ist ein Experte für Menschen, die sich auf einem Rachefeldzug befinden. Immerhin hat er den Punisher zu unverhofftem Ruhm verholfen und unzählige Geschichten über den brutalen Verbrecherschreck geschrieben. Dementsprechend gut kennt sich der Autor mit dem Genre aus, doch leider schafft er es nicht aus Jennifer Blood eine Figur zu machen, die sich stark von den anderen Racheengeln abhebt. Während der Missionen nennt sie reihenweise Waffen und Kampfoptionen. Hierbei versprüht sie sicherlich ungeheure Coolness, aber innovativ ist das nicht gerade. Ein weiterer Aspekt ist das wackelige Konstrukt eines Doppellebens, das als Tarnung gilt. Hier baut Ennis einige schwarzhumorige Ideen ein. So streckt Jen den Abendkakao ihrer Familie mit Valium, damit sie von ihren Ausflügen nichts mitbekommt. Bei den Missionen erfährt der Leser Stück für Stück, warum sich Jennifer dem Kampf gegen das Verbrechen verschrieben hat. Ihre Motivation ist nachvollziehbar und stimmig. Ennis nimmt so manches Klischee gehörig auf die Schippe. So muss sich Jennifer Blood auch mit einer Gruppe von Teenagern auseinandersetzten, die sich als Cheerleaderninjas einen Ruf in der Auftragskillerbranche machen wollen. Der irische Autor ist bekannt für seinen schwarzen Humor und schockierende Ideen. Bei The Boys überschreitet er regelmäßig die Grenzen des guten Geschmacks und auch Die Chroniken von Wormwood dürften manchem übel aufgestoßen sein. Bei Jennifer Blood will Ennis mit Nacktheit schockieren. So sieht man auffällig oft männliche Geschlechtsteile. Für gewöhnlich finden die Künstler einen Weg, die pikanten Details hinter diversen Gegenständen oder im Schatten zu verstecken. Doch hier wird nichts versteckt und nichts angedeutet. Selten fand man in einem Actioncomic so viele Penisse wie in der neuen Serie von Ennis. Doch nicht nur optisch könnte es sich hierbei um einen Erotikstreifen handeln, auch Sätze wie:

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