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Thema: Alan Wake

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    Mitglied Avatar von Kayka
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    Alan Wake

    Trailer:

    http://www.youtube.com/watch?v=pP-PsH2Hk7Y

    Review:

    Alan Wake

    Um eins gleich klar zu stellen: Was die Macher versprochen haben und was für ein Hype in der Entwicklungszeit entstanden ist, interessiert mich nicht die Bohne. Ich hab vor Jahren mal Videos und Bilder zu dem Spiel gesehen und ich erinnere mich an den Tag als es angekündigt wurde, aber ich habe dem ganzen nicht annähernd genug Aufmerksamkeit geschenkt um beim Spielen eine Feature-Liste abzuarbeiten. Wichtig für mich ist was ich letztendlich auf den Screen bekomme und das kann sich sehen lassen.

    In jungen Jahren hat mich Resident Evil 1 gefesselt und stundenlange Sessions auf der PS 1 im Keller eines Freundes haben mich das Fürchten gelernt wie nichts und niemand zuvor. Ähnliches "Licht-im-Flur-anlassen-während-ich-auf-Klo-bin"-Verhalten haben später nur noch einzelne Stephen King Werke oder Asia Horror Streifen heraufbeschwören können.

    Im Gegensatz zu den schweißtreibenden Resi-Evil-Tagen, war ich bei Alan Wake hin und hergerissen zwischen Erstaunen über Grafik, Atmosphäre, Kreativität und Humor und der Furcht vor der unerträglich feindlichen Umgebung in der man sich zu 80% des Spiels befand. Ausgestattet mit einer Taschenlampe, armselig spärlicher Munition/Batterien und einem kleinkalibrigen Schießeisen, soll man sich wortwörtlich(dazu komme ich noch) gegen alles und jeden zur Wehr setzen. Das mag sich nach altbackener Survival-Manier anhören, doch ich kenne kaum ein anderes Spiel das eine derart paranoide Atmosphäre dabei heraufbeschwört.

    Das liegt vor allen Dingen daran wie die Story sich auf die Spielwelt in der man sich bewegt auswirkt. Man spielt einen Autoren mit Schreibblockade, der sich in ein kleines Dörflein begibt um Urlaub zu machen, auszuspannen und eine nette Zeit mit seiner Frau zu verbringen. Natürlich verläuft nichts wie geplant und innerhalb kürzester Zeit zeigt sich das etwas nicht stimmt mit der Kleinstadt-Idylle. Leider ist es schwer mehr zu sagen ohne etwas vorweg zu nehmen, deshalb nur so viel: Der Gegner im Spiel ist potenziell alles was sich im dunklen befindet. Und das ist bei einem Spiel, das überwiegend in der Nacht spielt, eine Menge. Die einzige wirklich wirksame Waffe ist Licht. Auch das mag sich in der ersten Sekunde nicht sonderlich originell anhören, wird aber derart effektiv und in all seinen Finessen ausgekostet, das man manchmal innehalten muss vor Staunen. Das ist außerdem nicht nur spielerisch perfekt umgesetzt, sondern auch rein technisch.

    Alan Wake dürfte die mit Abstand besten Licht-und-Schatten-Effekte besitzen, die ich bisher gesehen habe. Jedes einzelne Objekt und sei es noch so klein wirft einen absolut realistischen Schatten und reagiert perfekt auf alle Lichtquellen. Besonders eindrucksvoll reagieren Objekte auf die Taschenlampe des Spielers, der die Schatten oftmals hektisch auf andere Wände, Gegenstände und gelegentlich auch Menschen wirft. Man stelle sich Pflanzen, Treppengeländer oder andere komplexe Objekte vor, die mit ihren verzehrten, vielgliedrigen Körpern schlecht beleuchtete Räume zu gruseligem Leben erwecken. Verbunden mit subtil angewandten und superb getimeten Script-Sequenzen ergeben sich Situationen, an die man noch lange nach dem Spielen denken muss. Auch der Rest der Grafik hinterlässt einen exzellenten Eindruck und unterstreicht in jeder Sekunde die dichte Atmosphäre der Story. Alan Wake ist grafisch definitiv das bis Dato schönste Spiel auf der Xbox 360.

    Spielerisch haben die Max Payne-Macher ihre Shooter-Erfahrungen nutzen können und mit neuen Elementen zu intensiveren Erlebnissen erweitert. Auch das hundertste Aufeinandertreffen auf einen Gegner hinterlässt einen furchterregenden und dynamischen Eindruck. Das liegt nicht zuletzt an den kleinen Features, die das Spiel zu bieten hat. Wenn man etwa seinen Revolver nachlädt, kann man den Vorgang beschleunigen in dem man die „X“ Taste rapide mehrmals hintereinander drückt. Gleiches gilt für das Nachfüllen der Batterien in die Taschenlampe, ohne die man nicht überleben kann. Das mag sich simpel anhören, verändert aber drastisch die Spielweise.

    Auch wenn man es gespielt haben muss um es zu verstehen, versuche ich einmal eine Situation zu beschreiben die von einer ähnlichen Steuerung immens profitiert: Man stelle sich vor Nachts durch einen Wald zu rennen. Gejagt von der Dunkelheit, die Health-Bar auf ein Minimum gesunken, kaum Munition zur Hand und auch die Taschenlampe ist am flackern und kurz davor den Geist aufzugeben. In weiter Ferne erblickt man ein schwaches grünes Leuchten das auf einen Generator hinweist, der eine Laterne betreibt. Man rast darauf zu, kommt in letzter Kraft an und kurbelt mit zitternden Fingern am Motor, in dem man im richtigem Takt die "A" Taste drückt. Die Dunkelheit nähert sich mit irrwitziger Geschwindigkeit. Wilde Winde, Äste und ausgerissene Bäume fegen über einen hinweg und man verpasst den richtigen Moment um die "A" Taste zu drücken. Nochmal von vorne. Inzwischen hört man schwere Fußschritte, die nur noch wenige Meter entfernt sind.. Spitze Gegenstände fliegen auf einen zu.. und im letzten Moment gibt der Motor hustende Geräusche von sich und die Laterne die über dem Motor türmt, leuchtet auf und lässt die Dunkelheit wortwörtlich einen Zentimeter außerhalb des Lichtkegels in Luft auflösen. Solch kleinen Features sind es die aus einem bereits spannenden Szenario das letzte Quäntchen Terror herauskitzeln. Wer jemals einen guten Horror-Film gesehen hat, wird sich an ähnliche Szenen erinnern können. Alan Wake erlaubt es einem solche Momente so nah wie möglich nachzuempfinden.

    Darüber hinaus ist die Spiele Welt und die darin lebenden Personen positiv aufgefallen. Die Dialoge sind intelligent, witzig und unterhaltsam. Die Charaktere haben Persönlichkeit und wirken getrieben. Es gibt natürlich Licht und Schatten und einige Stereotypen bleiben nicht erspart, jedoch passt das gut zum Konzept und ist stets mit einem originellen Kniff verbunden. Leider gab es vereinzelte Stellen in denen Mimik und Gestik nicht ganz mit den Dialogen mit kamen, was ich etwas irritierend finde, da die restliche Optik so umwerfend ist.

    Neben dem speziellen Design, dem psychologischen Horror und der wohl cineastischsten Spielewelt die ich gesehen habe(Nein, Heavy Rain habe ich noch nicht gespielt), bietet das Spiel noch einen ganz wesentlichen Punkt der das ganze aus der Menge herausstechen lässt: Humor. Mitten in all dem Horror und Leid stecken mehrere Meta Ebenen, die es erlauben sich selbst auf die Schippe zu nehmen und sämtliche Horror-Vorbilder zu zitieren. Von Stephen King über Twin Peaks bis Twilight Zone wird alles bedient. Mit „Dark Falls“ bietet das Episoden-hafte Game sogar eine eigene Mystery-Fernseh-Serie(Max Payne Spieler kennen sowas in etwas spartanischer Form), die man an verschiedenen Stellen im Spiel verfolgen kann und wenn ich mich Recht erinnere gab es in irgendeinem Raum auch eine Xbox 360 mit entsprechendem Spiel zur Serie. Nichts was dem Spieler auffällt bleibt unerwähnt und es gibt kaum Sequenzen in denen sich der Protagonist nicht der bizarren Situation bewusst wird, in der er sich befindet(was aber auch Story-technische Gründe hat, die ich aus Spoiler-Gründen nicht nennen möchte). Außerdem und was ich besonders erfreulich fand gibt es nebenbei zahlreiche Referenzen an Max Payne und zwei, drei ganz deutliche Verbeugungen, die manch Fan in Entzücken versetzen dürfte.

    Das Spiel hat aber auch ein paar wirklich unnötige Design-Schwächen. Die Story ist äußert gelungen und man sieht ihr die lange Entwicklungszeit an, doch die Art und Weise wie sie erzählt wird, lässt zu wünschen übrig. Ich hatte erwartet das man die wunderschöne Spielewelt erkunden könne und das man die Kleinstadt und ihre Menschen genauer unter die Lupe nehmen könnte, doch das ist leider nicht immer der Fall. Zwar gibt es Spiel Sequenzen in denen man genauere Einblicke in die Ortschaft und Gesellschaft bekommt, doch die sind relativ selten verteilt. Stattdessen gibt es mehr als genug Chancen die Nachtwelt von Bright Falls zu erkunden, aber auch das ist spielerisch nicht sehr clever gelöst. Läuft man im Wald abseits von offensichtlichen Pfaden und erkundet weiter entfernte Schuppen und Lichtungen fängt die Dunkelheit oftmals an lebendig zu werden und ehe man sich versieht ist man wieder mitten im Überlebenskampf. Problematisch ist das deshalb weil es tatsächlich auch mal lohnenswert ist das Areal zu erkunden und durch gefundene Items oder Notizen sein Inventar und Wissen zu erweitern. Natürlich trägt das dazu bei die bedrohliche Atmosphäre aufrecht zu erhalten wenn man in der Dunkelheit nie sicher ist, aber manchmal ist das schlichtweg kontraproduktiv. Statt also das Interesse des Spielers an der Spiele-Welt mit brenzligen Situationen zu bestrafen, hätte man manchmal einen Gang runter schalten können und es bei den oben genannten Belohnungen belassen sollen. Das wäre sowohl für die Immersion in die Spielewelt als auch der Motivation des Spielers zuträglich gewesen.

    Abgesehen von diesen Problemen, hat mich Alan Wake zu tiefst beeindruckt. Ich bin großer Fan von cineastischen Spielen und Alan Wake hat nahezu fehlerlos alles geliefert, was ich mir von einem derartigen Spiel wünschen könnte. Alan Wake würde ich persönlich als System Seller bezeichnen, doch rückblickend hätten etwas mehr Interaktion und Freiheit einen modernen Klassiker aus diesem Spiel gemacht. So bleibt es „nur“ ein sehr sehr gutes.

    9/10


    Bottom Line: Kaufen Kaufen Kaufen

  2. #2
    Mitglied Avatar von Nami Uchiha
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    Ich muss sagen, dass ich vorher nichts von Alan Wake gehört habe, aber das es mich im Nachhinein ungemein beeindruckt hat. Ich mag solche Spiele eigentlich nicht sonderlich gern, Resi und Silent Hill waren nie so mein Fall. Aber Alan Wake hat alleine durch seine Story und die Art, wie es erzählt wurde, super gefallen. Was mich eigentlich genervt hat - und das ist nicht die Tatsache, dass man keine Open World hat, die extrem lange zu auskunschaften ist - war eigentlich das Ende. Ich meine, das Ende hatte definitiv was von Stephen King, aber für mich war es verwirrend und total ungelöst am Ende. Natürlich sollte das wohl so sein, aber mich wurmt das immer noch, wenn ich dran denke.

    In allem Anderen muss ich dir, Kayka, echt zustimmen (gutes Review, btw).

  3. #3
    Mitglied Avatar von Kayka
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    danke :)

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