Da die Anfrage von HinaChan kam, werden wir jetzt einen Thread eröffnen für dieses Thema, vielleicht kommt es noch häufiger vor, dass so etwas gewünscht wird.
HinaChan und ihre Zeichner-Kollegin hatten eine Bewerbung an den Schwarzen Turm geschickt und waren mit der Begründung in der Absage nicht zufrieden.
Ich möchte darauf hinweisen, dass eigentlich kein Verlag Zeit hat sich so ausführlich mit Absagen zu beschäftigen. Immerhin muss die Arbeit getan werden, um den Verlag am Leben zu erhalten. Wer ausführliche Kritik möchte und weiterkommen will, sollte sich an eine Kunstschule wenden, oder an eine Person deren Meinung er schätzt. Ein Verlag urteilt nach Kriterien die dem einzelnen unfair erscheinen mögen, aber immer ihre Gründe haben.
Euch beiden gebe ich auch gleich vorweg mit auf den Weg, dass ihr, wenn ihr euch noch an andere Verlage wenden wollt, nicht mit dem Argument kommen dürft, dass ihr der Meinung seid, dass andere Zeichner beim betreffenden Verlag die selben Fehler machen wie ihr. Denn das heißt nichts anderes, als dass ihr dem Verlag vorwerft Leute veröffentlicht zu haben, die er eigentlich auch hätte ablehnen müssen. Oder anders gesagt, dass es schlechtere Zeichner auch schon geschafft haben.
Ein größerer Verlag wird das als grobe Beleidigung auffassen und euch vielleicht gar nicht erst antworten. Ihr könnt denken was ihr wollt, aber mit dem was ihr sagt, müsst ihr vorsichtig umgehen, denn einen möglichen Arbeitgeber zu beleidigen, bevor ihr überhaupt einen Fuß in der Tür habt, bringt euch mit Sicherheit nichts.
Alle Leser hier im Forum sind auch dazu eingeladen Anmerkungen, Tipps und Hinweise zu geben, wenn ihnen etwas dazu einfällt.
Hier ein paar der geschickten Seiten mit Anmerkungen:
Die roten Zahlen sollen die vielen Verschiedenen Raster kennzeichnen die ihr benutzt habt. Natürlich benutzen Zeichner wie Arina Tanemura auch viele Raster, aber das ganze sieht immer homogen aus. Die Raster sind sauber und die Punktgrößen variieren nicht so stark wie bei euch.
Natürlich ist der Rastereinsatz etwas, was man ändern kann, und wir haben auch schon Zeichner aufgenommen deren Rastereinsatz nicht perfekt war, wenn die Zeichnungen das wieder rausholen.
Aber ihr müsst euch die Kritik in diesem Punkt gefallen lassen, denn wenn wir eine Bewerbung bekommen können wir nicht immer gleich im Hinterkopf haben, was man da noch ohne viel Aufwand verändern könnte, sondern wir nehmen die Bewerbung die wir erhalten als Gesamtes wahr. Ein richtiger Arbeitgeber hätte auch Probleme damit, wenn das Papier schmutzig ist auf dem er die Bewerbung bekommt, selbst wenn sonst alles tip-top ist.
Zum professionellen Aussehen eines Mangas gehört eben auch der saubere Einsatz von Rasterfolien, wenn man denn welche verwendet.
Bei euren Rastern schätze ich mal, dass ihr sie irgendwo im Internet gefunden habt. Für Fanpublikationen ist das durchaus ein Weg um an Folien zu kommen, aber für eine Bewerbung die ihr in der Hoffnung auf eine Veröffentlichung verschickt, solltet ihr einen Weg finden auch professionelle Folien zu besorgen. Seien es hochauflösende Raster aus dem Netz oder noch besser von Programmen wie ComicWorks und MangaStudio oder eben echte Folien, die aber ins Geld gehen können, aber auch einfach besser aussehen.
Schlecht ist auch euer Lettering. Damit haben zwar viele Zeichner ihre Probleme, sodass wir vor der Veröffentlichung meistens selber nochmal über den Text drübermüssen, aber bei euch fehlt die Interpunktion an auffallend vielen Stellen. Das ist einfach sehr unschön und wirkt unprofessionell.
Auch die Schrift ist nicht geeignet für eine gute Bewerbung. Die ComicSans ist eine Schrift von der man die Finger lassen sollte, die passt meistens gar nicht zum Comic.
Schöne Comiccshriften findet ihr unter anderem unter www.blambot.com, ihr müsst nur darauf achten, dass sie auch Umlaute enthalten. Ansonsten bietet www.dafont.com eine riesige Quelle an Schriften. Sucht euch eine gut lesbare Schrift die gut zu euren Zeichnungen passt (Achtung: keine verschnörkelten Schriften benutzen).
Bei einigen eurer Gesichter bin ich auch mal mit dem virtuellen Rotstift reingegangen. Natürlich ist es jedem Zeichner freigestellt seine Charaktere zu gestalten wie es ihm gefällt. Aber manchmal wirkt es einfach zu stark deformiert, als dass der Leser es noch als ästhetisch empfinden kann. Daher hab ich Nase, Mund und Kinn etwas verschoben um einmal zu testen, wie ein Gesicht aussehen könnte, dass der normale Leser als "schön" und "durchschnittlich" akzeptieren kann. Das soll aber kein Muss für euch sein etwas an euren Gesichtern zu ändern, denn das ist eure künstlerische Freiheit. Aber wie das auf dem Markt nunmal ist, können schöne Gesichter besser an, auch wenn individuellere manchmal unter den Tisch fallen müssen.
Ihr müsst euch entscheiden, ob ihr es zu eurem "Stil" machen wollt, dass die Gesichter oft etwas zu lang gezogen sind, oder ob ihr etwas daran ändern wollt und den Schwerpunkt eures Stils woanders legt und dafür ansprechende Gesichter habt.
Ein weiteres Problem, was ich aber nur recht schwammig umschreiben kann ist, dass man merkt, dass ihr einfach noch nicht ganz sicher seid was die Posen eurer Figuren angeht. Sie wirken teilweise sehr steif, als wenn ihr euch an eine etwas gewagtere Pose noch nicht trauen würdet. Dadurch fehlt die Dynamik.
Ein anderes Problem, welches ihr auf der zweiten Seite sehen könnt, ist die unklare Gewichtung der Ereignisse auf den Seiten. Das Telefon ist so groß wie die Ansicht des Charas, der doch aber viel entscheidender ist für die Gesichte als das klingelnde Telefon, welches man seiner Wichtigkeit entsprechend kleiner hätte machen müssen.
Das sind alles keine wahnsinnig schlimmen Fehler, aber sie signalisieren, dass es beim Story-Telling und Paneling noch etwas hapert. Dass der Seitenaufbau an sich bei euch schon recht gelungen ist, stand ja bereits in der Absage.
Trotzdem passiert fast schon zu viel auf euren Seiten. Falls eure Vorbilder Zeichner wie Arina Tanemura und Mayu Sakai sein sollten, nehmt sie euch mal genauer vor und profitiert von dem was sie richtig machen. Nämlich nicht zu viel auf einer Seite unterbringen! Ihr könnt das oft daran messen wieviele Sprechblasen ihr benutzt und wieviele Sprechblasen in einem normalen Shojo-Manga auf einer Seite zu finden sind.
Das ist alles nicht zu pauschalisieren, denn es gibt auch ganz andere Beispiele. Aber nehmt euch ruhig Zeit für eure Geschichte und packt nicht zu viel auf eine Seite.
Die großen roten Kreise auf der zweiten Seite sollen auch andeuten, dass die Gesichter eurer Charaktere zu gleichgewichtet sind. Spannung wird auf einer Seite aber dadurch erzeugt, dass man zwischen den Größen der Gesichter wechselt, als Einstellungswechsel bringt. Mal ein Chara von weiter weg, mal eine große Nahaufnahme.
Da könntet ihr noch wesentlich mehr mit spielen und euren Seiten mehr Pfiff verleihen.
Insgesamt ist das ganze einfach noch nicht rund. Vielleicht sehen das auch andere Leser im Forum so. Man selber ist oft sehr überzeugt von seiner Arbeit und nicht fähig die Fehler zu sehen. Das ist ja auch ein gewisser Schutzmechanismus, damit man nicht alles blöd findet was man macht, aber er verstellt einem oft den Blick auf das Wesentliche.
Und wir haben bereits in der Absage gechrieben, dass ihr durchaus Potential habt und euch Mut gemacht es weiter zu versuchen. Den Text der Absage hänge ich unten nochmal an, damit sich alle ein Bild davon machen können, ob es nun zu kurz oder ungenau war.
Aber ich versichere euch, dass kaum ein Verlag genauere Angaben machen wird! Es bedarf einiges an Zeit so eine Absage zu schreiben und sich klar zu werden, was da noch nicht passt und es dann auch in Worte zu fassen.
Auch die Kritik, dass wir uns mehr Zeit lassen sollten mit der Absage möchte ich zurückweisen. Immerhin habt ihr im Forum gedrängelt, und wir nehmen das natürlich auch wahr, wir lesen da nicht drüber hinweg.
Wir können uns leider nicht wochenlang mit Bewerbungen beschäftigen und uns Gedanken dazu machen, da wir sehr viele Bewerbungen bekommen und nicht auf jede einzelne so reagieren können, dann kämen wir tatsächlich zu nichts anderem mehr.
Ihr werdet vielleicht noch erleben, dass andere, größere Verlage mit einem vorgefertigten Brief auf eure Bewerbungen antworten werden der vielleicht nicht länger als ein Satz ist.
Natürlich möchte jeder am liebten einen langen Text haben der alles auflistet, was besser gemacht werden kann. Aber wiegesagt, das ist nicht Aufgabe eines Verlags sondern einer Schule oder eines speziellen Lehrers. oder Experten.
Wenn ihr das persönliche Gespräch suchen wollte, so sind Buchmessen und diverse Conventions auf denen die Verlage vertreten sind eine gute Gelegenheit noch ein paar Hinweise zu erhalten. Oder natürlich auch harte Kritik.
Ich hoffe ihr könnt mit den etwas ausführlicheren Tipps etwas anfangen.
Hier der Text der Absage:
Hallo ihr beiden,
vielen Dank für eure Bewerbung, aber leider reicht es noch nicht für eine Veröffentlichung bei uns.
Der Seitenaufbau eurer Mangaseiten gefällt mir schon recht gut, aber Probleme sehe ich vor allem bei den öfters schiefen Gesichtern und dem Rastereinsatz. Die Raster wirken zu grob und unsauber, außerdem solltet ihr euch auf wenige Raster-Typen beschränken und nicht alles verwenden, was ihr gerade für passend haltet. Wenn ihr in japanische Mangas schaut werdet ihr meistens feststellen, dass dort auch nur wenige Typen verwendet werden, das sieht professioneller aus und macht die Seite auch stimmiger.
Wir sehen bei euch beiden schon Talent, aber im Moment ist es einfach noch nicht soweit, dass es in einer unserer Anthologien Platz hat.
Ich hoffe, dass euch der Mut durch diese Abage nicht genommen wird, und ihr fleißig an euch weiterarbeitet und auch an Wettbewerben teilnehmt um euch mit anderen zu messen.
Liebe Grüße,
die Turm-Redaktion
Zitieren
Denn auch wir lernen durch Fehlern und Erfahrungen.
Lesezeichen