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Thema: Krieg, Frieden und Toleranz - Herman Hesse

  1. #1
    J@Zz
    Gast

    Krieg, Frieden und Toleranz - Herman Hesse

    Diskutiert mal über die Meinung von Hesse dazu. Habe es speziell einfach mal zur Meinungsbildung rausgesucht. Aufgrund des politischen Charakters ist es meiner Meinung nach hier wesentlich besser aufgehoben als im Literatur Forum.


    2.3. ZU KRIEG, FRIEDEN UND TOLREANZ (aus Briefen ab 1947; Seitenangaben in [] = Bd. 7 der Suhrkamp-Ausgabe von 1957; in ()= H.Hesse, Briefe an Freunde, Rundbriefe 1946-1962, Ffm 1977)

    2.3.1. Aus: Geheimnisse (1947)
    [787] ...wir sehen jeden Tag zum Beispiel das sogenannte Weltgeschehen in der Zeitung dargestellt, flach, übersehbar, auf zwei Dimensionen reduziert, von den Spannungen zwischen Ost und West bis zur Untersuchung des japanischen Kriegspotentials, von der Kurve des Index bis zur Versicherung eines Ministers, daß gerade die ungeheure Dynamik und Gefährlichkeit der neuesten Kriegswaffen dazu führen müsse, diese Waffen niederzulegen oder in Pflugscharen zu verwandeln, und obwohl wir wissen, daß dies alles keine Wirklichkeiten sind, sondern teils Lügen, teils fachmännische Jonglierspiele mit einer amüsanten, erfundenen, unverantwortlichen Surrealisten-Sprache, so macht uns dies täglich wiederholte Weltbild, auch wenn es sich von einem Tag zum andern noch so kraß widerspricht, doch jedesmal wieder ein gewisses Vergnügen oder gibt uns eine gewisse Beruhigung, denn für einen Augenblick scheint in der Tat die Welt flach, übersehbar und geheimnislos zu sein und sich jeder Erklärung, die den Wünschen des Abonnenten entgegenkommt, willig zu fügen. Und die Zeitung ist ja auch nur eines von tausend Beispielen, sie hat weder die Entwirklichung der Welt und die Abschaffung der Geheimnisse erfunden, noch ist sie deren einziger Praktikant und Nutznießer.

    2.3.2. aus Briefen (1950)
    [767] Ich halte die Weltkriege für vermeidbar, aber nicht durch Rüstung und neue Anhäufung von Vernichtungsmitteln, sondern durch Vernunft und Verträglichkeit, und ich glaube nicht daran, daß irgendein Volk der Welt durch das Rüsten und Kriegführen auf die Dauer gewinnt und seine Würde und Freiheit retten kann. Ich bin ein Gegner des Fanatismus, der die ganze Menschheit in zwei Fronten teilen und diese Fronten mit allen teuflischen Tötungsmitteln aufeinander hetzen möchte. Und darum glaube ich nicht daran, daß eine Wiederaufrüstung [...] Segen bringen würde. Besser ist es, Unrecht zu leiden als Unrecht [zu] tun. Falsch ist es, mit verbotenen Mitteln das Erwünschte verwirklichen zu wollen. [...] Eine neue und hellere Epoche der Weltgeschichte und der Beziehungen zwischen den Völkern wird gewiß nicht von den Siegern in den nächsten Weltkriegen geschaffen werden, [768] vermutlich aber von den Leidenden und auf Gewalt Verzichtenden.

    (68) Die Frage, auf welcher Seite wir im koreanischen Krieg zu stehen haben und wer für ihn und seine Folgen als verantwortlich anzusehen sei, werdet ihr gewiß ähnlich beantwortet haben wie ich. Wir haben in diesem unsinnigen Krieg ebenso wie in jedem anderen Kriege, der heute irgend denkbar ist, nicht auf der Seite dieser oder jener kriegführenden Macht zu stehen, das ist klar, sondern wir lehnen den Krieg an sich ein für allemal ab und halten ihn für ein vollkommen unnütz und töricht gewordenes Mittel zur "Fortsetzung der Politik". Es ist damit wie mit den Atombomben: gemacht und vervollkommnet und aufgespeichert werden sie von genau denselben Mächten, die zu ihrem eigenen Schaden den letzten Weltkrieg "gewonnen" haben und denen es nicht gelungen ist, daraus etwas anderes zu lernen, als daß man eben noch viel heftiger rüsten müsse als je. Die Staatslenker und Generäle der Großmächte haben nichts gelernt und wollen nichts lernen, sie haben seit ihrem traurigen "Sieg" kaum etwas für den Frieden, aber sehr viel für die Ermöglichung neuer Kriege getan. Wir halten sie, [die] bis zum letzten bei der Bombenfabrikation mitarbeitenden Physiker, für unsere Feinde und für die Feinde des Friedens und der Menschheit.

    [769] Aber die gleiche aufgepeitschte, hysterische Kriegsangst, die gleiche Anfälligkeit für Gerüchte, die gleiche blinde Hinnahme von satanischen Suggestionen und die gleiche törichte, ungeprüft weitergegebene Meinung, daß es nun selbstverständlich wieder das "arme Deutschland" sei, das den Schauplatz der kommenden Greuel abgeben müsse, steht auch in vielen anderen Briefen, Aufsätzen und anderen Mitteilungen, die mir von drüben zugehen. Man hat Angst, man zittert vor Feigheit, man atmet das Gift der Aufpeitschung, der Gerüchte und Lügen mit einer selbstquälerischen Sensationslust ein, und schwatzt verantwortungslos und kritiklos nach, was die Angstmacher und Kriegshetzer einblasen.

    [...] Lieber Freund, ein Krieg kommt nicht aus dem blauen Himmel herab, er muß gleich jeder anderen menschlichen Unternehmung vorbereitet werden, er bedarf der Pflege und Mitwirkung vieler, um möglich und wirklich zu werden. Gewünscht aber, vorbereitet und suggeriert wird er durch die Menschen und Mächte, denen er Vorteil bringt. [770] Er bringt ihnen entweder direkten baren Geldgewinn wie der Rüstungsindustrie (und sobald Krieg ist - wie unzählige vorher harmlose Gewerbe werden da zu Rüstungsgeschäften, und wie automatisch strömt das Kapital diesen Geschäften zu!) oder er bringt ihnen Gewinn an Geltung, Achtung und Macht wie etwa den stellenlosen Generälen und Obersten. So sind zum Beispiel an der Wiederaufrüstung von Deutschland, Japan und anderen zur Zeit militärlosen Ländern viele Tausende und Zehntausende interessiert, Leute mit harten Rechnerseelen oder ehrgeizigen Kriegerseelen, und zu den Mitteln, mit denen diese Leute den von ihnen gewünschten Krieg vorzubereiten bemüht sind, gehört die Verbreitung der Unsicherheit und Angst [...].

    Die Welt ist voll von Gefahren und Kriegsmöglichkeiten [...]. Bedroher unserer Welt und jedes Friedens sind jene, die den Krieg wünschen, die ihn vorbereiten und uns durch vage Versprechungen eines kommenden Friedens oder durch Angst vor Überfällen von außen zu Mitarbeitern an ihren Plänen zu machen versuchen. [...]

    [771] Es wird gewiß in jedem zur Zeit mächtigen Staat der Welt eine Kriegspartei geben, doch fehlt es auch in besiegten und entwaffneten Ländern nicht an Leuten, die lieber heut als morgen wieder Aufträge für Heer und Krieg annehmen würden, und auch nicht an solchen, die gern wieder statt als Herr Müller als Herr Oberst oder Herr Leutnant angeredet werden möchten. Und so ist es überall. Wir Freunde des Friedens und der Wahrheit [...] dürfen nicht diesen [772] Geschäftemachern und Strebern Gehör schenken und helfen, wir müssen stets zu unserem Glauben stehen, daß es andre Wege zum Frieden und andre Mittel zur Ordnung und Entgiftung der Welt gibt als die Bomben und den Krieg.

  2. #2
    Mitglied Avatar von Makoto
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    Hm, ist ja ganz interessant, was du da rausgesucht hast, aber was willst du damit erreichen?
    Also worüber soll diskutiert werden?

    Wenn du das Werk an sich meinst, dann ist dieser Thread sicherlich eher im Literaturforum aufgehoben, ansonsten mag ich dich bitten noch eine kleine Einleitung zu schreiben.

  3. #3
    J@Zz
    Gast
    Wenn das ernsthaft gemeint war, dann ja. Kenne Schillers Veredelungs Briefe nämlich nicht.

    Falls es nicht ernst gemeint war, dann war es auch nicht witzig. Nichtmal zum schmunzeln.

    Wenn kein Interesse an einer Diskussion darüber besteht ist es mir auch hunz.

  4. #4
    Mitglied Avatar von Makoto
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    Öhm, worüber soll man denn hier diskutieren?
    Sag doch bitte das Thema, über Krieg und Frieden oder über die Briefe?

  5. #5
    J@Zz
    Gast
    Wie oben erwähnt, über die Meinung von Hesse, die unverkennbar Pazifistisch ist. Selbst bekennende Pazifisten wie Einstein teilten nicht solche extremen Ansichten. Ergänzend gibts von Einstein auch das bekannte Zitat:"Gegen organisierte Macht, gibt es nur organisierte Macht." Sagte dieser zur Zeit des Nationalsozialismus.

    Fraglich ist z.B. jene Stelle:

    Besser ist es, Unrecht zu leiden als Unrecht [zu] tun. Falsch ist es, mit verbotenen Mitteln das Erwünschte verwirklichen zu wollen. [...] Eine neue und hellere Epoche der Weltgeschichte und der Beziehungen zwischen den Völkern wird gewiß nicht von den Siegern in den nächsten Weltkriegen geschaffen werden, [768] vermutlich aber von den Leidenden und auf Gewalt Verzichtenden.
    Dachte sogar, dass eben jene Stelle so hervorsticht, um eine Diskussion in Gang zu setzen, aber soetwas funzt ja nur, wenn man den Text liest und hinterfragt, was vermutlich nicht geschehen ist, denn die Frage wozu man Stellung nehmen solle ist wohl überflüssig, wenn man über das geschriebene nachdenkt.
    Sag doch bitte das Thema, über Krieg und Frieden oder über die Briefe?
    Das Thema steht im ersten Beitrag und Threadnamen nicht mehr und nicht weniger. Versteh nicht weshalb du jetz mit Briefen kommst, dass war Kojis wunderbarer Beitrag, nicht meiner. Also Krieg und Frieden. Wenn man den Hesse Beitrag gelesen hat sollte man wissen, dass es nicht um schillersche Veredelung geht. Will dir nichts vorwerfen, aber ich habe den Eindruck, dass du das nichtmal gelesen hast, was im ersten Post steht. Falls es so ist, erspare mir deine kritisierenden Beiträge.


    Desweiteren - wie gesagt - dient der Post auch der Meinungsbildung. (..!)

    mfg

  6. #6
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    Hmmmm, kategorischer Pazifismus also... halte ich in manchen Fällen leider für unrealistisch. Ich halte es da eher mit dem von dir erwähnten Albert Einstein (ich glaube es war von ihm und ist auch nur sinngemäß zitiert): "Ich bin überzeugter Pazifist - aber kein kategorischer."

  7. #7
    J@Zz
    Gast
    „Bis 1933 habe ich mich für die Verweigerung des Militärdienstes eingesetzt. Als aber der Faschismus aufkam, erkannte ich, dass dieser Standpunkt nicht aufrechtzuerhalten war, wenn nicht die Macht der Welt in die Hände der schlimmsten Feinde der Menschheit geraten soll. Gegen organisierte Macht gibt es nur organisierte Macht; ich sehe kein anderes Mittel, so sehr ich es auch bedaure.“
    war dieses Zitat hier.

  8. #8
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    Nee, ich meine es gibt da noch ein Zitat das dem von mir sinngemäß wiedergegebenen sehr ähnelt... mal gucken, vielleicht finde ich es wieder. (Wobei der gute Albert ja eh einer der meist-falschzitierten und falsch verstandenen Prominenten überhaupt ist, wie mir scheint. Berühmtes Beispiel dafür das bekannte "Wissenschaft ohne Religion ist lahm [...]".)

  9. #9
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