Für alle, die schon immer wissen wollten, wie ein Manga eigentlich den Weg nach Deutschland findet, haben wir hier mal alles zusammengefasst!
- Welche Hürden muss der Manga erstmal überwinden?
- Wer wählt eigentlich aus, was EMA macht?
- Wie viele Leute arbeiten an einem Manga?
- Wie kommt der deutsche Text in die Blasen?
- Und was passiert eigentlich in der Druckerei?
Also lest schnell weiter, wenn ihr wissen wollt, wie ein Manga nach Deutschland kommt
1. In der wöchentlichen Programmkonferenz prüft die Redaktion interessante Titel.
Einmal in der Woche setzt sich die ganze EMA-Redaktion zusammen und schaut sich einen Haufen neuer Manga an. Das sind z.B. Manga, die uns von den japanischen Verlagen empfohlen wurden oder die wir selbst im Netz recherchiert haben. Auch Bewerbungen deutscher Mangaka werden hier angeschaut und besprochen.
Als Erstes schauen wir beim Durchblättern auf Zeichenstil und Thema des Mangas. Wenn uns beides gefällt, folgt Schritt 2.
2. Interessante Titel werden von einem Redakteur gelesen und dann besprochen.
Der Redakteur liest den Manga, bildet sich eine eigene Meinung zum Thema, Storyverlauf, Artwork etc. und recherchiert im Internet, was japanische und westliche Fans von der Serie halten. Dann stellt er den Manga in der nächsten Programmkonferenz den anderen Redakteuren vor.
Wenn alles dafür spricht, gibt EMA ein Angebot an den Lizenzgeber (den japanischen Verlag) ab. Dieser nimmt das Angebot an und Vertragsdokumente über den Lizenzkauf werden erstellt und unterzeichnet.
3. Manga-Serien werden an projektverantwortliche Redakteure übergeben.
Die Serien werden unter allen Redakteuren verteilt. Jeder Redakteur betreut im Programm (1 Halbjahr) um die 30 Titel.
Für alle Titel müssen Texte für die Verlagsvorschau, den Shinkan, Amazon und Manganet.de geschrieben werden. Außerdem legt der Redakteur einen Projektordner für jeden Titel an, in dem alle Infos abgespeichert werden, z.B.
- ein Strukturplan (was soll im deutschen Manga auf welche Seite)
- ein Coverbriefing (wie soll der Graphiker das Cover gestalten)
- ein Terminplan (wann macht wer was mit dem Manga)
4. Der Manga wird übersetzt.
Der Manga-Band wird an den Übersetzer geschickt. Der fängt an, indem er erst einmal alle Seiten durchnummeriert. Er gibt jeder Sprechblase und jeden Soundword auf der Seite eine Nummer, damit der Letterer weiß, welcher Text wo hingehört.
Danach schreibt die entsprechende Übersetzung genau so nummeriert in ein Word-Dokument, das Manuskript, und schickt es zusammen mit dem Buch an den Redakteur zurück.
5. Der Redakteur und der Korrektor bearbeiten die Übersetzung.
Der Redakteur liest sich die komplette Übersetzung zusammen mit dem nummerierten Band durch und verbessert die Formulierungen, ergänzt Fußnoten, schreibt Anweisungen für den Letterer ins Dokument.
Danach bekommt der Korrektor das Skript und prüft es zusammen mit dem nummerierten Band auf Rechtschreibung und Zeichensetzung. Wenn alles kontrolliert wurde, folgt Schritt 6.
6. Der Letterer bearbeitet die Mangaseiten.
+ Der Graphiker bearbeitet das Cover.
Der Letterer muss zunächst die Sprechblasen im Manga retuschieren. Auch japanischen Text im Bild entfernt er, Soundwords werden aber meist als Teil des Artworks stehen gelassen. Nachdem alles "sauber" ist, setzt der Letterer den Text aus dem Skript entsprechend dem nummerierten Original in die Blasen ein bzw. schreibt die Übersetzung klein neben die Soundwords.
Gleichzeitig bekommt der Graphiker alle Daten für das Cover. Er baut daraus ein neues Cover, erfindet ein Logo für die Mangaserie und schon kommt Schritt Nr. 7.
7. Der Redakteur prüft das Lettering und das Cover.
Wenn der Letterer fertig ist, schaut der Korrektor noch einmal genau über den Text der deutschen Mangaseiten. Er achtet darauf, ob die Wörter richtig geschrieben sind und ob der Text auch gut in die Blasen passt. Der Letterer führt die Korrekturen dann aus.
Gleichzeitig stimmt der Graphiker mit dem Redakteur das Mangacover ab. Auch hier darf der Redakteur entscheiden, ob ihm das Logo gefällt, wo die Bandnummer stehen und wie der Backcovertext lauten soll.
8. Der Lizenzgeber muss den Band genehmigen.
Wir schicken das fertige deutsche Cover und das Impressum zum japanischen Verlag, der es begutachtet und uns eventuell noch Änderungswünsche durchgibt, z.B. wenn das EMA-Logo einen wichtigen Teil der Illustration verdeckt oder der Autorenname größer geschrieben werden soll. Nachdem der Graphiker die Korrekturen gemacht hat, schicken wir alles wieder nach Japan und bekommen dann eine Freigabe für den Druck.
9. Der Drucker bearbeitet den Manga.
Bevor alle Daten des Mangas an den Drucker übergeben werden, wird noch einmal die Reihenfolge der Seiten geprüft und geschaut, ob alle Blasen gefüllt sind.
Danach geht alles zum Drucker, der die Daten vorbereitet und Testdrucke macht. Diese "Proofs" schickt er in den Verlag, wo der Redakteur die Farben von Cover und Farbseiten genau mit dem japanischen Original abgleicht und dann eine Freigabe erteilt. Erst dann darf der Drucker den Band wirklich drucken.
Bei einem Manga werden 16 Mangaseiten auf ein riesiges Blatt Papier gedruckt, gefaltet und dann in der richtigen Reihenfolge in Bögen zusammengelegt. Danach kommt das auf stärkere Pappe gedruckte Cover drum herum, wird angeklebt und der Manga wird in Form geschnitten.
Von der Druckerei werden einige Bände direkt in den Verlag geliefert, damit der Redakteur nochmal kontrollieren kann, ob beim Druck auch alles geklappt hat. Auf der EMA-Seite bei Facebook posten wir immer ein Foto im Album "Die Novis", wenn alle Titel des Monats eingetroffen sind, damit ihr euch schon mal aussuchen könnt, was ihr im kommenden Monat unbedingt haben müsst
10. Der Manga wird gelagert und in die Buchläden verteilt.
Von der Druckerei fährt ein großer LKW die Mangas in ein riesiges Lagerhaus, wo sie zusammen mit vielen tausend anderen liegen, bis sie jemand bestellt. Zum offiziellen Erscheinungstermin werden alle Buchhandlungen mit ihren bestellten Mangas beliefert - und natürlich auch immer dann, wenn ihr bei eurem Buchhändler einen Band bestellt. Seit der Auswahl des Mangas sind jetzt etwa 6 Monate vergangen und endlich könnt ihr eure Lieblingsmanga in den Händen halten!
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