Zitat von
Kulturkerbe
Inhaltsangabe:
Wir schreiben das 1878, der Schauplatz ist Nagasaki. Die Unruhen der Bakumatsu-Zeit rücken langsam in weite Ferne. In Nagasaki blüht der Handel mit dem Ausland auf, große Gewinne winken und eine Vielzahl an Händlern tummelt sich dort. Miyo verlor ihre Eltern in der Satsuma-Rebellion. Auf der Suche nach Arbeit im Viertel Kajiya von Nagasaki klopft sie an die Tür des Antiquitätenladens "Ban". Der Ladenbesitzer Kōra Momotoshi vertreibt zahlreiche Waren von der Weltaustellung in Paris, neuartige Dinge, die die Aufregung und den Tumult der Belle Époque in sich tragen. Seien es Kleider von Jacques Doucet, Milchschokolade von Daniel Peter, eine Singer-Nähmaschine, Matrosenkleidung, Edisons Grammophon, Lederstiefel, Brillen oder ein Bildprojektor. Direkt aus der Haupstadt des Fortschritts und des Vergnügens importiert, führen all diese traumhaften Waren das junge Mädchen an der Hand, hinein in eine ihr bisher unbekannte Welt.
Kurze Anmerkung:
Google hat hier als Übersetzer recht gute Arbeit geleistet, denke ich. Das Mädchen besitzt tatsächlich die Fähigkeit, die Vergangenheit und die Zukunft der Besitzer zu sehen, deren Gegenstände sie berührt. Obwohl das Mädchen sonst nichts kann, keine Arbeitserfahrung vorweisen kann (sogar Analphabetin ist sie), nimmt der Antiquitätenhändler sie als Angestellte an, da eine solche Gabe in seinem Metier sicherlich nützlich sein kann. Natürlich hat er ein gutes Herz, was das junge Mädchen angeht, dem von ihrer Tante eingebläut wird, bloß nicht gefeuert zu werden und der Familie auf der Tasche zu liegen. Als er bspw. merkt, dass sie im Laden überhaupt keine Aufgabe hat, da es einfach nichts für sie zu tun gibt, gibt er ihr ein Buch, Alice im Wunderland, und bringt ihr, da sie überhaupt nicht lesen kann, vermeintlich die japanischen Kana-Schriftzeichen bei. Doch zu ihrer Verblüffung, kann sie, obwohl sie die Zeichen auswendig gelernt hat, auch am nächsten Tag kein Wort aus dem Buch verstehen. Da erst stellt sie fest, dass sie Romaji, lateinische Buchstaben, zum auswendig lernen bekommen hat. So soll sie die Sendungen aus dem Ausland entziffern können. Der Ladenbesitzer ist also keinesfalls nur selbstlos oder getrieben von Mitleid, sondern will auch, dass das Waisenkind aktiv mitarbeiten kann, gleichzeitig vermittelt er ihr ein Gefühl, nützlich zu sein, ein Gefühl der Anerkennung, das ihr in bei ihren Verwandten gänzlich fehlt.
Der historische Kontext der Geschichte ist wichtig für den besonderen Reiz, den die importierte Ware in der Geschichte darstellt. Die Bakumatsu-Ära beschreibt das Ende der jahrhundertelangen Herrschaft des Shōgunats und der Machtrückführung an den Kaiser von Japan, genannt Meiji-Restauration. Das Tokugawa-Shōgunat betrieb jahrhundertelang eine sehr restriktive Isolationspolitik, die nach der Meiji-Restauration, der Machtübergabe an den Tennō, den japanischen Kaiser, gelockert wurde und sich technisch und wissenschaftlich am Westen orientiert wurde. Die Satsuma-Rebellion fand ein Jahr vor der Handlung dieser Geschichte statt und war das letzte große Aufbegehren der durch die Meiji-Restauration entmachteten Lehensfürsten.
Das Zeichen mit dem der Name des Ladens geschrieben wird, "Ban", bezeichnet übrigens etwas Ausländisches, gleichzeitig beinhaltet die japanische Abkürzung für die Weltaustellung ein anderes "Ban", das für "10.000" oder "Alles" steht und welches hier natürlich auch gut passt.
PS. Die Inhaltsangaben entsprechen den Inhaltsangaben der japanischen Verlage Square Enix bzw. Leed.
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