Sehr amüsant zu lesen, was hier so steht ...

Was diese Frage nach dem "Sinn des Lebens" angeht:

Zuallererst mal: Um was genau geht es hier? Die Frage nach einem kausalen Grund und einem Zweck für die bloße Existenz von Lebensformen oder um den Zweck UNSERES Lebens?
Zuerst mal sei gesagt, dass beides enorm komplizierte Fragen sind, die nicht so ohne weiteres erörtert werden können, ohne einen gewissen theoretischen Rahmen zu setzen, aber das führt eh zu weit.
Aus diesem Grund habe ich mich für meine Antwort auf den zweiten Teil der Frage beschränkt. Ich habe dazu vor etwa 11 Monaten einen Artikel auf Newspoint.cc verfasst. Da dieser (vermutlich) nicht für euch zugänglich ist, hier ist er:

Der Sinn des Lebens

Ach ja, die Menschen. Menschen verstehen nur eher selten, dass die Natur eher Chaotisch ist, und können sich deshalb auch nicht vorstellen, dass ihre Existenz, wenn wir es mal ganz wissenschaftlich betrachten, vollkommen zufällig und ohne einen echten Sinn, also einer Begründung oder Rechtfertigung, ist.
Ein Körnchen Leben in einer gigantischen Leere
Ein wenig tröstlicher Gedanke, nicht wahr? Ist es da nicht viel schöner, sich vorzustellen, dass wir in diesem Universum ein sinnvoller Teil eines Ganzen sind, also dass ohne uns die Balance des Seins ins wanken gerät? Oder, noch besser, dass wir die Schöpfung eines allmächtigen Wesens sind, welches permanent auf uns hinabschaut? Ein Wesen, was in der gigantischen Auswahl an Planeten, die es ja auch alle geschaffen hat, sich ausgerechnet die Erde ausgesucht hat, und das ausgerechnet uns das Leben geschenkt hat?

Zur ersten Theorie
Also, die erste Theorie von Wegen gleichgewicht erübrigt sich alleine durch die Erkenntnis, dass das Universum in einem permanenten Prozess des "Ordnens" befindet. Dieses "ordnen" findet durch die Gesetze der Physik statt, und wir beobachten es permanent. Das geht vom Wasserkochen über die Bewegung der Planeten bis hin zur Fusion ganzer Galaxien. Diese Erkenntnis zeigt es uns: Dieses Universum ist absolut chaotisch, folglich kann es auch nicht sowas wie eine "Urbalance" geben, zumindest nicht, solange überhaupt etwas existiert, denn letztendlich ist ja die vollkommene Leere, die absolute Nicht-Existenz von Materie und Bewusstsein der Zustand vollkommener Ordnung.

Und nun zur zweiten Idee
Warum sollte jemand ein Universum erschaffen, wo doch im Begriff "Universum" eigentlich impliziert ist, dass es NICHTS anderes geben kann? Es ist also relativ widersprüchlich. Im Gottbegriff der meisten monotheistischen Religionen steht nichts über Gott, doch die Existenz eines solchen kann nicht bewiesen werden, da alles, was Existiert einen Grund haben muss, also etwas, was vor der Existenz kam. Ist ja logisch: Vor der Existenz eines Menschen gibt es andere Menschen, die ihn das Leben schenken, vor der Existenz des Lebens gabs so ne Ursuppe, und vor der Existenz von Materie gabs den Urknall, also hat alles mehr oder minder einen Grund (wobei man sich beim Urknall ja nicht sonderlich sicher ist). Folge aus dieser Erkenntnis: "Gott" hat ja den Ursprung im menschlichen Denken. Es gibt also einen sprachlichen Ausdruck und einen Begriff "Gott", den man jedoch nur folgendermaßen begründen kann: "Gott ist absolut, er ist perfekt. Er ist das Alles und das Nichts." (fragt mich nicht, wo ich das gelesen habe, ich weiß es nicht mehr). Erkennt ihr in diesem Gedanken den Widerspruch? Das kanns also nicht sein.
Aber wenn wir den Kreationismus nur auf die Erde beziehen, also uns ein allmächtiges Wesen denken, was unsere Erde und uns Menschen geschaffen hat, kommen wir wieder auf das Chaos zurück. Lasst es mich erklären.
Ein allmächtiges Wesen, existent als reines Bewusstsein, ist raum- und zeitlos im All, und diesem Bewusstsein kommt jetzt der Gedanke "Mensch, noch ne Welt erschaffen, das wäre doch knorke!" Also zündet das Wesen n neues Licht in der Milchstraße an, nimmt n Klumpen Erde und formt die Erde, und setzt alle Lebensformen drauf, die es vorher im Spore-Editor zusammengeschustert hat.
Problem bei dieser Idee: Unsere Existenz wäre also von der Laune irgendeines Bewusstseins abhängig, also auch nur rein zufällig.

Und nun kommt der Mensch...
... der dieser ominösen "bewussten Existenz" fähig ist, und fragt sich, warum er eigentlich auf diesem Staubkorn lebt, und auch noch erkennen kann, dass er auf diesem Staubkorn lebt. Man sucht also quasi eine Rechtfertigung für sein eigenes Sein. Ein Mensch, der nicht an irgendeine der oben genannten Theorien glaubt, wird da sehr schnell traurig und einsam, denn im universalem Sinne kann der Mensch seine Existenz nicht rechtfertigen. Man kann sie, meiner Meinung nach, nur mit anderen Menschen rechtfertigen. Keiner steht so alleine, dass er glauben kann, dass sein Leben auch ohne alle anderen Menschen einen Sinn hat.

Die Einfachste Möglichkeit der Rechtfertigung des Seins ist die Fortpflanzung. Theoretisch ist der Gedanke, dass seine eigene Art und seine eigene Linie fortbesteht, Rechtfertigung genug. Dies ist unabhängig von jeder Gesellschaft, und ich glaube auch, dass es die einzige Möglichkeit ist, Global seine eigene Existenz zu erklären. Man lebt quasi, um weiterzuleben. Alle anderen ideen wie Verantwortlichkeit oder Pflicht, Fortschritt oder Erhalt, Krieg oder Frieden, Schöpfung oder Zerstörung, sind letztendlich bedeutungslos und immer Abhängig von der Existenz anderer Menschen, die eben diese Bestimmung dem Individuum auferlegen oder diese erkennen.

Die Frage nach dem Sinn des Lebens ist also nichts als ein Versuch der Rechtfertigung. Die Frage "Warum existiere ich?" also nichts als Selbstzweifel. Wenn mir jemand Geld schenkt, frage ich nicht nach dem Warum, sondern ich nehme es und gebe es aus. Ich werde meinen Vater nicht fragen, warum er im Februar 1989 mit meiner Mutter geschlafen hat, ich nehme das Leben, was aus ihrer Liebe entstand, an, und werde es Leben, bis es erschöpft ist. Und ich schlage allen anderen Menschen vor, es mir gleichzutun.
Sollte ich den Artikel schon irgendwie in diesem Threat gepostet haben, weist mich ruhig darauf hin. Ich bin alt.