Der Tagesspiegel
31.10.2010 13:02 Uhr | Von Lars von Törne
Odyssee durch die Endzeit
Heldinnen mit menschlichen Schwächen: Hayao Miyazakis postapokalyptisches Manga-Epos „Nausicaä aus dem Tal der Winde“ wird neu aufgelegt.
Als das Werk fertig war, wollte er nicht mehr darauf angesprochen werden. Zwölf Jahre lang, von 1982 bis 1994, hatte der Autor, Zeichner und Regisseur Hayao Miyazaki an dem Manga „Nausicaä aus dem Tal der Winde“ gearbeitet – und nebenher so manchen abendfüllenden Film gedreht, der zu seinem Ruf als einer der wichtigsten und erfolgreichsten Animationsfilmregisseure der Welt beitragen sollte. Eine „zermürbende“ Erfahrung, wie er später in einem Interview sagte – um sogleich hinzuzufügen, dass er über die Arbeit an dem epischen Comic jetzt bitte wegen der damit verbundenen Strapazen nicht mehr sprechen wollte.
Lange war das Meisterwerk vergriffen
Jetzt wird das sieben Bände umfassende und lange vergriffene Meisterwerk neu aufgelegt: Eine gute Gelegenheit, eine der poetischsten Fantasy-Erzählungen des japanischen Comics kennen zu lernen und zu sehen, dass der Regisseur von Animationsfilmen wie „Chihiros Reise ins Zauberland“, „Das wandelnde Schloss“ oder dem kürzlich in Deutschland angelaufenen Animationsfilm „Ponyo“ nicht immer ein großes Filmstudio braucht, um seine Visionen umzusetzen: Manchmal genügt ihm ein Bleistift und ein Stapel Papier, um großartige Fantasiewelten zu erschaffen.
Die postapokalyptische Abenteuergeschichte, deren erste Kapitel auch 1984 von Miyazaki auch als Film umgesetzt wurden, spielt viele Jahrhunderte nach dem Untergang der gegenwärtigen Zivilisationen. Der Planet Erde ist vergiftet, die Menschen kämpfen in archaisch anmutenden Stämmen und Königreichen ums Überleben – gegeneinander, wie auch gegen tödliche Sporen, aggressive Insekten und andere Herausforderungen der Natur. Im Zentrum der Erzählung steht die junge Prinzessin Nausicaä, die Miyazaki einer griechischen Prinzessin aus Homers „Odyssee“ nachempfunden hat.
Die junge, eigenwillige Nausicaä verkörpert in einer fast komplett zerstörten Welt die Hoffnung – sie versucht .........
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