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    Mitglied Avatar von Sujen
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    Manga von Sanae Rokuya

    US Ausgabe von Digital Manga June Imprint



    Inhalt:

    Ein kleines abgeschottetes Königreich in einer lang zurückliegenden Zeit.

    Vier Jahre ist es her, seit der Thronfolger Prinz Yasuharu aus dem Palast floh um der drückenden Last der Verantwortung, das Land einmal regieren zu müssen, zu entgehen.

    Seitdem lebt er unter dem Namen Taichi in einem einsamen Anwesen. Nicht einmal Yoichi, den er einst von der Straße auflas und der ihm seither als treuer Freund zur Seite steht, weiß wer er in Wahrheit ist. Nur der örtliche Polizist Yasuda, der Yasuharu dabei hilft, sein Geheimnis zu hüten, kennt seine Identität.

    Nun liegt der König im Sterben, und am Hof gibt es Kräfte, die nicht darauf vertrauen wollen, dass Yasuharus Desinteresse an der Nachfolge anhalten könnte. Um sicherzugehen, dass der junge Prinz tatsächlich niemals wieder auftaucht, um den Thron zu beanspruchen, beauftragen sie zwei Attentäter damit, Yasuharu ausfindig zu machen und zu ermorden.

    Bewertung des Inhalts:

    Entgegen dessen, was die Inhaltsangabe vermuten lässt geht es in Sachen Action in diesem Manga alles andere als in die Vollen.

    Es gibt einige wirklich großartige Momente. Wenn Yasuharu

    das Schwert von Yasuda mit seinem Eßstäbchen aufhält, um einen der Attentäter zu retten und dabei nur mit Blicken, Worten und seiner Haltung eine unglaubliche Autorität ausstrahlt,

    denkt man spontan, dass jeder Zoll von ihm ein wahrer König ist.

    Es gibt einige sehr gelungene Rückblenden, wie das Kennenlernen von Taichi und Yoishi oder kurze Episoden aus der Vergangenheit der beiden potenziellen Attentäter.

    Und es gibt die eine oder andere starke Szene, von denen sich die meisten um Yasudu ranken. Insbesondere seine

    Festnahme, das anschließende Verhör sowie sein späteres Zusammentreffen mit Yasaharu

    sind intensiv und zeigen, dass in der Geschichte weitaus mehr Potenzial steckt als letztlich genutzt wurde.

    Es gibt zwar eine Fülle interessanter Protagonisten, allen voran die beiden potenziellen Attentäter, Yasadu und natürlich der junge Thronfolger wider Willen. Doch der Leser erfährt einen Großteil der Informationen über sie und ihre Beziehungen untereinander einfach nur dadurch, dass Person A diese Person B erzählt. Diese Form der Mitteilung wäre selbst in einem klassischen Roman auf Dauer ein wenig eintönig. In einem visuellem Medium wie einem Manga, das von der Kraft und dem visuellen Ausdruck insbesondere seiner Bildsprache lebt, ist das nur äußerst bedingt bis gar nicht angebracht, da es rasch Langeweile aufkommen lässt.

    Insbesondere über die eigentliche Hauptperson Prinz Yasuharu erfährt der Leser zudem viel zu wenig. Die Begründung, warum er aus dem Palast floh ist im Kern zwar traurig, aber gleichzeitig sehr unglaubwürdig.

    Ein Sechzehnjähriger leidet selbstredend unter dem Tod seiner Mutter, aber ein Prinz, der eine entsprechende Erziehung im Hinblick auf die Position des Königs erhalten hat, sollte nicht allein deswegen weglaufen wie ein kleines Kind, das nicht weiß, wie es weitergeht und sich zu Tode ängstigt.

    Da hätte ich mir wirklich etwas mehr an überzeugender Erklärung gewünscht. Leider bleibt mit Ausnahme dieses Momentes die gesamte Vergangenheit des Prinzen vor seiner Flucht völlig im Dunkeln. Insbesondere wird mit keiner Silbe erwähnt, wie sein Verhältnis zu seinem Vater ist. Als Leser kann man nur vermuten, dass es nicht das Beste gewesen sein kann, weil

    der Tod des Königs bei Yasaharu keinerlei Regung hervorruft. Keine Trauer, keine Reue, weil er in den letzten Minuten seines Vaters nicht bei ihm war - einfach gar nichts. Der Manga ignoriert schlicht und ergreifend die Tatsache, dass der tote König immerhin der Vater des Hauptprotagonisten war und macht einfach weiter im Programm, ohne sich auch nur für ein Panel damit aufzuhalten, was Yasaharu fühlt bzw. ob er überhaupt etwas fühlt und falls nicht, warum dem so ist.

    Die Beziehung zwischen dem Prinzen und dem Polizisten Yasuda hätte ebenfalls viel mehr Stoff zum Ausloten geboten. Denn sie reicht bis zur gemeinsamen Zeit im Palast zurück, und Yasuda ist eine interessante Persönlichkeit. Von ihm erfährt man dann auch das Meiste, wobei leider auch bei ihm einiges nur durch Erzählungen anderer vermittelt wird.

    Der Erzählfluss ist ruhig und plätschert streckenweise fast gemächlich vor sich hin. Es gibt wiederholt Momente, in denen es richtig loszugehen scheint. Doch zumeist ist die Action zu ende, bevor sie überhaupt richtig angefangen hat. Man sieht den Beginn und das Danach, aber der Teil dazwischen, in dem der eigentlich (Schwert)Kampf, eine Hinrichtung, ein Überfall oder was auch immer stattfindet, wird mehr oder weniger komplett übersprungen.

    Mich persönlich stört dies weniger, da ich kein Fan von seitenlangen Fighting-Szenen bin. Indessen dürfte jemand, der diesbezüglich anders veranlagt ist, mit Fug und Recht enttäuscht sein, dass stets genau dann, wenn (endlich) Bewegung in die Sache reinkommt, einfach ausgeblendet wird.

    Das historische Setting ist nett, wird aber im Grunde kaum mehr in die Handlung eingebunden, als dass infolge der Zeit, in welcher die Geschichte spielt, Hinrichtungen, Schwertkämpfe und Folterungen zum normalen Alltag gehören. Die geheimnisvollen Kräfte am Hof, die Intrigen spinnen und die Ermordung des Prinzen beauftragen bleiben genau das: geheimnisvoll. Man sieht sie nur Schemenhaft, Namen fallen nicht, und wie es diesbezüglich weitergeht kann man lediglich vermuten, da

    der Manga am Schluss einfach einen Zeitsprung von zwei Jahren macht, in denen zwar sowohl in Yasuharus Land als auch im Nachbarreich sehr viel (politisch und kriegerisch) passiert. Dies jedoch wiederum nur verbal am Ende in einigen knappen Berichten zusammengefasst wird.

    Nichtsdestotrotz versteht die Geschichte durchaus zu gefallen. Neben interessanten Protagonisten und den eingangs erwähnten gelungenen Szenen enthält sie einige Twists, die man so nicht unbedingt erwartet hätte.

    In Sachen Yaoi sollte man aber auf jeden Fall jegliche Erwartung auf null reduzieren. Denn mit Ausnahme von einigen Küssen zwischen dem Hauptpairing passiert hier diesbezüglich absolut nichts. Eine zusätzliche (künftige) Beziehung zwischen zwei Nebencharas wird zwar impliziert, aber nur so verstohlen, dass man aufpassen muss, diese nicht zu überlesen.

    Bewertung des Artworks:

    Sanae Rokuya hat einen feinen Stil, der teilweise ein wenig skizzenhaft wirkt. Doch dazwischen präsentiert sie immer wieder Panels, die etwas detailreicher sind und gelegentlich einen schlichten Hintergrund zeigen, jedoch nur in sehr begrenztem Maß.

    Ihre Protagonisten sind attraktiv und vor allen Dingen nicht androgyn oder gar feminin. Eine gewisse Grundähnlichkeit zwischen einzelnen Personen ist wie so oft natürlich vorhanden. Aber die Mangaka bemüht sich erkennbar um eine Individualisierung, die über eine unterschiedliche Haarlänge hinausgeht, was ihr insbesondere bei Yasuda ziemlich gut gelungen ist.

    Fazit:

    Wer ein Faible für histroische Settings hat ohne gleichzeitig hohe Ansprüche an eine entsprechende visuelle Ausstattung und/oder (Schwert)Kämpfe etc. zu stellen und einen ruhigen Erzählfluss mag, für den könnte dieser Manga durchaus das Richtige sein.

    Auf wen das alles nicht zutrifft, der läuft Gefahr, die Geschichte als gepflegte Langeweile in schönen Bildern zu empfinden.

    Persönlich bewege ich mich irgendwo in der Mitte.

    Ich würde nicht so weit gehen, Red als Fehlkauf zu betrachten, da er einige Dinge an sich hat, die ich mag und in der richtigen Stimmung gelesen bei mir durchaus punkten kann. Doch ob ich ihn noch einmal kaufen würde, wäre wohl eher zu bezweifeln.

    Dies obwohl die US Ausgabe ein Großformat und einen separaten Hochglanzschutzumschlag hat, dessen Motiv mir wahnsinnig gut gefällt. Aber eine tolle Verpackung allein reicht halt dann doch nicht immer aus - auch wenn ich das Cover-Bild mit Freuden als Poster eingerahmt an meiner Wand hätte.
    Geändert von Sujen (07.09.2012 um 14:16 Uhr)
    Meine Mangawünsche:

    Jormungand - Lucky Dog Blast



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