Die besten Comics von Hermann

[ZAQ]

Nicht den ersten. Den siebten (wenn Du von Andy Morgan sprichst). Obwohl: Der is eigentlich zu schade, um im Laden 'mal reinzulesen'. Der gehört gekauft, dann sorgsam nach Hause getragen, ab damit ins Leseeckchen, da dann erstmal den 'Vorfilm' lesen (der Band beginnt streng chronologisch mit ner netten kleinen Kurzgeschichte), dann in die Hauptstory eintauchen, diese dann in dem redaktionellen Teil nachklingen lassen, langsam wieder in die Realität zurück finden... - Und anschliessend wissen: Diese Comic-Erlebnis gibt es so so schnell nicht wieder. Wenn überhaupt.

[Comic_Republic]

Na dann den siebten zuerst. Den kann ich aber ohne Probleme so lesen, ohne Vorwissen ect...?

C_R

[ZAQ]

Ja.

[Dave Deschain]

Definitiv. Ich beneide dich darum. Ich weiß selbst noch gut, wie ich Zack Comic Box 6 zu Hause hatte und wie ich dachte: Boah, so was Geiles gibt es?

Btw: das mit respektieren muss man nicht ausdiskutieren. Ich meinte damit, dass Andy Morgan zu den Serien gehört, deren Güteklasse ausnahmsweise ziemlich objektiv ist (bitte nicht schlagen!). Über Geschmack lässt sich ja nicht streiten und man muss auch nichts wirklich gut finden, aber speziell Andy Morgan ist neben sehr wenigen anderen von einer Klasse, die einem selbst dann noch einleuchtet, wenn es einem nicht gefallen sollte. Diese Art von Heldentum und Abenteuer, die es Jahrzehnte zuvor auch schon gab und immer geben wird, wurde irgendwie mit Andy Morgan hervorragend auf den Punkt gebracht. Deshalb wiederhole ich noch mal den Folgeteilsatz: wenn man das einfach nur blöd findet, dann hat man vielleicht grundsätzlich gar keinen Zugang zu Heldengeschichten und es fragt sich, ob das Medium Comic dann noch so viel zu bieten hat. (Ja, gut. Hat es natürlich. Aber vielleicht gibt es ja Medienformen, in denen man nicht so lange suchen muss, um dann seinen Geschmack wiederzufinden.)

[ZAQ]

Definitiv. Ich beneide dich darum. (...)

Bezug? Wen beneidest Du um was?

[Dave Deschain]

Comic_Republic ums Erstlesen von Caranoa. Das "Definitiv" war eine Bekräftigung deines "Ja" und der Rest eine Ergänzung und damit Zweitantwort auf dessen Frage.

[Grubert]

Wobei ich finde das in Caranoa das "heroische" etwas überbetont ist. Zuviel Edelmut nervt dann doch gelegentlich. Zeichnerisch aber exzellent.

[ZAQ]

Wobei ich finde das in Caranoa das "heroische" etwas überbetont ist. (...)

Find ich nicht. Unter anderem, weil es ja im Band selbst schon relativiert wird (zB in der Aussage des Kaptäns des 'grossen Pottes', der die Aktion koordiniert. Oder auch im Verhältnis Barney zu MacNully...).

Für mich ist das Besondere daran vor allem, dass es ein 'klassischer' Helden-Comic ist, der aber völlig ohne 'klassische Böse' auskommt (trotzdem spannend und fesselnd ist) UND die meisterhafte Darstellung der Dualität Feuer/Wasser, die sowohl inhaltlich, erzählerisch, als auch graphisch genial umgesetzt wird.... Aber eh ich hier spoilern muss, will ichs mal dabei belassen...

[Dave Deschain]

Da muss ich zaktuell absolut zustimmen. Zeichnerisch ist der Band schon auf Seite 1 genial. Das Wasser/Meer habe ich selten in einem Comic wieder so erlebt, nicht mal Herrmann selbst hat es wieder so hinbekommen (vgl. Jeremiah 21, Seite 1: auch hervorragend aber nicht mehr so...). Dramaturgisch nahezu perfekt. Mit Abkehr vom 46-Seiten-Prinzip hätte man vielleicht noch mehr rausholen können, aber das ist reine Spekulation.

[Grubert]

Ja, auch sehr gut, aber ich bevorzuge die davor und danach.

[HerrHase]

So verschieden können Geschmäcker sein: Ich fand Jeremiah 8 z.B. viel besser als 9. Ich kenne nicht alle Alben, aber von denen, die ich gelesen habe, waren meine liebsten die 2, 8, 20 und insbesondere 21 (Vetter Lindford). Ich verstehe eigentlich dieses ständige Gejammere nicht, die Serie baue ständig ab, nachdem oder kurz bevor Hermann zu Couleur directe gewechselt ist. MMn gab es in jeder Phase immer schon belanglose und ganz tolle Alben. Wenn überhaupt, sind die ganz neuen im Durchschnitt schlechter, hab nach der 21 aber auch nur noch die 22 und 30 gelesen, die tatsächlich beide nicht gut sind.

Bei Comanche würde ich auf 3-6 erhöhen, da ich den 6. Band um den Indianeraufstand fast noch besser fand als die davor. Da es hier eh nur zehn Bände von Hermann gibt, würde ich aber sowieso dazu raten, die alle (und in der richtigen Reihenfolge) zu lesen, da die Entwicklungsgeschichte, die Red Dust darin durchmacht, mindestens genauso interessant ist wie die einzelnen Storys.

Von den One-Shots kann ich vor allem Wild Bill, aber auch Afrika empfehlen.

[Dave Deschain]

War die 20 nicht das mit den Außerirdischen? Den fand ich zum Beispiel gar nicht mehr gut. Zeichnerisch konnte ich bei dem ganzen Grau in Grau der Story nicht mehr folgen. Nahezu unerträglich fand ich das. Nimmt man dazu im Vergleich Bumerang (10): auch sehr, sehr dunkel, aber zur Hochphase von Herrmanns Strichkunst, hervorragende Kontraste. Muss mich übrigens korrigieren: hatte Bumerang für die 9 gehalten. Die echte 9 fand ich aber doch gar nicht so toll, dann tatsächlich eher die 8. Damit reduziert sich meine Lieblingsphase doch auf 10 bis 15.

[uweschmidt]

Super Diskussion
@ zaktuell: Blutsbande ist wirklich recht gut, zumal Hermann dort seine wenigen "ansehnlichen" Frauen zeichnete...

Vielen Dank für die ganzen Rückmeldungen, so fasse ich mal zusammen - beste Nummern (in Klammern noch weitere sehr gute Bände):
(einfach so, sehr subjektiv, für mich als "Kaufempfehlung")

Hermann
Serien:

- Die Türme von Bos-Maury 1-5 (1-10)
- Jeremiah 10-15 (8,16)
- Andy Morgan 3, 7, 8, 11, 12
- Comanche 3-5 (1-10)

One-Shots:

- (Bos Maury 11, 12)
- Die grossen Abenteuer-Comics 3
- Macao 4
- Der Tod von Wild Bill
- Blutsbande

Vance:

- Bruno Brazil 3 - 8

[uweschmidt]

Mir fällt noch ein, dass Hermann einfach geniale Titelbilder gezeichnet hat...
Eigentlich wäre ein vollständiger Band mit "pictures" von Hermann - großformatig - mal richtig genial...

Dies ist z. B. der Grund, wieso ich hier "Türme von Bos-Maury" in 2 Versionen stehen hab: einmal von Carlsen, einmal von Kult Editionen mit den neuen Titelbildern. Die sind alle einfach sehr gut!
Auch in den verschiedenen Portfolios sind einfach tolle Bilder drin.
Leider kann ich nicht - nur wegen einem genialen Cover - mir alle Serien und dazu teilweise dann noch doppelt holen!
Ein echtes Dilemma!!


Naja, vielleicht kommt ja mal ein Band von Hermann, der diese ganzen Titelbilder sammelt...

[John]

Wobei ich finde das in Caranoa das "heroische" etwas überbetont ist. Zuviel Edelmut nervt dann doch gelegentlich. Zeichnerisch aber exzellent.

Da geb ich dir recht. Graphisch sicherlich ein Höhepunkt, aber auch für mich zu viel sinnloses Heldentum. Meistens schlittert Andy ja eher unfreiwillig oder gezwungenermaßen in ein Abenteuer. Bei Band 7 frag ich mich schon, was das Ganze eigentlich sollte.
Vielleicht hab ich aber auch die Story nicht verstanden.

[Zyklotrop]

zu viel sinnloses Heldentum

Wie genau zeigt sich das? Wie würde ein politisch korrekter Held handeln? Er gründet eine Facebook-Gruppe gegen die Flammenhölle von Caranoa, hält hinterher eine Kerzen-Mahnwache für die abgefackelten Opfer ab und gibt dem Kapitalismus sowie der mangelnden Zivilcourage der feigen Allgemeinheit die Schuld an der Tragödie.

Da ist mir ein "sinnloser Held" wie Andy schon lieber. Wenn ich in der Flammenhölle eingeschlossen bin, ist es sicherlich ein beruhigender Gedanke, wenn ich weiß, Andy und Barney sind unterwegs zur Rettung. Wenn es hingegen Konrad und Paul wären, wär's etwas beunruhigend.

[ZAQ]

(...)
(einfach so, sehr subjektiv, für mich als "Kaufempfehlung")
(...)
- Andy Morgan 3, 7, 8, 11, 12
(...)
- Die grossen Abenteuer-Comics 3
- Macao 4 (...)

Auch wenn's nur 'einfach so' für Dich ist: Macao 4 enthält nur eine Kurzgeschichte von Hermann, die, wenn ich mich nicht sehr täusche, auch in dem Kurzgeschichten-Band (Abenteuer-Comics) enthalten ist. Und bei Andy Morgan möcht ich noch Band 13 ergänzen: Auch ein athmosphärisch sehr dichter Band, der quasi die 'Anti-These' zu Caranoa ist: Während man bei Band 7 den Brandgeruch zu riechen glaubt, spürt man bei Band 13 die klirrende Kälte. Auch inhaltlich sehr gut, wenn auch mit 'bösen Buben'. Die aber ziemlich glaubhaft und deutlich realistischer als die 'Standard-Bösen' in anderen Bänden.

[Dave Deschain]

Ich mag die 13 auch sehr, finde dafür die 12 eher mäßig. Und zu Caranoa: was das soll? Ich finde in keinem anderen Band wird so gelungen die Motivation zu einem Himmelfahrtskommando aufgebaut. Die Frage, was man mit den Leuten machen soll, die den falschen Weg genommen haben, um sie auf die Rettung vorzubereiten, mit "Da geh ich hin und sag Bescheid." zu beantworten, finde ich jedes Mal wieder hochdramatisch und packend.

[ZAQ]

Ich mag die 13 auch sehr, finde dafür die 12 eher mäßig. (...)

Ja, schon verrückt: Die 12 ist handlungstechnisch total unrealistisch. Und fasziniert trotzdem. Die 13 ist viel 'glaubwürdiger'. Und fasziniert grade deshalb.

[Dave Deschain]

Die 13 folgt auch dem Erfolgsrezept "klare Handlungsstruktur, klares Spannungskonzept, ein Schauplatz". Die 12 ist viel komplizierter und hätte vielleicht als Rick Master viel besser funktioniert. Immerhin ist natürlich ein für die Helden apokalyptisches Element drin, welches auch mich immer wieder zu packen versteht. Trotzdem gehört die 12 für mich zu den Herrmann-Bänden, denen man Lustlosigkeit anmerkt.

[ZAQ]

(...) Immerhin ist natürlich ein für die Helden apokalyptisches Element drin, welches auch mich immer wieder zu packen versteht. (...)

Nicht nur eins. Und nicht nur für die Helden. Wenn man sich drauf einlässt, dass die ganze Story im Grunde hahnebüchen ist, ist sie im Detail dann doch wieder sehr 'realistisch' und nachvollziehbar erzählt. Und auch in den sympathischen Nebenfiguren (Andys Helfer: Der kleine, dicke 'Alltagsheld', der seinem Drachen die Stirn bietet, der gelangweilte Motorrad-Jugendliche, der sich freut, dass endlich mal 'Action' in sein Leben tritt...) gut, weil schnell und präzise charakterisiert. Und auch die 'Moral', dass trotz allem 'Heldentum', alles am Ende vergeblich war und es nur Verlierer gibt... - alles in allem doch n Schmuckstück, der Band. Und natürlich für die Serie selbst ein entscheidender Wendepunkt: Band 13 zeigte dann ja, welches Potenzial die Serie noch gehabt hätte, nachdem man das Serien-Konzept ruiniert und von 'Zugeständnissen an die jugendlichen Leser' (Entfernung Alis) befreit hat. Leider blieb es ja dann bei diesem einen 'erwachsenen' Andy Morgan-Album. Unter Dany und Aidans wurde die Uhr ja dann wieder zurück gestellt...

[Zyklotrop]

Andererseits sagt man ja, man soll aufhören, wenn's am schönsten ist. Irgendwann hat sich jedes Thema totgelaufen, das merkt man vor allem dem Jeremiah an. Und Andy Bd. 18 war für mich eine einzige Enttäuschung.

Bei den klassischen Alben hat mich "Abenteuer in Manhattan" etwas enttäuscht... der Plot mit dem doppelten Barney war zwar witzig, im Endeffekt hätte man aber mehr daraus machen können.

[Dave Deschain]

Manhattan ist eins meiner Lieblingsalben, vielleicht auch weil es mein erster Andy war, seinerzeit in Zack. Mein erstes Zack war 14/73 und da standen gerade die beiden Reporter am Kai und fotografierten Barney. Es ist der lustigste Morgan, der Held, der seine Verbindungen in die Unterwelt nutzt (ich war 7), war mir damals noch neu und das hat mich sehr fasziniert und das Doppelgängerthema mit 2 Barneys war super gewählt. Andy oder Ali hätten nicht so viel Spaß gemacht. Auch wenn es eine alte Kindheitsliebe sein sollte: ich lese ihn heute noch immer sehr gerne.

[uweschmidt]

Auch wenn's nur 'einfach so' für Dich ist: Macao 4 enthält nur eine Kurzgeschichte von Hermann, die, wenn ich mich nicht sehr täusche, auch in dem Kurzgeschichten-Band (Abenteuer-Comics) enthalten ist. Und bei Andy Morgan möcht ich noch Band 13 ergänzen: Auch ein athmosphärisch sehr dichter Band, der quasi die 'Anti-These' zu Caranoa ist: Während man bei Band 7 den Brandgeruch zu riechen glaubt, spürt man bei Band 13 die klirrende Kälte. Auch inhaltlich sehr gut, wenn auch mit 'bösen Buben'. Die aber ziemlich glaubhaft und deutlich realistischer als die 'Standard-Bösen' in anderen Bänden.

Vielen Dank für Deine Hinweise.
Ja, stimmt, die Kurzgeschichte "Der Käfig" ist in s/w in Macao 4 enthalten, in Farbe in "Abenteuer Comics 3 : Schattenwelten".
Damit ist dieser Band mit der Sammlung von 4 sehr guten Kurzgeschichten von Hermann ein absolutes Highlight! (enthält: Lieben Sie es roh oder gebraten? / Der Alptraum / Der Käfig / Späte Rache).
Er erinnert etwas an den genialen Band von Schultheiss: Kalter Krieg, wobei der Schultheiss - Band sicherlich ein absolutes Meisterwerk ist, aber das nur nebenbei.

Also, mein derzeitiger Überblick (Lucky Luke, Asterix werde ich später noch einfügen):

Hermann
Serien:

- Die Türme von Bos-Maury 1-5 (1-10)
- Jeremiah 10-15 (8,16)
- Andy Morgan 3, 7, 8, 11-13
- Comanche 3-5 (1-10)

One-Shots:

- (Bos Maury 11, 12)
- Die grossen Abenteuer-Comics 3: Schattenwelten
- Der Tod von Wild Bill
- Blutsbande

Vance:

- Bruno Brazil 3 - 8

[Manx cat]

War die 20 nicht das mit den Außerirdischen? Den fand ich zum Beispiel gar nicht mehr gut.

Oh ja. Das war richtig schrottig. Albert Weinberg hat das bei Dan Cooper mal viel ansprechender gelöst. Mit Jeremiah habe ich sowieso eine on/off-Beziehung. Ich hatte schon zweimal eine ganze Latte und hab sie dann doch wieder verscherbelt. Ein paar highlights gibt es aber durchaus. Ich hoffe, dass Kult die Carlsen-Übersetzungen noch mal überarbeiten.

Die besten Hermann-Alben sind für mich Comanche 4 (Der lange Weg ...) und Andy Morgans "Urteil des Taifuns". Letzteren habe ich als 8/9-jähriger Bub in ein paar alten Zack-Heften zum ersten mal gelesen. Mann hat mich das von den Socken gehauen. Dass die Hefte zustandsmäßig völlig durch den Wind waren spielte dabei überhaupt keine Rolle.