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Umfrageergebnis anzeigen: Wie beurteilst du den Begriff "Graphic Novel"?

Teilnehmer
49. Du darfst bei dieser Umfrage nicht abstimmen
  • Er nutzt der Comic-Szene als Ganzes.

    21 42,86%
  • Er nutzt nur den Veröffentlichungen unter diesem Imprint.

    16 32,65%
  • Er hat keine Auswirkungen auf die Comic-Szene.

    4 8,16%
  • Er schadet der Comic-Szene als Ganzes.

    8 16,33%
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Ergebnis 26 bis 50 von 252

Thema: Pro & Kontra: Graphic Novel

  1. #26
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    Zitat Zitat von monsieur-jean Beitrag anzeigen
    Und... ein Großteil, vielleicht nicht der Comic-Landschaft, aber der Comics sind lächerlich und unlesbar.
    Ohne konkrete Beispiele lässt sich damit nicht allzuviel anfangen.

  2. #27
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    Ein Dankeschön an Mick Baxter für den Link zu einem Zeitungsartikel - illustriert dieser doch recht deutlich, dass die These von der Orientierung der GN am Hochkulturstereotyp eine Realität trifft. Der Text zeigt außerdem, wie es um die Qualität journalistischer bzw. feuilletonistischer Thematisierung der Comics eben auch bestellt ist: Es sind nur einige wenige Journalisten, die im Feld wirklich beheimatet und sachkundig sind. Liest man den Satz: "Die Comics sind erwachsen geworden", kann man den Rest des betreffenden Artikels bereits wieder vergessen, denn hier schreibt offensichtlich jemand, der von der Geschichte der Comics keine Ahnung hat. (Übrigens datiert auch dieser Satz vom "Erwachsengewordensein" schon weit zurück: Man kann ihn seit mindestens den 1980er Jahren immer wieder in diversen journalistischen Texten über Comics finden...)

    Martin Jurgeits These hat jedoch ebenfalls etwas für sich: Die humoristische GN fehlt bislang noch und ich sehe sie auch nicht kommen. Das "Ernste" - mit der alten Poetik der griechischen Philosophie: die Tragödie - verbindet sich zumindest im populären Alltagbewusstsein leichter mit dem "kulturell Wertvollen" als der Humor (griechisch: die Komödie). Da mag die Trennung zwischen "hoher" und "niederer Kunst" in der Geschichte der bildenden Kunst und ihrer Theoretisierung eine Rolle spielen: Mit der Einführung dieser Trennung wird auch die Karikatur (und so der Humor) aus der Hochkunst ausgegliedert. In dieser Hinsicht sind beide Thesen deshalb m.E. keine Gegensätze, sondern kompatibel. Aber auch die Spaltung vom "Ernst" und "Heiter" hat sich zumindest in der Verbindung mit "Hoch" und "Niedrig" längst überlebt. Insofern ist auch das Lob der GN als "Ernst" und "Relevant" ein Rückschritt hinter die kulturelle Entwicklung. Zumindest wer beispielsweise Italo Calvino als kulturell wertvoll erachtet (im alten Stereoty also zur Hochkultur zählt), sollte mit dem Humor in den Comics keine Probleme der Wertschätzung haben.

    Dr. Tom

  3. #28
    Moderator Epsilon Forum Avatar von Mark O. Fischer
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    Zitat Zitat von Mick Baxter Beitrag anzeigen
    Und ich glaube nicht, daß solche Artikel (mehr Artikel über Comics bedeutet eben auch, daß immer mehr Leute, die keine Ahnung davon haben, darüber schreiben) der Comic-Szene als ganzes nutzen (Reprodukt wohl schon).
    Bemerkenswert finde ich diesen Satz: „Unseren Kindern wird ja noch immer beigebracht, dass ab einem gewissen Alter in Büchern keine Bilder mehr zu sein haben.“ Ist dem wirklich so? Wenn ja, wer sind diese "Lehrer"?
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  4. #29
    Moderator die neunte • Internationaler Comic-Salon Erlangen Avatar von Martin Jurgeit
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    Zitat Zitat von Dr.Tom Beitrag anzeigen
    (...) Die humoristische GN fehlt bislang noch und ich sehe sie auch nicht kommen (...)
    Wobei ich selbst immer im "humoristischen" Ralf König den vielleicht bedeutendsten deutschen Graphic-Novel-Künstler sehe. Und sogar Wilhelm Busch hat sich formal im Graphic-Novel-Muster bewegt. Die Knopp-Triologie ist für mich die erste große Graphic Novel hierzulande.

  5. #30
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    Ich bin sofort d'accord, wenn es sich darum dreht, dass Humor und Tiefgang sich nicht ausschliessen. In der Satire treffen sich sogar Humor und "Ernst", bis hin zum "bitteren Ernst" (und oft vergeht einem bei der politischen Satire beispielsweise des Kabaretts oder bei "Strizz", der ein Pendant dazu in den Comics bildet, das Lachen, weil die angeprangerten Zustände leider allzu wahr davon getroffen werden und eher zum Heulen sind).

    Was ich meine, ist lediglich, dass ich unter dem deutschen Label GN (bislang noch) keine humoristische GN sehe - und dass die Vermarktungsstrategie des Labels mit ihrer Insistenz auf "Anspruch" = "Ernst", gesellschaftlich oder anderweitig "relevant" und "bedeutsam" dafür keinen Raum erkennen lässt. Das aber hat Methode, die sich mit dem Blick aufs Hochkulturstereotyp enthüllt.

    Ansonsten kann man in den Comics da genug "GN-haftes" finden - z.B. bei Carl Barks, etwa in dem Zehnseiter, in dem er seinerzeit McCarthy als Affengesicht am Mount Rushmore-Pendant nahe Duckburgh inszeniert, oder der trefflichen Satire zu Medien und Medienwirkungsthesen in dem Zehnseiter, in dem Donald eine Eingeborenengesellschaft erlebt, die sowohl ihn als auch Programme seines tragbaren Fernsehers nachahmen etc.

    Das deutsche GN-Label wird jedoch meiner Einschätzung nach niemals Barks' Donald publizieren - stattdessen dienen ja gerade diese Comics immer als Abgrenzungsziel, wenn davon die Rede ist, mit Comics verbinde man gemeinhin "die Witzfigur oder den Superheld" (so im Zack-Interview 2011), während es jetzt aber die hochwertigen GN gebe... Da sind daher die Donaldisten weiter, die u.a. auch den Tiefgang der Barks-Geschichten wohl kennen und schätzen.

    In dieser Hinsicht waren daher die Comicbibliotheken der FAZ und sogar von BILD fortschrittlicher als die GN-Bibliothel, auch wenns nun die SZ macht.

    Dr. Tom
    Geändert von Dr.Tom (11.03.2012 um 19:42 Uhr) Grund: Umlaute ausgebessert

  6. #31
    Mitglied Avatar von Mick Baxter
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    Das ZDF zeigte gestern (und nochmal morgen früh) eine Folge der britischen Krimiserie "Luther", in der das Mädchen, um sich Luther kümmert, erklärt, sie hätte es mehr mit Bildern. Und auf seine ungläubige Frage "Du liest Comics?!" antwortet sie "Graphic Novels!". Haben wir es also tatsächlich mit einem internationalen Phänomen zu tun? Oder im Film mit einer deutschen "Übersetzung"?
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  7. #32
    Mitglied Avatar von frank1960
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    Muß man denn Mutters Bild zur Wand hängen und
    sich mit einem Begriff auseinandersetzen, den man
    nicht mag-nur weil der Feuilleton von
    seinen faden, abgestandenen Klischees nicht
    wegkommt? Nö!
    Ach wär Ich doch ein Junge noch wie einst
    Mit Bastei-Gruß,
    Euer Frank

    Ganz neu: Jetzt auch mit Lehning-Gruß!


    Und alles mit Maschinenschrift und in Bunt!




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  8. #33
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    Zitat Zitat von Mick Baxter Beitrag anzeigen
    (...) Und auf seine ungläubige Frage "Du liest Comics?!" antwortet sie "Graphic Novels!". Haben wir es also tatsächlich mit einem internationalen Phänomen zu tun? (...)
    Neil Gaiman gab mal ein Interview - ich glaube es war "Galore" -, in dem er von einer Party in England erzählte, auf der er mit einer Frau über seine Profession ins plaudern kam. Als er dann von seinen Szenarios für Comics sprach, entgegnete ihm die Frau entrüstet, dass er doch keine Comics schriebe, sondern Graphic Novels! Die Interviewpassage endete (in meiner Erinnerung) damit, dass er ironisch meinte, er hätte die Party als Hure betreten und schließlich als Dame verlassen.

  9. #34
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    Zur Frage nach der Internationalität des GN-Phänomens:

    a) Die amerikanische Ausgabe von Asterios Polyp hat im Klappentext eine seltsame Unterscheidung von Comics und GN zu bieten. Dort heisst es: "David Mazzucchelli has been making Comics his whole life. Asterios Polyp is his first Graphic Novel." Dieser zweite Satz ist zweifelsohne mehr als seltsam: Immerhin hatte Mazzucchelli schon vorher Paul Austers "City of Glass" in einen Comic umgesetzt, der zwischen zwei Buchdeckeln erschienen ist und auch ansonsten (s/w und eine Literaturadaption und "anspruchsvoll") den pseudo-definitorischen Merkmalen der GN zuzuordnen wäre. Ganz zu schweigen davon, dass etliche von Mazzucchellis Kooperationen mit Frank Miller ("Batman Year One", "Daredevil" etc.) "anspruchsvolle" Comics sind und als Trade Paperbacks bzw. sogar in Hardcover erschienen sind. Trotz dieser Ungereimtheiten deutet der Klappentext aber auf eine Unterscheidung zwischen Comics und GN hin, die über den amerikanischen Pragmatismus, alle wie ein Buch gebundenen Comics als GN zu labeln, hinausgeht.

    b) Seit kurzem gibt es zudem eine neue wissenschaftliche Fachzeitschrift aus England, verlegt bei Routledge, die als "Journal of Graphic Novels and Comics" firmiert. In der Selbstbeschreibung weicht die Zeitschrift die Differenzierung wieder auf bzw. folgt der formalen Differenzierung von "graphic novel, comic strip and comic book". Das wäre dann also die publikationsbezogene Differenzierung, gegen die m.E. nichts zu sagen ist.

    c) Die Franzosen führen auf ihren Verlagsseiten und websites wie bedetheque seit einiger Zeit mitunter eine genrebezogene Differenzierung auf: Neben den bekannten Genres wie "policier", "fantastique" etc. erscheint nun auch mitunter "roman graphique" - was in etwa der GN entspricht.

    Wenngleich die deutsche Vermarktungsstrategie bei ihren Propagandisten auch keinerlei theoretische Substanz erkennen lässt - das Zack-Interview 2011 spricht dazu Bände -, so scheint das GN-Phänomen duchaus etwas über den deutschen Markt Hinausreichendes zu sein. Eben deshalb halte ich es auch für sinnvoll, dazu theoretische Reflexionen anzustellen, inklusive kritischer Infragestellung - und die Sache nicht einfach mit dem Hinweis auf ihren ökonomischen Erfolg durchzuwinken.

    Dr. Tom
    Geändert von Dr.Tom (13.03.2012 um 14:26 Uhr) Grund: Wortergänzung

  10. #35
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    Zitat Zitat von Dr.Tom Beitrag anzeigen

    Was ich meine, ist lediglich, dass ich unter dem deutschen Label GN (bislang noch) keine humoristische GN sehe
    Die Plastikmadonna
    Die drei Paradoxien
    Die drei Musketiere

    Alle drei Titel verfolgen (sehr verschiedene) humoristische Ansätze. Und das sind jetzt nur mal drei Bücher von Carlsen mit dem GN-Bapperl für Betriebsblinde.

    Labelfrei (also ohne explizig GN benannt zu sein) gibt es da natürlich noch viel mehr.

  11. #36
    Mitglied Avatar von Manx cat
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    GN ist für mich vor allem eine Betrachtungsweise unter dem Gesichtspunkt, ob ein Werk romanhaften Charakter hat, oder nicht. Und es können die besten Comics nicht zur GN werden, wenn ihnen diese strukturierende Element fehlt.

    Manche Comics werden ja auch erst im Nachhinein zur GN, nämlich wenn der Schaffende seine Ambitionen erst nach und nach entwickelt oder erst irgendwann merkt, dass er davon ja auch leben kann. Diese Mischformen sind mir sowieso am liebsten. "Cerebus" und "Love and Rockets" gehören da dazu, meiner Überzeugung nach auch "Sandman", der ja nicht ursprünglich auf 75 Teile angelegt war, sondern eher ins Blaue hinein geschrieben wurde.

  12. #37
    Moderator Epsilon Forum Avatar von Mark O. Fischer
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    Manchmal beschleicht mich das Gefühl, dass die Comic-Branche nur aus Idioten besteht, die sich ihrer selbst schämen. Erfolg entsteht aus Mundpropaganda, die aus Begeisterung entsteht, die man anderen mitteilt. Statt Klischees abzubauen werden ständig neue Schubladen aufgemacht, um diese zu bestätigen und sich selbst auszugrenzen. Manga sind was ganz Neues für Jugendliche, weil Comics ja nur was für Erwachsene sind, Graphic Novels sind was ganz Neues für Erwachsene, weil Comics ja nur was für Kinder sind. Und dann wird sogar innerhalb der Szene darüber debattiert, was als Graphic Novel geadelt werden darf und was nicht.

    "Dem Kind einen neuen Namen geben" macht ja noch Sinn. Dann sind aber logischerweise alle nicht komischen Comics Graphic Novels. Und diese Graphic Novels unterliegen eben nicht einer inhaltlichen Einschränkung. Es sollte vielmehr die Vielfalt des Mediums Grafische Erzählung propagiert werden.
    Statt darum zu betteln als Literaturform anerkannt zu werden und dafür sogar Alben ins Buchformat zu pressen, sollte man die Stärken des Mediums bewerben, die es wertvoller machen als jedes andere Medium. Denn gezeichnete Geschichten vereinen Literatur, Malerei und Film in einem und sind damit dreimal so viel wert wie jedes dieser Medien für sich. Wir brauchen keine inhaltliche Ausgrenzung untereinander, sondern eine formale Auszeichnung über andere.
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  13. #38
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    Mir fällt auf, dass bei den Postings die kritischen Stimmen eindeutig überwiegen. Ganz anders jedoch bei der Abstimmung.

    Werden Graphic Novels also von der schweigenden Mehrheit gelesen? :-)

  14. #39
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    Zitat Zitat von Mark O. Fischer Beitrag anzeigen
    "Dem Kind einen neuen Namen geben" macht ja noch Sinn. Dann sind aber logischerweise alle nicht komischen Comics Graphic Novels.
    Mir erschliesst sich diese Logik nicht. Einige der größten Werke der Weltliteratur sind komische Werke. Einige der schönsten trivialen Comics sind absolut unlustig. Wieso die Unterscheidung in komisch/ nicht komisch?

    Denn gezeichnete Geschichten vereinen Literatur, Malerei und Film in einem
    Das wäre mir neu.

    Zumal kein Leser, kein Kunde so denkt. Der geht auch nicht ins Kino und denkt "ui, da hab ich Hörspiel und Theater in einem".

    Das sind beides so bizarre Ansätze, die ich nicht ansatzweise nachvollziehen kann.

  15. #40
    Moderator Epsilon Forum Avatar von Mark O. Fischer
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    Zitat Zitat von L.N. Muhr Beitrag anzeigen
    Wieso die Unterscheidung in komisch/ nicht komisch?
    "Comic"!

    Zitat Zitat von L.N. Muhr Beitrag anzeigen
    Zumal kein Leser, kein Kunde so denkt.
    Es geht nicht darum, wie ein Kunde denkt, sondern wie man ihm etwas verkauft. "3 Künste in einem" ist ein Marketingansatz, den ich für sinnvoller halte als "Das kannst Du ruhig kaufen, weil das ist ja gar kein Comic, sondern Literatur!"
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  16. #41
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    Immer diese PAnik, dass man Comics nicht ernst nehmen kann, weil da irgendwo ein "komisch" drinsteckt. Das englische "movie" ist auch ein verniedlichendes Wort, daran stößt sich niemand. Und das Wort "Spiel" sind inzwischen auch in der seriösen Erwachsenenwelt angekommen und keiner stört sich daran. Im Zeitalter von Produktnamen wie "Fritzbox" nimmt keiner mehr Anstoß am Wort "Comic".
    Geändert von Manx cat (15.03.2012 um 18:32 Uhr)

  17. #42
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    Ich glaube, ganz so einfach wie L.N. Muhr kann man es sich nicht machen und mit der bloßen Nennung dreier GN-Titel die Problematisierung der Kompatibilität des GN-Labels mit humoristischen Comics aushebeln wollen. Das geht auch an Martin Jurgeits These vorbei.

    Wenn ich die letztgenannte richtig verstehe, dann ist das "Problem" mit dem Begriff "Comic" dessen assoziative Verschwisterung mit "lustig" (und "kinderorientiert"). Das GN-Label erscheint in Jurgeits These als Fortschritt, weil es diese Assoziation umgeht.

    Wenn ich das weiterspinne, können dann unter dem Label allmählich auch wieder Produkte erscheinen, die Humor einschließen. Aber die Strategie geht nur auf, wenn das nicht zugleich eine neue Assoziation dieser Produkte mit "lustig" nach sich zieht - denn GN sollen "anspruchsvoll" und gesellschaftlich oder anderweitig (etwa auch anthropologisch, kulturell oder künstlerisch) "relevant" sein.

    Nun, das "Relevante" und "Anspruchsvolle" findet die deutsche Diskurstradition zu Fragen der Kultur aber nur dort, wo sich der "Ernst" fassbar machen läßt. Der Humor, der in diesen Ernst eindringt, kann hingegen sozusagen nur als Dreingabe oder Sekundärmerkmal zusätzlich akzeptiert werden. (Mit einem Blick in die Geschichte der deutschen Literaturkritik ließe sich diese Beobachtung erhärten.) Meine Zusatzthese also: Erst wenn der "Ernst" sicher und selbstverständlich gegeben ist, wird - sozusagen huckepack - für den Humor zusätzlich ein wenig Platz, oder im bekannten Sprichwort gesagt: Erst der Ernst, dann das Vergnügen (des Lachens).

    Der Blick auf die GN-Landschaft scheint mir das zu bestätigen: Ralf König, von Martin Jurgeit als GN-fähig apostrophiert, kann ggf. in dieses Label Eingang finden, weil er den "Ernst" mit seinen religionsbezogenen Comics (angesichts der Postsäkukularität ist Religion ein gesellschaftlich "relevantes" Thema) geliefert hat; Flix Faustadaption könnte das GN-Label bekommen, weil er eine "ernste" Literatur- bzw. Theateradaption - noch dazu eines deutsche Paradestücks der "Hochkultur" - anzubieten hat; die von L.N. zitierten GNs passen ins Label, nicht weil sie Humor bringen, sondern weil sie vorrangig "problemorientiert" sind, biographische Versehrungen thematisieren etc. Sie werden, wie man auf der Carlsenwebsite sehen kann, zudem auch nicht mit Blick auf ihren Humor, sondern ihren "ernsthaften" Gehalt beworben.

    Vielleicht können wir vor diesem Hintergrund etwas substantieller weiterdiskutieren.

    Dr. Tom

  18. #43
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    Zitat Zitat von Dr.Tom Beitrag anzeigen

    Wenn ich das weiterspinne, können dann unter dem Label allmählich auch wieder Produkte erscheinen, die Humor einschließen.

    Dr. Tom
    Also bei den GN von Guy Delisle kann man sehr viel lachen.

  19. #44
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    Zitat Zitat von Dr.Tom Beitrag anzeigen
    Der Blick auf die GN-Landschaft scheint mir das zu bestätigen: Ralf König, von Martin Jurgeit als GN-fähig apostrophiert, kann ggf. in dieses Label Eingang finden, weil er den "Ernst" mit seinen religionsbezogenen Comics (angesichts der Postsäkukularität ist Religion ein gesellschaftlich "relevantes" Thema) geliefert hat;
    Ralf Königs Religionscomics sind zum Großteil reiner Klamauk, wenn auch natürlich hintersinnig. Seine "ernsten" GNs sind eher "Bullenklöten" und "Super PAradise".
    Geändert von Manx cat (14.03.2012 um 21:00 Uhr)

  20. #45
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    Ich finde alleine schon den Begriff "Graphic Novels" recht schlecht gewählt, da er ja eigentlich auf alle Comics zutrifft bzw. in jeder Richtung ab und zu auch zutreffen kann (je nach Sichtweise), jedoch nur für einige Richtungen verwendet wird. Überhaupt klingt es für mich so nach deutschunterrichtlicher Einordnung von Epochen, so zum Beispiel die hirnrissige Frage, was denn postmodern sei. Ob nun zuerst Bildgeschichten später Comics oder jetzt in einigen Fällen "graphische Novellen", es ist und bleibt das gleiche Gebiet, nur weil irgendwelche Genies mal wieder eine neue Epoche auserkoren haben, ändert das am Inhalt noch lange nichts, "Graphic Novels" an sich klingt beispielsweise für meine eben gefragte Mutter wie etwas hochgestochenes, nur um sich scheinbar "neu" herauszuputzen...
    Geändert von _Dago_ (15.03.2012 um 15:36 Uhr)

  21. #46
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    Zitat Zitat von _Dago_ Beitrag anzeigen
    Ich finde alleine schon den Begriff "Graphic Novels" recht schlecht gewählt, da er ja eigentlich auf alle Comics zutrifft bzw. in jeder Richtung ab und zu auch zutreffen kann
    Eigentlich nicht. "Novel" heißt nun mal "Roman", da sollte es wohl Konsens geben, daß Onepager und Gagstrips rausfallen. Und alles andere unter 30 Seiten eigentlich auch.
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  22. #47
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    Zitat Zitat von Dr.Tom Beitrag anzeigen
    Trotz dieser Ungereimtheiten deutet der Klappentext aber auf eine Unterscheidung zwischen Comics und GN hin, die über den amerikanischen Pragmatismus, alle wie ein Buch gebundenen Comics als GN zu labeln, hinausgeht.
    Halte ich für eine Überinterpretation. Mazzucchelli will damit einfach unterstreichen, dass ASTERIOS POLYP, trotz seiner Jahrzehnte in der Branche, tatsächlich sein erster eigener Comic in Buchlänge ist.

    Zu der Frage, wie der Begriff in den USA gesehen wird, lohnt der Blick auf die aktuelle "Graphic Books"-Bestsellerliste der NEW YORK TIMES:
    http://www.nytimes.com/best-sellers-...ooks/list.html

    Das Buch, das da ganz oben auf Platz eins steht, ist dieses hier:
    http://www.papercutz.com/ninjago/ninjago2cover.html

    Das ist keine Ausnahme, und das stört drüben auch niemanden.
    Marc-Oliver Frisch
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  23. #48
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    Zitat Zitat von Dr.Tom Beitrag anzeigen
    oder im bekannten Sprichwort gesagt: Erst der Ernst, dann das Vergnügen (des Lachens).
    Das Sprichwort kenne ich nicht. Google praktisch auch nicht. "Erst die Arbeit, dann das Vergnügen" ist dagegen eine weithin bekannte Aussage.

    Auch sonst kann ich deinen Thesen nicht folgen. Es geht bei der GN nicht darum, dem Comic die Komik auszutreiben, es geht darum, die zwangsweise Assoziation zur Komik (die vielen ernsten Titeln nicht gerecht wird) zu lösen. GN, wie ich es verstanden habe (und unabhängig davon, ob ich diese These teile), soll ein richtungsoffener Begriff sein, der sich weder an Komik noch an Ernst bindet.

  24. #49
    Mitglied Avatar von Mick Baxter
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    Zitat Zitat von Marc-Oliver Frisch Beitrag anzeigen
    Halte ich für eine Überinterpretation. Mazzucchelli will damit einfach unterstreichen, dass ASTERIOS POLYP, trotz seiner Jahrzehnte in der Branche, tatsächlich sein erster eigener Comic in Buchlänge ist.
    "Stadt aus Glas" hat immerhin 136 Seiten. Wo fängt denn die Buchlänge an?
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  25. #50
    ist irgendwie doch wieder zaktuell Avatar von ZAQ
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    Ich denke, bei der Bewertung des Begriffs muss man unterscheiden:

    Innerhalb der Comic-Scene bringt er mal gar nichts. Da weiss man, dass ein Comic ein Comic ist, egal, ob da jetzt Comic, Manga oder Graphic Novel draufsteht. Nutzt nichts, schadet auch nichts.

    Ausserhalb der Comic-Scene ist es wieder zweigeteilt:

    Einerseits zementiert der Begriff das Vorurteil gegenüber dem Genre, dass Comics 'trivialer Kinderkram' wären, indem er diesen nun als 'anspruchsvolle, graphische Erzählung' gegenüber steht und 'verleugnet', dass auch Graphic Novels Comics sind. Hiess es früher im allgemeinen Bewusstsein: Comics sind Schund und Asterix die grosse Ausnahme, so heisst es heute -zumindest da, wo der Begriff Graphic Novel überhaupt angekommen ist: Comics sind Schund, wenn's 'literarisch' anspruchsvoll ist, dann ist's kein Comic, sondern eben Graphic Novel.

    Andrerseits wird mittels diesem 'elitären Dünkel' eine neue Kunden-Klientel angesprochen und für das Medium Comic gewonnen (wenn auch unter Umgehung, bzw. Ausblendung dieses Begriffs). Das nutzt zwar der Comic-Scene nicht, weil sich dieses neue Publikum eher als 'Parallel-Gesellschaft' neben der 'klassischen Comic-Scene' etabliert (wie auch die Manga-Scene eher 'nebenher' existiert als dass es grosse Übereinstimmungen, Schnittmengen und Gemeinsamkeiten gäbe), aber es nutzt den herausgebenden Verlagen, da neue Kundenkreise auch neues Geld in die Kassen bringen.
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