We’re not armed, don’t shoot! –
südafrikanische Comix jenseits der Apartheid kuratiert von Gregor Straube
Ausstellung vom 25. März bis 14. April 2012 bei Raum linksrechts, Gängeviertel

Raum linksrechts zeigt Arbeiten von Anton und Mark Kannemeyer, Karlien de Villiers, Nathan
und Andre Trantraal, Sebastian Borckenhagen, Ronelda Kamfer, Joe Daly, Danie Mairas und
Diek Grobler
Auch fast 20 Jahre nach dem Ende der Apartheid ist hierzulande über die südafrikanische Comic-Szene
so gut wie nichts bekannt. Mit Karin de Villiers Meine Mutter war eine schöne Frau aus dem Jahr
2005 ist bisher lediglich ein südafrikanischer Comic auf Deutsch erschienen. Die Ausstellung We're
not armed, don't shoot! – südafrikanische Comix jenseits der Apartheid erlaubt einen Blick in die
komplexen gesellschaftlichen Verhältnisse des heutigen Südafrika.
In dem Land am Kap konnte sich erst nach dem Ende der Apartheid in den 90er Jahren eine kleine
unabhängige Comic-Szene entwickeln, hauptsächlich um das Kapstädter Magazin Bitterkomix, dessen
Künstler im Mittelpunkt der Ausstellung stehen. Der wahnhaften Ideologie der Reinheit als dem
Herzstück der Apartheid setzen die Bitterkomix-Autoren und Zeichner Bilderschocks aus Vermischungen,
Ungereimtheiten und Unsauberkeiten entgegen. Sexismus, Rassismus, Korruption und die anhaltende
Ungleichheit, aber auch ganz persönliche Alltagsgeschichten sind die zentralen Themen der
ausstellenden Künstler. Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeiten liegt auf der Verknüpfung von Sprache
und Poesie mit grafischer und visueller Kunst.
Anton Kannemeyer ist seit 1992 Mitherausgeber von Bitterkomix. In der Transitionsphase der südafrikanischen Gesellschaft hat er sich mit seinen drastisch-schockierenden Werken an das Vermächtnis des repressiven Apartheid-Systems gemacht und aufsehenerregende Tabubrüche begangen. Sein Alphabet der Demokratie zum Beispiel attackiert die südafrikanische Politik der Post-Apartheid-Ära jenseits der Hautfarben. Aufgrund der Kompromisslosigkeit seiner Arbeiten musste sich Kannemeyer seine Stellung gegen starke gesellschaftliche Widerstände erkämpfen. Inzwischen arbeitet er international erfolgreich als freier Künstler und wird durch Galeristen in Kapstadt und New York vertreten.
Mark Kannemeyer ging in den 80er Jahren als Meisterschüler an die Hochschule für Künste nach
Berlin ins Exil, um dem Militärdienst in Südafrika zu entgehen. Er kehrte erst nach dem Ende der
Apartheid nach Südafrika zurück und ist seitdem dort als Illustrator und Comiczeichner aktiv. Als Her -
ausgeber des Comicmagazins Zombie und als Kunstdozent ist er eine wichtige Figur der südafrikanischen Comic- und Kulturszene und stellt national und international aus.
Karlien de Villiers ist Dozentin an der Universität Stellenbosch. Ihr Comic Meine Mutter
war eine schöne Frau, der bisher als einziger südafrikanischer Comic in deutscher Sprache erschienen
ist, erzählt den Zerfall einer weißen bürgerlichen Familie vor dem Hintergrund des sich auflösenden
Apartheid-Regimes. Derzeit ist sie UNESCO-Aschberg-Stipendiatin.
Joe Daly gehört ebenfalls zum Umfeld von Bittercoimx. 2012 erscheint von ihm als dritte südafrikanische Comicveröffentlichung in Deutschland der Band Doppeltes Glück mit der Roten Karalle beim Avant Verlag aus Berlin. Stilistisch bewegt er sich mit seine fantastischen Erzählungen zwischen amerikanischen Undergroundcomix der 80er und 90er Jahren und Mainstreamcomics.
Die Brüder Nathan und Andre Trantraal erzählen aus einer „farbigen“ Perspektive. Ihr viel beachteter
Comic Coloureds beschreibt das Aufwachsen in einem Township. Stilistisch orientieren sie sich an japanischen Manga-Comics.
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Ronelda Kamfer. Kamfer schreibt in Afrikaans, das als Sprache der Weißen häufig mit dem Apart -
heidsregime verknüpft wird. Insbesondere die Spannung zwischen der harmlos wirkenden Ästhetik der
Bilder und schonungslosen Gedichten macht diese Zusammenarbeit fruchtbar.
Sebastian Borckenhagen, ebenfalls aus Kapstadt, zeichnet Comics über „Menschen und Dinge“ und
repräsentiert mit dieser unprätentiösen Herangehensweise die neue Generation südafrikanischer Comic-Künstler auch jenseits politisch aufgeladener Themen.
Mit einfachen, fast naiven Bleistift-Zeichnungen oder grafisch geprägtem Schwarz-Weiß-Strich erzählt er mit hintergründigem Humor kurze Alltagsgeschichten und präsentiert philosophische Beobachtungen.
Daneben sind außerdem Gemeinschaftsarbeiten des Lyrikers Danie Marais und dem Animationsfilmer
Diek Grobler zu sehen. Marais hat mehrere Jahre in Norddeutschland gelebt. Für das Publikum
ergibt sich dadurch die Gelegenheit, sowohl den Blick nach Südafrika zu richten als auch die heimischen Gefilde durch einen Blick von außen zu sehen.
Die Künstler Andre Trantraal und Sebastian Borckenhagen sind bei der Vernissage anwesend
und stehen für Besucher- und Interviewanfragen gerne zur Verfügung.
Ausstellungsdaten auf einen Blick:
We're not armed, don't shoot - südafrikanische Comix jenseits der Apartheid
Vernissage: 24. März, 19 h
Ausstellungsdauer: 25. März bis 14. April 2012
Öffnungszeiten: Do - So 15 – 18 h u. n. V.
Raum linksrechts
Valentinskamp 37 | 20355 Hamburg
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Für Rückfragen oder Wünsche wenden Sie sich gern an:
Gregor Straube | Fon 0421. 30 46 914 | Mobil: 0175. 59 23 989 | gregorstraube@yahoo.de
Melanie Klapper | Mobil: 0177. 63 52 463 | raumlinksrechts@das-gaengeviertel.info

alwin