Geradezu selbstverständlich ist Napoleon in der Epensequenz
Asterix auf Korsika zugegen; überall trifft man auf spezifisch korsische Frühformen seiner Aphorismen oder Dichterworte und künstlerische Konzepte, in denen sein Ruhm eingefangen ist. Die Truppen der Inselrebellen werden geradezu zwangsläufig eine "große Armee" genannt (Corse, 38), in Analogie zur "Grand Armée" des Kaisers. Ihr Schlachtfeld wird als "morne plaine" ("öde, finstere Ebene") von Aléria charakterisiert - mit demselben Epitheta also, in denen Victor Hugo im ersten Vers seines allbekannten Hymnus
L'Expiation (Teil 2) die Kampfstätte von Waterloo apostrophiert (aus dem Gedichtzyklus
Les Châtiments). Wer daraufhin in den folgenden Szenen eine bildliche Reminiszenz des fatalen Kampfgetümmels von Waterloo erwartet, der wird hier gehörig an der Nase herumgeführt, da die in einer Totalansicht präsentierte Landschaft mit vorrückenden korsischen Truppenverbänden dem aufmerksamen Franzosen schon aufgrund eines einzigen Bildelements, der über dem Horizont aufsteigenden Morgensonne, als Evokation der triumphalen Schlacht bei Austerlitz (2.12.1805) identifizierbar ist. Die plötzlich den Winternebel durchbrechende Morgensonne hatte nämlich die Sichtmöglichkeiten und damit die strategische Position der Grande Armée entscheidend begünstigt. "Le soleil d'Austerlitz", "die Sonne von Austerlitz", gehört seitdem zu den elementarsten Klischees des geschichtlichen Bewußtseins in Frankreich, übrigens auch als Parole des Kaisers selbst, der, so heißt es, am 7.9.1812 vor Moskau seine Soldaten mit dem Ruf "Voilà le soleil d'Austerlitz" (Dort ist jetzt Eure Sonne von Austerlitz!") zur Wiederholung des glanzvollen Sieges habe anspornen wollen.
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