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Thema: Albert Uderzo gibt den Zeichenstift ab

  1. #51
    Mitglied Avatar von the_rooster
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    Zitat Zitat von Manx cat Beitrag anzeigen
    Freue mich schon aufs neue Team und lese zur Einstimmung endlich mal "Gallien in Gefahr".
    Danach wird dir der Umstieg von Uderzo auf das neue Team auf jeden Fall um einiges leichter fallen...

  2. #52
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    Zitat von Manx Cat:
    Sind die Verluste gut dokumentiert und erklärt, oder wird nur man eben in den Raum geworfen, dass für uns viele spezifische Gags nicht erklärt werden?
    Du schuldest mir was ... hab gerad' 'n Viertelstündchen nach dem Teil gesucht, obwohl ich sonst eigentlich ganz gut sortiert bin ... hrüüüümmpf.

    Also, Stoll führt zumindest Beispiele an. Ich zitiere mal ein bisschen (Seite 121/122):
    Geradezu selbstverständlich ist Napoleon in der Epensequenz Asterix auf Korsika zugegen; überall trifft man auf spezifisch korsische Frühformen seiner Aphorismen oder Dichterworte und künstlerische Konzepte, in denen sein Ruhm eingefangen ist. Die Truppen der Inselrebellen werden geradezu zwangsläufig eine "große Armee" genannt (Corse, 38), in Analogie zur "Grand Armée" des Kaisers. Ihr Schlachtfeld wird als "morne plaine" ("öde, finstere Ebene") von Aléria charakterisiert - mit demselben Epitheta also, in denen Victor Hugo im ersten Vers seines allbekannten Hymnus L'Expiation (Teil 2) die Kampfstätte von Waterloo apostrophiert (aus dem Gedichtzyklus Les Châtiments). Wer daraufhin in den folgenden Szenen eine bildliche Reminiszenz des fatalen Kampfgetümmels von Waterloo erwartet, der wird hier gehörig an der Nase herumgeführt, da die in einer Totalansicht präsentierte Landschaft mit vorrückenden korsischen Truppenverbänden dem aufmerksamen Franzosen schon aufgrund eines einzigen Bildelements, der über dem Horizont aufsteigenden Morgensonne, als Evokation der triumphalen Schlacht bei Austerlitz (2.12.1805) identifizierbar ist. Die plötzlich den Winternebel durchbrechende Morgensonne hatte nämlich die Sichtmöglichkeiten und damit die strategische Position der Grande Armée entscheidend begünstigt. "Le soleil d'Austerlitz", "die Sonne von Austerlitz", gehört seitdem zu den elementarsten Klischees des geschichtlichen Bewußtseins in Frankreich, übrigens auch als Parole des Kaisers selbst, der, so heißt es, am 7.9.1812 vor Moskau seine Soldaten mit dem Ruf "Voilà le soleil d'Austerlitz" (Dort ist jetzt Eure Sonne von Austerlitz!") zur Wiederholung des glanzvollen Sieges habe anspornen wollen.
    und eine Seite darauf:
    Die Glosse des Korsen bildet somit eine Travestie der zwar banalen und die epische Handlung überhaupt nicht tangierenden, aber "richtigen" Feststellung: "Bei uns (d.h. unter Einbeziehung des Publikums: bei uns Franzosen) ist die 'Sonne von Austerlitz' berühmt" - kein Schuljunge würde dem widersprechen!
    Ich füge hinzu: kein französischer Schuljunge.

    Stilistisch ist das zwar im nervigen 1970er-warum-etwas-einfach-erklären-wenn's auch-anders-geht-Stil, aber inhaltlich durchaus überzeugend.

    Nach der Prozentzahl muss ich noch suchen, die muss irgendwo anders im Buch zu finden sein.

  3. #53
    Mitglied Avatar von Grubert
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    Das hat aber alles wenig mit dem Witz und den Gags des Bandes zu tun.

    Das sind zusätzliche Bedeutungsebenen, aber den Comic kann man auch vollends ohne dieses Wissen genießen.

  4. #54
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    Naja, der Witz liegt in der verfremdeten Anspielung, darin, dass diese in eine neue Umgebung, einen neuen Zusammenhang, einen anderen, ungewohnten Kontext gesetzt wird ... und dort auch gut bis ideal reinpasst.

    Wenn das bei Stoll nicht lustig klingt, liegt das nicht nur an dessen altbacken-akademischem Stil, sondern auch daran, dass Witze, die man erklären muss, in aller Regel nicht (nach)zünden.
    Und einige Witze aus Asterix muss man erklären, wollen sie verstanden werden, weil - so Stoll ganz richtig - das spezifisch französische Vorwissen fehlt. Nur: durch die Erklärung wird die Verdauungszeit für die Pointe verdammt lang, zu lang.
    Eine Anspielung muss - wieder: in aller Regel - sofort begriffen werden, um einen Lacher zu produzieren.

    Ein Beispiel aus dem nicht-französischspezifischen Bereich:
    So wie beschrieben lief das bei mir z.B. mit Acidix Hydrochlorix, Spion HCL. Als ich von dem zum ersten mal las, hab ich nicht gerafft was das sollte. Hätte man mir erklärt wie's gemeint ist ... nun gut, is ja 'n Ding.
    Könntest Du jetzt auch sagen: "Ist kein Witz, Du hast die Bedeutung des Codenamen nur nicht verstanden."
    Richtig was das Zweite betrifft, aber Fakt ist: Als mir die Bedeutung ein paar Jahre únd einige Chemiestunden später (beim erneuten Lesen auf Anhieb) klar war, kam ich aus dem Glucksen nicht mehr raus.

    Dito (wenn Du Chemie- durch Deutschstunden ersetzt) der Gag mit dem Alexandriner in Asterix und Kleopatra

    usw.




    Hab die Prozentzahl übrigens zwischenzeitlich gefunden (Seite 175 für die, die das Buch haben).

    So, bitte noch mal aufpassen, ist auch für mich die 6. Stunde:
    Zahllose Wortspiele bleiben unübersetzbar, weil sie an bestimmte französische Sprachstereotypen - metaphorische Wendungen, Sprichwörter, Neologismen, Namensformen - gebunden sind, deren "Orthodoxieanspruch" sie zerstören. Man würde gewiss nicht fehlgehen, wenn man die Verluste dieser Art beim Übergang vom französischen in den deutschen Rezeptionsbereich mit 70 bis 80 % beziffern würde. Ebenso viele Bildparodien der politischen, literarischen, historischen Mythen des "Durchschnittsfranzosen" können im Ausland nicht nachempfunden werden, weil dafür die Voraussetzungen in der eigenen Erfahrung oder im Bildungsbewußtsein des Empfängerpublikums nicht vorhanden sind; selbst auf die im Originaltext nicht gebotene Übersetzung der lateinischen Zitate scheint der deutsche Leser nicht verzichten zu können.
    Die Prozentzahl, die in meiner Erinnerung höher lag, bezog sich also nicht auf Korsika, sondern auf den gesamten bis zum Erscheinen von Stolls Buch vorliegenden Asterix.
    Sorry, hab ich was durcheinander gebracht. Ist halt schon zwei, drei Jahrzehnte her, dass ich das Buch gelesen habe.

    Aber deswegen werde ich nicht von meinen Ämtern zurücktreten.
    Geändert von felix da cat (12.01.2012 um 11:31 Uhr) Grund: um einen Halbsatz ergänzt

  5. #55
    Mitglied Avatar von Mick Baxter
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    Zitat Zitat von francisblake Beitrag anzeigen
    Ich glaube, über einseitig nationale Perspektiven von historischen Ereignissen könnte man gut ein sehr dickes Buch schreiben. Auch etwa über die Franzosen mit ihrem permanenten Napoleon-Komplex, auch im heutigen Alltag.
    Wahrscheinlich können die Franzosen mit dem Zitat "Voilà, un homme!" ebenso wenig anfangen wie Engländer mit Wellingtons Preußen-Stoßseufzer. Es gibt eben auch eine typisch deutsche Sicht auf Gestalten der Historie.
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  6. #56
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    "Voilà, un homme!" - jau, das werd' ich mal bei passender Gelegenheit in Frankreich austesten (bin ja manchmal dort in Urlaub).
    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    ... André Stoll in seinem Buch "Asterix, das französische Trivialepos"...
    Danke an felix da cat für den BUCHTIP: Ich konnte mich noch dunkel erinnern, daß ich zu meiner Schulzeit mal in der Gymbib ein weißes Taschenbuch mit sehr erhellenden Erläuterungen zu "Asterix" gelesen hatte. Der Titel war mir leider nicht mehr präsent, das ist jetzt über 25 Jahre her. Aber ja, das genannte Buch war es! Jetzt werde ich mir das mal antiquarisch zu besorgen versuchen und dann nochmal lesen (und in Kindheitserinnerungen schwelgen).

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