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Thema: Umsonst ist der Tod

  1. #1
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    Umsonst ist der Tod

    Es überrascht mich, dass zu diesem fiesen und stockfinsteren Krimi noch kein eigener Thread exisitiert, da er gewiss Polarisierungspotential in sich trägt, was Szenario und auch Artwork betrifft. Kurzum, mich hat das ca. 140 Seiten umfassende Buch heute morgen trotz Sonnenschein, frischer Luft und der glitzernden Wasseroberfläche des Grunewaldsees völlig in seinen nachtschwarzen Bann gezogen.

    Was mir gefiel: Sergi Álvarez hat's drauf! In seiner Geschichte passt ein Schräubchen ins andere, und die fast schon beamtenhaft akkurat abgestimmten Zahnräder treiben die Erzählmaschinerie in flottem Spurt voran. Es beginnt damit, dass die ungewollte Flugparabel einer Dame auf dem Asphalt endet. Allerlei zwielichtige Gestalten von sesselfurzigen Stadtverordneten bis hin zu korrupten Bullen, schmuddeligen Hinterhofgangstern und natürlich der Mafia scheinen in diesen Fall von faustschen Dimensionen verwickelt. Eine spannende Verbrecherhatz mit Irrungen und Wendungen nimmt ihren Lauf. Als sehr geglückt empfand ich den doppelseitigen literarischen Text, der zwischen den Kapiteln episodenhaft Motive diverser handelnder Personen erklärt bzw. zu erklären vorgibt und stattdessen beim Leser weitere Fragen aufwirft. Die rußfarbenen S/W-Zeichnungen von Sagar Forniés unterstützen mit den Betrachter fröstelndem Dauerregen, unheilvollem Scheinwerferlicht an Häuserwänden und Hitchcock- sowie Frankenstein-Filmplakaten vor bedrückender Wolkenkratzerkulisse die schummrige und freudlose Gesamtstimmung. Insgesamt passen die Zeichnungen zur Story wie die Faust auf's Auge des einen oder anderen Akteurs.

    Was mir weniger gefiel: Das Ende der Geschichte war nicht unbedingt meine Tasse Tee, auch wenn es das Buch damit zum metaphorischen Gesamtkunstwerk erhebt. Beim Artwork scheiden sich ganz sicher die Geister, weil Forniés es nicht schafft, durchgehend die gleiche Qualität in den Panels abzuliefern. Er kann es ja, wie detaillierte Physiognomien und dramatische Perspektiven beweisen. Aber bisweilen sind die Gesichter nur schemenhaft und wiedererkennungswidrig dargestellt, Proportionen stimmen nicht, und bei einigen skizzenhaften und unvollendet erscheinenden Zeichnungen meint man, sie stammen von einem Pennäler, der aus Langweile die Schulbank mit Kritzeleien verunstaltet hat. Und Autos kann Señor Forniés mal gar nicht zeichnen. Apropos Señor: *klugscheißermodus an* Das Original mag aus Spanien stammen, dann muss man aber nicht jede Übersetzung wortwörtlich übernehmen. Die Story spielt augenscheinlich in Amerikanistan, da spricht man sich in der Regel nur im Latino-Viertel mit Señor an, und in Mafiakreisen offenbar italienischer Abstammung wird man eher zum Signore oder Don als zum spanischen Pendant greifen, wenn man nicht mit Beton an seinen Füßen Bekanntschaft machen möchte. *klugscheißermodus aus*

    Fazit: Trotz einiger Unzulänglichkeiten der Grafik bleibt Umsonst ist der Tod ein packender Noir-Krimi, der perfekt in diese Reihe passt. Fabelhaft, so oder so.

    Frage an S&L: Bringt ihr auch den im Buch erwähnten zweiten Band Unfinished Business?

  2. #2
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    Danke für die Blumen, Jack. Bei uns wird noch schnell ein bisschen Urlaub gemacht, deshalb kann ich nicht wirklich auf die Frage nach Unfinishd Business antworten. Wir haben es aber auf dem Schreibtisch. Rossi

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