Rezension von: Armin Hofmann

Im Reiche des schwarzen Goldes wurde ursprünglich in den Jahren 1939-1940 als Schwarz-Weiß-Version in der Zeitschrift Le Petit Vingtième veröffentlicht. Erst 1948-1950 erschien die vorliegende Farbversion, die nun als weitere Perle der Comic-Kunst im Rahmen der Farbfaksimile-Reihe im Carlsen-Verlag erschienen ist. Während bei den meisten anderen Bänden der Reihe der Unterschied zwischen den regulären Alben und der Faksimile-Version nicht so gravierend ist, lohnt sich in diesem Fall der Vergleich, denn Hergé hat die ursprüngliche Version, die noch vor dem 2. Weltkrieg und der Judenverfolgung durch die Nationalsozialisten entstand, mehrfach bearbeitet. Die Veröffentlichung der Schwarz-weiß-Ur-Version wurde 1940 nach der Besetzung Belgiens durch die Deutschen abgebrochen, weil man Probleme mit den deutschen Behörden befürchtete. Im besetzten Frankreich erschienen daraufhin zwei weitere komplette Versionen, aus denen man aber alle Referenzen auf Juden und Araber gestrichen hatte. Für die jetzt bei Carlsen veröffentlichte Version, die ab 1948 im Tintin-Magazin erschien, hatte Hergé das Abenteuer neu gezeichnet, koloriert und teilweise detailreicher gestaltet. Erweitert wurde das Abenteuer hier auch durch den Auftritt von Kaptain Haddock, der mittlerweile zur beliebten Hauptfigur geworden war und jetzt am Ende spontan auftauchen durfte um Tim deus-ex machina-mäßig aus der Patsche zu helfen. Alle Sequenzen, in denen Israel, die englischen Besatzer und Juden vorkommen, sind hier aber wieder enthalten. Deutlich spiegelt sich in dieser Version eine Stimmung wieder, die auf den drohenden Weltkrieg hinweist. Die politischen Ereignisse, die später zur Gründung des Staates Israels führten, hat Hergé dramaturgisch genutzt und in die Handlung eingebaut. Das ist gerade aus heutiger Sicht bemerkenswert und macht den Vergleich zur späteren, heute allgemein bekannten Fassung sehr spannend. In dieser erst ab 1972 veröffentlichten neuen Fassung, die [ Weiter geht es in der Rezension selbst... ]

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