Rezension von: Anne-Sophie de Millas

DerTitel Der Ursprung der Welt beziehtsich direkt auf ein naturalistisches Ölbild Gustave Courbets von 1866. Daraufist nichts weiter zu sehen als das unverhüllte Geschlecht einer Frau.Seinerzeit ein Skandal, hängt es nach langer Odyssee seit 1995 im Musée d'Orsayin Paris. Ähnliche Kontroversen wird der vorliegenden Comic zwar nichthervorrufen, aber was hier an Sex, Alkohol, Drogen und Gewalt in 62 Seitengepackt wurde, dürfte dennoch das ein oder andere zartbesaitete Gemüt erregen. Wieschon im vorhergehenden Band wird die Geschichte aus wechselnden Perspektivenin 10 einzelnen Episoden erzählt. Trotz des wüsten Inhalts gibt sich dieSeitenaufteilung ausgesprochen klassisch, fast schon pedantisch reiht sich einPanel an das andere, während die Geschichte nur scheinbar ziellosvoranschreitet. Tatsächlich aber greifen die einzelnen Elemente nahtlosineinander und ergeben zusammen ein Großes Ganzes. DieZeichnungen sind dabei realistisch, fast nüchtern und erinnern damit ein wenigan die Werke von Charles Burnes (BlackHole) oder Daniel Clowes (GhostWorld, David Boring). Ihre unheimlicheStimmung erhalten sie aber erst durch die großartige Coloration, die die ganzeWelt in unwirkliche, gebrochene Farben taucht und Wahnvorstellungen und Fantasienklar von der Realität abgegrenzt.
Nochetwas zeichnet diesen Comic aus: Obwohl Der König der Fliegen in Frankreichspielt, hat man meist eher das Gefühl, man läse einen amerikanischen Comic-Einfamilienhäuser in gleichförmigen Vorstädten, Burger Restaurants in ShoppingMalls und Bowling Center sind Elemente, die eher in den USA beheimatet sind alsbei unseren europäischen Nachbarn. Eine befremdliche Illusion, die nur ab undan gestört wird. Hinterden Pseudonymen verbergen sich übrigens Texter Michel Pirus und Zeichner PascalMesemberg, die bereits seit 1989 zusammen arbeiten. Ein drittes König der Fliegen Album ist für 2013geplant. Man darf gespannt sein [ Weiter geht es in der Rezension selbst... ]

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