Der Vogelkönig von Shaun Tan

[Sambir]

Hinterlässt einen sehr gemischten Eindruck.

Die Rezi in Comickunst:
http://comickunst.wordpress.com/2011...er-vogelkonig/

[Mervyn]

Also ich finde es großartig, aber ich bin 100%-Tan-Fan.
Den Lindgren-Sticker tragen jetzt alle seine Bücher.

[Sambir]

Also ich finde es großartig, aber ich bin 100%-Tan-Fan.

Ich liebe seine Sachen auch. Er ist einer der kreativsten Zeichner überhaupt. Alle seine bisherigen Bücher und Alben sind in meinem Comickunst-Blog in der jeweiligen Jahres-Top-10, und ich freue mich über jedes neue Album von ihm. Aber ob ich für den Vogelkönig - trotz einiger schöner Motive - 25 Euro ausgeben würde, das glaube ich eher nicht.

[Mervyn]

Es ist halt ein Sketchbook, das kann man wirklich nicht zu 100% mir den anderen Geschichten vergleichen.
Ich werde es mit Sicherheit nicht so oft in die Hand nehmen wie seine anderen Bücher. Aber als Ergänzung für meine Tan-Sammlung finde ich es prima. Es gibt sehr schöne Einblicke, wie der Mann arbeitet und natürlich gibt es viele tolle Illustrationen.

[X-tra-BooX]

Ich finde das Buch wunderbar. Als Motto sollte man den kleinen Text "Unerzählte Geschichte" gleich nach der Einführung nehmen. Denn so betrachte ich im Allgemeinen detaillierte und auch nicht so detaillierte Zeichnungen immer wieder gerne. Wenn man ein einziges der Bilder in schmeichelnde fantasievolle Worte fassen würde, ergäbe das doch schon eine ganze Geschichte. Und Shaun Tan überlässt uns diesesmal genau das.
Das ist nicht schwer, das macht Spass. Das macht die meisten "Artbooks" aus, die unerzählten Geschichten.
Was hat der bekleidete Hase mit der grossen Erdbeere gerade vor? Ist er auf dem Weg? Verbirgt sich dahinter ein Abenteuer oder ein Geheimnis?
Liest man manche Abenteuer, auf die man aufgrund einer Illustration (Bought a book by the cover) kam, kann man leicht enttäuscht werden, wenn die Geschichte nicht dem eigenen Geschmack entspricht. Hier kommt die Geschichte nicht in falsche Bahnen, nicht mit falschen Wendungen daher. Sie ist pur. Und die Ausschmückung bringt die eigene fliessende Phantasie.
Das sind Artbooks. Und schöne Artbooks sind dann durchaus 25 Euro wert.
Denn sowas nehme ich gerne öfters zur Hand, da die Geschichten beim Betrachten eines einzelnen Bildes schon sprudeln.
Bei einem Roman oder Comic muss man sich ja erst durch viele Seiten "kämpfen", ehe man die Story erfasst und aufgenommen beherrscht.
Und hat man eine solche Geschichte aufgenommen, ändern sich beim nochmaligen Lesen nur die Facetten, die bisher nicht aufgefallenen Details.
Schaut man sich eine lebhafte Illustration eines begabten Künstlers zu einem anderen Zeitpunkt, eventuell in einer anderen Stimmung nochmal an, erschliesst sich einem eine ganz andere Geschichte.
Und nochmals zu einer anderen Zeit in anderer Verfassung kommt auch schon die nächste Geschichte daher, alles wahrscheinlich zwar mit dem selben Hauptcharakter, aber alles in einem und dem selben Bild in unendlichen parallenen Variationen.

Wer viele Bücher und Comics hat, hat nicht die Zeit all die schönen Büchlein und monumentalen Werke nochmal komplett durchzublättern. Nur einzelne werden nochmal in die Hand genommen, weil man vorher weiss, das kostet mehr Zeit als man hat. Ein Motiv aus einem Bildband kann man schnell nochmal erfassen, nochmal frisch in sich aufnehmen, und das Bild im inneren Auge den ganzen Tag reifen lassen, dass einem Geschichten durch den Tag begleiten...

Und der Hase ist genau auf einer Seite, die nicht viel Schnörkeleien oder Details im Hintergrund einer bisher unbekannten Welt bietet.
Was kann dann beispielsweise "portrait of the artist as a young man" erst auswirken? (Und das bei mir sogar ohne Drogen...)

Manche lesen auch einen Comic in einem durch und sagen "okay, erfasst, Inhalt registriert, der nächste". Auch diesem Leser bietet dieses Buch viele Seiten. Allerdings hat er wahrscheinlich weiter geblätter, ehe seine Phantasie in Schwung gekommen ist. Also ruhig einen Moment pro Seite verweilen.
Auch in dem ersten Band des neuen SciFi-Comics "Siebengestirn" erlebt eine ganze Welt, mit all ihren für uns neu zu entdeckenden Details - und das auf der ersten Seite. Ehe man weiterblättert, eröffnet sich einem schon die Fülle einer fremden Welt mit fremden Wesen, Alltagsgewohnheiten der Protagonisten und und und...

Manchmal folgt man ja auch gerne einem Erzähler auf des Erzählers Weise.

Denn wenn ein Erzähler dem Leser nicht nur Buchstaben mitgeben möchte, sondern auch noch ein den Eindruck verstärkendes Bild, kann das mehr als 1000 Worte sagen. Der Erzähler kann mit Perspektive, Blickwinkelauswahl, bestimmt angeordnete Details und vielen mehr dem Leser seine Sicht viel besser mitgeben und "rüberbringen" als das blosse geschrieben Wort.
Das Feder ist stärker als das Schwert.
Haha, und eine Feder, die in ihrer Ausführung nicht nur auf das Wort beschränkt wird, kann... [Donner, Blitz und Trommelwirbel] allmächtig werden!

MG