Rezension von: Matthias Hofmann

Hinterließ Shakespeare und Muerte Kid, der erste Band von Der Planwagen des Thespis, noch einen zwiespältigen Eindruck, kann der zweite Teil besser punkten. Der selbsternannte Theaterdirekter Hermes ist zwar immer noch unsympathisch bis zum Geht-nicht-mehr, aber die Story entfaltet deutlich ihre Qualitäten als bemerkenswerter Anti-Western.

Revolverhelden oder üppige Bardamen und schöne Heldinnen sucht man nämlich vergeblich. Dafür gibt es ein sperriges Hauptpersonen-Trio und einen anderen Blickwinkel auf die Welt des Wilden Westens, den das geschulte Werstern-Auge gerne registriert. Die Geschichte ist glaubwürdig in reale Ereignisse aus der Geschichte des amerikanischen Bürgerkriegs integriert. Wie beiläufig erfährt der Leser vom Töten der Bisons für die hungrigen Mägen der Soldaten oder dem Einpferchen von Indianern in Reservate. Die in dem Comic vorkommenden Indianer werden differenziert dargestellt. So meint anfangs Joe Adam noch zu Drustan: "Ein hungriger Wolf ist für den Menschen gefährlich, aber ein indianer ist dein Feind! Egal, wie er sich gibt … sobald deine Wachsamkeit nachgelassen hat, sticht er dir sein Messer in die Seite!" Doch es zeigt sich, dass ein solches Feindbild bis zum Ende der Geschichte nicht gehalten werden kann. Im Gegenteil, Drustan versucht im Laufe der Ereignisse sogar zu den Indianern überzulaufen, was ihm nur temporär gelingt.

Wer W.E.S.T. kennt, der wird an den Zeichnungen feststellen, dass Rossi bei Der Planwagen des Thespis noch sehr stark von seinen Vorbildern Jean Giraud und Jijé inspiriert ist. Die Kolorierung ist über weitere Strecken in erdigen Braun- und Gelbtönen gehalten, die gut zum staubigen Ambiente der Südstaaten passen. vorliegen. Die Hardcover erschien im Überformat (23,5 x 31,5 cm) und macht sich sehr gut. Dieser Band, der bereits vor vielen Jahren einmal bei Feest erschienen ist, wurde von Piredda neu übersetzt und gelettert.

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