Rezension von: Henning Kockerbeck

Mit "Die Legende der Drachenritter" bringt der Splitter Verlag eine Fantasy-Story mit zum Gratis-Comic-Tag, die sich eindeutig an ältere Leser richtet. Blut spritzt reichlich, das Ende ist (um nicht zu viel zu verraten) nicht gerade ein klassisches Happy End, und die sexuellen Untertöne sind so deutlich, dass man kaum noch von Untertönen sprechen kann.

Mit dem Konzept, dass nur sexuell unberührte (unversehrte?) Frauen der Bestie Herr werden und das Übel(!) besiegen können, könnte man wohl Psychologie-Proseminare bestreiten. Da ist es auch nicht weiter erstaunlich, dass die Damen durchweg mit großer Oberweite ausgestattet sind, die sie nicht gerade unter vielen Lagen Stoff verhüllen. Bei der Knappin Ellys schlägt das jedoch ins unfreiwillig Komische über.

Davon abgesehen aber liefern Ange und Varanda einen gelungenen Abenteuercomic. Die Helden sehen sich einer praktisch unüberwindlichen Bedrohung gegenüber, und gerade am Schluss weiß der Leser eher als die Heldin, wie unüberwindlich. Das sorgt für Spannung. Die Auflösungen der verschiedenen Rätsel sind kreativ und dürften auch so manchen langjährigen Abenteuer-Fan überraschen können.

Die Zeichnungen bieten (nicht nur wegen der weiblichen Rundungen) etwas fürs Auge. Das doppelseitige Panel auf den Seiten 4 und 5 könnte man sich beispielsweise durchaus als Druck an die Wand hängen. Das detaillierte Artwork wird von einem dynamischen Layout unterstützt. Interessanterweise orientiert sich der Zeichner offenbar nicht wie sonst so oft am nordeuropäischen Mittelalter. Man fühlt sich eher an die iberische Halbinsel erinnert.

Gut gelöst ist auch, in diesem Gratis-Heft eine abgeschlossene Geschichte zu präsentieren, die über die Rahmenhandlung aber trotzdem mit der gesamten Serie rückgekoppelt ist und Lust auf mehr macht.

Ein kleiner Kritikpunkt ist die inkonsistente grammatikalische Geschlechtsbestimmung. Jaïna besteht darauf, "Ritte [ Weiter geht es in der Rezension selbst... ]

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