Rezension von: Matthias Hofmann

Ted Naifeh hat eine Schwäche für weibliche Heldinnen. Am bekanntesten ist seine Figur Courtney Crumrin, deren Abenteuer ebenfalls bei Eidalon verlegt werden. Vier Bände, inzwischen als schmucke Hardcover neuaufgelegt, gibt es zu kaufen. Mit Polly Pringle hat Naifeh eine Hauptfigur geschaffen, die ähnlich mutig und temperamentvoll ist wie das von Courtney, aber deren Wesen etwas zurückhaltender ist. Kein Wunder, denn sie kennt nichts anderes als die dröge Welt des Mädcheninternats, und sie hat sich weder danach gesehnt, von Piraten entführt zu werden, noch danach, waghalsige Abenteuer zu bestehen.

Das Heft ist als Kindercomic gekennzeichnet ("Comics for Kids") und man könnte meinen, dass es sich hierbei gar um einen Mädchencomic handelt. Allerdings ist die Handlung so gestrickt, dass als Held genauso gut ein kleiner Junge agieren könnte. Es ist eine Abenteuer- und Piratengeschichte für Kinder, die sich anfangs etwas schleppend entwickelt. Die ersten 16 Seiten beschäftigen sich mit der Einführung der Heldin und als es richtig losgeht, bricht die Handlung ab. Es fehlt sogar ein "Fortsetzung folgt". Wer sich bis dahin in die Geschichte eingefunden hat, der wird mehr lesen wollen. Allerdings ist bei dem unspektakulären Beginn die Gefahr groß, dass potentielle Leser eher abgehängt werden, weil die Handlung etwas grenzwertig lange vor sich hin dümpelt.

Die Konzeptionierung des Hefts von Polly und die Piraten ist eine der besten von allen GCT-Heften in diesem Jahr: Es gibt einen einleitenden Text, geschrieben von einem der Piraten aus der Handlung, der gut auf die Story einstimmt. Es gibt Informationen über den Künstler Ted Naifeh, etwas Promo für seine zweite Serie Courtney Crumrin und auf dem Backcover einen Überblick auf alle Ausgaben der Polly-Serie. Das ist vorbildlich gemacht und wird daher besonders lobend erwähnt. [ Weiter geht es in der Rezension selbst... ]

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