Rezension von: Henning Kockerbeck

Das Cover gibt die Stimmung vor: Die Geschichten und Anekdoten, die Philippe Dupuy und Charles Berbérian seit zwei Jahrzehnten ihren Monsieur Jean erleben lassen, sind vor allem entspannt und zurückhaltend erzählt. Nur selten kommt es zu größeren Gefühlsausbrüchen, dabei hält das Schicksal allerlei Unbill für den Protagonisten bereit. Eine durchgehende Geschichte gibt es nicht, das Heft versammelt Geschichten unterschiedlicher Länge. Das soll aber nicht heißen, dass die Episoden nicht interessant sind. Die beiden Künstler schaffen es, den inherenten Humor vieler Alltagssituationen sichtbar zu machen.

Das Artwork ist erstaunlich abwechslungsreich. Einerseits gibt es vergleichsweise grobstrichige Schwarz-Weiß-Zeichnungen in den Folgen unter dem Titel "Eines schönen Tages" andererseits in gedeckten Tönen kolorierte Geschichten. Eine sehr nette Idee sind die Einseiter mit der Überschrift "CANAL+ präsentiert". Diese Comics haben Dupuy und Berbérian tatsächlich für den gleichnamigen Fernsehsender gezeichnet, um den Zuschauern die Lösung für verschiedene Probleme, die man beim Empfang haben kann, näherzubringen. Beispielsweise sollte man das Signal für den Videorekorder erst nach dem Dekoder abgreifen, der den verschlüsselten Sender wieder entschlüsselt. Und das alte Wundermittel des Computer-Supports, "Haben Sie schon einmal das Kabel rausgezogen und wieder reingesteckt?", scheint auch hier zu wirken.

Nicht nur diese Geschichten sind offenkundig schon etwas älter. Heutzutage dürften auch in Frankreich kaum noch Dachantennen einen nennenswerten Einfluss auf die Qualität des Fernsehempfangs haben, und in einer anderen Geschichte hätten Monsieur Jean und Felix wahrscheinlich sonst etwas für ein modernes Smartphone mit GPS-Navigation gegeben.

"Monsieur Jean" ist kein Comic, der sich dem Leser an den Hals wirft. Wer ihn nur oberflächlich liest, läuft Gefahr, ihn als vermeintlich belanglos wieder [ Weiter geht es in der Rezension selbst... ]

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