Rezension von: Bernd Glasstetter

Pierre Seron dürfte dem deutschen Publikum vor allem durch Die Minimenschen bekannt sein. Mit Die Müllers ist er einen ganz anderen Weg gegangen. Hier herrschen kurz Geschichten vor, keine albenlange Abenteuergeschichte. Zum Großteil ist es gerade eine Seite, auf der sich Seron austobt, selten sind es vier Seiten.

Die Müllers ist ein klassischer frankobelgischer Comic. Alleine die Zeichnungen könnten klassischer nicht sein. Man merkt den Geschichten aber speziell durch das Zuhause der Müllers an, dass die Geschichten in den Siebziger Jahren entstanden sind. Nierentische, futuristisch anmutende Sessel, der Schick einer inzwischen lange vergangenen Generation ist zu sehen. Da ist es durchaus positiv zu bewerten, dass sich die meisten Geschichten nicht im Haus entspannen. Denn das kann auf den ersten Blick schon etwas irritieren. Aber andererseits hat dieser klassische Stil auch etwas Gutes: Man fühlt sich irgendwie schnell wie zu Hause. Es ist eine gewohnte Umgebung. Die Leser, die schon etwas länger dabei sind, werden sich wohl fühlen.

Ein so schönes Wohlgefühl können die Geschichten selbst aber nicht immer erzeugen. Und das liegt vor allem daran, dass es sich bei den Müllers dann doch um eine zu normale Familie handelt. Wenn man sich einmal frankobelgische Funnys anschaut, dann stellt man fest, dass sie besonders dann gut funktionieren, wenn die Normalität nicht zu stark durch kommt. Asterix ist eben nicht normal, denn da wird die Geschichte verballhornt. Die Schlümpfe sind … nunja, schlumpfig. Cubitus ist ein Bär. Und selbst bei Gaston merkt man, wie abgehoben das Ganze ist. Und genau hier scheitert Seron mit den Müllers in den meisten Fällen. Die Müllers bleiben zu nah am Boden, zu sehr in der Realität verankert. Nur wenn mal eine selbstgebaute Rakete das Deck eines Flugzeugträgers zerstört oder Papa Müller ein ganzes Gefängnis streichen muss, zünden die Witze in höheren Regionen.

Die Witze bleiben also oft in tiefere [ Weiter geht es in der Rezension selbst... ]

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