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Thema: Der Comic im Kopf - Thread zum Blog / zum Buch

  1. #26
    Moderator Avatar von Wittek 0815
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    By The Way, nicht zum Thema, sorry:
    Auch Du, lieber Spong, bist mit einem kleinen Extraschneebaellchen gefoddert, zusammen mit Andreas als Hauptwerfer und den anderen PONIES Sarah und Ans.

    http://wittek0815comix.blogspot.com/...lschlacht.html
    Bitte bis zur letzten Aktualisierung (fuenfter Wurf) runnerscrolle.

    Und, also wirklich: Ed Wood. Prffft.

  2. #27
    Mitglied Avatar von Towbson
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    also die idee für das cover find ich gut. der stil ist eine andere frage. vielleicht wirkt das ein wenig kindlich. aber wie immer ist das sehr subjektiv.

  3. #28
    Moderator Autorenforum / Pony X Press / Katzenjammer Avatar von Spong
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    Ja, das wäre eine Frage, Towbson, welche Zielgruppe ein solches Cover anspricht, aber auch, welche Zielgruppe sowas abschreckt. Perfekt wäre: Interessant für jüngere Zeichner und Autoren, aber auch so gestaltet, dass "Erwachsene" reinschauen, denn die finden da mehr als genug Anregungen. Markus' Vorschläge waren weitaus mehr "Sachbuch", vllt poste ich sie hier einfach mal.

  4. #29
    Moderator Pony X Press / Katzenjammer / Webcomics Avatar von Laburrini
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    Ich glaube schon, dass das Buch mit dem Titelbild und der Protagonistin mehr Mädchen anspricht. Was ja jetzt nicht unbedingt schlimm wäre. Ich würde das Buch auch schon deshalb kaufen, weil das Cover einfach gut gezeichnet ist. Und dann denkt man automatisch: "Aha, da sind also Profis am Werk."

    Aber ich finde Covergestaltung selber sehr schwierig… Wollt Ihr das Ganze eigentlich einem grossen Verlag anbieten oder im Eigenverlag publizieren?

  5. #30
    Mitglied Avatar von Towbson
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    würde gerne mal die anderen vorschläge sehen,spong.
    du hattest mir vor längerem mal was über storytelling geschickt. wenn der inhalt nur annähernd so ist
    dann passt das cover weniger. würde es auch lieber in richtung sachbuch machen. aber klar, ist es dann schwer ein breites spektrum anzusprechen.

    echt knifflig

  6. #31
    Moderator Autorenforum / Pony X Press / Katzenjammer Avatar von Spong
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    Ja, der Ton ist noch ein ungelöstes Problem im Buch. Die Texte die ich als Unterrichtsvorbereitung geschrieben habe, sind schon extrem sachlich und vielleicht auch ein bisschen spröde. Ich hätte gerne einen Ton, der persönlicher und ansprechender ist, ohne in flache Plapperei zu verfallen. Nächste Woche kommt ein längerer Text über Stilfindung, mal sehen ob ich / wird da schon mal einen Schreibton erproben können.

    Vielleicht kann man das Mädel auf dem Cover etwas älter und intellektueller machen :--)

  7. #32
    Mitglied Avatar von Geier
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    Über das Cover würde ich mir erstmal keinen Kopf machen, bis das gebraucht wird ist noch ewig hin und vielleicht kommt bis dahin eine geniale Erleuchtung. Außerdem sollte vor der Verpackung der Inhalt gemacht werden, bisher ist ja noch nicht abzusehen was+wie das Ganze letztlich wird.

    Wenn du erst noch einen Schreibstil finden mußt, dann hast du ja schon ein schönes Intro zum Thema "Stilfindung"

  8. #33
    Mitglied Avatar von Vainamoinen
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    Spong, kuckuck? Neuer Blogeintrag irgendwann demnächst?

  9. #34
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    Morgen Spong,

    ich finde den Schreibstil in deinem letzten Blogeintrag sehr ansprechend, weil man wirklich das Gefühl hat, jemandem zuzuhören, der über Erzählen philosophiert. Ich bin aber auch ein Amateur, der von dem Buch neben all der interessanten Information auch unterhalten werden möchte.

    Zur Zielgruppe (und das klingt jetzt ganz gräßlich oma-mässig nach Vorurteilen von tumben Teens, aber ich kann nur von mir zu der Zeit ausgehen *schäm*): Mit 16 wär mir das wahrscheinlich zu viel "Gelaber" gewesen , wenn du also vor allem junge Zeichner in der Zielgruppe hast, müsste man da mal Feldstudien anstellen.
    War damals auch noch vollauf damit beschäftigt, zeichnen zu lernen und habe mich net so sehr fürs Storytelling interessiert (denke da an diese "How to draw Manga!" Bücher, die damals bei uns an der Schule grad aufkamen).
    Es wäre wirklich schade, wenn in deinem Buch die ganze Materie derart simplifiziert wäre.

  10. #35
    Moderator Autorenforum / Pony X Press / Katzenjammer Avatar von Spong
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    Zitat Zitat von Vainamoinen Beitrag anzeigen
    Spong, kuckuck? Neuer Blogeintrag irgendwann demnächst?
    Ähem, ja, jetzt ... nach einer kleinen, ähem, WINTERPAUSE besprechen wir das anmaßende Thema, was einen Comic (oder generell jede Geschichte) gut macht ... Teil eins von sieben.

    http://der-comic-im-kopf.blogspot.com/

    @Riana sehe ich inzwischen genauso. Ich würde gerne die Art von Buch machen, die ich vor 10 Jahren gerne gehabt hätte, also schon was für Leute die älter sind [als 12] und sich ernsthaft(er) mit Comics auseinandersetzen. Hoffe, dass wir die Texte trotzdem unterhaltsam geschrieben und gestaltet kriegen. Aber wenn man das Thema versucht zu profanisieren, kann man es eigentlich auch lassen. Für mich persönlich war die stärkste Erfahrung, zu lernen wieviel Geschichtenerzählen mit dem Leben und dem Menschen zu tun hat, und diese Zusammenhänge hervorzuheben ist für mich eine der Pointen dieses Buches.

  11. #36
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    Re: Was macht einen Comic gut? Teil 1

    Harvey Pekar hat aus dem Vorgang, wie er sich ein Getränkepulver anrührt und das Getränk dann trinkt, einen Comic erschaffen, der wie kaum ein anderer in meinem Gedächtnis hängen geblieben ist. Und jeder tägliche Zeitungsstrip ist ein gutes Beispiel dafür, wie Anekdoten wie die von dir berichtete, ansprechend, lustig, interessant und bedenkenswert umgesetzt werden können.

    Es ist nicht die Geschichte, die den Comic (oder den Film, das Theaterstück, das Gedicht ...) ausmacht, sondern die Fähigkeit und Vorstellungskraft des Autors. Wie jede andere erzählerische Gattung, kennt auch der Comic kurze und lange, prosaische und lyrische Formen.

    Schade, dass du das Thema hier so dogmatisch angehst, statt zu beobachten und zu beschreiben, was im Comic möglich ist und bereits erfolgreich versucht wurde.

  12. #37
    Moderator Autorenforum / Pony X Press / Katzenjammer Avatar von Spong
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    BTW, hier ist der Text zur Stilfindung. Wir haben im Rahmen des Buches keinen Kontext gefunden, in dem er gepasst hätte. Vllt ist es für den einen oder anderen interessant.

    1 Was Stil nicht ist: Zwei große Missverständnisse

    1.1 Every little thing I do is magic - jeder Strich den ich mache ist "Stil"

    Von allen Seiten kriegen wir gesagt, wie unglaublich verschieden wir alle sind - die Männer von den Frauen, die "Fische" von den "Schützen", die "Erd"-Typen von den "Luft"-Typen. Aber vielleicht ahnen wir die bittere Wahrheit, dass wir uns im Kern, in der Essenz unsere Bedürfnisse und Empfindungen schon verdammt ähnlich sind. Zum Beispiel der Wunsch etwas Besonderes zu sein, besonders ausgeprägt in kreativ veranlagten Wesen. Nicht etwas besonderes zu tun, mind you, sondern etwas Besonderes zu sein. Wir werden geboren und sind sofort etwas Besonderes. Quasi vom Werk ab.

    Es wäre doch toll für uns, wenn es so wäre, no? Ein Mensch, der besonders, bemerkenswert, aussergewöhnlich ist, wird von seinem Geschlechtsgenossen bewundert und vom anderen Geschlecht begehrt. Er wird nie einsam sein und wird sein Leben lang die Sicherheit von Liebe und Freundschaft erfahren. Und Sicherheit ist eines unserer größten Bedürfnisse. Viele Menschen richten ihr gesamtes Leben darauf aus. Daher ist der Wunsch, besonders zu sein, und besonders toll zu sein, sehr, sehr menschlich.

    Ich erlebe immer wieder Menschen, die denken, jeder Strich, den sie ziehen, so ungeübt er auch sei, trage bereits die Magie des persönlichen Ausdrucks in sich. "Meine Bilder haben vielleicht viele Fehler und sind ungelenk - aber sie haben Ausdruck" ist das ewige Tantra. Die Welt ist voll von potentiell großartigen Künstlern.

    Der Gedanke, dass jedes spontane Gekrakel das aus unserer Hand fliesst, ein Stil ist, ist ein sehr menschlicher Irrtum, der uns allen, besonders den Künstlernaturen, eigen ist, aber es ist dennoch ein Irrtum. Darum sehen Kinderzeichnungen immer irgendwie gleich aus: sie machen alle dieselben, oder zumindest sehr ähnliche Fehler.

    Wir sind einander eben doch sehr viel ähnlicher als uns lieb ist.

    Und handwerklich gesehen ist es auch unglaublich bequem, von Haus aus „künstlerisch“ zu sein: Ich muss nicht üben. Ich muss mich nicht tage-, stunden-, wochenlang abquälen, bis ich die Anatomie der Hand drauf habe, oder die Perspektive. Ich mache einen Strich, und zack: Ausdruck! Kunst! Ich brauche mich gar nicht zu bemühen, es kommt einfach direkt aus meiner Künsternatur heraus.

    Ich bin halt etwas besonderes.

    1.2 Ich bin eigen, und wenn es noch so weh tut
    Wie gesagt, wir wollen soooo gerne was besonderes sein. Eigen. Unvergleichlich. Anfang und Ende eines eigenen, unnachahmlichen Stils, an dem man uns sofort erkennt. Meine Augen sind dreieckig. Meine Gesichter haben überhaupt nur ein Auge. Ich tunke meine Seiten in Domestos. Was auch immer. Ich kannte mal einen Hobbyfotografen, der all seinen Bildern einen Blaustich verpasste. Als ich ihn drauf ansprach, meinte er Das ist mein Stil.

    Ich schreibe all das hier in der bitteren Erkenntnis, dass ich selber, vor vielen vielen Jahren, in diese Falle gegangen bin. Mein "Stil", meine unverkennbare Note am Anfang meines Werkelns war es, den Mund nach hinten in den Nacken zu verlegen. Erst als ich zum tausendsten Mal gefragt wurde, was der Typ da im Gesicht hat, begann ich, ein Gesicht so zu malen, wie Gott es sich ausgedacht hat.

    Meine Motivation damals, und sicher die Motivation vieler, die diesen verqueren Weg gehen ist, dass einfach schnell ein Stil her muss, denn man will loslegen. Man hat Ideen für Cartoons oder Geschichten und scharrt mit den Füßen, sie endlich umzusetzen. So begehen wir schnell den Fehler, einen unverkennbaren Stil übers Knie zu brechen, ohne uns zu fragen, ob der Stil zu unseren Inhalten passt - oder ob wir selbst diesen Stil wirklich schön finden. Aber sowas kann man sich natürlich gut einreden.

    Was wir häufig vergessen, ist der Genussfaktor der schieren Tätigkeit des Zeichnens: Es hat uns früher einfach große Freude bereitet, unsere Lieblingsfiguren abzuzeichnen, weil von ihrer Gestalt ein besonderer Zauber ausging. Ich glaube, man sollte in seine eigenen Figuren und seinen eigenen Stil so verliebt sein, wie man damals oder immer noch in die Figuren seiner Vorbilder war. Man verbringt viel Zeit mit seinen Figuren, und da ist es besser, wenn man sie gerne ansieht.

    Und die Entwicklung eines Stiles kann man zwar vorantreiben, aber man sie ebensowenig übers Knie brechen wie die Entwicklung einer Persönlichkeit. Und gerade bei Comics kann der Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und Stil sehr eng sein.

    Aber dazu später mehr.

    2 Das "klassische" Entstehen eines Stiles - Niemand kommt von Nirgendwo

    Ich vergleiche das Finden eines Zeichenstiles gerne mit der Entwicklung eines Stiles bei Gitarristen: Man bewundert einen bestimmten Künstler und ahmt ihn jahrelang wie besessen nach. Dann entdeckt man andere tolle Musiker und nimmt auch von ihnen Eindrücke und Elemente auf, macht by doing selbst alle möglichen Entdeckungen, und aus all diesen verschiedenen Einflüssen und Entdeckungen entwickelt sich schliesslich der eigene Stil. Viele haben vielleicht angefangen, die Figuren aus den lustigen Taschenbüchern nachzuzeichnen; danach entdeckten sie vielleicht Asterix, Franquin oder Tim und Struppi, beginnen ihre eigenen Geschichten zu erzählen, entdecken weitere Zeichner, experimentieren mit verschieden Techniken, übernehmen die Hände von dem einen, die Augen von dem anderen, und langsam entwickelt sich ein Stil, dem man die Vorbilder ansieht, der aber trotzdem unverwechselbar ist.

    Fast alle Zeichner, die selbst später eigene Stile oder ästhetische Schulen begründet haben, hatten ihrerseits Vorbilder die sie nachgeahmt haben. Robert Crumb hatte seine Einflüsse und Vorbilder ebenso wie Jaime Hernandez oder Joe Quesada, oder in Deutschland Ralf König (Claire Bretecher), Walter Moers (Jean-Marc Reiser) und Flix (Lewis Trondheim). Die Liste ließe sich endlos fortführen, denn nur die allerwenigsten sind Anfang und Ende in sich selbst.

    So wie sich das Profil unserer Persönlichkeit langsam bildet, indem wir nachahmen, berwundern, ablehnen, reflekteren und identifizieren, unsere eigene Persönlichkeit an der anderer messen und reiben und entwickeln, so entwickelt sich auch unser eigener Ausdruck, unser eigner Stil nur in einem langsamen Prozess, ebenfalls durch nachahmen, ausprobieren, entdecken. Wir probieren eine Menge Schuhe an, und am Schluss sagen wir Fuck it, ich nähe mir selbst einen. Und keiner hat ein Problem, wenn du dieselben Schnürsenkel nimmst wie Jamie Hewlett.

    Kein Stil ist eine Insel: Stil im Zusammenhang

    Eine Menge Bücher haben versucht, die Magie von Leonardo da Vinci zu ergründen. Welche Eigenschaften haben diesen Menschen zu dem Genie gemacht, das er war?

    Nun, eine dieser Eigenschaften war es, Zusammenhänge zwischen Dingen und Umständen zu suchen und zu finden: Welche Gesetze der künsterischen Harmonie finden wir in der Natur wieder? Leonardo füllte Bücher um Bücher mit Beobachtungen zur Physik, Natur, Charakterbildung, menschlichen Eigenschaften, und versuchte fortwährend, Zusammenhänge herzustellen. Und oft genug brachte ihn das zu neuen Erkenntnissen. So wie sich Techniker an der Flugtechnik von Insekten orientierten, als sie den Helikopter entwickelten.

    Und ebenso sollte man seinn Zeichenstil nicht isoliert betrachen, sondern im Zusammenhang, und meiner Meinung nach speziell im Zusammenhang mit zwei Faktoren, die wiederum sehr eng verknüpft sind: den eigenen Inhalten, und der eigenen Persönlichkeit.

    Stil und Inhalt
    Ein großes Dilemma des Comic in Deutschland, und nicht nur dort, ist für mich, dass sich alle auf Stil und Technik stürzen und dutzende Lehrbücher wälzen, während allgemein davon ausgegangen wird, dass Inhalte schon irgendwie von selbst kommen. Es gibt Dutzende und Aberdutzende von Büchern über das Wesen, den Kern, den Ursprung des Geschichtenerzählens für Belletristik und Film, und nichts dergleichen für den Comic, und auch Scott McCloud konzentriert sich in COMICS MACHEN vor allem auf die äussserliche Gestalt, und nicht auf das Innenleben der Figuren und der Story.

    Im Idealfall ist die Eigenständigkeit des Stiles untrennbar verbunden mit der Eigenständigkeit der Inhalte eines Zeichners, und/oder mit der Weise, in der der Zeichner sich und seine Welt wahrnimmt.
    Idealerweise gibt mir der persönliche Stil eines Zeichners die Möglichkeit, die Welt durch seine Augen zu erleben, was einen Comic potientiell zu dem intimsten Medium macht, das es gibt: Robert Crumbs neurotische Energie ist in jedem Strich, den er zieht; Craig Thompsons Sinn für sentimentale (im besten Sinne) Poesie findet man gleichermaßen im Inhalt wie im Stil von BLANKETS. Beides bildet eine Einheit. In Deutschland ist Olli Fereirra für mich das beste Beispiel eines persönlichen Stils: Sein fragiler, zerbrechlichen Strich ist aufs engste und intimste verbunden mit seiner Person und seiner Wahrnehmung der Welt, ebenso wie das seinerzeit bei Chester Browns I NEVER LIKED YOU der Fall war. Im Gegensatz dazu gibt kann man sich kaum einen passenderen Stil vorstellen, als den, den Frank Miller für SIN CITY verwendet, gritty, düster und so NOIR wie es nur sein kann. Der perfekte Stil zum Inhalt.

    Deswegen würde ich mir wünschen, dass sich ein Zeichner, der sich soviele bewusste Gedanken über seinen Stil und seine Technik macht, auch mehr Gedanken über seine Inhalte macht. Welche Ideen interessieren mich? Welchen Genres fühle ich mich verbunden? Ein Zeichner sollte sich über seine Inhalte ebenso ausführlich Gedanken machen wie über seinen Stil. Inhalt und Form (= Stil) gehen Hand in Hand, und je besser sie passen, desto organischer und geglückter wirkt letztendlich das Ergebnis.

    Zwei Beispiele, um zu illustrieren was ich meine:

    Walter Moers und Reiser

    Als Walter Moers seinerzeit mit dem kleinen ********* um die Ecke kam, stand er noch sehr unter dem Einfluss Reisers: Dessen Comics sehen aus wie in fünf Minuten auf dem Klo zusammengekrakelt, verschmiert, hingerotzt und nachlässig buntgemalt mit irgendwas, was grade aus dem Wassermalkasten rauslief. Die Inhalte waren entsprechend: sehr anarchistisch, gerne geschmacklos, Witze über Behinderungen, alte Leute, Bilder von unrasierten Prolls, denen die Hoden aus der ausgeleierten Unterhose hingen. Sowohl Stil als auch Inhalt bei Reiser sagten sehr deutlich Fuck you. Und bei Walter Moers war das, in geringerem Maße, nicht anders.

    Stil und Persönlichkeit

    Von den eigenen Inhalten ist es gar nicht soweit zum eigenen Wesen des Zeichners.

    Für mich eintsteht ein Stil idealerweise aus zwei Elementen: Erstens, wir reflektieren die Welt in einer Zeichnung, und müssen sie zwangsläufig abstrahieren; das heisst, dass wir, wenn wir die Wirklichkeit da drausssen runterkochen auf ein paar Striche, uns die Essenz dessen schnappen, was wir da sehen. Wir bringen das rüber, was uns wichtig erscheint.

    Andererseits und zweitens machen wir das, was wir machen, weil es uns Freude bereitet. Idealerweise sind wir verliebt in unseren Stil, in unsere Figuren. Was nicht verkehrt ist, denn wir verbringen eine Menge Zeit mit ihnen. Da sollte man seinen Stil schon schön finden, sonst hat man ein Problem.

    So ist ein Stil einerseits die Welt wie wir sie sehen, und andererseits die Welt, wie wir sie gerne hätten.

    Sehr häufig, und wiedermal idealerweise, geht die stilistische Identität, das stilistische Profil eines Autors Hand in Hand mit seinem inhaltlichen Profil: Je persönlicher und eigener der Stil wird, desto mehr persönlicher und eigener werden auch die Inhalte. Ich glaube, dass idealerweise der Stil und der Inhalt eine Einheit ausmachen, und das beides zusammengenommen eben diese besondere Intimität ermöglicht, die es eigentlich nur im Comic gibt: Ich sehe das Erleben eines Menschen durch seine Augen.

    Sehr gute Beispiele hierfür finde ich in Craig Thompsons BLANKETS, dessen poetischer, fast kaligrafischer Strich sehr viel mit der poetischen, stark gefühlsbetonten Wahrnehmung hat, die seine Bücher prägen.

    Oder Chester Browns I NEVER LIKED YOU, eine autobiografische Teenagergeschichte, in dem ein Junge einem Mädchen seine Liebe erklärt, aber dann, als diese erwidert wird, zu passiv und ängstlich ist, um irgendetwas daraus zu machen. Der Strich fragile, dünne Strich, ebenso wie die einzelnen Panels, auf schwarze Fläche geklebt, transportieren die Erlebniswelt dieses kafkaesken Teenagers viel eindringlicher und fühlbarer, als es ein Text könnte.

    http://www.entrecomics.com/wp-conten...3/inever05.gif

    Und in diesem Zusammenhang ist es bemerkenswert, wie anders Browns Stil in der distanzierteren Biografie des kanadischen Helden Louis Riel wirkt.

    Ähnlich persönliche Dokumente sind in Deutschland einige autobiografische Comics von Oliver Ferreira, die sehr viel von seinen eigenen inneren Ängsten und Zweifeln transportieren.

    Dasselbe gilt für den Inhalt, den wir wählen: Wir treffen eine Auswahl. Manche finden es reizvoll, eigene Welten zu erschaffen und ihre Phantasie auszutoben, so weit sie können; andere bleiben bei der Realität und suchen, immer und immer wieder, die Antwort auf Fragen des Lebens. Bei Hesse war das immer wiederkehrende Motiv die Konkurrenz zwischen Körperlichkeit und Geistigkeit, bei Woody Allen sind es neben Sex und Tod Fragen der Moral und der Integrität, John Updike hinterfragt Ehe und Treue, Hanif Kureishi beschäftigt sich mit dem Umgang mit der Unvermeidlichkeit des Alterns.

    Und so stehen wir vielleicht am Ende vor der Entscheidung, was unsere Fragen sind, und wie wir sie für unser Leben lösen können. Indem wir die Fragen unseren Protagonisten stellen und ihn in das Dillemma schicken, in das wir uns selbst nicht hineintrauen, kommen wir dieser Frage näher, und in der Identifikation mit einer fremden Figur, wie in der Identifikation mit einer anderen Person, werden wir auf uns selbst zurückgeworfen und kommen uns selbst, unserem Wesen näher. Und auch wenn es viele Anworten auf den Sinn des Lebens gibt: einer der Sinne ist sicherlich, sich selbst so intensiv wie möglich zu kennen und zu erfahren.

    Und so gesehen ist die Suche nach einem eigenen Stil, nach der eigenen Stimme, inhaltlich wie ästhetisch, auch ein bisschen ein Sinn des Lebens.

    Aber wir wollen nicht übertreiben.

    Es sind ja schliesslich nur Comics. Oder?

  13. #38
    Moderator Alligator Farm Avatar von tillfelix
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    Zitat Zitat von Spong Beitrag anzeigen
    Es sind ja schliesslich nur Comics. Oder?
    Genau

    Schöner Text. Wenn sowas nicht ins Buch kommt, freue ich mich umso mehr auf die Auswahl, die es dann hineinschafft

  14. #39
    Moderator Edition Panel Avatar von Jähling
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    Ein paar Anmerkngen zum Stil-Text:

    Selbst wenn er nicht ins Buch passt, im Blog kann man ihn doch schon bringen, oder? Dafür ist es ja ein Blog!

    Außerdem lässt sich das, was Du über Zeichenstile sagst, ohne weiteres auch auf Erzählstile anwenden. Im Absolute-Write-Forum gibt es gerade so einen Thread, wo ein Autor sorge hat, seinen persönlichen Stil zu verlieren, wenn er sich zu sehr mit Schreibtutorien befasst. Was für mich eher so klingt, als hätte er seinen persönlichen Stil noch gar nicht gefunden.

    Und zum Schluss schlägst Du ja selber den Bogen zum Erzählerischen.

    Sehr schöner Text, jedenfalls.
    Geändert von Jähling (30.01.2011 um 12:34 Uhr)

  15. #40
    Moderator Edition Panel Avatar von Jähling
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    Zitat Zitat von qwertyboy Beitrag anzeigen
    Schade, dass du das Thema hier so dogmatisch angehst, statt zu beobachten und zu beschreiben, was im Comic möglich ist und bereits erfolgreich versucht wurde.
    Klang für mich nicht dogmatisch. Und es ist ja auch erst Teil 1 von 7, wer weiß, wie das noch erweitert wird.

    Wie jede andere erzählerische Gattung, kennt auch der Comic kurze und lange, prosaische und lyrische Formen.
    Kann man aus der Anekdote, die Spong am Anfang wiedergibt, einen guten Comic machen? Klar, wenn man denn meint, dass diese Begebenheit unbedingt in einer Geschichte bewahrt werden soll. Ist es eine gute Geschichte für einen Comic? Nö. Damit sie als Geschichte funktioniert, muss man sie völlig neu, nach erzählerischen Kriterien, konstruieren. Heißt das, dass Anekdoten allgemein keine guten Comics abgeben? Hat niemand behauptet.

    Anekdoten sind Nacherzählungen von kleinen, mehr oder weniger witzigen Begebenheiten - die Betonung liegt dabei aber nicht auf klein, also im Gegensatz zu episch oder so, sondern auf Begebenheit, im Gegensatz zu Geschichte.

    Comicstrips sind keine Anekdoten. Es sind Geschichten. Sie haben eine Erzählstruktur und einen Spannungsbogen. Also, wenn sie gut sind. Manche kommen vielleicht von Anekdoten, sind aber, damit sie als Comics funktionieren, in Geschichten umgeschrieben worden.

  16. #41
    Moderator Autorenforum / Pony X Press / Katzenjammer Avatar von Spong
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    @Till Danke!!

    @Jähling danke auch dir, sehe vieles genauso. Freue mich natürlich über das positive Feedback, vllt tue ich den Text auf den Blog, wenn der "was macht eine Geschichte gut"-"Run" durch ist.

    Qwertyboy ist übrigens Manfred Kooistra, nur zur Info.

    Ich kenne einige Geschichten von Harvey Pekar, die extrem unscheinbare Begebenheiten darstellen, aber es geht eben nur vordergründig um die Begebenheiten an sich. Es gibt immer eine tiefere Bedeutung dieser kleinen Momente. Und das macht diese kleinen Begebenheiten zu guten Geschichten.
    Geändert von Spong (30.01.2011 um 13:04 Uhr)

  17. #42
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    Es hat Spaß gemacht den Text zu lesen!

    Fürs Buch würde ich mir jetzt wünschen, dass Möglichkeiten gezeigt werden, wie man aus einer Anekdote eine Geschichte macht, die als Comic funktioniert

  18. #43
    Alumna (ehemaliges Teammitglied) Avatar von Jenny
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    So ist ein Stil einerseits die Welt wie wir sie sehen, und andererseits die Welt, wie wir sie gerne hätten.
    Schöner Satz, Spong. Zeigt unter anderem auch, wie unsinnig Bestrebungen sind, Stile nachzuahmen - wieso soll man auch die Welt so zeichnen, wie ein anderer sie gerne hätte?

    Macht Spaß zu lesen! Danke fürs Teilen!

  19. #44
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    Ich bin immer noch nicht sicher (und jetzt nach dem zweiten Lesen des Texte noch mehr mehr), ob ich jetzt Stil als Werkzeug sehen soll, oder als etwas, was abstrakt gesagt "von Innen kommt".

    Die Vorstellung, das man überspitzt gesagt, die psychischen Hosen runterlässt, wenn man seine Bilder anderen Leuten zeigt, ist mir ganz und gar nicht geheuer. Kein Wunder, dass Stileben so beliebte Sujets sind

  20. #45
    Alumna (ehemaliges Teammitglied) Avatar von Jenny
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    Wenn man "Geschichte" einfach auf "gute Beobachtung und Darstellung menschlichen Verhaltens" erweitert, dann passt doch alles wieder. Denn Calvin und Hobbes lebt eben genau von dieser, die meines Erachtens komplett unter das fällt, was Spong gesagt hat, sofern man es nicht so eng liest. Manfred, reite doch nicht immer so auf Prinzipien herum!

  21. #46
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    Spong will offenbar ein Buch über Comics schreiben. In einem der Texte, die auf dieses Buch hinarbeiten aber, schränkt er das, was für ihn gute Comics ausmacht, auf für mich unerträgliche Weise ein. Wieso stört das niemanden sonst hier? Wieso klopft ihr ihm hier so fleissig auf die Schulter? Denkt ihr überhaupt über das nach, was er da schreibt?

    Viele von euch hier zeichnen Comics, die genau so sind, wie Spong sagt, dass gute Comics nicht sein können: Till Felix' "Es ist ein Hase" z.B., oder Laburrinis "Ponyhof".

  22. #47
    Moderator Pony X Press / Katzenjammer Avatar von parole-ae
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    feiner text, frank, tu den ma auf deinen blog, damit der n büschen belebt wird
    ich bin schon auf das buch gespannt...

  23. #48
    Alumna (ehemaliges Teammitglied) Avatar von Jenny
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    Manfred, das, was du als so einschränkend empfindest, habe ich nicht gefunden. Ich muss es beim Lesen ganz anders aufgefasst haben. Und alle anderen, das vermute ich jetzt mal, auch. Ist es dann einen solchen Aufreger wert, wenn's nur an der Formulierung hängt?

  24. #49
    Mitglied Avatar von Geier
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    Naja, eine gewisse Einschränkung auf das was Frank interessiert meine ich schon zu erkennen - allerdings ist die Thematik so umfangreich, daß man noch nichts dazu sagen kann. Anders gesagt kann man ein Buch nicht nach den ersten 3-4 Seiten beurteilen, wer weiß was da noch kommt? Bisher ist es bestenfalls Grundlage, das KleinKlein wird wohl (irgendwann) noch kommen.

    ZB muß man, wenn man schon "Comics" als Überbegriff nimmt, auf die verschiedenen Genres und Formate eingehen die zT völlig verschiedene Herangehensweisen an die Story verlangen.

    Mal abwarten.

  25. #50
    Moderator Autorenforum / Pony X Press / Katzenjammer Avatar von Spong
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    Leute, vielen Dank, freue mich sehr über die positive Resonanz. @Jen, das man die Welt so zeichnet wie man sie sieht / gerne hätte, ist ja nur eine Beobachtung oder Theorie von mir, aber ich habe es bei manchen Comics erlebt, und dadurch wird das Medium das intimste, was es gibt. Es ist als bekäme man einen handgeschriebenen Brief des Autors.

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