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Thema: Die geheime Geschichte der Digedags

  1. #76
    Mitglied Avatar von Tilberg
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    Ja. Hegenbarth war sehr zufrieden mit dem Cover (oder gar dem ganzen Heft?). Ich mußte dabei schmunzeln, denn das Heft paßt ganz gut zu seinem Humor mit dieser irrwitzigen Lurchjagd. Kein Wunder, daß er das "SEHR SCHÖN!" fand.
    "Wir pfeifen immer noch darauf, wenn es der Story dienlich ist!"
    Bhur am 12.9.2016

    "Die MosaPedia - das dufte Mosaik-Lexikon im Internet!"
    Nietzsche am 3.1.1889

  2. #77
    Mitglied Avatar von Bruno
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    Schön, dass Du wieder hier aktiv bist, @Uhrviech! Freut mich wirklich sehr.
    Zur Bedeutung Hegenbarths:
    Es hätte das Mosaik ohne ihn nicht gegeben und ohne seine Crew wäre es nicht zwanzig Jahre präsent geblieben. Nicht nur die Zeichnungen, auch die Recherchen zu den einzelnen Geschichten wären doch im Alleingang nie zu bewältigen gewesen. Es sei denn, das Niveau wäre auf Südsee-Abenteuer-Zeit eingefroren worden. Trotzdem war gerade er es, der das Mosaik durch stürmische Zeiten geführt hat und als Gütekontrolleur oft auch zum Leidwesen der Zeichner unerbittlich war. Außerdem hat er auch in der "Spinnstube" viel an Ideen und Gags mit eingebracht.
    Für all das gebührt ihm großer Dank, ohne ihn deswegen in den Himmel heben zu wollen. Seine menschlichen Fehler und Schwächen sind ja hinlänglich bekannt und haben auch zum eigenen Sturz beigetragen.

  3. #78
    Mitglied Avatar von gbg
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    Wenn ich mir die gemeinsamen Grillfeten und Dampferfahrten ansehe, sehen die Mitarbeiter nicht gerade traurig und in "Ketten gelegt" aus. Also sooo schlimm kann es nun ja auch nicht gewesen sein, sicher der Personenkult wurde von der Partei und Staatsführung zelebriert, Hegen war DER im Hintergrund und seine Kollegen konnten dann ja nicht im Vordergrund stehen?
    Ich denke auch, viele Dinge, die sich jetzt abzeichnen (Buch), sind aus Sicht des Verlags und der Jugendorganisation, Hegens Briefverkehr ist schließlich in seinem Besitz und bis jetzt nicht öffentlich. Einige "missing links" würden sich dort sicher noch finden lassen...
    Interessant für mich die Rolle Drägers nach dem Bruch mit Hegenbarth, denn 1. profitierte er unmittelbar (Hefte Sammelbände) von Hegens Verhandlungstaktik, 2. musste er aber auch ein guter neuer künstlerischer leiter sein, das Kollektiv motivieren und alles besser als der "Boß" machen...
    keine leichte aufgabe und nach der Abrafaxe Revue wollte er selbständiger schriftsteller werden, was aber die verlagsleitung ihm auszureden versuchte und auf die verträge mit dem verlag hinwies, wo er seine rechte mit dem kollektiv teilen musste. Ohne verbesserung seines honorares.

    Einen zweiten Hegen wollte man unbedingt vermeiden.

  4. #79
    Mitglied Avatar von Hinnerk
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    Zitat Zitat von gbg Beitrag anzeigen
    ... Hegen war DER im Hintergrund und seine Kollegen konnten dann ja nicht im Vordergrund stehen?
    Wenn Hegen im Hintergrund steht, wieso können seine Kollegen nicht im Vordergrund stehen? So ganz einleuchtend ist mir dieser Satz nicht.

  5. #80
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    Zitat Zitat von Uhrviech Beitrag anzeigen
    Kennst du wirklich sooo viele davon? Mir begegnen doch eher Mosaik-Freunde, die sich nach den vielen Jahren noch immer fröhlich an die Storys, sogar an Textpassagen erinnern. Für die zeichnerische Qualität werden eher die späteren Serien - und kaum die ersten 12 Hefte hervorgehoben. Natürlich muß man auch einräumen, daß Hegen die Weiterentwicklung seines Stils durch seine Mitarbeiter durchaus mitgetragen, wenn nicht sogar gefördert haben muß. Ansonsten hätte er wohl kaum seinen Namen für immer untrennbar mit dem Mosaik verbunden gelassen. Und warum soll es keine Fans seines besonderen Striches geben? Sowas gab es immer, ist legitim und beschränkt sich nicht auf Hegenbarth. Die werfen ihm dann vielleicht vor, daß er zugelassen hat, was aus den Digedags geworden ist. Ich finde es interessant, wie sich vom der Stil zwischen Heft 1 und 223 verändert hat. Letztlich ist Hegen aber auch dafür hauptverantwortlich zu machen, auch wenn er selbst nicht den Stift führte.
    ... Und wenn ich mich outen darf: Mich sprechen Die Darstellungen zwischen Weltraum- bis Runkelserie am meisten an. Römer auf der einen Seite und Amerika auf der anderen Seite liegen im Randbereich. Dann kommt die Südsee (vielleicht aus erznostalgischen Gründen) noch vor der Orientserie.
    Schöner Beitrag. Natürlich ist Hannes Hegen für die mit jeder Serie gewachsene Qualität des Mosaiks unter seiner künstlerischen Leitung das "Mastermind" gewesen, jemand der den hohen und nach ihm nie wieder erreichten zeichnerischen und szenbildnerischen Standard maßgeblich entwickelt und womöglich auch unter diktatorischen Zuständen egoistisch durchgepeitscht hat. Die Amerika-Serie stellt für mich neben Hal Fosters Prinz Eisenherz-Reihe eines der weltbesten Comics dar.
    Für diese Leistung, als künstlerischer Leiter eines Weltklassecomics in der kleinen Deutschen Demokratischen Republik unter schwierigen wirtschaftlichen und politsch ungünstigen Umständen auf dieses hohe Niveau zu kommen, dafür gebührt ihm meine absolute Hochachtung und tiefster Respekt. Natürlich wurde nach ihm auch gute Arbeit geleistet, das Mosaik mag nach Hegen weniger konservativ und teamgeistiger geworden sein aber ich finde gerade die späte Eleganz, den bestechenden Stil des Gründers und Visionators hatte es danach nicht mehr.
    Geändert von Mosaikfan (11.11.2010 um 22:11 Uhr)

  6. #81
    Moderator Leipziger Comicgarten Forum Avatar von thowiLEIPZIG
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  7. #82
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    Zitat Zitat von ali@thowi Beitrag anzeigen
    wzbw
    *duckundweg*
    Ich nehme mal an, das zweite "w" steht für wäre und nicht für war, sonst hättest du nicht *duckundweg* sondern *digedagundweg* geschrieben
    Es grüsst
    Uhrviech aus Passow, wo die Digedags ein Zuhause haben

  8. #83
    Mitglied Avatar von Tilberg
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    Wir fangen hier schon wieder an, aneinander vorbeizureden, wie zu besten Renizeiten. Hegenbarths Verdienste werden hier doch von niemandem bezweifelt, deswegen müssen sie auch nicht ständig betont werden. Wenn die Hegenbarth-"Verteidiger" deutlich akzeptieren würden, daß der Mann auch einiges falsch gemacht hat (vor allem in Hinsicht auf die Behandlung und WErtschätzung seiner Mitarbeiter), ohne daß sie deswegen zu Kreuze kriechen müßten, wäre schon vieles gewonnen. Ein Dialog der Form:

    User 1: "A!"

    User 2: "A ist richtig, aber B darf man auch nicht vergessen."

    User 1: "Nein, nein, nur A ist wichtig!"

    User 2: "A und B gehören zusammen."

    User 1: "A! A!"

    etc.

    ist nicht sehr ergiebig.
    "Wir pfeifen immer noch darauf, wenn es der Story dienlich ist!"
    Bhur am 12.9.2016

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  9. #84
    Moderator Digedags Forum Avatar von Uhrviech
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    Neue Preissenkungen (Heft 37, Seite 4)

    Beim Durchblättern der Abbildungen bin ich heute bei Nr. 39 hängen geblieben.
    Mark Lehmstedt bezeichnet es als einen subversiven Witz, der sich im letzen Heft, das im Verlag Neues Leben erschien, verstecken konnte.

    pteroman schrieb dazu vor ein paar Jahren:
    Zitat Zitat von pteroman
    ein kracher sind die preissenkungen auf seite 4: klar, im kommunismus wird ja alles immer billiger, aber dafür auch besser. solange, bis man sogar geld noch zur ware dazu kriegt. trotzdem schaut's recht mager aus in der schaufensterauslage und man schreibt mit nasser kreide, anstatt laufschriften aus laserdioden zu benutzen - tolle zukunft!
    Im Grunde kann ich mir nur vorstellen, daß dieser eingebaute Gag eine satirische Reaktion auf die "Preiserhöhungen" nach der Abschaffung der Lebensmittelkarten (Beschluss im Juni 1958) war. Ich glaube aber, daß dies kein großes Thema in der Bevölkerung war. Die Preise auf LM-Kartenkauf waren damals sehr stark subvensioniert, die neuen Preise lagen weit unter den HO-Preisen. Zusätzlich gab ein für den Normalverdiener (zu denen Hegen allerdings nicht gehörte !! ) Zuschläge auf das Gehalt, wodurch die Steigerungen mehr aus ausgeglichen wurden. Man war zu jener Zeit schon sehr zufrieden, daß nach 20 Jahren die Lebensmittelrationierung auch in der DDR beendet wurde. Vielleicht haben die Redakteure auch deshalb mehr auf die Formel als auf die Preissenkung geachtet?

    Zum Zeitpunkt von Heft 37 kostete ein Stück Butter 2,50 DM, ne Bockwurst 80 Pf. und eine Schrippe gab es für 5 Pf.
    30 Jahre danach hingen immer noch die gleichen Preistafeln. Lisbeth konnte sich voll der Kundschaft widmen und brauchte zumindest dafür keine nasse Kreide ...
    Es grüsst
    Uhrviech aus Passow, wo die Digedags ein Zuhause haben

  10. #85
    Mitglied Avatar von Möhrenfelder
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    Zitat Zitat von Uhrviech Beitrag anzeigen
    Lisbeth konnte sich voll der Kundschaft widmen und brauchte zumindest dafür keine nasse Kreide ...
    Nur einen gelangweilten Gesichtsausdruck und den Spruch "Hamm wa nich."
    Das ist bis zum bitteren Ende eine Konstante gewesen.
    "Im Grunde genommen wollen die Leute, dass es morgen nicht schlimmer wird als heute" Lord Vetinari, Patrizier von Ankh-Morpork

  11. #86
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    ein service, der sich noch steigern ließ mit: "ham wa nich, kommt ooch nich mehr rin."

  12. #87
    Mitglied Avatar von gbg
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    Zitat Zitat von Hinnerk Beitrag anzeigen
    Wenn Hegen im Hintergrund steht, wieso können seine Kollegen nicht im Vordergrund stehen? So ganz einleuchtend ist mir dieser Satz nicht.
    ganz einfach, weil es im hintergrund keinen vordergrund gibt

  13. #88
    Mitglied Avatar von Möhrenfelder
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    Zitat Zitat von gbg Beitrag anzeigen
    ganz einfach, weil es im hintergrund keinen vordergrund gibt
    Andererseits macht ein Hintergrund ohne Vordergrund genausowenig Sinn, wie ein Schaufelrad ohne Bagger.
    "Im Grunde genommen wollen die Leute, dass es morgen nicht schlimmer wird als heute" Lord Vetinari, Patrizier von Ankh-Morpork

  14. #89
    Mitglied Avatar von gbg
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    Zitat Zitat von Möhrenfelder Beitrag anzeigen
    Andererseits macht ein Hintergrund ohne Vordergrund genausowenig Sinn, wie ein Schaufelrad ohne Bagger.
    der vergleich hinkt
    ein hintergrund kommt ohne vordergrund aus, einfach ein bild, muss doch niemand davor (vordergrund) zu sehen sein????

    bevor das aber in metaphysische argumentation ausartet, sollten wir es hiermit beenden, jeder kann in diese aussage reinlegen was er will, alles stimmt...

  15. #90
    Mitglied Avatar von Tilberg
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    Übrigens ist das Burgenmodell von Einar Schleef auf einem der Bilder in der erweiterten Ausgabe zu sehen.
    "Wir pfeifen immer noch darauf, wenn es der Story dienlich ist!"
    Bhur am 12.9.2016

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  16. #91
    Moderator Digedags Forum Avatar von Uhrviech
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    Zitat Zitat von gbg Beitrag anzeigen
    ganz einfach, weil es im hintergrund keinen vordergrund gibt
    Nöö, weil DER im Hintergrund auch im Vordergrund stand.
    Es grüsst
    Uhrviech aus Passow, wo die Digedags ein Zuhause haben

  17. #92
    Mitglied Avatar von Hinnerk
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    Zitat Zitat von gbg Beitrag anzeigen
    ein hintergrund kommt ohne vordergrund aus,
    Ein Hintergrund ohne Vordergrund ist ist ein Vordergrund, weil wenn nix davor, dann nix dahinter![/korinthenkack]

  18. #93
    Moderator Digedags Forum Avatar von Uhrviech
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    Zitat Zitat von Hinnerk Beitrag anzeigen
    Ein Hintergrund ohne Vordergrund ist ist ein Vordergrund, weil wenn nix davor, dann nix dahinter![/korinthenkack]
    In der Fotografie und Bildbearbeitung kann ich den Hintergrund schon sehr wohl vom Vordergrund trennen (oder muß es sogar). Bei Photoshop z.B. in getrennten Ebenen. Je nach Motiv kann der Hintergrund einzeln betrachtet auch Objekte im Vordergrund haben - oder auch nicht. In seiner Gesamtheit bleibt es aber ein Hintergrund.
    Für die weitere Diskussion zu diesem Punkt ziehe ich mich jetzt in den Hintergrund zurück.
    Es grüsst
    Uhrviech aus Passow, wo die Digedags ein Zuhause haben

  19. #94
    Moderator Leipziger Comicgarten Forum Avatar von thowiLEIPZIG
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    Unser Leib- und Magenblättchen, die L-IZ, hat einen feinen Artikel veröffentlicht:

    "Von Rittern, Zensoren und einem pokernden Erfinder: Die geheime Geschichte der Digedags"


  20. #95
    Moderator Digedags Forum Avatar von Uhrviech
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    Zitat Zitat von ali@thowi Beitrag anzeigen
    die L-IZ, hat einen feinen Artikel veröffentlicht:
    eine sehr schöne und treffende Rezension
    Es grüsst
    Uhrviech aus Passow, wo die Digedags ein Zuhause haben

  21. #96
    Junior Mitglied Avatar von Mc_Gibs
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    Vom Sockel gestürzt ...

    Endlich habe ich das Buch zu Ende gelesen - ich muss sagen, es isr die beste Veröffentlichung zum Thema Digedags, die ich je gelesen habe. Ungemein sachlich und um Vollständigkeit bemüht, deren ausbleiben dem Autor nicht zur Last zu legen ist, sondern der Quellenlage bzw. dem Quellenzugang. Ganz nebenbei wirft das Buch auch ein beispelhaftes Licht auf das Verlags- bzw. Zeitschriftenwesen der DDR.

    Am meisten haben mich die Berichte aufgeregt, welche die Ignoranz der Beteiligten bezüglich der Leserinteressen aufzeigten - da scheint nicht einer wirklich einen Gedanken an die Leser verschwendet zu haben, sondern jeder scheint im Wesentlichen seine spezifischen Eigeninteressen verfolgt zu haben und es ist ein Phänomen, dass einige der Eigeninteressen immer mit einem genügenden Bedürfniss der Konsumenten korellierten.

    Das Verdienst Hegens für das Mosaik kann nicht hoch genug eingeschätzt werden - seine Motivation und sein Arbeitsstil sind aber diskussionswürdig. Wer von den Mosaik-Gestaltern gibt die Antworten auf unbeantworteten Fragen der Digedag-Interessenten? Wen hat je die Rezeption seines Produktes über die Verkaufsstatistik hinaus interessiert? Was hat das Mosaik in seinen Lesern induziert? Der Mythos bekommt mit jeder Veröffentlichung Dritter einen schalen Beigeschmack, weil immer mehr der Eindruck entsteht, die Mosaik-Gestalter selber haben an ihrem Mythos mitgestrickt - insbesondere Herr Hegenbarth - und er ist nicht etwa Produkt der Unterdrückung und Geheimhaltung durch das DDR-Regime.

    Ich als Leser werde von den Machern allein gelassen - entweder ich akzeptiere den informationsarmen Zustand oder ich muss auf das Mosaik verzichten. Ohne die bisherigen Veröffentlichungen Dritter würde ich Hegen immer noch im Comic-Olymp wähnen, ein mutiger und unterdrückter Einzelkämpfer für die lustige Bildergeschichte, ein von Einfällen sprudelnder genialer Zeitgenosse, dessen Annonymität entweder in seiner Bescheidenheit begründet ist oder der vom DDR-Regime in Isolation gehalten wird, ohne dass man ihm Gelegenheit gibt, Verbindung mit seinen geliebten Lesern aufzunehmen und den ihm zustehenden Ruhm zu ernten. Ja dessen avantgardistischen Einfälle durch restriktive Vorgaben verwässert werden, das Künstlergenie, dass so viel mehr schaffen könnte, würde man ihn nicht ständig beschneiden und bevormunden.

    All das ist nicht war - Hegen ist offensichtlich ein arroganter und selbstherrlicher egozentrischer Charackter, dem seine Befindlichkeit viel näher liegt als die Interessen seiner Leser, denen er jeglichen Aufschluss verweigert und jedem, der sein Werk nutzt um anders darüber zu fabulieren, als der Meister es vorgegeben wissen will, die juristische Keule überzieht.

    Und es ist auch offensichtlich, dass Hegen ohne sein Kollektiv und dieses ohne Hegen nie wieder den Zauber des Digedag-Mosaiks erreicht haben.

    Die gequälten textlichen Pointen der ersten Mosaiks legen deutliches Zeugnis für das literarische Niveau des Mosaiks als Alleinerzeugnis von Hegen ab. Mit dem Erscheinen der Sekundärliteratur über das Mosaik klärt sich auch das steigende Niveau der Texte des Mosaiks, das nach Quellenlage offensichtlich Herrn Dräger zu verdanken ist. Die klarere und kindgemäßere Strichführung, die sich nach und nach durchsetzt ist wahrscheinlich eher ein Kompilattionsprodukt des Mosaik-Kollektives als eine geniale künstlerische Entwicklung von Herrn Hegen. Und die traditionellen Massenszenen auf einem Doppelblatt sind, wie es zu erfahren ist, ein spezifisches Talent einer 'Hilfskraft' des Meisters. Und so ließen sich noch viele Puzzle-Teile finden, die Hegen wahrscheinlich nicht selbst gestaltet hat. Aber erst die vielen Puzzleteile ergeben das einmalige Mosaik der Digedags. Wobei einmalig selbst in mehreren Fazetten erscheint. So sind die ersten gnomalen orientalen Mosaiks einmalig und anders als die darauf folgenden einmaligen Südsee-Hefte - die wohl die erotischsten Frauengestalten aufweisen, ohne aber für Kinder übertrittisch zu sein.

    Bekanntermaßen folgt dem der Zirkus Digedag, die römische Hegen-Welt, Weltraum-Thriller und das DDR-Plagiat Planet-Neos, von dem nicht sicher ist, ob er eine Persiflage ist, eine naive politische Weltsicht oder eine Anbiederung an das DDR-System. Hier - wie auch fast überall - sind die Hintergründe der gewählten Darstellungsweise unbekannt oder vernebelt.

    Dem folgt die Mischung aus Erfindergeschichten und Planetenerkundung, deren künstlerische Gestaltung, Handlungsniveau und Didaktik mal in die eine, mal in die andere Richtung abweichen. Warum? Darüber schweigt die Schöpfungsgeschichte des Mosaiks im Detail.

    Ich habe diese Erfindergeschichten geliebt und fand sie am lehrreichsten. Sie hatten auf der einen Seite Sachlichkeit und Ernsthaftigkeit und auf der anderen Seite durch - meist durch die die Digedags - Witz und lustige Unterhaltung.

    Dafür bediente Ritter Runkel mehr die Spannung und das Abenteuer - wobei die Digedags sehr viel ernsthafter auftraten als früher, sie sind jetzt die Vernünftigen und Runkel der eher Unreife und Realitätsfremde. Und je länger die Reihe dauerte, um so mehr nervte mich die Erfolglosigkeit und Tölpelhaftigkeit Runkels -dem die Autoren so wenig Entwicklung zubilligten -und die zunehmende Oberlehrerhaftigkeit der Digedags, die zunehmend austauschbar wurden und zu einer Personalität verschmolzen, später zu einer Dreieinigkeit mit Digedag, bis zum recht lieblosen Ende der Weltreise zurück in die kleine Welt von Rübenstein, Möhrenfeld und Kuckucksberg. Der Schowdown endet mit der siegreichen Revolution der Werktätigen über die Imperialisten ... äh der Bauern über den Raubritter Kuckucksberger.

    Und bevor Runkel endgültig zum Pantoffelheld wird dürfen die Digedags ganz neu in den USA spannende Abenteuer erleben. Die Schaffenskraft des Mosaiks scheint wieder neu geweckt zu sein. Schiffsrennen und Schatzsuche - geheimnisumwittert. Und leider, kaum ist der Schatz entdeckt dauert es nicht lang, und das Niveau verirrt sich und verliert sich endgültig mit dem Auftauchen des stärksten Mannes der Welt ...

    Und je mehr Klassenkampf ins Mosaik einfließt um so klischeehafter wird die Storie, weil die Rolle des Individuums - des Trägers der Handlung - an Bedeutung verliert und einer anonymen Masse weichen muss. Wem da warum immer wieder die Einfälle ausgegangen sind bleibt unbekannt.

    Aber mit dem nächsten Konzept steigt leider das Niveau nicht wieder, sondern dümpelt vor sich hin und plötzlich bewegen sich die Texte wieder in Richtung Sprechblase, wir sind schon wieder im Orient und schon wieder wird eine Prinzessin geraubt oder gefangen gehalten und der Wortwitz neigt sich dahin, wo er einst begonnen hat und auch die Mosaik-Macher recyclen ihre Einfälle vom Anbeginn des Mosaiks, als setzten sie auf das Verschwinden und die Unerreichbarkeit ihrer alten Heftausgaben und auf ein Desinteresse an diesen, um dem Leser aufgewärmte Ideen servieren zu können, ohne das dieser das bemerken könnte. Früher oder später - solange das Interesse am Mosaik anhält - wäre dieser Schwindel aber aufgeflogen, denn wer vom Mosaik-Virus infiziert ist, der ruht nicht eher, bis dass er alle Heftausgaben wenigstens gelesen hat.

    Was auch immer das Ende der Digedags bewirkt hat - das Traurigste an ihrem Ende sind doch die uneingelösten ausgesprochenen und unausgesprochenden Versprechungen, die im Laufe ihrer Gegenwärtigkeit offen geblieben sind und nun nie mehr beantwortet werden können.

    Herr Lehmstedt hat vieles offengelegt, was aus dem Mythos Digedags profan menschliches macht, profan politisches, profan ökonomisches. Was bleibt, ist das nichtprofane künstlerische, schöpferische - das in Grafik und Text geronnene Kunstwerk mit seinen Höhen und Tiefen und seiner Einmaligkeit.

    Und jede neue Digedags-Zeichnung von Herrn Hegen offenbart die Unwiederbringlichkeit des Produktes seiner Zeit und seiner Umstände als das Mosaik von Hannes Hegen - denn was Herr Hegen für die Neuauflagen des Mosaiks abliefert ist eine unfreiwillige Karrikatur seiner selbst, eine Demontage seiner eigenen Kunst, ein gescheitertes Comeback oder schnöde Geldmacherei - ein Malus, den der Mosaikfreund in Kauf nimmt, um an das Kunstwerk vergangener Zeit zu gelangen.

    Nun bin ich in meiner Rezension doch gewaltig vom Weg abgekommen, aber meine kindliche Seele fühlt sich offensichtlich betrogen - aber das laste ich nicht dem Überbringer der schlechten Botschaft an, denn Herr Lehmstedt ist auf Aufdecken der Wahrheit interessiert - und er macht das sehr professionell - sondern all den Verschleierern der Wahrheit, um nicht zu sagen dem mit genialem Talent bedachtem Künstler Hegen, der wohl selbst nicht begreift, was er da geboren hat und sein eigenes Kind in einer Enge hält, als ob wir Mosaik-Freunde alle nur Schmuddelkinder wären, schlechter Umgang, eine Gefahr und dass er sein Kind verlieren könnte, wenn wir diesem die Augen öffnen würden.

    Es gibt viele Kunstwerke, die sich nicht in den Fesseln der Intention des Künstlers halten lassen, weil der Künstler nur ein göttliches Medium ist und in seiner Vermessenheit meint, er wäre der Schöpfer und macht sich so zum Feind seiner eigen Kunst, seiner göttlichen Seele, die er selbst nicht begreift. Welche Tragik, wenn in einem großen Künstler ein kleiner Mensch wohnt.

  22. #97
    Moderator Digedags Forum Avatar von Uhrviech
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    WOW, welch ein nächtlicher Auftritt !

    Herzlich Willkommen auf dem Boden der Tatsachen und (zurück?) hier im Forum
    Es grüsst
    Uhrviech aus Passow, wo die Digedags ein Zuhause haben

  23. #98
    Mitglied Avatar von Remory
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    Was mich an dem Buch beeindruckt hat, ist auch die Sachlichkeit, mit der die Geschichte des Mosaiks beleuchtet wird. Natürlich gibt es auch hin und wieder eine leicht ironische Wertung, aber diese ist ganz unaufdringlich und nicht so vordergründig, wie zum Beispiel bei Kramers Fanbuch.
    Was mich eher gestört hat, sind diese endlosen Zahlenspiele. Die habe ich eh nur überflogen.

    Und irgendwo steht auch was von einem Harald Kieser.

  24. #99
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    Mc_Gibs: Wenn sich hinter deinem Namen kein Alias versteckt: Einer der scharfsinnigsten Beiträge im Forum seit langer Zeit!
    WILLKOMMEN und gern mehr davon!

  25. #100
    Moderator Digedags Forum Avatar von Tangentus
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    scheint ein sehr profunder Kenner des Mosaik zu sein!
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