Kurz vor Weihnachten schon erwähnt und angekündigt, hier nun meine Kritik zu "Green Hornet",
der heute in den deutschen Kinos startet.

Es ist genau genommen ja keine Comic-Verfilmung,
aber die Meisten betrachten es einfach als eine.


The Green Hornet
action-komödie, usa 2010

regie
michel gondry
drehbuch
seth rogen, evan goldberg
cast
seth rogen,
jay chou,
christoph waltz,
cameron diaz, u.a.
spielzeit
119 min.
kinostart
13.01.2011
bewertung
(8/10 augen)




Er ist der Erbe eines Zeitungs-Imperiums, doch für Britt Reid (Seth Rogen) empfindet trotzdem niemand Respekt. Schon sein Vater war stets enttäuscht vom planlosen Party-Lebensstil seines Sohnes, und auch nach Vaters Tod scheint sich daran zunächst wenig zu ändern. Doch als Britt sich mit Kato (Jay Chou), dem Chauffeur des Hauses anfreundet, ändert sich die Lage gründlich. Denn Kato entpuppt sich als technisches Genie und nahezu unbesiegbare Kampfmaschine. Da kann Britt zwar nicht so ganz mithalten, doch er ist es immerhin, der die Idee entwickelt fortan als kostümiertes Duo undercover auf Verbrecherjagd zu gehen. Sein Kampfname lautet "Green Hornet" und dieser neue Mitspieler beschäftigt bald nicht nur die Presse von Los Angeles, sondern vor allem auch den bisher unangefochten herrschenden Gangsterboss Chudnofsky (Christoph Waltz). Der ist nur bedingt amüsiert, dass ihm da wer ins Handwerk pfuscht, und beginnt mit der Jagd auf den lästigen Kontrahenten. Als Anfänger in Heldengeschäft sind Britt und Kato nun zwar eigentlich leicht überfordert, aber nicht zuletzt dank der Hilfe ihrer smarten Sekretärin Lenore (Cameron Diaz) entgehen sie zunächst jeder bösen Falle.



Nein, echte "Superkräfte" besitzt die grüne Hornisse nicht, denn diese Figur ist schließlich sogar schon ein paar Jahr älter als der gute "Superman". Bereits in den 1930er Jahren trat der Held das erste Mal in Radio-Hörspielen in Erscheinung, und in den 60ern war es dann die "Green Hornet"-TV-Serie, an deren Hauptdarsteller sich heute zwar kein Mensch mehr erinnert, die aber immerhin für den jungen Bruce Lee in der Rolle des Kato den Durchbruch bedeutete und ihn dann in den 70ern zum ungekrönten König des Hongkong-Actionkinos machen sollte.
Die also heutzutage nur noch wenig bekannte Vorlage dürfte daher von allein kaum ein allzu großes Publikum anlocken, und auch bei der Besetzung der Titelfigur setzt das produzierende Sony-Studio auf Risiko, denn den leicht prolligen Pfundskerl Seth Rogen ("Beim ersten Mal", "Ananas Express") konnten sich bisher wohl die wenigsten als Helden vorstellen. Doch die vermeintliche Fehlbesetzung entpuppt sich als einer der Trümpfe des Films, denn klugerweise versucht man gar nicht erst seinem Britt Reid allzu unglaubwürdige Fähigkeiten anzudichten, sondern überlässt alles Superheldenhafte dem gewitzten Kato, während Rogen hier im Grunde einfach nur wieder sich selbst spielen darf, sprich: das unreife Kind im Manne, stets auf der Jagd nach ein wenig Spaß und Nervenkitzel. Die ständigen Reibereien (und sogar Prügeleien) der beiden Egomanen um den Platz im Rampenlicht und die Gunst der schönen Lenore ("Danken Sie nicht ihm, er hat nichts getan") sind dabei für das Genre zwar höchst ungewöhnlich, aber eben auch so herrlich albern, dass man sich ihrem Witz und Charme kaum entziehen kann.



Wie überhaupt vieles überraschend gut funktioniert in dieser Beinahe-Parodie auf den modernen Comic- und Superheldenfilm. Denn wirklich lustig macht sich der Film nicht über seine Helden, sondern vor allem über den Bösewicht. Dieser leicht reizbare Herr mit dem schwergängigen Namen "Chudnofsky" ist nun also die erste Hollywood-Rolle für "unseren" Oscar-Gewinner Christoph Waltz nach den phänomenalen "Inglourious Basterds". Und obwohl man bei diesem zunächst wie eine typische Schurkenfigur wirkenden Part durchaus skeptisch sein durfte, ob das denn nun so eine kluge Wahl war, so bleibt nach Betrachten des fertigen Films festzustellen: Jeder einzelne Auftritt von Waltz ist erneut ein Genuss, denn der in dieser Rolle erstaunlicherweise um sein Charisma besorgte Darsteller reißt jede seiner Szenen an sich und sorgt auch für einige der größten Lacher.
Und zu lachen gibt es viel, denn trotz einiger ordentlicher Actionsequenzen überzeugt "The Green Hornet" zuallererst als durchgehend witzige Komödie. Dabei muss man konstatieren, dass dieses Ergebnis erkennbar auf die Arbeit von Seth Rogen zurückzuführen ist, das von ihm mitgeschriebene Drehbuch ähnelt in Art und Ton des Humors nämlich sehr Rogens bisherigen Werken als Autor. Deutlich weniger ist dagegen vom persönlichen Stil eines Michel Gondry zu entdecken, denn genau dieser Fachmann für sonst gern etwas skurrile und vertrackte Geschichten der Marke "Vergiss mein nicht" oder "Science of Sleep" zeichnet hier als Regisseur verantwortlich (die Überraschungen reißen gar nicht mehr ab), was man bei Kenntnis seines bisherigen Schaffens angesichts dieses Films nie vermuten würde. Aber dafür tritt Gondry dann eben mal kurz den Beweis an, dass er also auch recht souverän aufwändiges Blockbuster-Kino abliefern kann.



Wobei das mit dem potentiellen "Blockbuster" ja im Moment noch offen und fraglich ist, denn die Zahl der zweifelnden Stimmen ist nach wie vor groß. Keine Frage, hätte man sich tatsächlich für eine bierernste Neuauflage der stark angestaubten Vorlage entschieden, hätte daraus kaum etwas Brauchbares entstehen können. Doch das ist eben nicht der Fall und so entpuppt sich "Green Hornet" als ein unkonventioneller und harmloser Spaß, dem man höchstens vorwerfen kann, dass er den Schwung und Witz vom Anfang nicht ganz über die volle Distanz halten kann und sich daher im letzten Drittel dann doch noch in etwas zu lang gezogenen Actionszenen verliert. Den außerordentlich erfreulichen Gesamteindruck vermag das aber kaum zu trüben, und so ist dieser Hornisse der Erfolg beim Publikum eigentlich nur zu wünschen.



Bilder: Courtesy of Sony Pictures Releasing, Copyright 2010