Volksabstimmung zum Nichtraucherschutz in Bayern

[Lupo]

Am 4. Juli findet in Bayern (sowie in den seit 1806 unter bayerischer Besatzung stehenden Gebieten Frankens) eine Volksabstimmung zum Nichtraucherschutz in der Öffentlichkeit statt.

Zur Auswahl stehen:

1. Das aktuell gültige Nichtraucherschutzgesetz, das zwar das Rauchen in Speisegaststätten verbietet, aber einige Ausnahmen vorsieht, und zwar

• in Ein-Raum-Gaststätten mit weniger als 75 m2, sofern diese "getränkegeprägt" sind und Kinder und Jugendliche keinen Zutritt haben
• in Festzelten mit einer Standzeit bis zu 21 Tagen (auch wenn dort gegessen wird und sich Kinder darin aufhalten)
• in Gaststätten mit mehreren Räumen kann ein Raum als Raucherraum eingerichtet werden

2. Der Gegenentwurf einer Bürgerinitiative, der ein absolutes Rauchverbot in Gaststättenräumen ohne jegliche Ausnahmeregelung vorsieht. Pikanterweise ist dieser Entwurf weitgehend identisch mit dem vorher gültigen Gesetz, das die Regierung nach der Schlappe bei der letzten Wahl umgehend wieder einkassiert hatte.


Ich weiß nicht, wie dieses Thema außerhalb des Weißwurst-Äquators wahrgenommen wird, hier jedenfalls bestimmt es seit Monaten das Tagesgeschehen. Die Fronten sind total verhärtet; schließlich handelt es sich um einen Landstrich, in dem Bier und Tabakgenuss offiziell als Lebenskultur angesehen werden.

Mich würde mal interessieren, wie eure Meinung dazu ist - egal ob ihr Raucher oder Nichtraucher seid. Vielleicht schreibt ihr hier auch rein, wie es in euren Bundesländern gehandhabt wird und welche Erfahrungen es damit gibt.

[Knarz]

Ich bin da als Raucher aus Nordreihn Westfalen mittlerweile zwiegespalten. Zum einem hänge ich als Radfahrer und Fußgänger der sogenannten "Nichtraucher" in der Stadt permanent hinter irgendeinen Auspuff, und wundere mich wie ete´petete ´die alle aufeinmal tun oder besser taten (die Diskussion ist bei uns ja nicht mehr akut). Sollen erstmal diese Heilligen an ihren eigenen Abgasrohr schnuppern, war meine erste Reaktion.

Anderseits. Ich habe mich schnell daran gewöhnt bei meinem bevorzugten Dönermann oder in der Bäckerei in der ich morgens frühstücke nicht mehr rauchen zu dürfen. Das ist schon ok. Zum einem sind dort ja auch Kinder und ich finde da sollte man ruhig auch rücksicht auf Nichtraucher nehmen. Man ist dort schließlich zum essen.

Anders sehe ich das mit der Kneipenkultur. Ich komme aus ursprünglich einem Dorf im Sauerland (heute um die 8000 Einwohner) in dem es mal in den 50- und 60-iger Jahren an die 14 Kneipen gab und das sogar eine eigene Brauerei hatte. Die Menschen trafen sich regelmäßig (zum Leidwesen der Ehefrauen) nach der Arbeit dort und Sonntags wurde frühgeschoppt. Von den Kneipen ist nicht mal eine Hand voll übrig geblieben. Die Leute trinken weil immer alles teurer geworden ist ihr Bier lieber zu Hause. Und dieser Trend ist auch bei einem Blick über den Tellerrand in den Ruhrpott nicht anders. Die Menschen in dieser Lage dann noch nach Raucher und Nichtraucher zu sondieren und eine Partei gänzlich auszuschließen kann man sich eigentlich gar nicht leisten.

Eine Kneipe ist eine Kneipe und keine Kinderveranstaltung.Alkohol selbst ist auch nicht gerade gesund. Auch wenn es sicher eine Menge Leute gibt die darin am liebsten nur Milch ausschenken würden, wenn ich Kneipengänger wäre , dann wäre ich jedenfalls nicht dazu bereit mich wie ein Köter vor den Laden zu stellen oder in irgend einen Abstellraum verwiesen zu werden. Gerade beim Biertrinken! Dann sollten die Nichtraucher doch lieber in die Kirche gehen (tolle Luft Wein und Musik gibts auch!) In diesem Zusammenhang wunderts mich auch dass die traditionsreichen Iren nicht auf die Barrikaden gegangen sind. Jedenfalls Gruß nach Bayern -und lasst euch nicht von Nichtrauchern unterkriegen sondern steigt auf die Barrikaden-oder die Berge!

[Schwarze Katze]

Du tust ja so, als ob Nichtraucher grundsätzlich Spaßverderber wären. Ich bin selbst Nichtraucher und habe im Laufe der Zeit immer heftiger auf Passivrauch reagiert. Das geht soweit, dass ich selbst in Räumen, wo seit längerer Zeit nicht mehr geraucht wurde, schlecht Luft bekomme. Geht sicher nicht jedem Nichtraucher so, aber wenn man selbst nicht raucht, ist die Belastung oft höher als für jemanden, der selbst raucht.
Ein Raucher wird auch nicht aus Kneipen oder von Veranstaltungen ausgeschlossen - im Gegensatz zu Nichtrauchern mit allergieähnlichen Symptomen - er darf nur nicht rauchen. Oder muss eben rausgehen.

Gegen eine Ausnahme in Form von Raucherräumen oder reinen Nichtraucherkneipen habe generell nichts. Allerdings motivieren solche Ausnahmeregelungen immer dazu, Schlupflöcher zu suchen. In einer Kneipe, die ich kenne, war der Raucherbereich beispielsweise nur durch halbhohe Schwingtüren vom restlichen Gastraum abgetrennt. Bringt genau gar nichts.

[Knarz]

Als ich noch sehr jung war und noch nicht rauchte,brachte ich Samstags in den Morgenstunden 6 Stunden lang Brötchen rum und saß dann neben einem Fahrer der Kettenraucher war. Aus der frischen Luft in den Qualm. Ich weiss noch wie Spei -übel mir immer war und ich Kopfschmerzen bekam. Das kann ich also insofern noch gut nachempfinden,auch wenn es bei mir nicht in Richtung Atemnot ging. Von dem Gestank den wir Raucher verursachen mal abgesehen. Doch bevor diese ganze Debatte anfing, habe ich wenn mir auffiel das ich in einer Gesellschaft von Nichtrauchern war, immer gefragt: Macht es ihnen was aus wenn ich...und in den meisten Fällen hat man sich eher gefreut dass man nachfragt und nichts dagegen gehabt. Ich kenne auch viele die bei sich zuhause sagen: zum rauchen bitte nach draussen. Und ich bin der letzte der da die zähne knirscht. Aneinander geraten mit Nichtrauchern bin ich eigentlich nie, es war immer eher ein gegenseitiges einvernehmen.

Die Frage ist doch, was ist mit den kleineren Pinten geschieht, die keinen Platz für einen extra Raum haben. Ich finde als Eigentümer oder Pächter sollte man das Recht haben zu sagen: Dies ist eine Raucherkneipe oder Rauchen Verboten. Wenn dies auch von aussen klar gekennzeichnet ist, sehe ich nicht warum die EU oder die Länder hier die eigen Entscheidungsfreiheit opfert und den Gastwirt vorschreibt, welche Gäste er zu haben hat.Er ist der Eigentümer und sollte selbst entscheiden wer reinkommt. Er ist schließlich auch der jenige der latzt. Es sollte nur ganz klar gekennzeichnet sein. Ich bin für die eigene Entscheidungsfreiheit aller drei Parteien. Und das untergräbt die Vorschrift.

[Krompi]

Ich bin in Bayern und habe beide Phasen durchgemacht: die anfängliche strenge und die aktuelle gelockerte Regelung.
Obwohl Gelegenheitsraucher finde ich es doch sehr angenehm, nach einem Cafe-Besuch oder Kneipentour nicht wie ein Aschenbecher zu stinken.

Allerdings finde ich die strikte Regelung übertrieben.

Ich stimme hier voll und ganz Knarz zu.

Rauchen ist zwar nicht schön und angenehm, aber es ist auch nicht verboten oder illegal.
Von daher finde ich die aktuelle gelockerte Regelung als ganz guten Kompromiss zwischen Nichtraucherschutz und der Entscheidungsfreiheit von Wirten und Gästen.