Hallo Neander,
erstmal danke für die Link`s zu den HR-Foren und Bildern.
Aber nun zu unserem Thema: Es war im Juni 1984 auf dem Erlangener Comic Salon als ich Hansrudi Wäscher kennen lernte. Nach seiner offiziellen Autogrammstunde nahm er sich ein bisschen Zeit und unterhielt sich mit mir über seine Arbeiten. Es lag wahrscheinlich daran, dass ich nicht wie alle anderen nur auf Autogramme aus war, sondern mich für die Entstehung seiner Geschichten und Bilder interessierte. Zu jener Zeit habe ich selbst ein wenig gezeichnet und legte ihm ein paar Schwarzweiß-Zeichnungen vor, natürlich waren sie nicht perfekt, aber die nun folgende Unterhaltung mit Herrn Wäscher sollte mich mehr bereichern als jene Autogramme, die ich von ihm erhielt.
Hansrudi Wäscher vor 30 Jahren beim Signieren auf dem Comic-Salon Erlangen 1984
Als Papier verwendet Hansrudi Wäscher Aquarellkarton (weiß-matt) mit feiner glatter Oberfläche und einem Flächengewicht von 300g/m² (z. B. Fabrikat „Lukas“). Wenn man wie Herr Wäscher mit sehr viel Wasseranteil arbeitet, dann zeichnet sich dieses Papier durch seine Formstabilität aus (hohe Planage).
Die Schwarzweiß-Zeichnungen führt er fast ausschließlich mit der Tuschefeder aus, außer es sind große Flächen auszutuschen, da nimmt er schon mal einen kleinen Pinsel zur Hand. Hierfür nimmt er wasserfeste Chinesische Zeichentusche (China Ink) z. B. von Royal Talens.
Für die Farben, mit denen er seine Titelbilder koloriert, verwendet er Lasurfarben (auch Fotolasurfarben genannt) der Fa. Schminke. Er spart dabei auch nicht mit Wasser, um Schattierungen nahtlos ineinander gehen zu lassen. Er benötigt für ein Bild ca. fünf bis sechs Tage und arbeitet an fünf bis sechs Bildern gleichzeitig. (Anmerkung: Dieser Erlebnisbericht bezieht sich auf die zeichnerischen Bedingungen, unter denen HRW 1984 (!!) gearbeitet hat. Um Verwischungen mit Ärmel oder der Hand zu vermeiden, koloriert Herr Wäscher immer nur einen Teil des Bildes und lässt es dann auf ebener Fläche trocknen. Auch verhindert er dadurch ein Ineinanderlaufen der Farben, wenn die vorhergehende noch nicht gänzlich getrocknet sein sollte.
Damals zeichnete HRW an Fenrir. Für die in Schwarzweiß gezeichnete Story (10 Seiten pro Ausgabe der Sprechblase, ab Nr. 34 glaube ich) hat er sich 14 Tage Zeit gelassen, was man auch an den vielen Details auch sehr sehen kann. Ich war und bin ein großer Fan der Fenrir-Serie. Darum bat ich Herrn Wäscher um eine kleine Skizze von diesem Helden, er winkte jedoch ab, denn er hatte weder vernünftiges Papier noch andere Utensilien bei sich. Aber ich solle ihm doch meine Adresse geben und sobald er ein bisschen Zeit hat, würde er mir etwas "Vernünftiges" zeichnen wollen.
Dann verriet er mir noch, dass die Serie Fenrir in naher Zukunft erst einmal beendet würde, und "orakelte, dass dafür aber "ein alter Held" wiederkommen würde (Dies sollte Sigurd sein, was Norbert Hethke im September 1984 allerdings noch vehement bestritt). Ein bisschen geknickt, weil ich nun ohne Skizze nach Hause ging, glaubte ich aber doch, dass ihm unsere Unterhaltung Spaß gemacht hatte. Und wider Erwarten lag eine Woche später ein Umschlag von Herrn Wäscher in meinem Briefkasten. Als ich ihn öffnete, kam ein wunderschönes Schwarzweiß-Porträt Fenrirs mit einer Widmung für mich zum Vorschein. Einfach Super!!!!!!!!
.................................................. ......© Fenrir: Hansrudi Wäscher / becker-illustrators
1984: Ein Fenrir-Portrait von Hansrudi Wäscher als Überraschung für Heinz John
Im darauf folgenden Oktober traf ich am Bamberger Comictauschtag Rolf Schumann. Wie schon des Öfteren ging die Unterhaltung auch in Richtung "Wäscher"-Farben, weil Rolf mit seinen Aquarellfarben nicht die Leuchtkraft der Farben von Hansrudi Wäscher erreichte. Ich überraschte ihn damit, dass ich jetzt Herrn Wäschers Materialien kenne. Natürlich musste ich sofort mit Rolf in den nächsten Schreibwarenhandel mit Künstlerbedarf (damals die Fa. Kutz in Bamberg) fahren, um die entsprechenden Farben und das benötigte Papier zu besorgen. Der Geschäftsinhaber, der uns bediente, fragte ob wir Künstler seien, weil wir so genaue Vorstellungen hatten von dem was wir wollten. Wir verneinten dies, erklärten ihm aber, dass wir zum Spaß Comicbilder zeichneten. Daraufhin ließ er es sich nicht nehmen, uns durch sein Privatmuseum im 1. Stock zu führen, wo alles zu finden war, was mit Schrift, Drucken und Zeichnen zu tun hatte. Der Mann hatte sogar eine Kopie des Steines von Rosette, der maßgebend zur Entschlüsselung der Hieroglyphen beigetragen hatte. Soviel ich weiß, arbeitet Rolf Schumann seitdem immer noch überwiegend mit diesen Materialien.
Ach ja, zu Toni Rohmens Kolorierungsbeispiel auf Eurer Club-Homepage
http://www.hrw-fanclub.de/ kann ich nur soviel sagen, dass diese Kolorierung wohl unter Zeitdruck stattgefunden hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Herr Wäscher mit Tupfer arbeitet, was der Farbe ja wieder die Kräftigkeit nehmen würde. Der Föhn ist auch nur dazu da, um schnell weitermachen zu können. Man braucht ja nur die Ulf-Kolorierung von Kölling anzusehen und diese mit den Kolorierungen aus den Hethke-Produktionen zu vergleichen. Das eine ist Quallität, und das andere ist eiligst produziert.
Ich hoffe, ich konnte Arno sowie allen anderen Wäscher-Fans erwas weiterhelfen. Natürlich hätte ich das Thema in ein paar Zeilen kurz niederschreiben können, aber ich glaube, es ist ein wenig unterhaltsamer, wenn man die Entstehungsgeschichte um diese Informationen kennt. Soooo… nun habe ich genug geredet und ich verabschiede mich. Sollten noch weitere Fragen sein, versuche ich diese gerne zu beantworten.
Viele Grüße aus Hirschaid bei Bamberg
Heinz
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