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Thema: Hansrudi Wäscher Fanclub International - Das Journal

  1. #26
    Admin Avatar von Bernd Glasstetter
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    Ich musste mich auch erst einmal sammeln, habe heute Nacht davon erfahren. Mit Hajo verbinde ich zum Teil kontroverse, zum Teil aber auch sehr interessante Diskussionen hier im Forum. Wir haben auch manchmal miteinander telefoniert. Es wäre zu viel gesagt, dass ich ihn gut kannte. Was ich an ihm bewundert habe - und da schließe ich mich Zyklotrop an - war seine Zivilcourage und seine klaren Meinungen. Er war niemand, der um den heißen Brei herum redete. Und davon gibt es einfach zu wenige auf dieser Welt.

    Rest in peace Hajo.

  2. #27
    Moderator HRW-Forum & Sprechblase-Forum Avatar von Neander
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    Liebe Foristen,

    heute ist ein sehr trauriger Tag. Soeben hat mir mein Club- und Forenkollege Gerhard Förster mitgeteilt, dass Hansrudi Wäscher vor etwa zweieinhalb Stunden verstorben ist. Wir alle sind erschüttert. Untenstehend folgt ein Nachruf von Herrn Wäschers Agenten Hartmut Becker. Gerhard Förster und ich haben ein Kondolenzthema unter diesem Link eingestellt: http://www.comicforum.de/showthread....ist-verstorben. Wer sich zusätzlich noch auf der Kondolenzseite des Hansrudi Wäscher Fanclubs Bayern eintragen möchte, findet diese HRW-Fanclubseite unter folgendem Link: http://www.burg-eckbertstein.de/kond...i_waescher.php.

    Mein herzliches Beileid gilt Helga Wäscher und allen Hinterbliebenen.

    In tiefer Trauer

    Neander im Namen des Hansrudi Wäscher Fanclubs Bayern




    HANSRUDI WÄSCHER GESTORBEN





    ...............Hansrudi Wäscher (05.04.1928 - 07.01.2016)


    Am 07.01.2016 verstarb in Freiburg im Alter von 87 Jahren Hansrudi Wäscher, der Pionier der deutschen Comics. In den Fünfzigerjahren hat er dem Lehning Verlag mit Sigurd, Akim, Nick der Weltraumfahrer, Falk und Tibor Millionenauflagen beschert. Und schuf damit im zerbombten Nachkriegsdeutschland eine erste Jugendkultur. Wäschers Abenteuerhelden sind bis heute unvergessen geblieben und inzwischen sogar als iPhone-App verfügbar.


    Die Idee war ebenso simpel wie genial und stammte ursprünglich aus Italien: Schmale Schwarz-weiß-Heftchen mit spannenden Bildergeschichten im Streifenformat, die erschwinglich waren für ebenso schmales Taschengeld. 1952 entdeckte der Hannoveraner Verleger Walter Lehning die „Piccolos“ während eines Urlaubs in Mailand. Er importierte drei der Serien, und vor allem der Dschungelheld Akim, ein plumpes Tarzan-Plagiat, eroberte im Jahr darauf die Herzen einer lebenshungrigen Generation im Sturm. Die wuchs noch ohne Fernsehen heran und ohne Rock ’n‘ Roll und blickte in eine ungewisse Zukunft.

    Auch Hansrudi Wäscher hatte die Hefte in Italien entdeckt und wollte etwas Ähnliches in Deutschland versuchen. Doch nun war ihm Lehning zuvorgekommen. Wutentbrannt stürmte er mit den eigenen Entwürfen in den Verlag. Lehning erkannte das Talent des jungen Zeichners, und da ihm noch eine Ritterserie fehlte, beauftragte er kurzerhand Wäscher damit. Der soll schon in der nächsten Woche ein Heft liefern, und so hängt im Oktober 1953 das erste Sigurd-Piccolo an den Kiosken. Auf dem Umschlag prangt der Titel „Die Falle“ und der Preis: 20 Pfennig.

    Hansrudi Wäscher wurde am 5. April 1928 in der Schweiz geboren und wuchs in einem historischen Städtli bei St. Gallen auf, wo der Vater ein Friseurgeschäft betreibt. Die Mutter hilft im Laden mit, und um den Sohn zu beschäftigen, gibt ihm der Vater Papier und Buntstifte. So entdeckt Hansrudi für sich das Zeichnen. „Ich vergaß alles um mich herum und kritzelte und malte stundenlang bunte Bilder.“ Kurz nach seiner Einschulung zieht die Familie um, zuerst nach Zürich, wo sich der Vater eine Verbesserung seines Geschäfts verspricht, dann nach Lugano. Hansrudi kommt auf eine italienische Schule, ohne der Sprache mächtig zu sein.

    In Lugano entdeckt er die Comic-Hefte, die aus Italien in die Schweiz gelangen – so etwas hat er zuvor noch nicht gesehen. Die „fumetti“ werden für ihn zur Zuflucht und helfen ihm dabei, Italienisch zu lernen: „Nach einem halben Jahr habe ich meinen ersten Aufsatz geschrieben und hatte überhaupt keine Probleme.“ Doch dann erkrankt er an Morbus Perthes und verbringt fast zwei Jahre im Krankenhaus, eingegipst, sechs Monate lang kann er sich nicht einmal aufrichten. Er flüchtet sich in Abenteuergeschichten, die er auf Italienisch liest, am liebsten Emilio Salgaris Sandokan-Romane. „Meine Eltern konnten gar nicht genügend Bücher anschleppen. Ich hatte keinerlei Einfluss auf die Dinge und rutschte wahrscheinlich auch deshalb in die Fantasiegeschichten hinein.“

    Sein Vater ist Deutscher und wird zunehmend angefeindet, eines Nachts schmiert jemand „Fachgeschäft für Hitler, Göring und Goebbels“ auf das Schaufenster seines Salons. 1940 siedelt die Familie deshalb um nach Hannover, zur Schwester seiner Mutter. „Das war schrecklich“, erinnert sich Wäscher später. „Das Erste war, dass wir an der Grenze gefilzt wurden, total. An meinem ersten Schultag bekam ich gleich die Jacke voll, da ich nur Schwyzerdütsch sprach und man mich für einen Italiener hielt.“ Und es gibt in Deutschland keine Comics, die er doch so liebt. Der Vater, der „nie hatte eine Waffe anrühren wollen“, wird bald eingezogen und fällt 1945 beim Kampf um Berlin.

    Wäscher ist gerade siebzehn geworden, als der Krieg zu Ende ist. Er hat inzwischen seine Lehre als „Gebrauchswerber“ abgeschlossen und besucht von 1947 bis 1950 die Werkkunstschule. Erste Aufträge findet er als Plakatmaler für drei Innenstadtkinos in Hannover und als Illustrator für die Wochenzeitung Heim und Welt, wo er die Redakteurin Helga Bertelmann kennenlernt, die er 1954 heiratet. Doch es gehen ihm nicht die Comics aus dem Kopf, und schließlich beginnt er mit eigenen Entwürfen. Ende 1951 ist zum ersten Mal die Micky Maus erschienen, mit einem Preis von 75 Pfennig für viele Kinder unerschwinglich, doch sonst gibt es weit und breit so gut wie nichts. Eine Serie, die Wäscher plant, fußt auf der Nibelungensage und soll Sigurd heißen. Da entdeckt er die Piccolos des Lehning Verlags an den Kiosken.

    Die Zusammenarbeit mit Wäscher soll sich für Walter Lehning als Glücksgriff erweisen. Nicht nur, dass sich die Sigurd-Piccolos fast aus dem Stand heraus Woche für Woche weit über eine halbe Million Mal verkaufen, er kann den Zeichner zudem überall dort einsetzen, wo er ihn braucht. Als sich Lehning 1955 mit seinem italienischen Lizenzgeber überwirft und kein Material für weitere Akim-Hefte mehr bekommt, übernimmt Wäscher kurzerhand die Abenteuer des Dschungelhelden und zeichnet während der nächsten vier Jahre fast 200 Piccolos.

    Als die Sowjets Ende 1957 den Sputnik ins All schießen, reagiert Lehning sofort und will „etwas Utopisches“ machen. „Wie üblich hielt ich mich an einem Montag im Verlag auf, um mein Wochenpensum abzuliefern“, so Wäscher später. „Herr Lehning stürzte gleich auf mich zu mit den Worten: ‚Haben Sie das von dem Sputnik gehört?‘ Wir müssen unbedingt eine Weltraumserie machen! Bringen Sie nächsten Montag das erste Heft mit!‘ … Laut überlegte ich: ‚Sputnik, Sputnik? … NICK!‘“ Und so liegt im Januar 1958 an den Kiosken das erste Piccolo-Heft von Nick der Weltraumfahrer aus. Der Titel konnte nicht besser gewählt sein: „Sputnik explodiert!“

    Und so geht es Schlag auf Schlag. Als Lehning nach langwierigen juristischen Auseinandersetzungen Akim endgültig einstellen muss, schafft Wäscher von einer Woche auf die nächste mit Tibor einen eigenen Dschungelhelden. 1960 folgt mit Falk eine zweite Ritterserie, zu seinen weiteren Schöpfungen zählen Bob und Ben und Roy Stark. Zeitweise zeichnet Wäscher bis zu vier wöchentlich erscheinende Comic-Hefte gleichzeitig und zusätzlich auch noch Titelbilder für nicht von ihm stammende Reihen, die der Verlag in Lizenz aus dem Ausland übernommen hat, sowie für die ständigen Neuauflagen seiner eigenen. Sammler werden später nachzählen, dass Wäscher allein für Lehning weit über 22.000 Comic-Seiten und fast 3.500 Titelbilder geschaffen hat.

    Doch in den Sechzigerjahren verändert sich der Comic-Markt, immer mehr und vor allem zeitgemäßere Titel überfluten die Kioske, und Lehning verpasst den Anschluss. 1968, gerade erscheinen der erste Asterix-Band und Robert Crumbs Fritz the Cat, muss der Verlag Konkurs anmelden. Tibor und Sigurd sind am Ende die beiden letzten Hefte. Wäscher findet die nächsten Jahre Unterschlupf beim Bastei Verlag und zeichnet anonym für dessen Heftserien Buffalo Bill und Gespenster Geschichten, für die auch andere Zeichner, vornehmlich in Spanien, arbeiten. Dann ist auch diese Ära vorbei.

    Ohne dass Wäscher es selbst bemerkt hätte, ist nach dem Ende des Lehning Verlags eine rasch wachsende Sammlerszene entstanden, 1977 erscheinen erste Nachdrucke seiner populären Helden in kleiner Auflage als Liebhaberausgaben. Der Comic-Antiquar Norbert Hethke nimmt Wäscher unter seine Fittiche, und nach mehreren Lehning-Reprints entwirft Wäscher für dessen Insidermagazin Die Sprechblase 1982 das neue Fantasy-Abenteuer Fenrir. Bald darauf folgen auch weitere Episoden seiner einstigen Lehning-Recken Sigurd, Nick und Tibor. Wäschers Fans sind begeistert; die sind nun keine Teenager mehr, sondern langsam ergrauende Dreißig- und Vierzigjährige, die sich die Träume ihrer Kindheit bewahren wollen. Damit setzt ein weiteres Phänomen ein, Wäscher lebt von nun an ausschließlich von seinen Fans, die ihn vergöttern und seine Helden fortleben lassen.

    1993 beginnt Wäscher, inzwischen 65 Jahre alt, für Hethke sogar eine neue Sigurd-Piccolo-Serie ganz im Stil seiner alten Lehning-Hefte. Als er die nach zehn Jahren beenden und Sigurd sterben lassen will, widerspricht sein Verleger und lässt von dem argentinischen Zeichner Daniel Müller weiterzeichnen. Mittlerweile hat die Reihe der neuen Sigurd-Piccolos die des Lehning Verlags, mit der 1953 alles begonnen hatte, an Umfang übertrumpft. 2008 erhält Wäscher auf dem Internationalen Comic-Salon in Erlangen für seine „Pionierleistung für den deutschen Comic“ den Max-und-Moritz-Preis.

    Hansrudi Wäscher war vor allem ein fulminanter, überbordender Erzähler, der sich in jedem Genre sofort zu Hause fühlte. In die Abenteuer seiner Helden zog er seine Leser förmlich hinein und ließ sie am Ende eines jeden Heftes mit geschickten Cliffhangern der Fortsetzung entgegenfiebern: „Verpasst auf keinen Fall das nächste Heft! Es heißt …“ In der Realzeit der Leser erstreckten sich seine Geschichten zuweilen über bis zu einem Jahr. Unvergessen sind auch seine dramatisch arrangierten Titelbilder, die die Höhepunkte der Hefte zu Szenen von mythischer Kraft verdichten und den Lehning Verlag in dessen Spitzenzeit zum Marktführer unter den deutschen Comic-Verlagen werden ließen.

    Die Filmrechte an Sigurd, Falk und Tibor hat unlängst die Constantin Film erworben.

    Hartmut Becker



    Nachruf

    Als Kinder hat uns Hansrudi Wäscher in seinen Abenteuergeschichten durch die Tugenden seiner Helden vor allem Werte vermittelt wie Hilfsbereitschaft, Aufrichtigkeit, Verständnis gegenüber Andersdenkenden und Aufklärung, Taktgefühl, Mut, Gerechtigkeit, Vergebung, Rücksichtnahme und vieles mehr. Wenn sich ein Großteil dieser Leser von damals einige dieser Werte und Eigenschaften bis in die heutige Zeit verinnerlicht und bewahrt hat, so ist das mit Hansrudi Wäschers größter Verdienst und für viele seiner Fans ein zusätzlicher Trost.

    Meine Gedanken und mein Mitgefühl nach dem Tode von Hansrudi Wäscher gelten in diesen schwierigen Tagen in erster Linie Helga Wäscher und seinen anderen Hinterbliebenen sowie seinen Freunden und zahlreichen Fans.

    Ein sehr trauriger
    Neander
    Geändert von Neander (19.06.2017 um 18:10 Uhr) Grund: Nachruf und Kondolenzthema eingefügt

  3. #28
    Moderator HRW-Forum & Sprechblase-Forum Avatar von Neander
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    Stadtmuseum Hofgeismar bittet HRW-Fans um Ausstellungshilfe:


    Hansrudi-Wäscher-Schau für Mai bis August 2020 geplant!


    Große Ausstellungspläne erfordern langfristige Überlegungen. Danach richten sich jetzt auch die Mitarbeiter des Stadtmuseums Hofgeismar, die vier Jahre nach dem Tod von Hansrudi Wäscher (1926-2016) eine Sonderschau über den sehr erfolgreichen Comic-Zeichner veranstalten wollen (geplant für Mai-August 2020).

    Immerhin: Der Schöpfer der Sigurd-, Akim/Tibor-, Nick- usf. Comicserien lebte von 1990-2003 in Hofgeismar im Papiermühlenweg.

    Der ungemein vielseitige Maler, Zeichner und Texter, dessen fantasievolle Werke nun schon über Jahrzehnte seit 1953 Millionen von Menschen begeisterten, in den Bann zogen, aber auch zu teils herber Kritik herauforderten, hat noch heute in der Schweiz, in Österreich und speziell in Deutschland viele echte Fans sowie einen sehr aktiven "Hansrudi Wäscher Fanclub". Einer der Clubvorsitzenden war bereits "vor Ort" und hat der Erinnerungs-Ausstellung "jede Hilfe" zugesagt.

    In deren Mittelpunkt soll vor allem die Hofgeismarer Zeit stehen. Die Museumsleitung bittet daher alle Bürger der Stadt, die persönlichen oder schriftlichen Kontakt mit Wäscher oder Begegnungen mit seinem Werk (auch einzelnen Heften) hatten, um Mithilfe. Während die millionenfachen Publikationen gut erforscht sind, ist die im Leben Wäschers etwas ruhigere Hofgeismarer Zeit bisher wenig beleuchtet worden.

    Das Museum sucht Fotos, Widmungen, auch originale Wäscher-Zeichnungen, Korrespondenzen usf., die helfen werden, auch für die Hofgeismarer Zeit einen umfassenden Kenntnisstand zu erreichen.

    Eine wichtige Hilfe dabei war schon Wäschers 90-jährige Witwe, die – selbst einst im Diemeltal geboren – dem Verleger ihres Mannes, Hartmut Becker, einiges Material für die Ausstellung übergeben hat.

    Auch wer nicht in Hofgeismar wohnt und mithelfen möchte, die Erinnerung an Hansrudi Wäscher wach zu halten, kann sich gern unter 05671-47 91 melden und eine Vorabsprache treffen.

    Weitere Informationen und die Kontaktadresse zur geplanten Hansrudi-Wäscher-Schau finden potentielle Helfer und Leihgaben-Willige unter unter https://www.hofgeismar.de/museum-hof...schau-geplant/.





    Dschungelheld Akim - Zeichnung im Privatbesitz...............© Hansrudi Wäscher / becker-illustrators




    Sigurd, Bodo und Cassim im Schnee - Zeichnung im Privatbesitz.....© Sigurd: Hansrudi Wäscher / becker-illustrators





    Dschungelheld Tibor.....© Hansrudi Wäscher / becker-illustrators





    Weltraumheld Nick ... © Hansrudi Wäscher / becker-illustrators





    Cover HRW-Clubmagazin Nr. 40 © Falk: Hansrudi Wäscher / becker-illustrators





    Cover HRW-Clubmagazin Nr. 37: © Sigurd: Hansrudi Wäscher / becker-illustrators





    Ob es Falk und Bingo noch rechtzeitig bis nach Hofgeismar schaffen?.....© Falk: Hansrudi Wäscher / becker-illustrators
    Geändert von Neander (26.12.2019 um 15:10 Uhr) Grund: Ergänzung

  4. #29
    Moderator HRW-Forum & Sprechblase-Forum Avatar von Neander
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    Hansrudi-Wäscher-Schau im Stadtmuseum Hofgeismar

    HRW-Ausstellung vom 10. Mai bis 16. August 2020




    .

  5. #30
    Moderator HRW-Forum & Sprechblase-Forum Avatar von Neander
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    Von damals bis heute


    Ein (Sammler-)Leben zwischen Romanen und Comics


    Ein nostalgischer Lebensreport von Karl Aigner




    Karl Aigner, in der Nähe von Wien lebend, nach getanem Autorenwerk.. © Foto: K. Aigner



    ............

    Kindheitsfotos von Karls ländlichem Umfeld während der 50er Jahre . © Fotos: Karl Aigner




    Von damals bis heute - Nostalgischer Lebensreport von Karl Aigner - Kapitel 1: Die Vorschulzeit


    Wenn ich nun im fortgeschrittenen Stadium meines Lebens, meinem „Ruhestand“, die Zeit Revue passieren lasse, dann weckt eigentlich meine Kindheit / Jugend die schönsten Erinnerungen.


    Um was handelt es sich da? Meist um die einzige Unterhaltung, die es damals für Kinder gab, nämlich Heftln, heute Comics genannt. Ab der Volks- oder Grundschule kamen Bücher dazu, für die fortgeschrittene Jugend dann Romanhefte. Die wohl langlebigste Serie ist Perry Rhodan, die viele von unserer Klientel bis heute mitbegleitet. Und wie Akim, Sigurd oder Nick, der Weltraumfahrer, über den viele von uns zur größten Science Fiction-Serie der Welt, zu Perry Rhodan, kamen, uns von der Jugend her, über die Berufsschule, Arbeit, Familiengründung und einem langen Leben bis zum Ruhestand, wie ein guter Freund begleitete, so schritt auch der Erbe des Universums mit uns her.


    Im Herbst 1954 geboren, war ich das Kind von Eltern, die aufgrund der Kriegswirren einen zweiten Neuanfang starteten. Und das im Alter von rund 40 Jahren. In „unserer“ Gasse, ja eigentlich so ziemlich im ganzen Dorf, gab es keine gleichaltrigen Freunde. Die Nächstältesten waren rund 10 Jahre älter, so wie mein Stiefbruder, etliche „Jungs“ innerhalb der Ortschaft, und auch des Nachbars Töchterlein, die Herta.


    Bevor sich Freundschaften in der Volksschule bildeten, gab es eigentlich nur einen Ort, an den es mich hinzog, nämlich zum unmittelbaren Nachbarn.

    Konnte ich schon überhaupt gehen? Oder krabbelte ich auf allen Vieren hinüber?

    Jedenfalls war die Herta, die jüngere von zwei Töchtern der Nachbarn ein wunderbarer Spielgefährte, anfangs fast eine Art Mutterersatz, dann Beschützerin und Freundin. Und hatte sie einmal keine Zeit, so hatte sie genug Comic-Hefte, mit denen ich mich selbst beschäftigten konnte und durfte.

    Oder ihr Teddy musste „herhalten“, ein grauer Wolfsspitz. Tja, einmal habe ich es wohl übertrieben, denn da biss er zu. Dennoch war er mein Freund.




    Beim Nachbarn mit Teddy, Herta und ihrer Mutter. Da war ich ca. 10.. © Foto: K. Aigner



    An meine Familie selbst, habe ich von meinen ersten Lebensjahren fast keine Eindrücke. Aber meine Eltern waren damals mit dem Hausbau voll beschäftigt. Mein Vater bekam nach Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft einen Job am Kremser Hafen. Mutter war Hausfrau und bewirtschaftete einen Garten und Nutzvieh. Durch Obst- und Gemüseverkauf am städtischen Markt besserte sie die Haushaltskasse etwas auf.


    Unterhaltung war Luxus, welchen es nicht gab. Ein Radio war das Tor meiner Eltern zur weiten Welt. Spielzeug war auch Mangelware. Aber irgendwann entdeckte ich in der zweiten Hälfte der Fünfzigerjahre in unserem Dachbodenraum, noch oberhalb der Mansarde, eine Leiter, die unter einer Holzluke stand und wenn man da sich durchquetschte, man in einen nur rund eineinhalb Meter hohen Zwickel landete, wo ein alter verstaubter Lederkoffer stand. Dieser war fast randvoll mit Comic-Heften der unterschiedlichsten Formate gefüllt. Er gehörte meinem Stiefbruder Peter, der zu diesem Zeitpunkt schon andere Interessen hatte.


    Heute kann ich berichten, dass da jede Menge Piccolos von Akim, Sigurd, Nick, weiters von Kinowa, Blauer Pfeil und Wildwest waren, Hefte im Querformat, wie Der fliegende Holländer, sowie Bambino, Großbände wie Micky Maus-Hefte, Fix und Foxi, Pit und Alf, Hot Jerry, Rocky Lane, Prinz Eisenherz, jede Menge Tarzan aus dem Mondial-Verlag, weiters Nyoka, Yabu, Wildwest, Texas, Der fidele Cowboy, Der lustige Augustin, Horrido, Akim, Sigurd, Hacky, Hot Jerry, 3 Musketiere, Prärie, Robinson, u.v.a.





    Akim-Piccolos Nr. 47 (mein erster Ty Rex), Nr. 66 (der General schien ein alter Bekannter zu sein) und
    Akim-Piccolo 78 (die rasende Bestie machte mir Angst).© Akim: Hansrudi Wäscher/becker-illustrators






    Akim-Piccolos Nr. 92, Vulkania.© Akim: Hansrudi Wäscher/becker-illustrators


    Manche Piccolos, sehr viele waren ohne farbigen Umschlag und somit ohne Logo und Heftnummer, verwirrten mich etwas. Da hatte ich das Akim-Piccolo „Krieg im Sumpf“ wo Akim letztlich im Reich Vulkania landete. Und dann hatte ich auch noch das Heft „Vulkania“ (ohne Umschlag!), aber das war von einem „guten“ Zeichner. Insider werden jetzt schmunzeln, denn später schickte Hansrudi Wäscher den Dschungelhelden nochmals in dieses Reich.

    Eine ähnliche Sequenz war auch das unser „Meister“ die frühere Rolle des japanischen Generals Samura wiederbelebte.




    Sigurd-Piccolos (Reprints)....© Sigurd: Hansrudi Wäscher / becker-illustrators




    Copyright Nick und Charaktere: Hansrudi Wäscher/becker-illustrators
    Nick-Piccolos 7, 9, 50 (natürlich fehlten mir immer die Fortsetzungen)





    Piccolos von Wildwest und Kinowa (das italienische EsseGesse-Studio
    lieferte Spitzenqualität) sowie Lehnings Blauer Pfeil, „mein Klassiker“





    Nochmals Wildwest und Bambino, das auch im Doppelpiccoloformat erschien.




    Piccolos von Silberpfeil (war nicht mein Ding) und Pit & Alf



    Dieser oberste Dachbodenraum wurde mein Rückzugsgebiet, quasi ein Terra incognita. Auch wenn ich noch nicht lesen konnte, so konnte man doch „teilweise“ aufgrund der Bilderfolge erahnen, was da los war. Nur alle heiligen Zeiten musste der Rauchfangkehrer dort rauf um den Kamin zu putzen. Dort oben vergaß ich die Zeit und die Welt rund um mich. Auch die riesigen Wespennester und drückende Hitze im Sommer, störten mich nicht. Mutter suchte mich oft stundenlang und rief sich die Seele aus dem Leib, aber kein Karli antwortete.


    Wird in loser Folge in diesem Thema fortgesetzt: http://www.comicforum.de/showthread....=1#post5631538
    Geändert von Neander (31.05.2020 um 21:35 Uhr) Grund: Fortsetzungshinweis

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