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Thema: Comics - Kunst oder Kulturimperlismus

  1. #101
    Dauerhaft gesperrt Avatar von Santo
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    Original erstellt von Hajo F. Breuer:
    @ LuG:

    Was Du über Breker sagst, stimmt einfach nicht. Vor dem Krieg war er auch ohne die Förderung durch die deutsche Regierung im Ausland geachtet und verehrt, ebenso wie die schon in dieser Runde erwähnte Leni Riefenstahl. Was ihnen nach dem Krieg die Verachtung der offiziösen Kunstszene eintrug, war die Tatsache, daß den Nationalsozialisten ihre Arbeiten gefallen hatten – so wie zum Beispiel Wagner auch heute noch aus politischen Gründen in Israel nicht gespielt wird. Über die Qualität der Arbeiten dieser Künstler sagt das aber nichts aus.


    [Dieser Beitrag wurde von Hajo F. Breuer am 08. August 2001 editiert.]
    Das ist richtig und wer objektiv ist muß sich diesen Argumenten beugen.n.c.

  2. #102
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    bedeutet das jetzt:
    a. breker & seine werke waren vorher gut und jetzt nach einflussnahme des staates nicht mehr?
    oder
    b. breker & seine werke waren gut und sind es immernoch?

    wenn a. zutrifft verstehe ich nicht warum man ihn noch mag.
    wenn b. zutrifft verstehe ich nicht warum staatliche einflussnahme so schlecht sein soll.

    bitte gebt mir ein c.!

    [Dieser Beitrag wurde von dinter3 am 08. August 2001 editiert.]

  3. #103
    Verstorben Avatar von Hajo F. Breuer
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    Wink

    Original erstellt von dinter3:
    soll.

    bitte gebt mir ein c.!

    Gern: c.

    Die Qualität eines Kunstwerks ist prinzipiell unabhängig von staatlicher Förderung. Staatliche Förderung aber bedeutet Einflußnahme auf die Kunst, die nach allgemeinem Verständnis frei sein sollte. Deshalb ist staatliche Kunstförderung abzulehnen.

    Die Einflußnahme findet auf zwei Arten statt: Der geförderte Künstler wird sich oft bemühen, seine Werke so zu gestalten, daß ihm die Förderung erhalten bleibt – also macht er nicht unbedingt das gleiche, das er als unabhängiger Künstler gemacht hätte.

    Der nicht geförderte Künstler wird durch diese Nichtförderung wirtschaftlich benachteiligt und könnte sich genötigt sehen, seine Kunst so zu verbiegen, daß sie den staatlichen Förderungskriterien entspricht.

    Der Steuerzahler aber darf mal wieder ungefragt bluten und bekommt vor lauter Ärger ein Magengeschwür.

    [Dieser Beitrag wurde von Hajo F. Breuer am 08. August 2001 editiert.]

  4. #104
    Moderator Autorenforum Avatar von Yann Krehl
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    Original erstellt von Hajo F. Breuer:
    Was ihnen nach dem Krieg die Verachtung der offiziösen Kunstszene eintrug, war die Tatsache, daß den Nationalsozialisten ihre Arbeiten gefallen hatten – so wie zum Beispiel Wagner auch heute noch aus politischen Gründen in Israel nicht gespielt wird.
    [/B]
    Wobei man wohl sagen sollte, dass der Mann ja nicht allein durch die Nationalsozialisten mit dem Antisemitismus in Verbindung gebracht wird.

    (http://www.uni-freiburg.de/philfak3/daf/projekte/wagner/wagn2401.html)


  5. #105
    Verstorben Avatar von Hajo F. Breuer
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    Question

    Aber was hat das mit der Qualität seiner Werke zu tun?

  6. #106
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    Original erstellt von Hajo F. Breuer:
    Gern: c.

    Die Qualität eines Kunstwerks ist prinzipiell unabhängig von staatlicher Förderung. Staatliche Förderung aber bedeutet Einflußnahme auf die Kunst, die nach allgemeinem Verständnis frei sein sollte. Deshalb ist staatliche Kunstförderung abzulehnen.

    Die Einflußnahme findet auf zwei Arten statt: Der geförderte Künstler wird sich oft bemühen, seine Werke so zu gestalten, daß ihm die Förderung erhalten bleibt – also macht er nicht unbedingt das gleiche, das er als unabhängiger Künstler gemacht hätte.

    Der nicht geförderte Künstler wird durch diese Nichtförderung wirtschaftlich benachteiligt und könnte sich genötigt sehen, seine Kunst so zu verbiegen, daß sie den staatlichen Förderungskriterien entspricht.
    ja aber genau das meinte ich ja schon mit a.
    breker = anfangs rein = gut
    breker = im nachhinein nicht mehr rein = schlecht

    oder war er der einzige bei dem die staatl. einflussnahme keine wirkung zeigte (wieder b.)?

  7. #107
    Verstorben Avatar von Hajo F. Breuer
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    @ Dinter 3:

    Jetzt hast Du mich falsch verstanden. Ich wollte sagen, daß die Qualität der Arbeiten eines Künstlers (Breker oder wer auch immer) unabhängig von seiner Rezeption/Förderung/Ablehnung durch den Staat ist. Das hat sich in der Geschichte immer wieder erwiesen.

    Und das wäre dann Punkt C.

  8. #108
    Moderator Autorenforum Avatar von Yann Krehl
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    Original erstellt von Hajo F. Breuer:
    Aber was hat das mit der Qualität seiner Werke zu tun?

    Nichts, aber wohl doch mit der Sympathie die man diesen Werken entgegenbringt.

    Und genauso ist es mit den Anderen, die du genannt hast. Die "Verachtung der offiziösen Kunstszene " rührt nicht daher, dass den ***** ihre Werke gefallen haben, sondern ergibt sich daraus, wie sie damit umgegangen sind.


  9. #109
    Mitglied Avatar von LuG
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    @ Hajo und nc: Bitte nicht wieder alles in einen Topf werfen. Breker, Riefenstahl und Wagner in einem Atemzug zu nennen, das ist als würde ich eine Knallcharge wie H.R. Wäscher mit Davd Fincher oder Michael Stipe vergleichen.

    1. Dass Wagner ein Wegbereiter der ***** war ist natürlich Quatsch, dass er im fortgeschrittenen Alter zum Antisemiten wurde, ist dagegen richtig. Das kann man erklären (persönliche Enttäuschungen eines ehemaligen Revolutionärs, Antisemitismus erreichte damals einen ersten Höhepunkt), aber nicht entschuldigen. Dass seine Familie eine kackbraune Nazibrut erster Kajüte wurde, ist dem armen Mann aber wohl eher nicht vorzuwerfen.

    2. Dass Wagner in Israel ungern gespielt wird (er ist mitnichten verboten) ist daher nur allzu verständlich.

    3. Riefenstahl hat für die Sprache des Kinos ähnlich Großes geleistet wie Charlie Chaplin, Griffith und Orson Welles, d´accord. Hier muss man aber wohl Person und Werk scharf boneinander trennen, denn die alte Frau hat sich durch ihre allzu leicht durchschaubaren Lügen, ihre Uneinsichtigkeit und ihr vollkommen verbohrtes Weltbild für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit ihrer Person selber disqualifiziert. Mit ihren Filmen dagegen soll und muss man sich auseindersetzen, wenn man etwas über modernes Kino erfahren will.

    4. Breker war ein vollkommen unbedeutender Bildhauer, der bestenfalls interessante Kopien seines Lehrers Despiau (der freilich damals schon mächtig antiquiert war) schuf, bis er 1938 Professor an der Staatlichen Hochschule für bildene Künste in Berlin wurde. Nach dieser Lehrtätigkeit, die Wunder über Wunder 1945 endete, versank er wieder in der Obskurität (ich sag´ nur: Hingsen ).

  10. #110
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    Original erstellt von Hajo F. Breuer:
    Ich wollte sagen, daß die Qualität der Arbeiten eines Künstlers (Breker oder wer auch immer) unabhängig von seiner Rezeption/Förderung/Ablehnung durch den Staat ist.
    das würde dann bedeuten, dass der künstler seine kunst zwar abändern kann (um dem staat zu gefallen oder auch nicht), diese änderung aber keinen einfluß auf die qualität seines werkes hat, richtig?

    ich sehe da einen widerspruch bzgl. der freiheit der kunst. wenn wahre kunst frei ist, muss sie ja zwangsläufig einen qualitätsverlust erleiden sobald der künstler sie aus gründen, die nicht von ihm stammen, abändert.

  11. #111
    Mitglied Avatar von Ambroggio
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    Wenn wir immer noch davon ausgehen, das Kunst im Auge des Betrachters entsteht, ist das absolut egal. Nicht der Künstler macht die Kunst. Er stellt das Objekt her und ist damit der Handwerker.

    Wenn jetzt also irgendein Regierungs-fuzzi hingeht und das als Kunst ansieht, oder wenn er eben das Gefühl hat, er müsste sich besonders kulturell gebildet geben, steckt er das Ding in ein Museum und beinflusst die öffentliche Meinung.

    Künstler werden auf verschiedenste Arten beeinflusst, mal ist es Geld, mal eine Frau, mal ein Freund. Von einem Künstler zu verlangen, dass er von allem unabhängig agiert, ist absoluter Quatsch. Vielleicht sollte man da eher zwischen dienstleistenden Künstlern (besagter Breker, diverse Illustratoren, Filmplakatmaler) und ideelen Künstlern unterscheiden. Letzteren geht es wahrscheinlich eher um eine Idee, eine Emotion oder einfach nur Spaß an der Freud.

    Natürlich werden die meisten Künstler beeinflusst, sobald Geld im Spiel ist. Und ich möchte wetten, dass es da genug gibt, die zum reinen Dienstleister verkommen und nur das Bedürfnis irgendwelcher Möchtegern-Kritiker nach "was auch immer für einer Stilrichtung" befriedigen.

    Staatliche Förderung?
    Ein zweischneidiges Schwert. Zumal Hajo in der Sicht nicht gerade Unrecht hat, dass wahrscheinlich auch viele Schmarotzer gefördert werden. Anyway, sollte man nicht vergessen, dass auch gerade diese staatliche Förderung zur Freiheitsförderung des Künstlers beitragen kann.

    Dem Künstler wird eine Möglichkeit gegeben aus einem System der strukturellen Gewalt auszubrechen und wirklich das zu machen, was er möchte. Sagen wir mal, es gibt da diesen furchtbar netten Dachbodenzeichner. Er hat kaum Kohle und ist froh, wenn er sich einmal in der Woche duschen kann (). Damit er duschen, essen und in der Bude pennen kann, verkauft er regelmäßig seine Portraitzeichnungen, die wunderbar gemacht sind, die er aber nur des Geldes wegen macht.
    Er hat aber eine Vision und möchte viel lieber die umsetzen, kann aber nicht, weil 90% der Leute, das Zeug nur hässlich finden würden, und dahinter nicht die Intention suchen.

    Er geht damit zu einem staatlichen Kunstförderungsprogramm - und wird gefördert. 90% der Bevölkerung denken auf den ersten Blick, das was da gemacht wurde absolute ******** ist. Dann sprechen komischerweise die restlichen 10% lobend drüber, und weil die restlichen 90% sich verarscht fühlen und auch der Elite angehören wollen, gehen sie ins staatliche Museum, das wahrscheinlich auch recht annehmbare Eintrittspreise hat und voila...

    25 % der Leute verstehen das Bild auch und finden es gut. anderen 25 % entgeht der Sinn des Bildes, tun aber trotzdem so als wären sie Kunstkenner und loben es in höchsten Tönen... und der Rest...na, der findet es immer noch sche*sse.

    Kunst ist Kultur. Und man sollte sich der Wirkung von Kunst bewusst sein. Als Medium kann es sehr schnell als Propaganda missbraucht werden. Nur wo will man die Grenze ziehen?

    Meiner Meinung nach ist Kunst/Kultur ein elementarer Bestandteil einer jeden Person. Man braucht einfach etwas mit dem man sich identifizieren kann. Um eine möglichst breit gefächerte Identifikation zu erlauben, damit der Einzelne nicht seine Unmündigkeit verliert, muss der Staat ein Gleichgewicht gewährleisten, zwischen den einzelnen Meinungen und Überzeugungen.

    Und ich denke schon, dass das in diesem Staat geschieht. Natürlich fragt man sich bisweilen schon, was dies oder das im Museum oder auf irgendeiner Wiese zu suchen hat, aber nichtsdestotrotz ist es doch so, dass es auch noch genug anderes Zeug gibt, an das wir uns richten können, ohne Angst davor haben zu müssen, dass wir nur an eine Sache glauben dürfen...

    Was im dritten Reich praktiziert wurde mit "entarteter" Kunst, mit Bücherverbrennungen.

    Gerade deshalb ist ja auch Zensur ein zweischneidiges Thema...

    Natürlich gibt es in verschiedenen Zeiten verschiedene Trends. Und ich kann durchaus verstehen, warum gerade deutsche Künstler sehr von dem Abrücken, was im Dritten Reich als glorreich daklariert wurde, denn SO glorreich war das dritte Reich für die Menschheit nicht.

    Und hey, es sind gerade mal 55 JAHRE seitdem vergangen.

  12. #112
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    Question

    Original erstellt von Ambroggio:
    Wenn wir immer noch davon ausgehen, das Kunst im Auge des Betrachters entsteht, ist das absolut egal. Nicht der Künstler macht die Kunst. Er stellt das Objekt her und ist damit der Handwerker.
    aber der künstler hat doch bevor er sich an die handwerkliche arbeit macht erst einmal eine idee, eine vision wenn man so will.
    wenn diese nun abgeändert wird nur um zu einem speziellem klientel zu gefallen, ist das endergebnis damit nicht verdorben?

    "kunst entsteht im auge des betrachters"
    hmm, muss ja wohl was dran sein, sonst hätten sich hier nicht so viele drauf geeinigt.
    vielleicht können wir es noch etwas konkretisieren?
    wie wäre:
    "kunst findet den abschluss ihrer entstehung im auge des betrachters"?
    oder "die rechtfertigung ihrer entstehung"?
    gar "den sinn"?


  13. #113
    Mitglied Avatar von Ambroggio
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    Naja, ich überlege gerade, ob man da sogar noch weiter differenzieren muss... ich meine, klar, du hast recht, aber es ist nicht wirklich notwendig.

    Egal welcher Art das Werk eines "Künstler" ist, so erwächst es immer aus einer Intention. Darunter zählen Lust, Frust, eine Idee, mal genial mal stumpf, mal ein Plagiat mal das Bedürfnis etwas neues auszuprobieren, neue Wege zu beschreiten, mal steckt eine konkrete Aussage in dem Bild, die erfahren werden soll, politisch, sozialkritisch, funny, was auch immer, vielleicht will der Macher auch einfach nur Geld verdienen...

    Spielt die Intention für den Begriff Kunst eine Rolle? Nein.
    Spielt sie eine Rolle im Zusammenhang wie der Rezipient das Bild interpretiert? Ja.

    Wo keiner existiert, der das Publikum stellt, kann keine Kunst entstehen. Das lustigste ist aber, dass der Künstler selbst auch Rezipient sein kann, und sein Werk als Kunst sieht (ob gerechtfertig oder nicht ist ne andere Frage - lieber nen zurückhaltenden als arroganten Künstler)...
    Ich meine, solange auch nur ein Individuum das Werk als Kunst erachtet, kann man nicht das Gegenteil behaupten.

    Aber nehmen wir mal ein paar Beispiele:
    Jemand hämmert eine Marmorstatue im klassisch-griechisch-hellenistischem Stil (der gefällt mir, deswegen nehm ich den jetzt *hehe). Für den Künstler ist es vielleicht nur ein Auftrag, für den Auftraggeber mag es schon Kunst sein. Für vielleicht zufällige Beobachter ist es vielleicht ein geniales Meisterwerk.

    Anderes Beispiel: Für manche Comicleser ist Alex Ross ein Gott, für andere nur jemand der einen Haufen Fotovorlagen benutzt.

    Kunst wird immer beeinflust durch Wahrnehmung, und Wahrnehmung geschieht eigentlich erst im Gehirn, wenn selbiges bisherige Erfahrungen kombiniert und daraus eine Schlussfolgerung zieht.

    Und unsere Erfahrungen basieren wiederum auf unser soziales Umfeld, Bildung, schulischen Werdegang, Mama & Papa, Ereignisse und Erlebnisse. Im Grunde könnte jede Wahrnehmung, seitdem man die Fähigkeit erhält wahrzunehmen (und das geschieht schon im Mutterleib), beeinflussend sein für das individuelle Kunstverständnis. Teilweise werden unwichtige Wahrnehmungen rausgefiltert, wichtige wiederum mit einer Art Lesezeichen versehen, was z.B. der Grund ist, warum wir uns an Künstler erinnern, die uns am meisten beeinflusst haben.

    Und das ist das Zwiespältige an dieser ganzen Diskussion: Es gibt kein Gut und Böse, es gibt kein Kunst und Nicht-Kunst.

    Der Mensch ist nicht in der Lage absolut objektiv zu urteilen. Also gleicht das Gehirn auf einer logischen Basis die Wahrscheinlichkeiten der einzelnen Wahrnehmungen ab und ordnet sie dann in ein Regal, das nach unseren Erfahrungen gebaut wurde.

    Wenn also Hajo sagt, dass er ranzige Butter im Museum als Verarsche empfindet, woran liegt das? Könnte es vielleicht sein, dass man ihm in der Schule beigebracht hat, dass Kunst immer realistisch darstellen muss? Hatte er einen konservativen Vater?
    Oder war es vielleicht so, dass bei ihm zu Hause als er aufgewachsen ist einfach nur realistische Bilder im Haus hingen? Vielleicht ist er in einem kleinen Dorf groß geworden, wo es keinen Zugang zu anderen Stilrichtungen gab...

    Kunst ist Geschmackssache.

  14. #114
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    Thumbs down

    Original erstellt von Hajo F. Breuer:
    Und was will uns nun dieser Beitrag sagen? Habe ich mich denn für oder GEGEN staatliche Kulturförderung ausgesprochen?
    eindeutig gegen staatliche kunstförderung.



    [Dieser Beitrag wurde von dinter3 am 08. August 2001 editiert.]

  15. #115
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    @Hajo

    Trotzdem habe ich ziemlich genaue Vorstellungen, was für dich Werke von der Qualität einer Mona Lisa sind. Werke, die aussehen _wie_ die Mona Lisa (natürlich nicht vom Motiv, aber von der Technik, dem Stil usw).
    Wie gesagt: auch wenn jemand seine Nachbarin anstatt der Mona Lisa zeichnet: es bleibt ein Plagiat.
    500 Jahre nur technischer Perfektionismus wäre doch selbst dir ein wenig fad, oder?
    (Ach tut mir leid, die Kunst hat ja erst vor 120 Jahren zu entarten begonnen.)

  16. #116
    Verstorben Avatar von Hajo F. Breuer
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    @ f*ck the pain away:

    Was spricht dagegen, vollkommen neue Kunstformen zu entwickeln? Nichts!

    Nur sollte es halt auch wirkliche Kunst sein, sprich Arbeiten von höchster Qualität, die Hinz und Kunz nicht hinbekommen – und eben nicht unsichtbare Kleider für den Kaiser.

    Was mich jetzt ganz schwer verwundert: Du meinst, es gäbe entartete Kunst? Ich hätte nicht gedacht, daß Du so ein Radikaler bist.

    Ich bin halt nur der Meinung, daß nicht alles, was sich heutzutage großkotzig »Kunst« nennt, auch solche ist.

  17. #117
    Mitglied Avatar von LuG
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    Kunst ist Geschmackssache, ja. Aber es gibt ja auch darüber hinaus objektive Bewertungsgrundlagen.

    Beispiel: Vor zwei Jahren ist ein ganz interessanter Band von Gibrat erschienen, ich glaube es war "Der Aufschub". Obwohl mir dieser Band persönlich nicht gefiel und mir nichts zu sagen hatte, habe ich doch die schiere Qualität von Gibrat erkannt und eine positive Rezi geschrieben.

    Alex Ross ist ein anderes schönes Beispiel. Es gibt sicherlich viel an den Mann auszusetzen (z.B. seine kritiklose Nähe zu Leni Riefenstahl), aber seine Bilder sind einfach scheissbrilliant.

  18. #118
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    das ganze dilemma wird sehr viel klarer, wenn man mal kurz nachschaut, über was für kunst wir hier eigentlich reden.
    es gibt da ja die kunst der medizin, die kunst der liebe, die zauberkunst und, und, und...
    wir reden hier ja wohl über darstellende kunst.

    da kommt auch schon wieder der zusammenhang mit künstlich/artifiziell rein.
    der künstler bildet etwas ab, will etwas darstellen. da spielt natürlich mit rein, dass er nicht nur ein kopie anfertigt, sondern auch seinen persönlichen eindruck mit einarbeitet, sein erlebnis des dargestellten und seine gefühle dazu.
    selbst wenn wenn man nur ein foto von seinem auto macht, so wählt man doch farb- oder s/w film, das passende objektiv und den dazugehörigen filter (oder eben nicht, da kann man schon anfangen zu unterscheiden guter künstler/schlechter künstler) um es optimal abgebildet zu sehen.

    dann kommt der schritt zum auge des betrachters wo die kunst entsteht.
    sie entsteht aber nicht im sinne von erstellung, sondern sie entfaltet sich hier erst, sie manifestiert, inkarniert sich. wenn der betrachter sie als kunst erlebt wird sie vollständug zur kunst.

    deswegen lässt sich eigentlich nur um die art der darstellung streiten, bzw. die bewertung daran fest machen, wie gut es der künstler schafft das was er vermitteln will zum betrachter zu übertragen.

    ausserdem ist es auch mit ein grund dafür, weshalb kunst immer abstrakter wird.
    erst war da nur der urmensch der den schatten seiner hand auf die felswand malt, später (engstirnige) künstler bzw. deren auftragsgeber die nach sehr strengen regeln bilder gemalt haben (mit grauen denke ich an die stilleben im kunstunterricht zurück, memento mori, nicht schon wieder) und inzwischen ist es eben soweit, das nur punkte und linien ausreichen. aber alles nur methoden etwas bestimmtes rüberzubringen.

    da wird es natürlich schwieriger bei völlig abstrakten bildern die intention auf anhieb zu erkennen, aber gerade deshalb darf man auch nicht den fehler machen, etwaige erklärungen seitens des künstlers von vornherein in den wind zu hauen.

    mir träumte folgender authentischer dialog:
    gogh: schau was für ein hübsches bild ich gemalt habe. da steckt mein ganzes herzblut drinne.
    betrachter: sonnenblumen? bist du irre? sone schwachsinnige sachen kannst du leuten andrehen die dumm genug sind drauf rein zu fallen! depp!

    hajo, war das einer deiner grossväter?

  19. #119
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    wenn dir gibrat nicht gefällt - schenkst du ihn mir dann?

  20. #120
    Mitglied Avatar von LuG
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    @ dinter3: "Die Kunst der Liebe"???! Wir reden aber bitte nicht über schwachsinnige Bücher von Freudgegnern, oder?

    Zu deinem Gogh-Traum: Yup, genau so wird´s gewesen sein.

    @ L.N.: Zu spät, der wanderte recht schnell auf meinem Geburtagsgeschenkestapel und hat dann eine ganz reizende junge Frau aus Hamburg glücklich gemacht. Ich hätte da im Moment einige "Avengers"-Hefte im Angebot.

  21. #121
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    yau, kriegst dafür meine lady-death-prestige...

  22. #122
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    @L.N.: the freud dude? nee, quatsch! ich brauchte bloss einen ausdruck als beispiel, hätte auch kunstflug, redekunst oderwasweissich sein können.

    auch schön:
    kunst entsteht im ohr des hörers.
    kunst entsteht im mund des schmeckers.
    kunst entsteht in der nase des riechenden.
    kunst entsteht im arsch des angeschissenen.

    bei comics:
    im auge des lesers?
    oder doch lieber im hirn? im sprachzentrum? im hirnteilwobilder+textumgesteztwerden?


    [Dieser Beitrag wurde von dinter3 am 09. August 2001 editiert.]

  23. #123
    Verstorben Avatar von Hajo F. Breuer
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    Original erstellt von Ambroggio:
    Wenn also Hajo sagt, dass er ranzige Butter im Museum als Verarsche empfindet, woran liegt das? Könnte es vielleicht sein, dass man ihm in der Schule beigebracht hat, dass Kunst immer realistisch darstellen muss? Hatte er einen konservativen Vater?
    Oder war es vielleicht so, dass bei ihm zu Hause als er aufgewachsen ist einfach nur realistische Bilder im Haus hingen? Vielleicht ist er in einem kleinen Dorf groß geworden, wo es keinen Zugang zu anderen Stilrichtungen gab...
    Was Du über meine Schulbildung oder über meinen Vater (eine Mutter habe ich übrigens auch) mutßmaßt, liegt aber auch sowas von daneben.

    Aber lassen wir doch Persönliches aus dem Spiel. Weshalb sollte ranzige Butter im Museum »Kunst« sein, wenn ich frische im Supermarkt für ein paar Mark kaufen kann? Irgendwie dreht sich diese Diskussion immer um den gleichen Punkt: Ihr merkt nicht (oder wollt nicht merken), daß ein Großteil der sogenannten »modernen Kunst« nichts ist als eine einzige, gigantische Verarsche.

    Wenn Ihr unbedingt darauf hereinfallen wollt – werdet selig damit. Nur bitte verlangt nicht, daß ich für solche Scharlatanerie zur Kasse gebeten werde.


    [Dieser Beitrag wurde von Hajo F. Breuer am 09. August 2001 editiert.]

  24. #124
    Mitglied Avatar von Ambroggio
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    Original erstellt von Hajo F. Breuer:
    Irgendwie dreht sich diese Diskussion immer um den gleichen Punkt: Ihr merkt nicht (oder wollt nicht merken), daß ein Großteil der sogenannten »modernen Kunst« nichts ist als eine einzige, gigantische Verarsche.
    Jo, und du merkst nicht, wie du dich selbst verarschst... und wie du zusätzlich von deinen "Künstlern" verarscht wirst. Zuviel Indoktrination in deiner Birne, hat keinen Sinn dich in einen neuen Suppenteller zu werfen. Kannst ja ohnehin nicht drin schwimmen.

    Wenn ich jemals Geschäftsfragen haben sollte, werde ich mich an dich wenden, aber für den Begriff der Kunst hast du dich disqualifiziert.

    "You are too squared, old man. No hero ready to be a space monkey."

  25. #125
    Verstorben Avatar von Hajo F. Breuer
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    Wer hier indoktriniert ist, bliebe noch zu ergründen, Ambroggio. Von mir aus mag jeder das tun, was er will – auch jeder selbsternannte »Künstler«. Ich beanspruche nur das Recht für mich, ebenfalls das zu tun, was ich will, und möchte deshalb für diese »Künstler« nicht zwangsweise über meine Steuern zur Kasse gebeten werden. Ich bin für eine wirklich freie Kunst – frei auch von allen staatlichen Subventionen. Bin ich deshalb engstirning?

    Aber Deine gestrenge Art, mir armem Alterchen zuzusetzen, sei Dir verziehen, denn: »Jugend ist Trunkenheit ohne Wein.« (Goethe, »Westöstlicher Divan«)

    Merke: Zum korrekten Zitat gehört stets die Angabe der Fundstelle. Das gilt auch für englischsprachige Zitate.

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