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Thema: Cartoons,Comics,Vorurteile,Differenzen und irrationale Ängste

  1. #51
    Mitglied Avatar von happyunau
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    Zitat Zitat von Yabba Beitrag anzeigen
    Da soll noch jemand sagen, es gäbe keine einfache, verständliche Erklärung
    Ich glaube, ich hab seit meiner Uni-Zeit keine so verkomplizierte Darstellung mehr gelesen
    Hehe, es kann ja nicht alles einfach sein, gerade beim Kindermedium Comic (höhöhöhö) . Und da hier in bestimmten Bereichen eine ziemlich genaue Diskussion abläuft, habe ich nunmal eine bestimmte wissenschaftliche Ausdrucksweise verwendet . Schlussendlich kann man sagen, Comics werden vom Individuum konstruiert, weshalb es in gewissen Grenzen individuell ist, wann etwas ein Comic ist (jaja, so eine relative und eigentlich informationslose Aussage, hehe)

    Welche Definition von Deixis verwendest du denn? Nach meinen Verständnis von Deixis ist die doch bei der Bildsprache des Comics/Cartoons an sich schon gegeben/gefordert, ebenso wie Induktion, Deduktion und dergleichen zum Entschlüsseln bzw richtigen Lesen und Zusammensetzen der einzelnen Bildelemente. Nur dass diese Dinge bei Comics erweitert werden und nicht nur für den Bildinhalt, sondern darüberhinaus auch für das in Beziehung setzen und Verstehen der verschiedenen Bilder als Ganzes gelten.
    Deixis ist bei mir ein sprachliches und körperliches Zeigen von einem Zentrum (der Origo). Und ja, eine Figur kann auch in einem Einzelbild auf Einheiten in oder außerhalb des Bildes zeigen, dennoch kann es bei 2 nebeneinandergestellten Bildern einen Unterschied in der Funktion geben. So wird hierdurch eine spezifische Beziehung zwischen zwei Bildeinheiten hergestellt, die weiter geht als die ledigliche Verortung des Zentrums (z.B. durch die Spitze einer Sprechblase dargestellt) und des Zielpunktes. Watchmen hat da ein Beispiel, in dem durch Deixis etwas eigenes ensteht: So wird über zwei Panels über Hollis berichtet und im zweiten Panel sitzt dann unter der Textpassage (..und ihm ist es egal, was man anhat) Doctor Manhatten. Hier zeigt des Wort "ihm" gerade durch die Aufteilung auf zwei Bilder auf zwei verschiedene Figuren. Auch im Bereich der kognitiven Prozesse gibt es comicspezifische Bereiche, hier besonders die Abduktion, wodurch der Protagonist in einer Geschichte immer derselbe ist, egal wie und wo er dargestellt ist. Aber um ehrlich zu sein sind dies zwei unterschiedliche Auffassungen, ob man dies als eigene Qualität des Comics betrachtet oder nicht. Man kann das Flugzeug ja auch ledig als Auto mit zusätzlichen Flügeln oder als eigenes Verkehrsmittel betrachten.
    Oder, um es anders auszudrücken und wie vorher schon mal erwähnt: der Unterschied besteht darin, dass es mehrere Bilder gibt, die durch Panels und/oder Bildzwischenräume getrennt sind und (vom Leser) in Bezug zueinander gebracht werden müssen, im Kontext aber nicht unbedingt nur in zeitlicher Abfolge gelesen werden müssen, sondern mitunter auch räumlich, raumzeitlich, rein grafisch/symbolisch oder sonstwie getrennt sein können.

    So in etwa jedenfalls
    So in etwa

    EDIT: Hab gerade, da ich Packard noch nicht kannte, kurz danach gesucht und konnte, dank einer Leseprobe bei google, mich nun durch ca. 70 Seiten zum Thema "Anatomie des Comics" lesen. Harter Stoff um die Zeit, aber interessant (und leider war die Leseprobe zu Ende als es gerade so richtig interessant wurde...).
    Er scheint aber den Begriff Cartoon etwas weiter bzw anders aufzufassen, aufbauend auf McCloud, mehr als cartoonige Darstellungsweise, also als reduzierte, ikonische (und nicht realistische/fotorealistische) Art der Zeichnung. Die Art zu zeichnen also, wie sie in fast allen Comics verwendet wird.
    Weshalb sich da auch solche Passagen finden:

    "Wie Karikatur, Zeichentrickfilm, Einblattwitz, und andere körperimaginative Kunstformen verwendet er [der Comic] in den vollständigen Einzelpropositionen, aus denen sich die Sequenz zusammensetzt, Cartoons.[...]Der Cartoon ist ein Zeichen, das eine ikonische Form durch einen indexikalischen Bezug zur imitativen Körperimagination des Rezipienten füllt. Wir vermuten, daß er sowohl das zentrale Zeichen für die Möglichkeit der Comicrezeption überhaupt als auch die Grundlage für die Hierarchisierung der Elemente im Panel darstellt." (Packard, Stephan: Anatomie des Comics. Psychosemiotische Medienanalyse. Göttingen: Wallstein Verlag 2006, S.137)

    Diese Auffassung könnte erklären, warum man im engl. Sprachraum Comiczeichner als Cartoonisten bezeichnet

    Ansonsten scheint* es aber, als wäre er wie ich der Meinung, dass die von Eisner und McCloud geprägten Definitionen von Comic nicht ganz ausreichend bzw nicht völlig zutreffend seien.

    *scheint, weil die Leseprobe zu Ende war, bevor Packard seine endgültige Definition formuliert hat
    Jup, er hat schon so seine Schwierigkeiten, wenn man sich versucht, einzulesen. Und ja, er bezeichnet Cartoons als eine spezifische Form der Vereinfachung, nicht als die Einbild-Geschichten, die in anderen Definitionen zu finden sind. In Bezug aber auf das Verhältnis von einem zu mehreren Bildern, die zu einer Sequenz konstruiert wurden, deckt er sich (aber wesentlich fundierter) stark mit McClouds.

  2. #52
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    Zitat Zitat von Yabba Beitrag anzeigen
    Ja, ohne Begrenzung halt, ganz nach Gusto Und da ist in der simpelsten und allgemein gehaltensten Form, die Erzählung in mehreren Bildern, die den Ablauf der Geschichte zeigen, zu erzählen, die einfachste.
    Es sei denn, die Geschichte ist so kurz und unkomplex, dass sie am besten in einem Bild funktioniert, und man muss sich was abbrechen, damit es mehr werden.


    Selber Plot, selbe Handlung, abschweifender Fokus, wenn man Nebenhadlungen und/oder noch andere Aspekte mit einbringen möchte.
    Wenn es Nebenhandlungen gibt, ist es nicht derselbe Plot wie ohne. Der Plot ist der Handlungsablauf. Hier sind zwei grundverschiedene Geschichten mit dem gleichen Plot (Dose fällt und denkt dabei).



    Bei der Gegenüberstellung geht es noch nicht darum, welchen Unterschied die Länge macht, nur um die Unterscheidung von Plot und Geschichte. Hier jetzt die Sache mit der Länge:



    Die erste Geschichte betont mehr den Fall selber, das Aufkommen ist dabei eher ein Antiklimax. Die zweite betont mehr das Aufbruchhafte des Sprungs - überhaupt, ist mehr ein Sprung als ein Fall. (Jedenfalls, wenn ich meinen Job als Erzähler richtig gemacht habe.)

    Ja, aber das ist halt eine Qualitätsfrage, nicht die, ob es möglich ist.
    Möglich ist auch, mit dem Auto zum Briefkasten zu fahren. Deshalb sollte man es trotzdem nicht unbedingt tun, es sei denn, der Briefkasten ist sehr, sehr weit weg.
    Es geht darum, eine Geschichte angemessen zu erzählen. Die Entscheidung, auf wie lang man eine Geschichte anlegt, ist nicht so beliebig, wie Du es darstellen willst. Die Längenentscheidung verändert die Geschichte. Wenn man nur verlängert, ohne etwas anderes ausdrücken zu wollen, verändert das die Geschichte auch - es macht sie schlechter. Ebenso wenn man geistlos kürzt.


    Aber letztlich geht es nicht um den Unterschied, den ein Bild mehr macht, sondern um den Unterschied zwischen einem Bild, das alle Informationen in sich trägt, und einer Bilderzählung, deren Wesentliches nicht der Informationsgehalt der Einzelbilder, sondern die Dynamik zwischen ihnen ist. Das sind in meinen Augen zwei völlig andere Erzählweisen, und dass sie teilweise übereinstimmende Ausdrucksmittel haben, beeindruckt mich im Vergleich mit den Unterschieden überhaupt nicht.

    Wobei dieser Unterschied für mich nie ein Grund war, Webcartoons aus dem Webcomic-Verzeichnis auszuschließen. Das ist, asl würde ich jemanden fragen: "Hast Du mal ein Tempo?" und dann sein Papiertaschentuch ablehnen, weil es kein Original-Tempotaschentuch ist.

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