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Thema: Bye Bye Marvel

  1. #1
    Mitglied Avatar von Valeta
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    Bye Bye Marvel

    So, das könnte ein wenig länger werden… Ich bin seit einiger Zeit recht unglücklich über den Kurs, den Marvel eingeschlagen hat. Also dachte ich mir, ich schreib’s mir von der Seele. Ich hoffe nur, das ist nicht schon in anderen Threads ausführlich durchgekaut worden. Ansonsten fühlt euch frei, einzelne Punkte herauszupicken und anzufechten…

    Kleine Marvel-Marktanalyse… Wenn man aufgewachsen ist mit den aufrechten Ruhmreichen Rächern, dem Sinnbild an Verantwortungsbewusstsein in Form von Peter Parker, dem Familiengeplänkel der Fantastischen Vier, oder dem allzu Menschlichen hinter der Rüstung eines Iron Man; kann man da noch Gefallen finden an den makelbehafteten Versionen von heute? Tatsächlich bin ich dabei, mich nach einigen Jahrzehnten relativer Treue aus gegebenem Anlass von Marvels Superhelden weitgehend zu verabschieden. Zu viele Ikonen haben, meiner Ansicht nach, ihren Wiedererkennungswert eingebüßt und mussten ihre über etliche Jahre erworbenen Prinzipien zu (Un-)Gunsten eines gerade aktuellen Großereignisses opfern. Bitte nicht falsch verstehen: Dies ist kein Plädoyer gegen Veränderungen! Ich bin sehr für Charakterentwicklung und Neuerungen aus der Handlung oder einem stimmigen Gesamtkonzept heraus. Doch ist es das, was wir zur Zeit bei Marvel sehen?... Statt sich die einzelnen Serien vernünftig entwickeln zu lassen, denke ich eher, der Verlag stürzt sein Universum von einem Event ins nächste, ohne den beteiligten Helden (oder Schurken… nicht, dass man die momentan ohne weiteres unterscheiden könnte…) Gelegenheit zu lassen, auf die jeweiligen Konsequenzen zu reagieren. Das Spektakel des Augenblicks ist lediglich wieder Sprungbrett für das nächste Mega-Ereignis! Und der Autor eines beliebigen Titels wird schlimmstenfalls dazu „genötigt“, seinen Handlungsstrang ins Korsett des Events zu zwängen (diese Aussicht scheint JMS veranlasst zu haben, demnächst die Erfolgsserie Thor zu verlassen).

    Scheint es nicht auch geradezu absurd, dass Quesada bei all den umwälzenden Ereignissen verfügt hat, Spider-Man per Pakt mit dem Teufel in seine Verhältnisse der 70er Jahre zurückzubomben? Macht eine Hochzeit oder Ehe in Spider-Mans Annalen die Figur tatsächlich zu alt für die Leserschaft? (Wenn das mehr als die offizielle Version von Chefredakteur Joephisto sein sollte, wäre ich wirklich etwas geschockt.) Ich bin nicht mal ein ausgesprochener Spidey-Fan und fühle mich trotzdem durch Ziel- und Umsetzung von OMD/BND ziemlich veralbert und vor den Kopf gestoßen…! Aber ich schweife ab.

    Was zunehmend den monatlichen Lesespaß trübt, ist der fortgesetzte Trend, fast ausschließlich Mehrteiler zu schreiben und ein Heft allein mit Blick auf das unausweichliche Paperback zu konzipieren. Das führt dazu, dass eine einzelne Nummer mich immer häufiger unbefriedigt zurücklässt, selbst wenn sie im Kontext gar nicht mal schlecht sein muss. Von einem professionellen Autor (wie natürlich auch Zeichner) erwarte ich allerdings, dass er mir für den mittlerweile stolzen Preis eines Comicheftes auch einen entsprechenden Gegenwert liefert; und nicht bloß den einen oder anderen Appetithappen, bevor sich das Sammeln und Lesen einige Nummern später dann auszahlt.

    So nebenbei: Gibt es angesichts der Wirtschaftslage Jemanden, der sich für die Varianten-Cover-Flut begeistern kann, die an die Manie der 90er Jahre erinnert?

    Ich will hier freilich niemandem seine Lieblingsserien madig machen (und das dürfte glücklicherweise auch kaum klappen). Jeder, der bei seiner regelmäßigen Marvel-Comiclieferung noch ungetrübte Freude empfindet, ist aufs Angenehmste zu beneiden. Ich persönlich finde es nur bedauerlich, dass mehrere Faktoren bzw. Entscheidungen in der jüngeren Verlagspolitik dazu geführt haben, dass ich mich weitgehend vom MU entfernt sehe. Und wann immer ich glaube, mal wieder ein Schätzchen im Einerlei entdeckt zu haben (Iron Fist, Cap Britain and MI13…), erweisen sich diese weniger populären Titel – im Gegensatz zum Event-Hopping – als nicht sonderlich langlebig (mal schauen, wie lange sich Agents of Atlas hält…)!

    Mein Fazit: Ich gebe das Comiclesen auf! - - Nein, quatsch; ganz sicher nicht! Doch ich werde, nicht nur was Marvel angeht, vor dem Neukauf verstärkt Rezensionen verfolgen und vermehrt auf Paperbacks zurückgreifen… und ein wenig meinen verloren gegangenen Helden nachtrauern.

  2. #2
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    Hallo und willkommen im Forum.

    Deinen Erfahrungsbericht finde ich sehr interessant, aber mir fehlen dabei ein paar Informationen zu Dir: Wie alt bist Du, bzw. seit wann liest Du Marvels? Welche Serien bevorzugt? US-Originale oder deutsche Ausgaben? Hast Du Dich auch mal mit den klassischen 60er- oder 70er-Jahre-Serien beschäftigt?

    Um nicht nur Infos einzufordern: Ich bin Leser der Williams- und ein bißchen der Condor-Zeit. Aktuelle Marvels lese ich nur sporadisch mal und habe natürlich Schwierigkeiten, in die Continuity reinzukommen (die es aber ohnehin kaum mehr zu geben scheint). Aber ich sehe es schon dann und wann als reizvoll an, wieder mal einzusteigen (zumindest als Gedankenspiel). Über meine Leseerfahrungen habe ich hier: http://pelefant.pe.ohost.de/forum/thread.php?threadid=156&sid= und hier: http://www.wmca.de/marvel_intern/fan...r_l_opmann.htm geschrieben.

  3. #3
    Mitglied Avatar von Rusch
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    Schwierige Fragen stellst Du. Ich habe vor ca. 4 bis 5 Jahren mal Spiderman gelesen und dann wieder aufgehört, weil das ständige Aufwärmen der alten Geschichten mir nichts mehr gab. Jetzt lese ich wieder Spiderman und mir gefällt es - sogar noch besser als in meiner Jugend vor 25 Jahren.

    Die Avengers immer ruhmreich? Na, Hank Pym hatte schon immer eine Tendenz, Dinge ordentlich in den Sand zu setzen (aber natürlich hat er mit den aktuellen Ereignissen nichts zu tun - er arbeitet eher dagegen). Will sagen, da war nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen.

    Grundsätzlich unterstütze ich den Kurs, auch wenn ich mir wünschen würde, dass das ganze nach mehr als 2 Jahren endlich mal zur Ruhe kommen könnte, nur glaube ich nicht, dass nach Dark Reign endlich Schluss ist. Es wird zumindest noch ein Aftermath Event folgen. Also ich befürworte eine Entwicklung der Figuren, aber es sollte auch mal wieder eine Phase der Konsolidierung geben.

    Interessant fand ich, dass Du die längeren Storylines mit Ziel auf Paperbacks krisiertest, aber am Ende verkündest, Du würdest in Zukunft nur noch hier und da ein Paperback kaufen. Nicht unbedingt ein Widerspruch, aber zumindest ein Zeichen, dass die Marktpolitik von Marvel so falsch nun auch wieder nicht ist.

  4. #4
    Mitglied Avatar von Schninkel
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    @valeta:

    Hatten wir auch schon hier: http://www.comicforum.de/showthread.php?t=100354 und hier diskutiert: http://www.comicforum.de/showthread.php?t=96665&page=2

    Bei mir ist es so:
    Ich - Jahrgang 1957 - bin nur zum Teil mit Comics aufgewachsen (elterliches Verbot) und vor ungefähr zehn Jahren richtig wieder eingestiegen. Erst mit Batmandan mit Marvel. Ich teile eine Kritik vollständig. Ich war von Civil War anfangs begeistert; die ist verflogen.

    Ich lese noch Spider-Man und die Neuen Rächer um noch etwas im MU zu bleiben und mache nach Secret Invasion, von der ich nur die Hauptserie lese Schluß. Sehr gut ist Daredevil - aber vor allem, weil es isoliert läuft. Ist wohl auch erfolgreich - Vol. 2 ist in Amerika bei Nr. 119.

    Ich persönlich kann auch wenig mit Stories anfangen, die "im Weltraum und mit Aliens spielen". Von daher gefallen mir Stories mit Krees, Skrulls, Galaktus, Silver Surfer etc. überhaupt nicht. Deswegen fand ich auch den Spider-Man-Reboot total daneben.

    Steig um auf Daredevil Vol. 2 - Da bekommst Du eine Super-Story. Mußt Du halt bei diversen Händlern ein wenig suchen.
    Geändert von Schninkel (16.07.2009 um 18:56 Uhr)

  5. #5
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    @ Rusch, Schninkel:

    Schön, daß Ihr Euch von meinem Aufruf angesprochen fühlt, etwas über Euch zu erzählen. Die Frage war natürlich eigentlich an Valeta gerichtet, aber man versteht natürlich bei jedem ein Statement zu Marvel besser, wenn man ihn ein bißchen einordnen kann.

    Ist halt ein Unterschied, ob einer 20 ist und sagt: Die alten Marvels finde ich viel zu schlecht gezeichnet (was ich schon ein paarmal gehört habe), oder Altfan und irgendwann vielleicht wieder eingestiegen ist in die eine oder andere Serie (was mir schwerfällt).

  6. #6
    Moderator The Punisher Forum Avatar von Frank Castle
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    Ich befürchte, dass Valeta derzeit mit Daredevil auch nicht glücklich werden wird. Stichwort: Mehr-Teiler und Handlungsarmut. Vielleicht ändert sich das ja wenn Brubaker da demnächst weg ist, beschwören würde ich es aber eher nicht.

    Schwierige Fragen stellst Du. Ich habe vor ca. 4 bis 5 Jahren mal Spiderman gelesen und dann wieder aufgehört, weil das ständige Aufwärmen der alten Geschichten mir nichts mehr gab. Jetzt lese ich wieder Spiderman und mir gefällt es - sogar noch besser als in meiner Jugend vor 25 Jahren.
    Uhm ... ooookay. Verstehe ich jetzt so überhaupt nicht, weil doch gerade das primäre Ziel des "Brand New Days" es ist, altes Zeug aufzuwärmen, während man zuvor durchaus auch mal was neuere Ansätze zu lesen bekam.

    Die Avengers immer ruhmreich? Na, Hank Pym hatte schon immer eine Tendenz, Dinge ordentlich in den Sand zu setzen (aber natürlich hat er mit den aktuellen Ereignissen nichts zu tun - er arbeitet eher dagegen). Will sagen, da war nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen.
    Immer nicht. Ich entsinne mich auch an die scheinbare Ermordung der Obersten Intelligenz durch einige Avengers während "Operation Galaction Storm", die nicht ganz so ruhmreich war. Sprich, solche Sachen kamen zwar schon vor, aber eben auch längst nicht so massiv wie jetzt.

    Interessant fand ich, dass Du die längeren Storylines mit Ziel auf Paperbacks krisiertest, aber am Ende verkündest, Du würdest in Zukunft nur noch hier und da ein Paperback kaufen. Nicht unbedingt ein Widerspruch, aber zumindest ein Zeichen, dass die Marktpolitik von Marvel so falsch nun auch wieder nicht ist.
    Anders sind die meisten Marvel-Serien ja auch gar nicht mehr verträglich. Ein Trade zu lesen, ist dann vom Gehalt schon immer noch etwas befriedigender als 5 oder 6 monatliche/quasimonatlichdauerverspätete Hefte zu lesen. (Ich möchte echt nicht zu den Leuten gehören, die werweißwielange auf den Heftabschluß von Millars "Old Man Logan" oder "Kick-Ass" warten.) Wobei es zuweilen auch da noch "Experten" gibt, wo man immer noch das Gefühl hat, keinen wirklichen Gegenwert für sein Geld zu bekommen.
    Geändert von Frank Castle (16.07.2009 um 20:54 Uhr)

  7. #7
    Mitglied Avatar von Schninkel
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    Zitat Zitat von Frank Castle Beitrag anzeigen
    Ich befürchte, dass Valeta derzeit mit Daredevil auch nicht glücklich werden wird. Stichwort: Mehr-Teiler und Handlungsarmut. Vielleicht ändert sich das ja wenn Brubaker da demnächst weg ist, beschwören würde ich es aber eher nicht.

    .
    Geschmackssache Mir gefällt es halt.

  8. #8
    Moderator The Punisher Forum Avatar von Frank Castle
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    Wie gesagt, guter Autor. Nur sein Pacing frustiert zuweilen den ein oder anderen Leser. Und das scheint Valeta ja auch bei einigen Marvel-Serien so zu gehen. Sonst hätte ich ja nix gesagt.

  9. #9
    Mitglied Avatar von Valeta
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    Hallo zusammen!

    Danke für die freundliche Aufnahme. Angenehm überraschend für mich, so rasch einige Rückmeldungen zu erhalten.

    Ich werde umgehend an meinem Profil arbeiten. Ansonsten zu meiner Person: Ich bin bereits älteres Semester und lese seit weit über 30 Jahre Comics jeglicher Art. Mein Nick lässt zu Recht meine Begeisterung für Prinz Eisenherz vermuten; meine Sammelleidenschaft umfasst u. a. ein breites Spektrum an frankobelgischen Alben, deutsche Comic-Magazine a la Kobra, Zack und Primo sowie eine große Auswahl an deutschen und englischsprachigen Superheldencomics. Mein Einstieg ins Superheldengenre fand mit den Marvelheften aus dem Williams Verlag statt (von denen ich auch einen Großteil besitze); nach der Williams-Ära bin ich dazu übergegangen, amerikanische Serien (Superhelden, aber auch z. B. Bone und Calvin & Hobbes) nach Möglichkeit im Original zu lesen.

    Mein erklärter Lieblingsheld ist - - Daredevil (nett, dass er so früh ins Gespräch kommt), von dem ich tatsächlich sämtliche amerikanischen Ausgaben (Variants mal ausgenommen) seit der Nr. 1 (Vol. I) mein eigen nenne… sonst bin ich allerdings nicht so verrückt! – Nach Williams habe ich dann versucht, die hoch gelobten – und möglichst nicht bloß gehypeten (sagt man das??) – Strecken diverser Serien zu verfolgen: Daredevil, Simonsons Thor, Daredevil, Peter Davids Hulk, Daredevil, John Byrnes Fantastic Four und… äh, Daredevil. Ich bin mit ner Menge Superhelden-Serien vertraut, wenn nicht zwingend im Detail (von DD mal abgesehen); insofern würde ich mich auch nicht als „Marvel-Zombie“ bezeichnen. Aber ich kenne, mag und schätze sowohl die Klassiker (Ditkos Spider-Man, Buscemas Silver Surfer, Kirbys Fantastic Four, Byrnes X-Men) als auch neuzeitliche Marvel-Produktionen wie Runaways, Whedons Astonishing X-Men, Straczynskis Thor oder Immortal Iron Fist.

    Ich bin ein großer Freund von Brubaker und mag auch seinen Daredevil; empfinde aber seinen Catwoman Run fast als das bessere Daredevil-Abenteuer. Allerdings rangiert er bei mir immer noch deutlich höher als Bendis, dessen Vision meiner Ansicht nach nicht über die # 50 hinausgereicht hat. Brubakers DD taugt v.a. zur Erklärung meines Standpunkts über Mehrteiler und TPBs. Ein einzelnes Heft inmitten einer Storyarc scheint mitunter weder die Handlung voranzutreiben noch sonst etwas Spannendes für Nicht-Insider zu bieten; liest man das Heft innerhalb eines Sammelbandes mit dem Rest der Geschichte, ergeben sich „plötzlich“ interessante Aspekte und verleihen der Story atmosphärische Dichte… Warum nun aber sollte man dann das einzelne Heft kaufen? DD ist in der Tat eine der ganz wenigen Serien, die ich noch im Abo beziehe; lesen tue ich sie jedoch immer erst, wenn eine Storyline praktisch abgeschlossen ist – quasi im Paperback-Format. Und nach diesem Prinzip hat mich Marvel dazu gebracht, andere Serien auch wirklich so einzukaufen: als Paperback!

    Nicht, dass alles Gold im Silver Age gewesen wäre, aber wenn man sich mal ältere Hefte eines beliebigen Titels anschaut, ist es Wahnsinn, wie viel Handlung dort oftmals auf ein paar Seiten untergebracht worden ist. Das wirkte dafür manchmal auch nicht ganz ausgegoren, aber gemessen an dem heute vorherrschenden extrem schleichenden Schritttempo einer Story war das eher mal zu verzeihen. Wie schon Frank Castle angemerkt hat, verschlimmert sich der Effekt ja noch bei Verzögerungen im Erscheinungszyklus. Astonishing X-Men von Whedon/Cassaday oder die neue Thor-Serie beispielsweise finde ich großartig – auf die einzelnen Hefte hingegen möchte ich nicht gewartet haben und hätte es durchaus als Zumutung empfunden. Auch wenn das Endprodukt ansprechender aussehen mag als früher (darüber lässt sich ggf. streiten), muss man sich seitens des Verlages dann nicht wundern, wenn Leser und Kundschaft lieber warten, bis ein Projekt abgeschlossen ist und in gesammelter Form erscheint.

    Was die Rächer und andere Helden betrifft, sind ein paar Querelen und Grautöne nie verkehrt. Klar hat man bei den Rächern nicht immer nur Händchen gehalten (wer wollte das auch lesen?); aber auch ohne eine langweilige schwarz/weiß-Darstellung müsste es doch möglich sein, die Titelhelden ab und an heroisch aussehen und einen klaren Sieg landen zu lassen. So gern ich Daredevil auch mag, an einen echten Triumph des Hauptcharakters kann ich mich seit dem Neustart des Titels beim besten Willen nicht erinnern! Und Tony Stark wird in diesem Verlagsleben auch so schnell keine neuen Fans finden (obwohl, wenn ich da so an die Filmversion denke...)!

    Ach, und danke für den Hinweis auf die anderen Threads.

  10. #10
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    Jetzt ist die Diskussion etwas ins Stocken geraten - leider genau dann, als Valeta sich wieder zu Wort meldete. Leider kann ich bei ganz aktuellen Marvels nicht mitreden, aber ich möchte sagen, daß ich die verschiedenen Einschätzungen von aktuellen Lesern sehr interessiert verfolgt habe.

    Vielleicht tut sich hier ja doch noch was...

  11. #11
    Mitglied Avatar von Valeta
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    Mal so gefragt. In Bezug auf die – gern mit üppig Werbung angereicherten – US-Augaben: Denkt noch irgend Jemand, dass er für sein Geld den vollen Gegenwert erhält?

    Ich zumindest empfinde immer seltener so, wenn sich die Autoren nach einer Aneinanderreihung „cooler Momente“ nicht mehr in der Verpflichtung sehen, mögliche Konsequenzen berücksichtigen zu müssen. Auch oder gerade hoch gelobte Autoren wie Bendis und Millar sind durchaus dafür bekannt, unbequeme Ereignisse und Folgen für ihre jeweils laufende Story nach Belieben zu negieren oder zu ignorieren; und werden dafür… na ja, hoch gelobt… Mir erscheint das eher eine recht nachlässige Schreibe; und die offensichtliche Willkür beim Verfassen der Geschichten verwässert letztlich jeglichen dramatischen Effekt für mich! Und gute Zeichnungen allein dürften das Ganze eigentlich nicht retten.

    Könnt ihr für den tollen Überraschungseffekt und den schockierenden Augenblick über grobe Unstimmigkeiten, den fehlenden Sinnzusammenhang oder mangelnde Auswirkungen hinwegsehen? (Ich weiß schon, dass es nur um etwas seichte Unterhaltung geht, aber auch die sollte einigen Regeln unterliegen, wenn Jemand dafür Geld verlangt. Und schließlich gaukelt man uns ja vor, dass es sich im Gegensatz zu früher mittlerweile um intelligente, vielschichtige Geschichten handelt!)

  12. #12
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    Zitat Zitat von Valeta Beitrag anzeigen
    Mal so gefragt. In Bezug auf die – gern mit üppig Werbung angereicherten – US-Augaben: Denkt noch irgend Jemand, dass er für sein Geld den vollen Gegenwert erhält?

    Nö - eigentlich nicht. Ich könnte auch auf die TPB warten, da ich nach jeweils einem Monat sowieso immer nachlesen muss und von daher immer warte bis der Run vollständig ist.

    Da es mir aber bei ca. 130,- € für Comics im Monat nicht so drauf ankommt: Schwamm drüber. Außerdem habe ich es beim DD-Abo auch schon gehabt, dass da "Zwischennummern" kamen, die im TPB nicht veröffentlicht wurden, da nicht zur Hauptstoryline zählend.

    Was Bendis angeht: Hat bei mir sehr gelitten seit den nicht aufgelösten Fäden in Cicil War.

  13. #13
    Moderator The Punisher Forum Avatar von Frank Castle
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    Mir hat man mit der kürzlich erfolgten massiven Preiserhöhung seitens Marvel signalisiert, dass ich ja doch mal ganz, ganz viele Serien aus dem Abo nehmen könnte. Für 2,99 $ hätte ich die ganzen Serien über die ich mich nur allzu oft geärgert habe, wahrscheinlich noch eine ganze Weile weiter mitgemacht, aber jetzt musste ich mich dann doch mal fragen: "Ist es das wirklich wert?" Und das ist es natürlich nicht. Für einen wirklich guten Comic (der allerdings auch nicht direkt für's Trade konzipiert sein sollte) bin ich bereit die 3,99 $ zu bezahlen, aber die findet man bei Marvel ja eh immer seltener. Ich hab seit ich etwa vor 6, 7 Jahren mit US-Comics angefangen habe, nicht mehr so wenige Marvel-Serien im Abo gehabt. Heck, wahrscheinlich hab ich vor 20 Jahren durch Condor mehr Marvel Zeug gelesen.

  14. #14
    Mitglied Avatar von Valeta
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    Ich denke auch, dass 3,99 $ pro Heft allzu dicht an der Schmerzgrenze liegt, auch wenn man im Einzelfall bereit ist, den Preis für die eine oder andere Lieblingsserie zu zahlen.

    Ich weiß auch nicht, ob Marvel sich mit der deutlichen Preiserhöhung wirklich einen Gefallen tut, sofern man sich nicht durch äußere Faktoren dazu gezwungen sah. Gegenüber der Abzocke (?) beim Hardcore-Fan stehen sicher etliche Leser, die angesichts der wirtschaftlichen Schräglage jeden einzelnen Titel auf den Prüfstand stellen werden. Und dann wird womöglich nicht nur auf die am wenigsten geliebte Serie verzichtet, sondern dann werden gleich ganze Pakete aus dem Abo gestrichen. Da könnte schnell Essig sein mit Gewinnmaximierung! – Ich selber werde vorerst - natürlich - Daredevil die Treue halten und darüber hinaus von Marvel lediglich noch X-Factor (weil Peter David) und vermutlich Agents Of Atlas (weil einfach klasse) als Einzelhefte beziehen (und die beiden Serien gibt’s zumindest noch einige Nummern lang für 2,99 $)... Experimente leistet sich da so schnell keiner mehr!


    Nur so am Rande: Kann Jemand was zu Daredevil Noir sagen? Ich habe aus der Noir-Reihe bislang nur Spider-Man gelesen und für gut befunden. Lohnt sich DD Noir, wenn man die "Hauptserie" richtig gut leiden kann?

  15. #15
    Mitglied Avatar von michael
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    Ich habe von klein auf Marvels verschlungen und hätte mir nie gedacht, dass ich damit mal aufhören konnte. Zu sehr habe ich meine bunten Helden, insbesondere die Rächer, die X-Men und Spidey geliebt. Vor ein paar Jahren kam aber bei mir der Punkt, wo ich feststellte, dass mir das Marvel-Universum einfach keinen Spaß mehr machte. Manche Serien (Captain America, She-Hulk) waren zwar sehr ansprechend, aber die Marvel-Welt an sich konnte mich nicht mehr begeistern.

    Die X-Men mit all ihren unzähligen Nebenserien verloren sich nach Morrison in einem wilden Sammelsurium von plan- und lieblos wirkenden Geschichten, eine kontinuierliche Charakterentwicklung konnte ich nicht mehr wahrnehmen. Spidey hatte ich schon seit längerem nur mehr als "Pflichtprogramm" empfunden, richtige Freude hatte ich schon lange keine mehr am Netzschwinger. Insbesondere haben mir die vielen kleinen Nebenfiguren gefehlt ,die seine Serie früher zu so etwas Besonderem gemacht hatten. Der "Todesstoß" war für mich dann "Avengers Disassembled". Die Rächer waren von Anfang an meine besonderen Lieblinge gewesen, ihr erzwungenes Ende fand ich schrecklich. Vor allem meine Lieblingscharaktere Vision, Hawkeye und die Scarlet Witch waren tot, zerstört oder verrückt - als Figuren jedenfalls dauerhaft schwer beschädigt. Überdies konnte ich mit dem Großteil der Zeichnungen nicht mehr die Welt anfangen.

    Ich habe dann zwar noch eine gewisse Zeit weitergesammelt, aber mitten drin im "Civil War" musste ich mir dann doch eingestehen, dass ich Monat für Monat gute EUR 150,-- nur aus Gewohnheit ausgebe. Kurz habe ich mir noch überlegt, meinen Konsum wirklich nur mehr auf ein paar wenige Serien zu reduzieren, die mir immer noch gefielen. Ich wusste aber, dass ich dazu als Continuity-Freak dazu kaum in der Lage sein würde und es hieß für mich: "Alles oder nichts."

    Ziemlich schweren Herzens habe ich dann von einem Tag auf den anderen alle Abos gekündigt und seither nichts mehr von Marvel gelesen. Ganz gelöst habe ich mich von den Helden meiner Kindheit und Jugend noch nicht, im Internet verfolge ich immer noch grob mit, was sich so "tut". Die Rückfallsgefahr ist aber nicht gerade riesig, wenn ich zum Beispiel lese, was aus Spidey und MJ gemacht wurde.
    The avalanche has already started. It is too late for the pebbles to vote.

  16. #16
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    Es ist aber schon zum Kotzen wenn man erfaehrt das Marvel die Preise angehoben hat um herauszufinden wieviel sie maximal fuer ein Heft verlangen koennen. - Und das in einer Wirtschaftskriese!!!!
    Sanchez

  17. #17
    Mitglied Avatar von McRob
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    Muss ich loswerden...

    Ich selbst hab in meinen jungen Jahren auch soviel Marvel und DC (Darf man das hier erwähnen?) verschlungen wie nur irgendwie möglich...

    Danach kam, wie bei den meisten Otto-Normalos, zunächst das dicke Ende in Sachen Helden-Comics. Andere Interessenschwerpunkte traten in mein Leben.
    Nach gut einem Jahrzehnt juckte es mich dann doch wieder in den Fingern und
    ich begann mich umzuschauen welche Helden oder Serien mir für einen Neustart zusagen würden....

    Ich muss zugeben daß es mir etwas schwer gefallen ist da überhaupt noch einen Überblick zu entwickeln.
    Nicht daß es damals nicht auch so war, aber irgendwie ist mir das ganze "Helden-Universum" mittlerweile zu sehr "aufgeblasen" und "verkitscht"....

    Diese ganze Pseudo-Tiefgründigkeit an manchen Ecken wirkt einfach nur aufgesetzt und erinnert mich vom Niveau her mehr an Billig-Vorabend-Dauersoaps...
    Und dann dieser quasi Abo-Zwang. Man kann sich ja nicht mal eben so ein Heftchen zulegen und Spass damit haben, nein, wenn du heute nicht etliche Hefte aus der näheren Vergangenheit dein Eigen nennen kannst und dazu noch möglichst alles an Nebenserien und was weiss ich besitzt, weil die Haupthandlung da auch irgendwie verwoben wurde, dann brauchst du auf Spass beim Lesen nicht unbedingt zu hoffen...
    Das einzig Tolle ist daß sich die Zeichnungen doch schon im Gegensatz zu Früher unterm Strich verbessert haben.


    Für mich ist bei Marvel und Co. irgendwie etwas verloren gegangen.
    Dieses stellenweise "bekiffte" Niveau, diese Quantität, und zu guter Letzt die Kohle, die man heute lassen müsste um überhaupt noch drann zu bleiben...
    Nüchtern betrachtet..einfach nur krank.

    Das klang jetzt alles etwas hart, gelle? (Ich Arsch!) Bitte aber nicht zu verbissen sehen.
    Mir selber tut es auch etwas weh so zu schreiben; ich häng schließlich auch an diesen netten Figuren.
    Will hier auch bewusst gar nicht auf bestimmte Helden oder Serien eingehen. Das ist sozusagen summa summarum mein Gefühl im Bauch, wenn ich so über dieses Genre in der heutigen Zeit nachdenke....schade.
    Ich will das doch alles toll finden!!

    Hab mich zu guter Letzt dazu entschieden mich mehr auf TPBs zu konzentrieren, und auch nur dann zuzugreifen wenn die allgemeine Rezi durchschnittlich positiv ausfällt und ich vorher von ein paar Lese-Kostproben selbst überzeugt bin. Zudem lege ich Wert darauf daß die Story möglichst für sich stehen kann ohne irgendwelche Querverweise, und quasi am Ende des Lesevergnügens einen halbwegs guten Abschluss findet.
    Ich liege auf der Lauer...

    Ach ja, Danke für den Tipp mit Daredevil. Bin jetzt doch neugierig geworden...
    Geändert von McRob (01.08.2009 um 09:31 Uhr)

  18. #18
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    Zitat Zitat von McRob Beitrag anzeigen
    Das einzig Tolle ist daß sich die Zeichnungen doch schon im Gegensatz zu Früher unterm Strich verbessert haben.
    Da bin ich nicht so sicher. Okay, ich gebe zu, ich bin von den Williams-Marvels geprägt - vielleicht kann ich's nicht objektiv beurteilen.

    Mir ist ja hier schon mal das Urteil übergebraten worden, die alten Marvels könne man nicht lesen, die seien einfach viel zu schlecht gezeichnet. Und zunächst dachte ich auch: Kann man leider nichts dagegen sagen.

    Inzwischen sehe ich das doch ein bißchen anders.

    Erstens: Die klassischen Zeichner wie Kirby, Ditko, Romita (sr.), Buscema, Colan - mehr noch die ganz alten Veteranen wie Bill Everett - haben unter bescheidenen Arbeitsbedingungen die Ikonografie der Helden entwickelt, an denen bis heute niemand vorbeikommt. Für mich eine bemerkenswerte Leistung, denn dazu haben sie meist nicht viele Ausgaben gebraucht.

    Zweitens (vielleicht steht das damit im Zusammenhang): Sie hatten alle einen prägnanten, sofort wiedererkennbaren Zeichenstil. Den brauchten sie vermutlich, um in der kurzen Zeit, die ihnen zur Verfügung stand, ein Heft auf die Beine zu stellen. Doch die heutigen Zeichner sind zwar höchst filigran, stecken große Mühe in jedes einzelne Panel, aber sind oft stilistisch austauschbar und langweilig. Da sind mir Epigonen wie Ron Frenz fast noch lieber, die aber ihre Vorbilder nie übertreffen können.

    Ich denke über dieses Thema noch nach und bin mir nicht ganz sicher. Aber ich habe den leisen Verdacht, daß die klassischen Zeichner heute sehr unterschätzt werden.

  19. #19
    Mitglied Avatar von McRob
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    Peter, ich kann Deine Argumente sehr gut nachvollziehen und ich denke Du hast Dir da schon mehr Gedanken zu gemacht als ich...
    Du liegst da eigentlich gar nicht so verkehrt.

    Ein Hoch auf die "Altmeister"!

  20. #20
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    Danke, das tut gut...

  21. #21
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    Zitat Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
    Aber ich habe den leisen Verdacht, daß die klassischen Zeichner heute sehr unterschätzt werden.
    Werden sie definitiv!!!

    Die meisten heutigen Zeichner muessen mit dem Seitenlayout triksen um gute Dynamik reinzunringen. An so Meisterwerke wie mighty Avengers 93 oder Silver Surfer 4 kommen die allerwenigsten ran.
    Sanchez

  22. #22
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    Die heutige Zeichnergeneration sollte mal das Handbuch "How to draw Comics the Marvel Way" lesen...

  23. #23
    Mitglied Avatar von Valeta
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    Kein Abschied auf Raten

    Zitat Zitat von michael Beitrag anzeigen
    Ich habe von klein auf Marvels verschlungen und hätte mir nie gedacht, dass ich damit mal aufhören konnte. Zu sehr habe ich meine bunten Helden, insbesondere die Rächer, die X-Men und Spidey geliebt. Vor ein paar Jahren kam aber bei mir der Punkt, wo ich feststellte, dass mir das Marvel-Universum einfach keinen Spaß mehr machte. Manche Serien (Captain America, She-Hulk) waren zwar sehr ansprechend, aber die Marvel-Welt an sich konnte mich nicht mehr begeistern.

    Die X-Men mit all ihren unzähligen Nebenserien verloren sich nach Morrison in einem wilden Sammelsurium von plan- und lieblos wirkenden Geschichten, eine kontinuierliche Charakterentwicklung konnte ich nicht mehr wahrnehmen. Spidey hatte ich schon seit längerem nur mehr als "Pflichtprogramm" empfunden, richtige Freude hatte ich schon lange keine mehr am Netzschwinger. Insbesondere haben mir die vielen kleinen Nebenfiguren gefehlt ,die seine Serie früher zu so etwas Besonderem gemacht hatten. Der "Todesstoß" war für mich dann "Avengers Disassembled". Die Rächer waren von Anfang an meine besonderen Lieblinge gewesen, ihr erzwungenes Ende fand ich schrecklich. Vor allem meine Lieblingscharaktere Vision, Hawkeye und die Scarlet Witch waren tot, zerstört oder verrückt - als Figuren jedenfalls dauerhaft schwer beschädigt. Überdies konnte ich mit dem Großteil der Zeichnungen nicht mehr die Welt anfangen.

    Ich habe dann zwar noch eine gewisse Zeit weitergesammelt, aber mitten drin im "Civil War" musste ich mir dann doch eingestehen, dass ich Monat für Monat gute EUR 150,-- nur aus Gewohnheit ausgebe. Kurz habe ich mir noch überlegt, meinen Konsum wirklich nur mehr auf ein paar wenige Serien zu reduzieren, die mir immer noch gefielen. Ich wusste aber, dass ich dazu als Continuity-Freak dazu kaum in der Lage sein würde und es hieß für mich: "Alles oder nichts."

    Ziemlich schweren Herzens habe ich dann von einem Tag auf den anderen alle Abos gekündigt und seither nichts mehr von Marvel gelesen. Ganz gelöst habe ich mich von den Helden meiner Kindheit und Jugend noch nicht, im Internet verfolge ich immer noch grob mit, was sich so "tut". Die Rückfallsgefahr ist aber nicht gerade riesig, wenn ich zum Beispiel lese, was aus Spidey und MJ gemacht wurde.


    Gleichermaßen trauriges wie schönes Beispiel dafür, dass Marvel mit seiner derzeitigen Marschroute (konzeptionell und preispolitisch) einen gefährlichen Kurs einschlägt. Wer sich bei dem Verlag als Leser nicht mehr zu Hause fühlt, der reduziert nicht etwa sein Programm, sondern der stellt es ein und verabschiedet sich! Dann verfolgt man vielleicht noch ein Weilchen den Werdegang seiner Lieblingshelden online, aber nur selten reicht das für einen neuerlichen Kaufanreiz aus.

    Stattdessen liest man eher zunehmend über fragwürdige Entwicklungen in den unterschiedlichsten Ecken des Marvel Universums: OMD bei Spidey, "Rulk", die Umstrukturierung der Avengers oder jüngst Loebs "Amoklauf" im Ultimativen Universum... Sollen uns radikale Rundumschläge neue Kreativität vorgaukeln? - Ich habe vielmehr das Gefühl, man will die herrschende Orientierungs- und Einfallslosigkeit mit mehr Schockelementen kaschieren und mit gleichzeitig höherem Medienrummel wettmachen. Schade drum – Marvels ausgereiftes Charakter-Ensemble hätte Besseres verdient!

  24. #24
    Mitglied Avatar von Valeta
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    Altmeister

    Zitat Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen

    Mir ist ja hier schon mal das Urteil übergebraten worden, die alten Marvels könne man nicht lesen, die seien einfach viel zu schlecht gezeichnet. Und zunächst dachte ich auch: Kann man leider nichts dagegen sagen.

    Inzwischen sehe ich das doch ein bißchen anders.

    Erstens: Die klassischen Zeichner wie Kirby, Ditko, Romita (sr.), Buscema, Colan - mehr noch die ganz alten Veteranen wie Bill Everett - haben unter bescheidenen Arbeitsbedingungen die Ikonografie der Helden entwickelt, an denen bis heute niemand vorbeikommt. Für mich eine bemerkenswerte Leistung, denn dazu haben sie meist nicht viele Ausgaben gebraucht.

    Zweitens (vielleicht steht das damit im Zusammenhang): Sie hatten alle einen prägnanten, sofort wiedererkennbaren Zeichenstil. Den brauchten sie vermutlich, um in der kurzen Zeit, die ihnen zur Verfügung stand, ein Heft auf die Beine zu stellen. Doch die heutigen Zeichner sind zwar höchst filigran, stecken große Mühe in jedes einzelne Panel, aber sind oft stilistisch austauschbar und langweilig. Da sind mir Epigonen wie Ron Frenz fast noch lieber, die aber ihre Vorbilder nie übertreffen können.

    Ich denke über dieses Thema noch nach und bin mir nicht ganz sicher. Aber ich habe den leisen Verdacht, daß die klassischen Zeichner heute sehr unterschätzt werden.

    Dass der Zeichenstil vergangener Tage einige - zumeist - Jungleser verschreckt, habe ich auch schon einige Male gehört. Schätze, das liegt an den Sehgewohnheiten. Ich würde nicht behaupten wollen, das Meiste heutzutage wäre nur Blendwerk, das publiziert wird. Aber gerade was die Kolorierung angeht, werden die Augen des Betrachters mittlerweile doch ziemlich verwöhnt.

    Wer nun erst nach dem verstärkten Einsatz der Computertechnologie den Einstieg in die Comics gefunden hat, wird im Zuge der fortgeschrittenen Effekthascherei vermutlich deutlich schwerer Zugang zu den Altmeistern finden. Über die Fertigkeiten der Zeichner hat das freilich wenig bis gar keine Aussagekraft! Ich würde mir durchaus wünschen, dass die neue Generation an Lesern mehr Bereitschaft zur Lektüre und Wertschätzung der alten Zeichner-Ikonen zeigt – erzwingen kann man das natürlich nicht.

  25. #25
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    Es ist wohl eine Generationen-Frage. Man spricht auch von "Sozialisation". Auch wenn ich mir Mühe gebe, für Neues offen zu bleiben, bin ich einfach geprägt durch die Comics, die ich in meiner Kindheit gelesen habe. Verändern die sich, komme ich nicht mehr recht mit.

    Umgekehrt geht es mir ja auch so: Nehme ich etwa einen Hansrudi-Wäscher-Comic zur Hand, muß ich einfach darüber lachen, wie ungelenk der zeichnet, was für blöde Gesichtsausdrücke der Sigurd oder Nick haben, wie naiv die Bilder angelegt sind (für die Storys gilt das weniger - die sind manchmal schon richtig spannend). Wäre ich jedoch zehn oder 15 Jahre älter, wäre ich möglicherweise ein großer Wäscher-Fan...

    Deshalb bin ich vorsichtig mit jedem Versuch, die Silver-Age-Künstler als genial zu preisen, obwohl ich das gern tun würde.

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