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Thema: Vortrag: Was sind Graphic Novels?

  1. #1
    Mod Comicgate-Forum Avatar von Asher
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    Vortrag: Was sind Graphic Novels?

    Weil die - an sich hochinteressante - GN-Diskussion im Rotkäppchen-Thread reichlich off topic war, poste ich diesen Hinweis lieber in ein neues Thema.

    Marc-Oliver war beim Münchner Comicfestival auf dem Vortrag "Graphic Novels. Ein aktueller Trend zwischen Anspruch und Realität" von Helmut Kronthaler anwesend.

    Auf unserem Blog Messe am Draht fasst er den Vortrag zusammen, der einige interessante Thesen in den Raum wirft. Nicht der Inhalt, sondern die Form macht in den USA klassischerweise eine Graphic Novel aus - und steht damit im deutlichen Gegensatz zu dem, wie GNs hier in Deutschland beworben werden, nämlich über den Inhalt.

    Der Münchner Comicforscher wies stattdessen auf die US-amerikanische Auffassung der "Graphic Novel" hin, die seit jeher eher an das Publikationsformat geknüpft gewesen sei. Dabei sei es einerlei, ob es sich um Sammlungen von Kurgeschichten (wie Will Eisners A Contract with God and Other Tenement Stories von 1976), 48- bis 64-seitige Alben (wie die aus der Reihe Marvel Graphic Novel aus den frühen 1980ern) oder Sammelbände bereits erschienenen Materials (wie sie heute speziell von Marvel und DC jeden Monat zu Dutzenden auf den Markt geworfen werden) handele. In der Neuen Welt sei die "Graphic Novel" von einer ganz lapidaren Äußerlichkeit gekennzeichnet: dem Vorhandensein eines Buchrückens.

  2. #2
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    ... Sammlungen von Kurgeschichten (wie Will Eisners A Contract with God and Other Tenement Stories von 1976) ...
    Wobei es sich natürlich eher um Kurzgeschichten handelt, nicht um Kurgeschichten.

    Eisners Sammlung von Kurgeschichten, Good Füssing, Bad Füssing, erschien bekanntlich erst 1992. Wir entschuldigen uns für das Mißverständnis.
    Marc-Oliver Frisch
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  3. #3
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    "Alan Moores und Dave Gibbons' Watchmen, sagte Kronthaler, sei für ihn der Inbegriff einer "Graphic Novel". Zwar sei die Erzählung 1986 bis 1987 ursprünglich als zwölfteilige Heftserie erschienen"

    hier müsste man bereits korrigieren (und schon wirds schwierig). die einzelausgaben erschienen nämlich in dem, was bei uns heute als "prestige-format" bekannt ist, waren also gebunden - klebebindung, um genau zu sein ("squarebound"). ergibt demnach jeder einzelne WM-band bereits für sich eine graphic novel: "In der Neuen Welt sei die "Graphic Novel" von einer ganz lapidaren Äußerlichkeit gekennzeichnet: dem Vorhandensein eines Buchrückens"?

    so sehr ich den pragmatischen ansatz im gegensatz zum feuilletonistisch-abgehobenen ansatz begrüsse - ganz so simpel kann man sich die sache vermutlich nicht machen.

    im übrigen war frank millers "the dark knight returns" vor "watchmen". was diese aussage in frage stellt: "Es handele sich bei dem Band nämlich um die erste als abgeschlossenes Gesamtwerk konzipierte Comic-Erzählung auf dem anglo-amerikanischen Markt, die es in Umfang und Komplexität mit einem "richtigen" Roman aufnehmen könne."

  4. #4
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    Zitat Zitat von L.N. Muhr Beitrag anzeigen
    hier müsste man bereits korrigieren (und schon wirds schwierig). die einzelausgaben erschienen nämlich in dem, was bei uns heute als "prestige-format" bekannt ist, waren also gebunden - klebebindung, um genau zu sein ("squarebound"). ergibt demnach jeder einzelne WM-band bereits für sich eine graphic novel.
    Das ist nicht richtig; die zwolfteilige Originalreihe "Watchmen" ist als ganz schlichtes, rückendrahtgeheftetes comic book erschienen. War zwar schon ein für den damals existierenden Direct Market produziertes Heft auf besserem Papier und wenig Werbung, aber eben kein "gebundenes" Heft, wie tatsächlich die wenige Monate zuvor erschienene Mini-Reihe "Batman: The Dark Knight Returns".

    Interessant im Zusammenhang mit der im Vortrag geführten Diskussion ist auch unsere Ende Juni erscheinende Ausgabe 49/50 der REDDITION, in der Zeichner und Schriftsteller und unsere Autoren über Graphic Novels und deren derzeitige Situation am deutschen Markt schreiben.
    Geändert von Volker Hamann (18.06.2009 um 13:13 Uhr)

  5. #5
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    Die Achziger, ach, lang ists her, damals haben die großen Verlage abgeschlossene Geschichten als Mini- oder als Maxi-Serie deklariert, abhängig, ob es sich um 3-4 oder um 6-12teilige Heftserein handelte. Aber ich gehe mal davon aus, dass Herr Kronthaler dieses als Forscher auch berücksichtigt hat, wahrscheinlich wird in diesem Zusammenhang dann auch der Name Frank Miller gefallen sein, den DC damals von Marvel abwarb, ihm völlige Freiheiten gab, damit er eine Heftserie namens "Ronin" herausgab, die europäische und japanische Elemente (die waren ganz frisch damals) beinhaltete. Diese Serie war ebenfalls als "abgeschlossenes Gesamtwerk" konzipiert und konnte es "in Umfang und Komplexität mit einem "richtigen" Roman aufnehmen". Das war 1983 und 1984.
    Oder täusche ich mich jetzt und "Ronin" war gar nicht so komplex, wie ich vermute? Aber ist Komplexität jetzt nicht auch ein inhaltlicher Aspekt?
    Schwirr, schwirr, mein Gehirn käst ...
    Und stimmt, bevor ich vergesse, wollte ich auch noch einmal das Erscheinungsdatum von Vertrag mit Gott googeln, denn irgendwie hatte ich da doch was anderes in Erinnerung ...

    Den Verlagen auf jeden Fall viel Glück im Buchhandel, find ich gut so!

  6. #6
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    Zitat Zitat von L.N. Muhr Beitrag anzeigen
    so sehr ich den pragmatischen ansatz im gegensatz zum feuilletonistisch-abgehobenen ansatz begrüsse - ganz so simpel kann man sich die sache vermutlich nicht machen.
    Das wollte bei dem Vortrag auch niemand, wenn ich da vielleicht mal einhaken darf. Herr Kronthaler beschrieb die deutsche Auffassung des Begriffs, dann die amerikanische, dann seine eigene (s. WATCHMEN). Sind drei paar Schuhe.

    Zitat Zitat von L.N. Muhr Beitrag anzeigen
    im übrigen war frank millers "the dark knight returns" vor "watchmen". was diese aussage in frage stellt: "Es handele sich bei dem Band nämlich um die erste als abgeschlossenes Gesamtwerk konzipierte Comic-Erzählung auf dem anglo-amerikanischen Markt, die es in Umfang und Komplexität mit einem "richtigen" Roman aufnehmen könne."
    Kann's THE DARK KNIGHT RETURNS in Sachen Umfang mit einem Roman aufnehmen? Ich behaupte nicht, dass Millers Werk NICHT als Graphic Novel gelten sollte, aber wenn Helmut Kronthaler der Ansicht sein sollte, dass es nicht umfangreich genug ist (was er, wohlgemerkt, nicht gesagt hat), dann könnte ich das nachvollziehen.
    Marc-Oliver Frisch
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  7. #7
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    Zitat Zitat von Don Alfonso Beitrag anzeigen
    Das ist nicht richtig; die zwolfteilige Originalreihe "Watchmen" ist als ganz schlichtes, rückendrahtgeheftetes comic book erschienen. War zwar schon ein für den damals existierenden Direct Market produziertes Heft auf besserem Papier und wenig Werbung, aber eben kein "gebundenes" Heft, wie tatsächlich die wenige Monate zuvor erschienene Mini-Reihe "Batman: The Dark Knight Returns".
    Stimmt genau.

    WATCHMEN kam in der Tat als getackerte Heftchenserie raus, THE DARK KNIGHT RETURNS im sogenannten "Prestige-Format" mit Minibuchrücken (... was als Begriff mindestens genauso bescheuert ist wie die "Graphic Novel").
    Marc-Oliver Frisch
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  8. #8
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    Zitat Zitat von Marc-Oliver Frisch Beitrag anzeigen


    Kann's THE DARK KNIGHT RETURNS in Sachen Umfang mit einem Roman aufnehmen?
    freilich. kenne viele romane, die schmaler sind als 200 seiten. erst recht im englischen. auch eine gewisse komplexität würde ich millers comic zusprechen. mal davon abgesehen, dass romane auch nicht immer komplex sind. hier rutscht quasi durch die hintertür doch wieder jener anspruchs-ansatz rein, den kronthaler imo durchaus zurecht ablehnt.

  9. #9
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    Apropos:

    "In der Neuen Welt sei die "Graphic Novel" von einer ganz lapidaren Äußerlichkeit gekennzeichnet: dem Vorhandensein eines Buchrückens."

    Comicstrip-Collections, Anthologien u.a. werden in der Regel nicht als Graphic Novels bezeichnet - so wenig wie man Anthologien Romane nennt.

  10. #10
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    is doch eigentlich völlig egal was GN jetzt nun sind, ob zurecht genannt oder nicht, wenns den Comicverlagen hilft, in den Buchhandel zu stossen und ihre Absätze steigen, ist es doch völlig ok.

  11. #11
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    Zitat Zitat von L.N. Muhr Beitrag anzeigen
    kenne viele romane, die schmaler sind als 200 seiten.
    Wobei 100 Seiten Prosa auch nochmal was anderes sind als 100 Seiten Comic.

    Und was die Komplexität angeht, würde ich die auch nicht unbedingt mit Anspruch gleichsetzen. Marvels X-Men-Universum ist z.B. sicherlich äußerst komplex.

    Zitat Zitat von L.N. Muhr Beitrag anzeigen
    Comicstrip-Collections, Anthologien u.a. werden in der Regel nicht als Graphic Novels bezeichnet - so wenig wie man Anthologien Romane nennt.
    Das sehe ich leider anders. Klich Dick mal durch die Links, die ich im Blogeintrag eingebaut hab.

    Wer sich mit den Begriffen auskennt und auf eine sinnvolle Anwendung bedacht ist, der wird sich sicherlich an solche Regeln halten. Momentan ist das aber ganz klar die Ausnahme.
    Marc-Oliver Frisch
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  12. #12
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    Zitat Zitat von Kaifalke Beitrag anzeigen
    is doch eigentlich völlig egal was GN jetzt nun sind, ob zurecht genannt oder nicht, wenns den Comicverlagen hilft, in den Buchhandel zu stossen und ihre Absätze steigen, ist es doch völlig ok.
    Eben, genau so sieht die Praxis gerade aus.

    Mit dem Begriff "Graphic Novel" hat man - auf beiden Seiten des Atlantiks - ein griffiges Mittel gefunden, Leuten Comics zu verkaufen. Und deshalb wird er jetzt eben auf alles draufgepappt, solange er als Marketing-Instrument funktioniert.

    Ob die Anwendung letztlich historisch oder kulturell korrekt ist, das juckt doch die Verlage oder Händler nicht. Die wollen in erster Linie Geld verdienen, was ja auch völlig legitim ist.

    Das ist also die eine Seite. Diese Praxis schließt allerdings andererseits eine literatur- und kulturwissenschaftliche Beschäftigung mit dem Thema nicht aus. Und irgendwann, davon bin ich auch überzeugt, kommen wir darüberhinaus auch an den Punkt, an dem das Etikett nicht mehr funktioniert, weil es auf zu vielen Sachen draufklebt, die wieder als "Schund" empfunden werden.

    Und so dreht sich das Rad dann halt weiter - die New York Times hat ja schon mal vorsorglich den Begriff "Graphic Books" eingeführt für ihre Comic-Bestseller-Listen.
    Marc-Oliver Frisch
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  13. #13
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    Zitat Zitat von Marc-Oliver Frisch Beitrag anzeigen

    Und so dreht sich das Rad dann halt weiter - die New York Times hat ja schon mal vorsorglich den Begriff "Graphic Books" eingeführt für ihre Comic-Bestseller-Listen.
    sollte Ellen vielleicht auf Spiegel Online auch einführen - in zusammenarbeit mit dem tagesspiegel und auf beiden seiten kommt dann monatlich eine Bestseller Liste

  14. #14
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    Zitat Zitat von Marc-Oliver Frisch Beitrag anzeigen
    Diese Praxis schließt allerdings andererseits eine literatur- und kulturwissenschaftliche Beschäftigung mit dem Thema nicht aus. Und irgendwann, davon bin ich auch überzeugt, kommen wir darüberhinaus auch an den Punkt, an dem das Etikett nicht mehr funktioniert, weil es auf zu vielen Sachen draufklebt, die wieder als "Schund" empfunden werden.
    und genau aus dem grund wäre es halt besser gewesen, den begriff sinnvoll zu definieren und sparsam, nur da wo's wirklich passt, einzusetzen - um eben eine langrfristige nutzung zu etablieren. aber kurzfristiges denken ist ja in der wirtschaft (und nicht nur da) mittlerweile usus...

    Bitte beachtet meinen neuen Verkaufsthread.
    Trinken mit der Linken, Fechten mit der Rechten.

  15. #15
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    Zitat Zitat von Marc-Oliver Frisch Beitrag anzeigen
    Eben, genau so sieht die Praxis gerade aus.

    Mit dem Begriff "Graphic Novel" hat man - auf beiden Seiten des Atlantiks - ein griffiges Mittel gefunden, Leuten Comics zu verkaufen. Und deshalb wird er jetzt eben auf alles draufgepappt, solange er als Marketing-Instrument funktioniert.
    Es ist also wieder 1988 ...

  16. #16
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    wäre doch was, dann würden die fußballer in 2 jahren endlich wieder weltmeister werden

  17. #17
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    Zitat Zitat von Marc-Oliver Frisch Beitrag anzeigen
    Kann's THE DARK KNIGHT RETURNS in Sachen Umfang mit einem Roman aufnehmen?
    Aber abgeschlossenes Gesamtwerk? Irgendwie spielt da die Serie halt doch rein ...

  18. #18
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    laut http://www.graphic-novel.info/ gibt es demnächst auf jedem GN ein Graphic Novel Aufkleber

  19. #19
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    Kauft euch Reddition Nr. 49/50 - da gibt es gute Texte zu dem Thema

  20. #20
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    Zitat Zitat von Mick Baxter Beitrag anzeigen
    Aber abgeschlossenes Gesamtwerk? Irgendwie spielt da die Serie halt doch rein ...
    Da stellt sich doch die Frage, ob ein eigenständiges, abgeschlossenes Gesamtwerk vom Leser Vorwissen erwarten darf.

    [Und wo die Grenze zwischen Vorwissen und nerd-Wissen liegt.]

  21. #21
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    Zitat Zitat von christian muschweck Beitrag anzeigen
    Da stellt sich doch die Frage, ob ein eigenständiges, abgeschlossenes Gesamtwerk vom Leser Vorwissen erwarten darf.

    [Und wo die Grenze zwischen Vorwissen und nerd-Wissen liegt.]
    Frage 1:

    Vergleichen wir doch mal DK mit dem Zorro-Roman von Isabell Allende:

    Beide Werke benutzen eine Figur der sog. Trivialliteratur.
    Beide Werke benutzen eine archetypische Figur.
    Beide Werke benutzen eine sehr bekannte (Buch, Comic, Film) Figur, von der sogar derjenige etwas gehört hat, der weder Buch, noch Comic, noch Film jemals gesehen hat.
    Niemand braucht Vorwissen.
    Keinem schadet Vorwissen.
    Die meisten haben etwas von mehr Vorwissen (wie bei einem Asterix-Comic).

    Ich persönlich finde, dass DK als abgeschlossenes Werk gelten darf, da es mit einer bekannten Figur lediglich "spielt". I.Ü. ist DK außerhalb der DC-Kontinuität.

    Den meisten Menschen dürfte bekannt sein, dass Batman "ein Guter" ist. Die meisten dürften Robin kennen und wissen dass er ein Junge ist. Die meisten kennen Superman und halten ihn auch für einen "Guten", der "netter" ist als Batman. Und jeder dürfte wohl wissen, dass es einen Präsidenten, Psychiater, Talkshows, dumpfe Gewalttäter etc. gibt. Alle diese Leser dürften Vergnügen an dem Comic gehabt haben und der große kommerzielle Erfolg wird wohl (auch) davon herrühren, dass auch Menschen diesen Comic gelesen haben, die dass sonst nicht unbedingt tun.


    Frage 2:

    Der Nerd kennt Sachen, die sonst (fast) keiner kennt. Nerd-Wissen ist für DK ganz nett, aber nicht notwendig. Der Nerd ist für mich vergleichbar mit dem Literaturkritiker, der weiß auch wesentlich mehr als der Normalleser und niemand würde auf die Idee kommen, dem Normalleser das Vergnügen am und die Fähigkeit zur Literatur abzusprechen. Es ist sicherlich so, dass man - je mehr man kennt, desto mehr von Literatur hat. Aber was ist schon wirklich notwendig ?
    Geändert von Schninkel (20.07.2009 um 07:52 Uhr)

  22. #22
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    Der Vergleich mit Zorro ist gut. Nach so einem hab ich gesucht.

    Vom Dark Knight Sequel hab ich bisher immer die Finger gelassen, weil Lex Luthor darin vorkommt. Für mich ist es akzeptabel, in den Batman-Mythos einzutauchen, auf Superman-Figuren wollte ich mich nicht mehr einlassen, das ist mir zu speziell.

  23. #23
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    Die Frage ist aber (ich habe Allende nicht gelesen): Wird das Wissen um Zorro und seine Herkunft, seine Gegner und Freunde, vorausgesetzt oder wird das alles nochmal erzählt?
    Ohne jegliche Vorkenntnisse ist DK einfach unverständlich. Da tut man sich ja schon schwer, wenn man Comicexperte mit geschmacklich bedingten Wissenslücken bei Superhelden ist.

  24. #24
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    Verstehe ich nicht: Wieso sollten sich Serie und Roman überhaupt ausschließen?
    Sind die Hammett- und Chandler-Storys der "Série noire" am Ende gar keine Kriminalromane?
    Sind Sam Spade und Co. am Ende gar keine Romanhelden?
    Für mich stand bisher eigentlich außer Frage, dass die Sandman Graphic Novels das sind, was draufsteht: Graphic Novels.

  25. #25
    Mitglied Avatar von Schninkel
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    Zitat Zitat von Mick Baxter Beitrag anzeigen
    Die Frage ist aber (ich habe Allende nicht gelesen): Wird das Wissen um Zorro und seine Herkunft, seine Gegner und Freunde, vorausgesetzt oder wird das alles nochmal erzählt?
    Ohne jegliche Vorkenntnisse ist DK einfach unverständlich. Da tut man sich ja schon schwer, wenn man Comicexperte mit geschmacklich bedingten Wissenslücken bei Superhelden ist.
    Nein - wird bei Allende nicht vorausgesetzt.

    Und eigentlich bei DK auch nicht. Nur so ein bißchen Trivial-Allgemeinbildung à la "Wer wird Millionär".

    Also ich fand DK nicht unverständlich, obwohl ich nur wußte:
    Batman = "Superheld" ohne Superkräfte = Bruce Wayne = Freund von Superman/Clark Kent
    Robin = eigentlich ein Junge = Dick Grayson !
    Joker = ein krimineller Psychopath
    Lois Lane = Reporterin = Freundin von Superman
    Präsident = sieht genauso aus wie Ronald Reagan

    Ich hatte meinen Spaß an der damals neuen Lesart eines verbitterten, semi-faschistoiden Mannes, der mal Batman war und jetzt richtig sauer und motiviert zurückkehrt in eine für seinen Geschmack zu liberale Welt. Irgendwie so wie Clint Eastwood in Gran Torino.

    Wenn das keine Grafic Novel ist ???? (Dick ist das Buch ja auch noch)
    Geändert von Schninkel (21.07.2009 um 13:32 Uhr)

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