Blacksad 3:Rote Seele (evtl SPOILER)

[jennygebauer]

Ich habe mir gestern den neuen Blacksad gekauft und auch gleich verschlungen.
Aber irgendwas läßt mich danach mit einem etwas unbefriedigtem Gefühl zurück.
Das hatte ich bei den anderen beiden Bänden nicht. Jetzt überlege ich woran das liegt.
Die Charaktere sind klar und stimmig umrissen, die Seitengestaltung und Figurenanimation erstklassig, der Plot hat kein schlechteres Niveau, als der und der zweite Band.

Aber irgendwie hat mich dieser Band nicht so mitgerissen und überzeugt, wie die anderen.
Sind da Grenzen erreicht oder liegt es an mir?

Ich glaube, was mich am meisten stört, ist, daß in der Gestaltung der weiblichen Heldin
ein gewisses Grundschema erkennbar wird, das Gerüst scheint durch.
Das diese Albenreihe ein gewisses Genre bedient und dadurch das sie in gewisser Weise
den Film Noir auch persifliert, auf Klischees in der Handling und der Charaktergestaltung
zurückgreifen muß, ist mir schon klar.
Daß diese Rückbesinnung auf die 40er Jahre auch die Figurengestaltung bestimmt auch.
Daß der weiblichen Heldin und der Privatlebennebenhandlung nicht besonders viel Raum gelassen werden kann, um nicht mehr als das wiedermalige Scheitern des Helden (der Hauptfigur) in diesem Bereich zu beweisen auch.-Muß ja, sonst wärs kein Film Noir, kein vom Leben verbitterter Held, sondern ein Familienvater,der keine Zeit mehr für Männerabenteuer hätte, der nicht ungebunden wäre. Kein schwarzer Kater, sondern ein braver Schäferhund mit Anhang.

Aber obwohl ich z.B. das Bild der einsamen Frau auf der Plattform vor den Niagarafällen mag,
deren Gesicht von Tränen und Spritzendem Wasser gleichzeitig trieft...
Trotzdem oder gerade da stellt sich mir die Frage-kann man eine Figur bzw deren Illusionen
emotionsmaximal dekonstruieren, wenn sie vom Leser schon lange vorher als eben notwendige
Handlungsmarionette durchschaut würde, die eben dasein muß, um ihre Rolle innerhalb der Handlung zu spielen.
Und das möglichst glatt und ohne größere Überraschung- nehmen wir einfach den bewährten Frauentyp, John Blacksad mag eben diesen glamourösen, trozdem irgendwie austauschbaren Typ.

Ich finde es in etwa so desillusionierend, daß der Frauenfigur so wenig eigenes zugestanden wird, wie wenn man einen Film schaut, dessen Geschichte man schon aus dem Roman kennt, dessen Darstellerin aber der schon bekannten Figur nichts eigenes hinzufügen kann. Kein richtiges Charisma hat, sondern nur lieblos runterspielt.

EIn bißchen ist das Uderzorismus, nur der Stil ist anders. Es gibt nur einen Heldinen-Typ und der sieht eben so aus, den Charakter muß man nicht groß formen, ist halt ein Klischee.
Komisch,daß die männlichen Nebenfiguren da viel mehr charakterisiert werden. Die Heldinen bei Blacksad sind zwar als starke, selbstbewußte Frauen entworfen, aber irgendwie bleibt diese
Fasade hohl. Und es ist immer dieser Katzenfrauabklatsch, deren Gesichter viel mehr menschlichen Attraktivitätsmerkmalen entsprechen als etwa der sehr stilisierte Blacksad.

Das finde ich vor allem deshalb schade, weil der Zeichner ja in den weiblichen Nebenfiguren (etwa der Taubenfrau in der beatnikgrppe oder der ätzend-selbstgefälligen Sekretärin des Gouverneurs oder selbst der Frau des Schäferhundkomissars-die ja nur als Gegenentwurf zu Blacksads Lebensentwurf auftreten) durchaus ausgeprägtere, mutigere Körper-und Gesichtsformen gibt. Und da trotzdem mehr überzeugt.

Wieso gibt es nur einen Katzentyp? Da wären doch durchaus mehr charakterischere, nicht so eindeutig als attraktiv abgestempelte Experimente drin, die auch dem Leser mehr Chancen geben würde, sich in speziel diese Figur zu verlieben.

Ich finde es wirklich schade, ich wäre gerne mit so einem eindeutig, stimmigen bittersüßen Antihappyend-Gefühl zurückgeblieben, aber leider habe ich das Album nach der letzten Seite
eher irritiert zugeklappt.
Wirklich schade, das Potential ist doch da.

Geht das nur mir das so? Oder ist es ein Zeichen verfrühter midlifecrisis, daß man von Comics
mehr Gehalt erwartet ?

[imported_Koriko]

Also.. ich habe Blacksad 3 schon vor einiger Zeit gelesen und mir hat er wirklich gut gefallen. Die Story und die Zeichnungen sind qualitativ immer gut gewesen und auch im dritten Band wird das hohe Niveau gehalten. Allerdings muss ich dir, was die weiblichen Heldinnen betrifft schon zustimmen... diese wirken immer sehr menschlich vom optischen her, teilweise immer gleich, weil der Künstler einen bestimmten Typ Frau bevorzugt. Das ist an und für sich etwas, was jedem Künstler anhängt.. grade bei weiblichen Charakteren wird gerne auf ein Grundschema zurückgegriffen.. bei Blacksad ist es mir jetzt nicht so massiv aufgefallen, wahrscheinlich würde mir das entgegenspringen, wenn ich alle 3 Bände auf einmal lesen würde.

Ich finde nur, dass es interessant wäre, wenn John vielleicht mal eine Partnerin bekommen würde, die sich länger als nur einen Band hält... man hat selten Charaktere, außer Black, die in allen Bänden vorkommen, was ich sehr schade finde, da gerade hier noch einiges zu machen wäre. Er erlebt in sich durchaus interessante Abenteuer udn die Stories sind immer gut, nur mir fehlt ein wneig die charakterliche Entwicklung, die Tiefe des Charakters, den er vielleicht mit einer passenden Frau an seiner Seite (jemand der nicht nur ein Band lang dabei ist) erlangen könnte. ER verholzt meiner Ansicht nach doch extrem viele Charaktere dieser Art, was ich ähnlich wie du schade finde...

[Hate]

Und wieder ein erstklassiger Comic, dessen Lektüre (und Betrachtung der einzelnen Panels) ein Hochgenuss war.

[imported_Lackmeyer]

Ich habe mir jetzt erst die drei Alben zugelegt und bin ganz aus dem Häuschen...Vor Begeisterung.

[imported_Pearl]

Ich habe mir auch erst letzte Woche alle 3 Bände gekauft und bin auch von allen dreien gleich begeistert.

[imported_Irma Vep]

Tja, Jenny, mir gings beim Lesen genau wie dir. Allerdings fiel mir das schon beim zweiten Band negativ auf, und in den dritten habe ich nur der Neugier halber reingesehen und enttäuscht festgestellt, dass sich daran nichts geändert hat. Sollte das möglicherweise darauf hinweisen, wie Männer Frauen sehen? Katzen und Mäuse, dazwischen gibt's nicht viel?

[Hate]

So zeichnen sich Frauen aber auch selber - als Katzen und Raubkatzen aller Art, Löwinnen, Tigerinnen, gerne auch mal als Luchsfrau

[imported_Koriko]

Schon richtig und letztendlich kommt es ja auf den Hauptplot an und der ist ziemlich gut.. deswegen würde ich mir den Lesespaß dann doch nicht komplett verderben lassen.

[L.N. Muhr]

die plots bei blacksad werden von band zu band schwächer und konstruierter.

[imported_Koriko]

Ja.. das mag sein, wobei ich den Plot des 2. Bandes besser fand als beim ersten, aber das ist ja alles in allem Geschmackssache.

[BufferUnderrun]

Ich will mehr!

[Bad Company]

Ich will mehr!

Oben links.Monatsübersicht. November 2010.

[BufferUnderrun]

Oben links.Monatsübersicht. November 2010.

Danke, ich weiß. Aber das dauert noch so lange!

[Derma R. Shell]

Danke, ich weiß. Aber das dauert noch so lange!

Wenn du dir selbst den Mund noch etwas wässrig machen willst, kannst du ja mal auf dieser Seite ein bisschen Spazierenscrollen:
http://www.stripspeciaalzaak.be/StripFacts.php
Unter dem 20.05. gibt es ein vorläufiges frz. Albencover zu sehen und weiter unten einige Seiten ohne Text

[The Bundycoot]

hui, hätte nie gedacht, dass blacksad in der frauenwelt so als diskriminierend empfunden wird - ok, kann ich ja auch schlecht nachvollziehen
andererseits muss man verstehen, dass die stories in den 50ern angesiedelt sind und zu der zeit frauen...naja, ihr wisst schon...einfach "nur niedliches zubehör" waren *in deckung für emanzen geht*
nein, ernsthaft, ich gebe euch recht! sobald eine katzenhafte, seriöse und weibliche person john's weg kreuzt, wird sie sehr stark vermenschlicht dargestellt, was wiederum nicht wirklich in das animalisch angehauchte blacksad-universum passt. erinnert schon fast an diesen kitschigen japanischen neko-kult (ihr wisst schon, sowas halt nur in menschenmodus mit katzenohren)

das einzige, das mich an blacksad 3 gestört hat, war, dass es eigentlich ein offenes ende irgendwie gibt. zB erfahrt man nicht, was aus dem und dem geworden ist, was in den vorigen bänden größtenteils erörtert wird. man hat nicht dieses gefühl von "ah, der hat seine gerechte strafe erhalten/ so ist es mit dem weitergegangen, etc.".

nichts desto trotz freue ich mich schon ungemein auf den vierten band; allen voran wegen Juanjo Guarnido's zeichnerischem könnens!

[Huscheli]

Hmm, also ich bin auch weiblich, und so krass empfand ich das jetzt nie. Wie Bundycoot sagte, es spielt auch eher etws früher und da wars ja nicht gross anders. Im Gegenteil, grad in Band 2 fand ich die Frauenfiguren jetzt nicht wirklich "schwach". Aber oh well....mal schauen was Band 4 bringt. ^^