Zitat:
Zitat von
Thomas_Palme
Das ist schon richtig. Aber im vorliegenden Fall ist es doch viel eher so, dass durch Besitzverhältnisse ganz ohne Gesetz Einfluss genommen werden könnte. In einem solchen bad case Szenario werden die grundsätzlichen Entscheidungen - z.B. "erhält Firma A einen Kredit für Erweiterungsinvestitionen" - nicht von der Regierung, sondern von behördengleichen Banken entschieden. Diese würden dann nicht, wie es Banken im Markt gut zu Gesicht stände, nach Risikolage und Bonität entscheiden, sondern schlimmstenfalls auch politische Aspekte berücksichtigen.
eine undurchsichtige managementstruktur mit geringer kontrolle halte ich per se für suboptimal, vorallem, da sie mit angelegten geld arbeiten. dies scheint bei den mischformen zwischen staatlicher und privater kontrolle besonders ausgeprägt zu sein. in den entscheidungsstrukturen an sich sehe ich aber in bezug auf banken mit einer eigentlich klaren aufgabe keinen vorteil von privater zu staatlicher kontrolle oder andersherum. hauptsache sachentscheidungen werden transparent von mehreren personen getroffen, die einer besonderer kontrolle ausgesetzt sind (egal ob wähler, bundesrechnungshof, investoren, kleinanleger, etc...). bisher können beide seiten nur bedingt diesen kriterien entsprechen, wobei politische entscheidungen an sich durch mehr partizipation ausgezeichnet sind.
Zitat:
Glaubst Du, in der DDR konnte man etwas auf die Beine stellen ohne Parteibuch und parteikonformer Anpassung?
meine güte, wir wollen doch nicht ins lächerliche verfallen und jetzt noch die ddr bemühen. eine diktatur ist keine demokratie.
Zitat:
Konzentration ohne Zentralisierung bedeutet was nochmal?
In wirtschaftlichen Unternehmen entscheidet jedenfalls am Ende der Eigentümer, dessen Geld auf dem Spiel steht.
konzentration ohne zentralisierung entspricht einem netzwerk ungleicher und instabiler beziehungen. so wirkt ein betrieb auf tochter- und zuliefererfirmen unterschiedlich druck aus, obwohl sie formal eigenständig arbeiten. so werden kosten und risiken der ausbildung nicht mehr von dem gesamten konzern getragen, sondern von den einzelnen abteilungen und werkstätten, die ausbilden.
und die macht des eigentümer: ich besitze aktien in einem fond, wieviel macht habe ich jetzt also auf die jeweilige firmenpolitik? da sind eher die institutionellen anleger von bedeutung, von denen ich zwar profitiere, aber auf die ich auch nur begrenzt einfluss habe, genauso wie die menge der kleinanleger.
Zitat:
Was sind das für Quellen? Links?
Die Produktivität und Effizienz hat sich in den vergangenen Jahren/Jahrzehnten und Jahrhunderten jedenfalls gewaltig gesteigert - parallel mit dem Schielen auf Aktienkurse.
meine quelle: sennett: der flexible mensch
ansonsten: http://books.google.de/books?id=V3dX...esult#PPA13,M1
Zitat:
Du gehst meinetwegen von der BRD im Jahr 2008 aus, ja. Ein solches gut funktionierendes demokratisches System wie bei uns heute ist historisch gesehen aber nicht der Normallfall - auch nicht auf deutschem Boden.
natürlich gehe ich davon aus, warum sollte ich anders? die industrialisierung ist ja auch nicht so lange her, genauso die öffnung der finanzmärkte, trotzdem werden sie in den diskussionen mit betrachtet. in großen masstäben gesehen ist der mensch an sich kein normalfall auf der erde ,aber was bringt mir das in dieser unterhaltung?
Zitat:
Doch selbst heute, unterliegen Unternehmen jeglicher Art in D. mehr Regeln als jeder einzelne Politiker oder "die Politik" insgesamt. Insbesondere der tagtäglich geltenden Regel des Marktes: während sich die Politik nur alle Schaltjahre oder so dem Markt der Wähler stellen muss, sind Unternehmen tagtäglich auf Märkten aktiv, auf denen es immer eine Gegenseite gibt. Seien es Arbeitnehmer, Gewerkschaften, Lieferanten, öffentliche Einrichtungen oder, wohl am wichtigsten, die Kunden.
im allgemeinen wirtschaftlichen rahmen mag das stimmen, dass z.b. jemand, der andere einstellt, dafür gewisse rahmenbedingungen zu entsprechen hat. aber ich habe probleme damit, den finanzmarkt gleichzusetzen mit dem markt um waren oder dienstleistungen. ich lege kein geld bei einem supermarkt an, um es irgendwann vielleicht zu verlieren oder sogar 2 eier zusätzlich zu bekommen. genausowenig gehe ich mit meinen geld hin und sage, dass der supermarkt jetzt gefälligst mindestens drei palletten eier zu verkaufen hat.
und trotzdem bleibt es dabei, dass der politische verlauf einer entscheidung anders verläuft, als der in einem wirtschaftlichen unternehmen. auch wenn man es kaum glauben mag, hat man es in der politik auch dauernd mit einem gegenüber zu tun, mit gewerkschaften, mit verbänden, sogar mit dem bundesgerichthof. man sehe doch nur die diskussionen um die erbregelung oder um die grüne gentechnologie.
Zitat:
Nein, ein Kontrollrat, besetzt mit Parteibuchträgern sollte eben nicht über Kredite entscheiden. Kreditentscheidungen sollten die Basis rein wirtschaftlicher Überlegungen sein, die eine Bank unabhängig anstellt.
(Andere Sachverhalte, wie z.B. Umweltvorschriften, können ja separat per Gesetz geregelt werden).
parteibuchträger hört sich sehr abfällig an, besonders wenn eigentlich viel mehr personen politisch aktiv sein sollten. so habe ich kein problem, wenn leitende kräfte eines unternehmens sich politisch engagieren, egal ob für die cdu oder die spd.
und die rein wirtschaftlichen interessen: die entscheidungen mehrerer banken wurden scheinbar auch aus wirtschaftlichen erwägungen getroffen. das problem war, dass zu wenige bei den entscheidungen involviert waren und man sich nicht auf die kernaufgaben konzentriert hat.
Zitat:
Ich stimme Dir zu, dass es dem Bäcker überlassen ist, wem er seine Brötchen verkauft. Solange der Staat ihn nicht zwingt, kein Brot mehr an unliebsame Mirkonesier zu verkaufen, ist das auch richtig so.
ich finde schon, dass der staat das recht haben sollte, wirtschaftsbeziehungen zu bestimmten ländern besonders zu kontzrollieren.