Comic-Stammtisch Wunschtitel: Isnogud
ISNOGUD
- Die Abenteuer des Kalifen Harun al Pussah -
Gefährliche Ferien
Orginaltitel: Iznogoud: Les vacances du calife - Dargaud (07/1968)
Verlag: Delta/Ehapa - Band 3
Deutsche Veröffentlichung: 1975
Autor: René Goscinny
Zeichner: Jean Tabary
Deutsche Magazinveröffentlichung 1974 in "MV Comix".
Von 1974-1986 veröffentlichte der Delta/Ehapa Verlag 16 Ausgaben in SC + HC.
Von Februar 1989 - Oktober 1996 erschien dann noch eine 24-bändige Buchhandels-Ausgabe mit Handlettering bei Ehapa – und endlich soll nun 2007 der Startschuss für eine Gesamtausgabe fallen.
Bei Boiselle+Löhmann erschienen noch 3 Bände unter dem Titel Die Alpträume des Isnogud
Wovon das dritte Album nicht von Goscinny, sondern von A. Buhler getextet wurde.
Band 3 Gefährliche Ferien
Aus der 699. Nacht:
„Im Namen Allahs, des Gnädigen und Barmherzigen, Friede und Heil über unseren Herrn Mohammed, den Obersten der Gesandten Gottes, was für eine wunderbare Erzählung“ entgegnete der Sultan.
„Und dennoch war sie nicht schöner und wunderbarer, als die des Großwesirs der Kalif werden wollte anstelle des Kalifen“ erwiderte Scheherazad.
„Ich beschwöre Dich bei Allah! Erzähl mir auch diese Geschichte und ich gewähre Dir eine weiteren Tag des Aufschubs“.
„So sei es.
Wisse, oh Herr, dass einst zu Bagdad ein Kalif lebte, den man Harun Al Pussah nannte. Da dieser sehr träge und schläfrig war, bekümmerte sich dessen Großwesir, ein schändlicher Mann, Isnogud von Namen, um die Regierungsgeschäfte des Beherrschers der Gläubigen.
Der Verruchte ward ein Meister der Intrige und hatte nichts mehr im Sinn als seinen Gebieter zu beseitigen, um dessen Stelle einzunehmen.
So schmiedete der Nichtswürdige unentwegt Pläne, die Früchte tragen sollen in der Zeit der Bagdader
SOMMERFERIEN
Dieser Tage nämlich umschmeichelte der schmierige Wesir seinen Herrn mit wohlgesetzten Worten und überredete ihn zu einem Ausflug in die Sommerfrische. Der Kalif solle dabei auf seine übliche Begleitschaft verzichten und unerkannt erholsame Tage genießen.
Wie gesagt, so ward auch getan, aber ach, der Infame Isnogud trachtete ohne Unterlass nach dem Leben des Kalifen und gedachte diesen zu ertränken, ihn von einem Hai fressen, in eine tiefe Grube fallen, mit einem Boot kentern und auf einem von einer Flut überschwemmten Felsen aussetzen zu lassen.
Doch seine Pläne schlugen fehl und vor nervlicher Erschöpfung brach der Schändliche zusammen.
In Bagdad angekommen riet ihm der Leibarzt des Kalifen, er solle Ferien nehmen, um sich von seiner Ermattung zu erholen.“
„Was für eine wunderbare Geschichte, Scheherazad. Doch nun will ich ruhen. So Allah will, wirst Du dann übermorgen gerichtet.“
700. Nacht:
„Oh Sultan, wisset ich vermag Euch eine weitere meiner wundersamen Geschichten zu erzählen.“ – „Dann lasset hören. Weiß sie mir zu gefallen, so verlängere ich den Aufschub um einen weiteren Tag.“
So werde ich Euch erzählen von den
WINTERFERIEN
Dereinst trug der Geschichtenerzähler Ali Blabla dem Kalifen Harun Al Pussah zu Bagdad eine gar wundersame Erzählung vor. Er berichtete von einem seltsam-weißen Stoffe, „Schnee“ genannt. Aber auch der infame Wesir erfuhr davon. Sogleich marterte er sein falsches Hirn, einen Weg zu finden, sich dieses merkwürdig pulvrige Element zu Nutzen zu machen.
Schließlich beauftragte der Verruchte den zerstreuten byzantinischen Zauberer Meterolog, die Wüste mit dem seltsamen Stoff zu pudern. Nach einigem Hin und Her fand der Magier den richtigen Zauberspruch und die Sanddünen wurden vom reinsten Weiß des Schnees bedeckt.
Hierauf versuchte sich der schändliche Isnogud erneut im Meuchelhandwerk. Er begleitete den Kalifen auf die höchste Düne, bat ihn, sich Bretter unter die Füße zu schnallen und schubste ihn dann den Hang hinunter, denn der Schnee konnte glatt sein. Allah sei bedankt, denn durch ein von ihm bewirktes Wunder kam bei der Rutschfahrt nur der Großwesir selbst zu schaden. Wundersamerweise ließ sich der weiße Stoff zu Bällen formen und stieß man einen derselben einen Abhang hinunter wurde dieser immer größer. Der gemeine Isnogud beabsichtigte dies zu nutzen, den Kalifen unter dem so gewachsenen weißen Stoff zu begraben, aber auch dies schlug fehl, gepriesen sei Allah. Der Niederträchtige verfing sich in dem großen Ball und stürzte mitsamt seinem Mietsklaven Tunichgud in die Tiefe. Dem Kalifen aber widerfuhr kein Unheil.“
„Fürwahr, eine solche Geschichte vermag ich kaum zu glauben, doch hast Du sie gut erzählt, daher sollst Du noch eine weiteren Tag Aufschub erhalten.“
„So sei Dir Dank !“
701. Nacht
Sultan, oh Sultan. Gern will ich Euren Wunsch nach Rache gegen alle Weibsbilder gefügig sein. Doch richtet ihr mich morgen, so werdet Ihr nie die Geschichte erfahren vom
KALIF AUF KREUZFAHRT
„Du machst mich neugierig, Scheherazad. So erzähle mir auch diese Geschichte.“
„So sei es.
Man behauptet, dass in Bassora, der Hafenstadt des Kalifats von Bagdad, einst ein Seemann namens Sinkbar lebte. Als der niederträchtige Isnogud hörte, dass diesem keine seiner Fahrten ohne Havarie gelang, lockte er den Kalifen in der Hoffnung auf dessen Schiff, dass dieses mit dem Beherrscher der Gläubigen sänke. Doch kommt es anders als der Hinterlistige plante. Durch Fügung Allahs reist auch er mit Sinkbar und erlebt Abenteuer mit Kannibalen, dem Zyklopen Einaug und dem Vogel Roch auf und über der Gastronomeninsel und strandet schließlich auf der Opfer- und der Muschelinsel. Von dieser werden die Reisenden von einem vorbeifahrenden Schiff gerettet, der arge Isnogud jedoch nur in Form einer Muschel, in die ihn ein Zauber verwandelte.“
„Ein verdientes Ende des unedlen Großwesirs. Hat er nun seinen letzten Atemzug getätigt ?“
„Oh nein, glückseliger Sultan, er unternahm weitere Versuche, Kalif anstelle des Kalifen zu werden.“
„So erzähle mir morgen Abend von diesen.“
702. Nacht
Höret die Geschichte von der
FLASCHE DER HERRN GASBUTAN
In den Gemächern des ehrlosen Großwesirs Isnogud erschien dereinst ein Hausierer, der über magische Kräfte verfügte. So verkaufte er dem Bösartigen eine Flasche mit einer Flüssigkeit, die den Trinkenden in eine Kellerassel verwandeln würde, doch nur, wenn dieser sie bis zur Neige leerte. Da die Flüssigkeit von ungenießbarem Geschmacke, ließ er sich so manches einfallen, den Kalifen zum Trinken zu bewegen. Als nur noch ein letzter Tropfen über war, hatte der Kalif Geschmack an dem seltsamen Elixier gefunden und bat den bösartigen Isnogud ihm diesen letzten Schluck zu reichen. Der Hinterhältige war so erstaunt darüber, dass er in eine Ohnmacht fiel, worauf ihm der Kalif die Flüssigkeit zur Stärkung reichte.
Daraufhin verwandelte sich der missgünstige Wesir in eine Assel, doch fand er vor der Gnade Allahs Obhut bei seinem sanften Herrn, dem Kalifen, der ein Herz für das vielbeinige Insekt hatte.“
„Scheherazad, welch’ wunderbare Geschichten Du mir zu erzählen weißt. Doch vermag ich mich nicht des Eindrucks zu erwehren, dass Du diese gelegentlich stark zu kürzen verstehst. Mir wäre es lieber, Du würdest Sie mir in ihrer ganzen Schönheit offenbaren.“
„O Herr der Zeit, dies ist mir nicht gegeben. Nur einer vermag dies zu tun, doch der ist bereits verstorben.“
„Hat er Dir zu seinen Lebzeiten Kunde von dem treulosen Großwesir gegeben ?“
„Nein, oh barmherziges Licht der Gläubigen. Ich habe durch einen Kaufmann Kenntnis erlangt. Der kehrte mit einer Karawane aus dem Okzident zurück und verkaufte wundersame Papyrusrollen, bemalt mit fremden Zeichen und Bildern. Es gelang mir diese zu entziffern.“
„So sind dies Geschichten der Ungläubigen ?“
Zeichner: Jean Tabary
„Ja, mein Gebieter, der eine, Jean Tabary, zeichnete diese wundervollen Erzählungen. Er ward 1930 in einem fernen Land, Schweden genannt, geboren, hatte Geschwister ohne Zahl wovon zwei, Pierre und Jacques den selben Beruf wie er erwählten. Obwohl fern von der Heimat geboren, ward er Angehöriger des Frankenreichs.
Im Jahre 1956 nach Zählung der Ungläubigen wurden seine Zeichnungen erstmals in größerem Rahmen bekannt. Eine wöchentliche Sammlung von Papyrus-Blättern, Vaillant genannt, erschien mit seinen Geschichten um die Jungen Richard und Charlie.
1958 folgten Erzählungen, die von Totoche (Toto/Ehapa) handelten, einem vorlauten Jungen, der andere, gleichen Schlages anführt.
Im gleichen Jahr ersann er die Abenteuer der zwei Dummköpfe Grabadu et Gabaliouchtou.
Und 1959 Geschichten um die Familie Hautympan, erschienen in dem Papyrusband Pierrot, später in Rallye-Jeunesse, oh, was für seltsame Wörter man im Okzident doch hat.
1960 erdreistete er sich gar, für Pilote, was immer das sein mag, die Abenteuer eines Vagabunden Valentin le Vagadond aufzuzeichnen (zunächst nach Geschichten von Goscinny, dann erfand er diese selbst), ein Tunichgut, der die Natur liebt, aber keiner Arbeit nachgeht. Allah strafte den Landstreicher, indem er ihn in jeder Geschichte ein Unheil schickte!
Die Geschichten von denen ich Euch erzählte ersann er gemeinsam mit Goscinny im Jahre 1961 für Record, wieder eines dieser okzidentalen Wörter, ab 1968 für Pilote.
Als Goscinny verstarb, setzte Tabary die Geschichten um den Großwesir alleine fort.
Weitere seiner Erzählungen handeln von Luc et Laura für Nous les garçons et les filles aus dem Jahr 1963 und von Corinne et Jeannot (Sebastian und Isabelle/Rate Mal Comics #3 Pabel Verlag), zwei Kinder aus der Bande von Totoche, aus dem Jahre 1966.
1979 entschloss sich Tabary, seine Geschichten ohne Mittler seinen Bewunderern weiterzugeben und gründete die Éditions Tabary.
In den 1990er Jahren schuf er dann sogar bewegte Bilder für etwas, das der Okzident Zeichentrickfilm und Fernsehen nennt. Hierfür ersann er eigene Figuren, nutzte aber auch seine bekannteste, Isnogud.
1999 versuchte er es mit einem eigenen Bund Papyrusblätter, nannte dies Le magazine de Corinne et Jeannot, doch fehlte es ihm an Lesern.
Das Leben des Anderen, Goscinny genannt, wurde schon zweimal im Comicforum, Allah schütze uns vor diesem Scheitanszeug, veröffentlicht. Lasset mich dennoch die befremdlich klingenden Worte wiedergeben wie sie geschrieben:
Szenario: René Goscinny
René Goscinny wurde am 14. August 1926 in Paris geboren und verbrachte seine Jugendjahre in Buenos Aires, nachdem seine Eltern 1928 nach Argentinien gezogen waren. Schon in der Grundschule erwachte sein Interesse an Comics und Zeichnen, aber niemand nahm von dieser Leidenschaft ernsthaft Kenntnis. Als sein Vater gestorben war, ging er im Oktober 1945 nach New York und lief mit seiner Zeichenmappe vergeblich die Verleger ab. Nach Ableistung seines Wehrdienstes, versuchte er sein Glück erneut bei zahllosen New Yorker Verlagen und Werbeagenturen, doch niemand erkannte sein Talent. Als typischer self-made man verrichtete Goscinny die verschiedensten Tätigkeiten, bevor er Harvey Kurtzman kennen lernte, den zukünftigen Schöpfer von Mad , und zusammen mit Jack Davis, Willy Elder u.a. in dessen Studio arbeitete.
Anfang 1950 lernte er Maurice de Bevère (Künstlername: Morris) kennen, und etliche Monate später beschloss er, sein Glück in Belgien zu versuchen, wo er innerhalb kurzer Zeit einer der besten Texter wurde. Seine ersten Erfolge waren Lucky Luke, ein sympathischer Westernheld, den Morris Jahre zuvor geschaffen hatte, und die Bücher mit dem kleinen Jungen Nicolas (Der kleine Nick), der eine Figur Sempés war und von diesem gezeichnet wurde. Ihnen folgten Signor Spaghetti für Attanasio, Oumpah-Pah (Umpah-Pah/Ehapa) für Albert Uderzo und weitere Szenarios für Jijé, Macherot, Tibet und viele andere Künstler.
In der zweiten Hälfte des Jahres 1958 kam Goscinny bei einigen Verlagen auf die "schwarze Liste", als er sich bemühte, für Comic-Agenturen gewisse Rechtsgrundlagen zu schaffen. Er kümmerte sich jedoch nicht darum und gründete mit Jean-Michel Charlier, Jean Hebrard und Albert Uderzo zwei Gesellschaften, eine für Comics und eine für Werbung. Im Oktober 1959 hob diese Gruppe Pilote aus der Taufe, ein Wochenmagazin, das später an den Verlag Dargaud verkauft wurde. Herausgeber und "Seele" von Pilote war bis 1974 Goscinny selbst, der dafür mit Albert Uderzo Asterix schuf, den wohl erfolgreichsten französischen Comic-Helden aller Zeiten, ohne dabei die Zusammenarbeit mit anderen Zeichnern zu vernachlässigen: Mit Cabu gestaltete er Potachologie, mit Gotlib - Dingodossier und mit Tabary - Iznogoud (Isnogud/Ehapa).
Der gescheiterte Zeichner Goscinny hat somit viel für den französischen Comic – und für Comics allgemein – geleistet. Von André Malraux, dem damaligen Kulturminister, wurde er 1967 zum "Ritter der Künste und Wissenschaft" ernannt. Ein Herzinfarkt setzte seinem Leben am 5. November 1977 ein vorzeitiges Ende.
Hier noch zwei französische Links zur Serie:
- offizielle Site
- inoffizielle Site
ENDE
[Wunschtitel - Künstler-Bio + Inhaltsangabe: felix da cat]
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